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NM wurden. Go hat sich di« Z gliedrr nicht nur nicht vermindert, sondern allein lm Jahre 1889 um68S vermehrt, darunter 10S erwachsene Täuflinge. Im Jpli 1890 waren auf 18 Stationen und 5 Außeaplätzen zusammen 35 Ehepaare, 4 ledige Brüder und 3 ledige Schwestern im MissionSdienste thätig. Wie auf« reibend die Missionsthätigkcit in dem für Euro päer fast unerträglichen Klima dieses Landes ist, geht daraus hervor, daß von 1735—1882 nicht weniger als 87 Brüder und 43 Schwestern ihr Leben im Dienste der dortigen Mission gelassen haben. Eine Zeit lang war der Gesundheitsstand erfreulich. Das letzte Jahr aber brachte wiederum eine Krankheitswelle über das Land: 2 Brüder und 2 Schwestern wurden mitten aus der Arbeit durch den Tod hinweggenommen. Da- Borgehen der Herrnhuter ist vorbildlich für die evangelische Kirche überhaupt, wie für unsere Landeskirche in Sonderheit, auch hier gilt es, den veränderten Verhältnissen Rechnung zu tragen, die übergroßen Parochien zu zertheilen, neue Gemeinden zu gründen, die seelsorgerischen Kräfte zu vermehren und die Gemeindeglieder durch HauSväter-Ver- bände, Familienabende und dergl. noch mehr als bisher an der Lösung der kirchlichen Aufgaben in der Gegenwart zu betheiligen. Die christliche Barmherzigkeit, das Erbarmen mit den Seelen, das nach einem Ausspruch der Elisabeth Frey, der Bahnbrecherin auf dem Gebiete der inneren Mission, die Seele aller. Barmherzigkeit ist und sein muß, wird auch hier den Sieg davontragen, wie dort auf dem Gebiete der äußeren Mission. Das Erbarmen mit den Seelen wird auch in unserer Landeskirche der äußeren Mission mehr und mehr die Wege ebnen und einen größeren Eifer für die Ausbreitung des Reiches Gottes unter den Aermsten der Armen, den armen Heiden, erwecken, woran es in einem großen Theile unserer landeskirchlichen Gemeinden leider noch immer fehlt. Unsere kolonialen Erwerbungen und Be strebungen in Afrika und Australien haben uns auch hier vor neue, große Aufgaben gestellt. Die römisch-katholische Kirche macht sich eifrig an die Lösung dieser Aufgaben; wenn in den evangelischen Gemeinden nicht bald ein größeres Verständniß und ein größerer Eifer für die Sache der Mission, die mehr und mehr zu einer vater ländischen Sache geworden ist, erwacht, wird die römische Kirche bald die evangelische Kirche auch auf diesem Gebiete überflügelt haben. WaS uns noth thut und allein uns helfen kann, ist die christliche Barmherzigkeit, das Erbarmen mit den armen Seelen. Ihr allein ist kein Opfer zu groß, ihr allein aber ist auch, wie die oben angeführten Thatsachen aus der Arbeit der Brüdergemeinde beweisen, der Sieg gewiß. — 12. Jan. Am Mittwoch den 4. Februar (nicht am 20. Januar) findet im Hotel zur goldnen Sonne der zweite Familienabend des hiesigen Gebirgsvereins statt. Der Abend verspricht sehr genußreich zu werden, da daS Konzert von 30 Mann der Bautzner Regiments kapelle ausgeführt wird. Dem Konzert schließt sich ein festlicher Ball mit Cotillon an. — Unfälle infolge von Gasausströmungen gehören hier glücklicherweise zu den Seltenheiten, es lassen sich aber Rohrbrüche trotz sorgfältiger Beobachtung des Gasrohrnetzes seitens der Gasanstalts-Verwaltung nicht gänzlich verhüten. Bei gelinder Witterung, d. h. so lange der Erd boden