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brdürfnissen nur sorafältia gearbeitete und. mit zweckentsprechenden Berschlußvorrichtunaen ver sehene Reisekvrbe zu verwenden. Bei Reise körben. welche nicht mit eisernen Deckelschlirßen versehen sind, gehört zu einem ordentlichen Ver schlüsse ein eiserner Stab, welcher durch beide Orsen des Korbe» durchgeschoben und an dem einen ringförmigen Ende mit einem Vorlege schloß versehen wird. Die solchergestalt mit nur einem Vorlegeschloß versehenen Reikekörbe sind gegen unbefugtes Oeffneu besser gesichert, als Diejenigen, welche mittelst zweier direkt in die Oese gehangener Vorlegeschlösser verschlossen werden; die aus Geflecht gefertigten Deckelschließen geben oft derart nach, daß sich ein Durchdrücken. der Vorlegekchlösser, namentlich wenn solche ver- hältnißmäßig klein sind, leicht bewirken läßt. Reisekörbe überhaupt, welche nur mit einer Deckel schließe versehen sind, oder deren Deckel aufge bogen werden kann, sollten nur bei dauerhafter kreuzweiserVrrschnürung zurBeförderung gelangen. — Auf allen größeren Bahnhöfen sollen vom nächsten Frühjahr ab laut Verfügung dev EisrnbahnverwaltungensogenanntefahrbareBüffets eingrführt werden, um den Reisenden z. B. während.des kurzen Zug-AufenthalteS Gelegen heit zu geben, Erfrischungsmittel einzunehmen. — Alle Militärpflichtigen, welche ihrer Anmeldepflicht zur Stammrolle bis jetzt noch nicht genügt haben, machen wir darauf aufmerk-- sam, daß die hierfür gesetzte Frist am 1. Februar abläuft. — Die 3. Quote der zu den Uebungen ein berufenen Reservisten und Landwehr traf am 29. d. in den verschiedenen Garnisonsorten ein und aller Orten herrschte dadurch ein regeres Leben. Ein kleinerer Theil der Mannschaften benutzte wiederum die fahrplanmäßigen Personenzüge, die größeren Massen dagegen wurden mit Sonder zügen befördert. — Neulich ergangener Anordnung zufolge soll die zweite Hälfte der Schuldotation auf 1890 in der Zeit vom 5. bis 20. Februar zur Auszahlung kommen, und zwar soll dieselbe von den Ortssteuereinnahmen, welche am 1. Februar den ersten Termin der Grundsteuer zu erheben haben, verlagsweise ausgezahlt werden, wenn deren Bestände dazu ausreichen, anderenfalls vom der betreffenden Bezirkssteuereinnahme. — Die 2. Klasse der 119. Kgl. sächsischen Landes-Lotterie wird den 9. und 10.Februar 1891 gezogen. Die Erneuerung der Loose ist nach § 5 der dem Plane zu dieser Lotterie an gefügten allgemeinen Bestimmungen spätestens vor Ablauf des 31. Januar 1891 bei dem Kollekteur, dessen Name und Wohnort auf dem Loose ausgedruckt und aufgestempelt ist, zu bewirken. — Ein für unsere Hausfrauen interessanter Rechtsfall ist dieser Tage vor dem Amtsgericht in Berlin entschieden worden. Die Köchin eines Kaufmanns hatte ihren Brodherrn aus „Inne haltung eines Theiles ihres Quartalslohnes" verklagt. Derselbe machte geltend, daß daS Mädchen ihm beim Abwaschen werthvollen Por zellans mehrere Stücke desselben zerschlagen habe, die die Höhe der innebehaltenen Summe bei Weitem überträfen; seine Frau habe dem Mäd chen wiederholt Vorstellungen über das nach lässige Hantiren mit Geschirr, Porzellan u. s. w._ gemacht, bis er schließlich, da dies nichts ge fruchtet, dem Dienstboten Abzüge am Lohn ge macht habe. Dagegen wendete das Mädchen em, daß derartige Gehaltsabzüge „beim Miethen" nicht ausgemacht seien und sie das Geschirr