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er sächsische Lrzahk Wochenblatt fSr Bischofswerda, Stolpe« v«d Umgegend Amtsblatt der Kgl. Amtshaiiptmaimschast, der Kgl. SchMs-eetioa u. des Kgl. HasMeuemmtes zu Bautzeu, sowie des Kgl. Amtsgerichts uud des Stodtraihes zu Bischosswerda. Diese Zeitschrift erscheint wöchentlich zwet Mal, I Bestellungen «erden bei allen Postanstaltrn Anferatt, welche in diesem Blatte die wetteste «nbntttmg Mittwochs und «mmwde*»», und kostet einschließlich I des deutschen Reiches, sür Bischosswerda und Umgegend finden, werden bi» Dienstag und Freitag früh v Ukr der Sonnabend» erscheinenden „belletristische« Veilige" I in der Expedition diese» Blatte» angenommen. angenommen und kostet die dreigespaltene LorpuSzeile 10,Pf., vierteljtthrlich 1 Mar» 5» Pf. Einzelne Nummer 10 Pf. > Eech»«H»»ler»tUfter^2«H,«««ch. unter „Eingesandt" 20Ps. «eringster Jnseratenbetrag 2d Pf. Wgnr. H auf den „sächsischen Erzähler" für die Monate Febimar und März werden zu dem Preise von 1 Mark in der Expedition vHH dieses Blattes, sowie von unseren Zeitungsboten angenommen. Inserate O finden Vortheilhafte Verbreitung. Die Expedition des „sächf. Erzählers." H8. August 1868 angedrohte Strafe des dreifache» Betrages der Steuer nach sich. Stadtrath Bischofswerda, am 28. Januar 1891. Sinz Freitag, den 6. Februar 1891, Vormittags LV Uhr, Hollen im »Illular 253 fichtene Stämme von 12 bis 1b om. Mittelstärke und 11 bis 18 m Länge 214 „ „ „ 16 „ 19 „ „ „ 14 „ 21 „ „ 77 „ „ „ 20 „ 23 „ „ „ 15 „ 22 „ „ 285 fichtene Klötzer i 131 kieferne „ s von 13 bis 27 om. Oberstärke und 3,5 bis 4,5 m Länge, 134 tannene „ welche Stäinmc und Klötzer sämmtlich auf dem Holzschlag in Abth. 1 (an der Schmöllner Grenze) aufbereitet sind und vorher daselbst besichtigt werden können, im Wege des Meistgcbots verkauft werden, was hierdurch bekannt gemacht wird mit dem Bemerken, daß unser Rathssörster Herr Zimmermaua jede etwa erforderte Auskunft zu ertheilcn beauftragt ist. Stadtrath Bischofswerda, am 29. Januar 1891. .Ginz L. Hohenzollcrnhauses geschmückt sind, während die Bockdecke bald ans blauem oder rothem Sammet, bald aus gelbem oder violettem Tuch mit reichster Wappenstickerei besteht, fesseln eben so sehr wie die reich gallonirten, geradezu mit Silber inkrustirten Diener, deren Kopf der Drei master mit dem wehenden Fcderbusch schmückt. Man sucht zu errathen, wer im Innern der Kutschen sitzt, aber es hält ungemein schwer, denn die Herrschaften lehnen sich tief zu den seidengesteppten Rückwänden zurück, um den neu gierigen Blicken der Menge zu entgehen. Man erkennt den Prinzen und die Prinzessin Albrecht, die Kaiserin Friedrich, die Erbprinzessin von Meiningen, diese mit einem großen Strauß weißer Blumen in Händen, die Prinzessin Friedrich Karl, den Prinzen Georg, den Prinzen Heinrich nebst Gemahlin und, in einem schlichten Zweispänner sitzend, den greisen Feldmarschall Moltke. Die Mannschaften der Neuen Wache traten fortwährend unter Gewehr und der Wirbel des Tambours mischt sich mit den Hochrufen der lieben Jugend. Es ist ein berückendes Bild, welches, mag es auch oftmals geboten werden, immer