durchlässig ist, haben Gasentweichungen nichts Bedenkliches, da das Gas in die Luft austritt und der Rohrdesekt infolge des Geruches sehr bald bemerkt wird. Anders bei Frost. DaS Gas geht unter der gefrorenen Erddecke weiter und gelangt auf diese Weise leicht in eine Haus- schlcuße und auf diesem Wege in das HauS selbst. Zur Vermeidung von Verunglückungen ist es erforderlich, daß der betreffende Raum, in welchem Gasgeruch bemerkt wird, durch Oeffnen von Thür und Fenstern sofort reichlich gelüstet und derselbe nicht mit Licht betreten wird. Hauptsächlich aber ist eS nöthig, daß ungesäumt der Gasanstalt durch Boten Nachricht gegeben wird, von wo aus sür sofortige Abstellung Sorge getragen werden wird. , — Die Marschverpflegung für die Truppen, welche jährlich festgesetzt wird, beträgt für das Jahr 1891 pro Mann und Tag 85 Pfennige für die volle Verpflegung, 5 Pfennige mehr al» im Vorjahr. Für die Mittagskost allein werden mit Brod 43 Pfennige, ohne Brod 38 Pfennige, für die Abendkost allein mit Brod 26 Pfennige, ohne Brod 21 Pfennige und für die Morarnkost allein mit Brod 16, ohne Brod 11. Pfennige gewährt. Außerdem wird für jeden «inquartirten Soldaten, gleichviel ob er mit oder ohne Ber« Pflegung liegt, der Servis je nach seiner Charge gewährt. ein und nehme nun, «ine Bohne groß, gntz» reine» Schweinefett odn Olivenöl, verreibe die» tüchtig in den Händen mit dem Seifenschaum und spül« die Hände ab. Man erhält dadurch eine weiche geschmeidige Laut, ohne daß man fettige Hände behält, mit denen man, wenn man z. B. Goldcreame oder Glvcerin für sich allein verwendet, jeden damit berührten Gegenstand beschmutzen würde. — (Fälschung der MuSkatblüthr.) Den Kolonialwaarenhändlern ist bei Einkauf von gepulverter Muskatblüthe eine besondere Vorsicht anzurathen. Es kommt eine Sorte dieses Ge würzes in den Handel, welche nach dem Gut achten dsS Gerichtschemikers vr. Bein in Berlin etwa 70 Prozent einer fast wrrthlosen Masse, Pulver von sogenannter „Bombay-MaciS", ent hält. Es ist gegen eine ganze Anzahl Händler, welche dies verfälschte Gewürz feilhieltrn, Anklage wegen Vergehens gegen daS Nahrungsmittelgesetz erhoben worden. — Mit dem Januar treten auch die Ball vergnügungen mehr in den Vordergrund, der Frieden des Hauses wird durch die Tanz lust der jungen Welt arg gefährdet. Auch die theure Gattin bekundet eine unheilvolle Neigung zu Anzapfungen, die sich zu erst in verschämter Form zeigt, allmählich aber einen immer be drohlicheren Charakter annimmt. Der schüchterne Hinweis des besorgten Gemahls auf den be schränkten Etat, die theurcn Fleischpreise und den schlechten Geschäftsgang wird durch das Versprechen einer späteren riesigen Sparsamkeit glänzend abgefertigt und dem Bestürzten sodann ein Katalog der unentbehrlichsten Toilettenbedürf nisse unterbreitet, dessen Länge seine schlimmsten Befürchtungen weit übertrifft. Die Frau Ge mahlin hat wieder einmal „nichts anzuziehen", denn die „alte Fahne" vom vorigen Winter kann sie unmöglich am Gesellschaftsabend eines der vornehmsten Vereine tragen. Irgend .eine Kleinigkeit um den Arm oder um den Hals muß man doch auch haben. Wenn eine gütliche Aus einandersetzung mit der Herrin des HauseS er folgt ist, naben die Söhne und Töchter, um auf das gute Herz de» PapaS einen regelrechten Sturmlauf zu