nicht böswillig, sondern bei der ihr aufgetragenen Ar beit zerbrochen habe. Demgemäß erkannte auch der Richter und ordnete die Heranszahlung des abgezogenen Lohnes an, weil er annahm, daß es sonst in der That einer diesbezüglichen Ab machung „beim Miethen" bedurft hätte. DieDurchführungderobligatorischen Trichinen schau ist in Sachsen gut von Statten gegangen, die Revision der Trichinenschauer ist vielfach den Bezirksthierärzten übertragen. Nach den Mit- theilungen, welche Letzteren von den Trichinen beschauern, bezw. den Gemeindevorständen gemacht, worden sind, sind im Jahre 1889 160 trichinöse Schweine aufgefunden worden, dies macht bei einer Anzahl von 712,232 Schlachtungen von Schweinen einen Prozentgehalt von 0,02 oder 1 : 4451. Der Rasse nach gehörten von den trichinösen Schweine« 104 der Landrasse, 6 den englischen Rassen, 40 den KreuzungSprodukten, 4 den Meißner Schweinen, 2 den Elbschweinen,. 1 der Bakonver-Rasse, 3 der galizischen Rasse an. Dem Alter nach waren 142 bis zu einem. Jahre, 17 1—2 Jahre, 1 mehr als 2 Jahre alt. In Bezug auf Herkunft waren, soweit «ne Ermittelung möglich war, 15 in Sachsen geboren und gemästet, 80 im Ausland« (weitau» vor- Pagen und die Schloßwache bildeten, entwickelte sich nunmehr die eigentliche GratulationSkour. Reichskanzler von Caprivi, vom Kaiser durch herzlichen Händedruck begrüßt, eröffnete dieselbe. Ihm folgten, geführt von ihrem Doyen, dem Grafen de Launay, sämmtliche Botschafter, welchen der Kaiser in liebenswürdigster Weise die Hand schüttelte. Die Mitglieder der Ge sandtschaften schloffen sich an. Dann eröffneten den militärischen Theil des Zuge» Graf Moltke, Graf Blumenthal und Generaloberst von Pape, denen der Kaiser gleichfalls die Hand reichte. Die vom Staatsminister von Bötticher ange führten Minister, die Generalstabsärzte der Armee und die Geh. RegierungSräthe bildeten den folgenden Theil. Als der greise Graf Dohna eintrat, ging der Kaiser auf ihn zu und schüttelte ihm die Hand. Herr vr. Hinzpeter, welcher ebenfalls durch einen Händedruck ausge zeichnet wurde, beugte sich nieder und küßte dem Kaiser die Hand. Als die vom General superintendent Brückner geleitete Geistlichkeit ein trat, schritt der Kaiser auf vr. Dryauder zu und begrüßte ihn in sehr «armer Weise. Die Abordnungen der verschiedenen Leibregimenter schlossen endlich den glänzenden Zug, dessen volle Entwickelung ungefähr ein« halbe Stunde in Anspruch nahm. Die GratulationSkour war be endet, der Kaiser unterhielt sich noch kurze Zeit mit den Fürstlichkeiten und verließ dann am Arme der Kaiserin mit seinem Gefolge den Saal. Eine ganz besondere Ueberraschung hatte der Kaiser für seine Gäste auf dem Gange durch den Weißen Saal zur Kapelle. Unter dem Bilde der Kaiser - Proklamation stand in zwei Gliedern die Schloßgarde-Kompagnie, in die die zu der selben kommandirten Liuien-Offiziere eingetreten waren, gegenüber vor den beiden neuen Thron sesseln hatten die Leibpagen des Kaisers Auf stellung genommen. Es war eine Viertelstunde vor der zum Gottesdienst festgesetzten Zeit, als das in der Diplomatenloge ausgestellte Koslcck- sche Quartett eine Fanfare schmetterte. Der Kommandeur der Schloßgarde, Oberstlieutenant von Kessel, kommandirte „Stillgestanden!" Unter Vorantritt der Pagen, der Hofchargen und des großen Dienstes betrat der Kaiser den Saal; er führte die Kaiserin Friedrich, welche