aus's Neue das Auge gefangen nimmt, zumal wenn auf diesem Prunk und Glanz der Auffahrt die Sonne ruht und ihre Strahlen sogar auf die goldbestickten und ordensbesäeten Uniformen der Wageninsassen wirft. Den Hofkarossen folgt ein langer Korso, in welchem sogar die Droschken erster und zweiter Klasse nicht fehlen. Generale, Räthe der ersten Rangklasfen, Kammerherren, Mitglieder deS diplomatischen Korps, Gesandte und Botschafter, die Präsidenten des Landtags und des Reichs tags, zahlreiche Fürstlichkeiten ziehen vorüber. Bom Schloß herab klingt ein feierliches Geläute. DaS Musikkorps der Garde-Kürassiere, prächtige Gestalten in weißen Röcken und blanken Stahl helmen, ist bereits im Schloßhof versammelt — in wenigen Minuten beginnt oben in der Kapelle der Gottesdienst, die Auffahrt aber hat ihr Ende erreicht. Die ersten Glückwünsche überbrachte dem Kaiser die erlauchte Gemahlin, die vom lebenden Glück« ihrer sechs Söhne umgeben war. Diesen Gratu lanten folgten als solche die in Berlin eingetroffenen Fürstlichkeiten und die Mitglieder der Königlichen Familie. Als Festgabe erhielt der Kaiser von seiner hohen Gemahl n ein Gemälde, eine norwegi sche Landschaft darstellend. Die Geberin und Bestellerin einer anderen Malerei ist die Schwester des Kaisers, Prinzeß Charlotte von Meiningen. Die hohe Frau bestimmte, daß die- Geschenk ein dreitheiliger Ofenschirm werden solle, in dessen schmiedeeisernes Gestell sich Felder von Leder einfügen. Der Künstler (b-ide Bilder sind von dem Marinemaler Saltzman» ausgeführt) nun hat seine Aufgabe; ^«se Flächen zu dekvriren, in überaus geistvoller und humoristischer Weise gelöst; das Mittelfeld stellt ein Schiff dar, welches die Kaiserflagge trägt, es giebt Salut schüsse ab und Dampswolken umhüllen dasselbe. DaS Feld zur Rechten zeigt als Bewohner des Meeres schöne Nixen, welche ob des Schießen erschrocken und wißbcgierieg aus dem nassen Element an die Oberfläche kommen; zur Linken sieht man Neptun, den Beherrscher der Ozeane, in gleicher Erregung; räthfelhafte eiserne Körper - Torpedos genannt — sind im Innern seine- Reiches seßhaft geworden und werden von dem Meergott als Steine des Anstoßes und Ärger nisses betrachtet. Im Schlosse begannen inzwischen die Vorbe reitungen zu der Gratulationskour. Die Schloß garde behielt ihren Platz; an den Portalm nahmen Gardes du Corps, in den Treppengängen und vor dem Throubaldachin, unter welchen zwei Sessel gestellt wurden, dagegen Pagen Aufstellung. Auf der linken Galerie stand das Musikchor deS 1. Garde-RegimentS z. F. und gegenüber an der Kapellenseite Herr KomyiervirtuoS KoSleck mit dem Berliner Bläserbund, der mit schmetternden Fanfaren den Eintritt HeS Hofe- ankündigte. Einzeln hintereinander schreitende Pagen, sowie sämmtliche Hofchargen eröffneten den Zug. Bor. dem Portal küßte der Kaiser seiner erlauchten Mutter die Hand und die Wangen, worauf die Kaiserin Friedrich sich verabschiedete. Nun trat der Kaiser m't seiner Gemahlin vor den Thron baldachin und blieb hier stehen. Den recht befindlichen Herrscher umgaben die Großherzogin Marie von Mecklenburg, die Prinzessinnen Alice von