ganz in graue Seide gekleidet war. Als zweites Paar folgte der König Albert von Sachsen mit der regierenden Kaiserin. Dieselbe trug ein wunder volles Kleid von Goldbrokat mit Schleppe von bläulich grünem Sammet, dazu ein Diadem mit blauer Feder und die Kette zum Schwarzen Adler. Nach ihnen trat der Großherzog von Sachien in großer Generalsuniform mit der Großherzogin Marie von Mecklenburg ein, deren Toilette aus braunem Sammet bestand. Es folgten der Großherzog von Oldenburg mit der Prinzessin Heinrich, diese in perlgrauer Robe, der Herzog von Genua mit der Prinzessin Friedrich Karl, welche in eine kostbare olivefarbige Atlas- robe gekleidet war, Erzherzog Eugen mit der Prinzessin Albrecht, deren Toilette stahlblaue Farbe hatte, Prinz Georg von Sachsen mit der Herzogin Friedrich Ferdinand von Schleswig, Prinz Heinrich mit der Erbprinzessin von Meiningen, Prinz Albrecht mit der Prinzessin Margarethe, Prinz Alexander mit der Erb- prinzesstn Reuß u. s. w. Am Throne angelangt, machte der Kaiser Halt, trat sodann mitten in den Saal und richtete an die Schloßgarde folgende Worte: „Meine treuen alten Freunde! Ihr habt manchen heißen Tag mitgefochten unter meinem Vater und unter meinem Großvater. Als Belohnung dafür habe ich beschlossen. daß Ihr den Rest Eures Lebens damit zubringen sollt, in meinem Schlosse die Wache zu über nehmen. Als ein Zeichen meiner besonderen Würdigung verleihe ich der Kompagnie eine Fahne, derjenigen nachgebildet, welche die alte Schloßgarde unter König Friedrich II. geführt hat, die jedoch von schnöder Feindeshand weg gerafft worden ist. Sie sei Euch ein Zeichen meiner Gnade, eine Erinnerung an die großen Thaten, ein Sinnbild der Tapferkeit und meiner Huld. Und somit übergebe ich Euch die Fahne!" Unter präsentirtcm Gewehr der Kompagnie wurde die Fahne, von zwei Offizieren begleitet, in den Saal gebracht und nahm vor dem rechten Flügel der Kompagnie Aufstellung, senkte sich vor dem Kaiser und hob sich dann wieder. Nunmehr salutirte Oberstlieutenant v. Kessel vor der Front mit dem Sponton, lüftete den feder besetzten ÄHt und dankte dem Kaiser in ehr erbietigen Worten für die Verleihung der Fahne; die Kompagnie gelobe Treue bis in den Tod und die Empfindung der Dankbarkeit bringe sie in dem Rufe zum Ausdruck: „Se. Majestät Kaiser Wilhelm II. lebe hoch!" Unter präsen- Deutsches Reich. Se. Majestät der König und Ihre königl. Hoheiten der Prinz Georg, die Prinzen Johann Georg und Max sind am Mittwoch von Berlin nach Dresden wieder zurückgekehrt. Dresden, 29. Januar. Zu dem gestrigen Kammerball im Kgl. Residcnzschlosse waren über 300 Einladungen ergangen. An demselben nahmen u. A. Se. Maj. der König, Ihre Kgl. Hoheiten Prinz Georg und Prinzessin Mathilde, das diplomatische CorpS und die Minister theil. — II. MM. der König und die Königin werden Sonntag, den 1. Februar, Nachmittags, nach Leipzig abreisen. Nach den bisher getroffenen Anordnungen wird Se. Maj. der König während seines Aufenthaltes in Leipzig, vom 1. bis 5. Febr. die Universitätsvorlesungen der Herren Professoren vr. Rietschel, vr. Ludwig, vr. Brentano, vr. Buhl, vr. Socin, vr. Curschmann, , vr. Kirchner und vr. Hauck besuchen. Iss. Bischofswerda. Wie in den meisten Städten unsres Vaterlandes, soll auch in unsrer Stadt und ihrer Umgebung eine Petition an den deutschen Reichstag gegen die Wiederzulassung des