Hessen, Heinrich, Friedrich Karl, die Erb prinzessin von Sachsen-Meiningen und andere Fürstlichkeiten. Die Kaiserin, die ein hellgraue- kurzschleppigeS Atla-kleid mit weißem AtlaSeinsatz angelegt hatte und einen kleinen Hellen Hut mit Federbcsatz trug, war mit zahlreichen Orden ge schmückt. Die hohe Frau, deren frische-, blühende- Au-sehen allgemeine Freude erregte, nahm in Ge meinschaft mit dem Könige von Sachsen, den Großherzögen von Sachsen-Weimar und Olden burg, dem Prinzen Georg von Sachsen, dem Erzherzog Eugen, dem Herzog von Genua, dm Prinzen Heinrich und Albrecht und den übrigen Fürstlichkeiten vor dem Thronbaldachin zur Linken de» Kaiser- Aufstellung. Bor einem glänzenden Spalter, welche- die Hofchargrn, dir Kaisers Geburtstag in Berlin. Ein blauer, wolkenloser Himmel, von dem die Sonne in ihrer Pracht auf das geschmückte Berlin herniedcrschaute, der erste frühlingswarme Tag seit Monaten bildeten die sroh begrüßte 7und kaum erhoffte Begleit-Erscheinung des Geburts^ tags des Kaisers. Unter diesem Zauber gewann die Stadt ein völlig verändertes Ansehen. Flaggenschmuck, der sich vor drohender Unbill zurückgezogen hätte, wagte sich srohgemuth heraus, von den Zinnen der Häuser wehten die Fahnen im Winde, sic hingen aus den Fenstern und flankirten die Eingänge zu den Läden, in auffallend großer Zahl, viel allgemeiner, als wie eS in früheren Jahren geschehe». Die Farben aller Nationen waren vertreten, das Schwarz- Weiß-Roth erhielt eine häufige Unterbrechung durch das Grün-Weiß-Roth Italiens, das Schwarz-Gelb Oesterreichs, die Sterne und Streifen der Union, kaum eine Nation, die nicht mitfeierte, selbst der große rothe Riesenpunkt in mitten der weißen Fahne bezeugte die Theilnahme der in Berlin ansässigen Chinesen. In bemerkens- werther Weise trat der Schmuck der Schaufenster hervor. Man hat es gelernt, selbst die zum täglichen Gebrauch und zum Verkauf bestimmten Gegenstände durch kunstsinniges Arrangiren in den Dienst des Gedankens zu stellen, der den Tag beherrschte. Natürlich sind die Blumen händler und die kunstindustriellen Geschäfte darin bevorzugt. Aber auch sonst ergab sich aus der Verbindung von Stoffen, Büsten, Blumen, Lichten ein erfreuliches Gesammtbild. DaS Publikum hielt all diesen Verlockungen gegenüber nicht Stand. ES kam in großen Massen heraus und wollte die dichtgedrängten Straßen auf und ab, wie an einem völlig arbeitsfreien Tage. In < dm Hauptverkehrsadern kam e-sogarzu Stockungen. Natürlich stellte die Schuljugend und das weib liche Element das stärkste Kontingent. Die erstere chatte einen schulfreien Tag und ließ sich die Ge- -legenheit nach Schluß der Schulfeiern zu sehen und zu bewundern nicht entgehen. Gegen r/,10 Uhr kamen die ersten Gefährte heran; schnellen Trabes zogen sie durch die von reitenden Schutzleuten frei gemachte Gasse zu den Portalen deS Schlosse» dahm. Mehr al- zwanzig Hofkarossen waren zu zählen. DaS sUberbrschlagene Geschirr der stolzen Pferde, die fein« braune oder -laue Lackirung der breiten und hoch gebauten, auf mächtigen Federn ruhenden Wagenkasten, deren Ecken mit silbernen Kronen und deren -- Schläge mit dem groß gemalten Wappen de»