Jesuiten-OrdenS im deutschen Reiche zur Unterschrift in Bewegung gesetzt werden. Da es gilt, dem mächtigsten Feinde des Protestantismus und des religiösen Friedens die Thür verschlossen zu halten, steht zu erwarten, daß diese Petition zahlreiche Unterschriften wie anderwärts so auch hier finde» wird. Das sogenannte Jesuitengesetz lautet in Z 1: „Der Orden und die Gesellschaft Jesu und die ihm verwandten Orden und ordens ähnlichen Conaregationen sind von dem Gebiete des deutschen Reiches ausgeschlossen. Die Er richtung von Niederlassungen derselben ist unter sagt." Diese Bestimmung, deren Aufhebung die Zentrumspartei im Reichstag beantragt hat, gilt es, aufrecht zu erhalten. Bischofswerda, 29. Jan. Der Militär verein feierte vorigen Dienstag in dem Saale des Schützenhauses den Geburtstag Sr. Majestät unseres Kaisers Wilhelm II., welche Festlichkeit ganz besonders noch dadurch an Bedeutung ge wann, daß dem Verein nach nunmehr 30jährigem Bestehen ein kaiserlicher Fahnenschmuck, bestehend in Nagel und Schleife, durch den Bezirksvorsteher Herrn Winter in Bautzen übergeben, beziehungs weise an der Fahne befestigt wurde. Diese Feier wurde durch die Anwesenheit der Spitzen der Königlichen und städtischen Behörden, der Kirche, der hiesigen Reserve- und Landwehroffiziere, Mitglieder beider städtischer Kollegien und anderer Ehrengäste ausgezeichnet. Der Vereinsvorstand, Herr Schockiert, verbreitete sich in markiger Rede über die Feier dieses Doppelfestes und gab schließlich der unverbrüchlichen Treue, Liebe und Verehrung gegen Kaiser, König und Reich in echt patriotischer Weise Ausdruck durch ein drei maliges Hoch, in welches, wie in die darauf von unserem braven Stadtmusikchor intonirte „Sachsenhymne" die Festversammlung begeistert einstimmte. Herr Bczirksvorsteher Winter aus Bautzen hob bei Ueberreichung des Fahnenschmucks die Vorzüge des hiesigen Militärvereins hervor, welcher des kaiserlichen Fahnenschmuckes würdig sei, warnte aber auch davor, sich nicht beeinflussen zu lassen von dem giftigen Hauche der sogenannten Umsturzpartei, daß vielmehr der Verein seine ihm von so vielen Seiten entgegen gebrachten großen Sympathien durch eine treue, loyale Haltung sich auch ferner erhalten möge. Mit dem Motto „Deutschland, Deutschland über Alles" befestigte Herr Winter die kaiserlichen Geschenke. Herr Schachert verlas ein an den Kaiser abgesandtes Dank-Telegramm und der Militärgesangverein stimmte als Schluß der offiziellen feierlichen Hand lung das Kaiserlied an. Daß die frohe Feststimmung bis zum Schluffe des darauffolgenden, erst in der frühen Morgenstunde endenden Balles in ungestörter Weise fortbestanden, bedarf wohl kaum erst einer besonderen Erwähnung. ES war ein wahrhaft schönes Fest. Bischofswerda, 30. Januar. Zur Ver meidung von Unannehmlichkeiten empfiehlt eS sich, zur Verpackung und Beförderung von Reise- Der fSchfffche «rzShler. «kette». tirtem Gewehr schritt der Kaiser die Front ent lang und wandte sich dann wieder den Fürst lichen Personen zu, worauf der Zug sich m die Kapelle begab. Die große ParolrquSgobe erfolgte 'Mittags 12 Uhr im Beisein des gesummten Offizierkorps der Garnison im Paradeanzua im Lilythofe des Zeughauses. Die Kommanvantur hatte zu diesem Zweck eine eigene AusstrllungSskizze auS- grgeben, in welcher der Ort der Ausstellung für das Offizierkorps jede« Regimentes verzeichnet war.