beginnen und ihn schließlich zur Kapitulation zu zwingen. Als Kehrbild der Medaille kann man dje Verhältnisse einer armen Familie vorführen, woselbst zwar auch der Ver gnügungsetat seine Rolle spielt, aber die Sorge um die täglichen Bedürfnisse alles andere in den Hintergrund drängt. Mit derselben Dringlichkeit und stürmischen Begehrlichkeit wünscht hier die Frau vom Hause einige warme Kleidungsstücke für die Kinder, wo dort im Hause der Begüter ten vielleicht eine Seidenrobe oder ein neuer Schmuck als „unbedingt nothwendig" gefordert wird. Wenn in solchen Stunden heftiger Aus einandersetzung, in denen sich die Frau Gemahlin „höchst unglücklich" fühlt, wenn ihr eine solche „nothwendige" Ausgabe trotz Thränen und Be- redtsamkeit nicht bewilligt wird, der Blick dieser vom Schicksal begünstigten in die Hütte» der Armuth und des Elends fallen könnte, so würde vielleicht manches harte Wort, mancher Aus bruch des Zornes und ein großes Maaß von Mißmuth nicht entstehen und an dessen Stelle ganz entgegengesetzte Gefühle und Regungen Platz greifen. — Es wird darauf aufmerksam gemacht, daß Arbeitgeber auch solche Personen bei der Alters und Invalidenversicherung zu versichern haben, welche von ihnen keinen Lohn beziehen, z. B. Gastwirthe ihre Kellner, wenn die letzteren nur auf Trinkgelder angewiesen sind. Der Arbeit geber kann in solchen Fällen, da er den Leuten kein Geld zahlt, diesen natürlich auch nicht den halben Beitrag abziehen, hat vielmehr den ganzen Beitrag aus seiner Tasche zu entrichten. — (Das neue Gesetz über die JnvaliditätS- und Alters-Versicherung.) Eine Darlegung in Gesprächsform sür Jedermann. Verfaßt von Max Hallbauer, A. S. Landgerichtsdirektor. 58. bi» 62. Tausend. Ausgabe für Sachsen. Leipzig, Verlag von Albert Berger (Serig'sche Buchhand lung), 1890. 72 Seiten. 8». Preis 60 Pf., in Partien 50—30 Pf. Trotzdem es fast eine Uebersülle von Erläuterungsschriften zu dem Invalidität»- und AlterSperstcherungSgesetze giebt, hat die vorstehend« Hallbauer'sche Arbeit doch einen so außergewöhnlichen Absatz und m den verschiedensten Thrilen Deutschland» ein« so west gehende, mehrfach sogar durch amtliche Empfehlung unterstützte Verbreitung erlangt, daß sich Im Laufe von drei Monate» drei Auflagen mit zu- 1889. Die Einnahmen au» dem Personenverkehr find fortdauernd steigende. Pari», 12. Januar. Der vormalige Seine präfekt Baron HauSmann ist heute Nacht an den Folgen eines Schlaganfall» gestorben. New-Uork, 10. Januar. Nach Telegramm . aus RuShville dürste eS in dem Gebiete de» JndianeraufstandeS in allernächster Zeit zu einem entscheidenden Kampfe kommen. Die Frauen und Familien der Offiziere von Pineridge wurden gestern Abend nach dem Osten in Sicher heit gebracht. Sachsen. Dresden, 12. Januar. Der Herr Geh. Finanzrath vr. v. Koerner hat sich gestern nach Wien begeben, um als Vertreter der sächsischen Staatsregierung an den daselbst heute wieder aufgenommenen Verhandlungen über den deutsch österreichischen Handelsvertrag theilzunehmen. Ueber die Ernennung deS jetzigen Vorstandes des Ministeriums deS Auswärtigen, Herrn Don Metzsch, zum Minister des Innern wird jetzt aus Dresden geschrieben: dieselbe sei bereits erfolgt, die amtliche Bekanntmachung der Er nennung, sowie ihr Inkrafttreten werde jedoch erst am 31. Januar geschehen, für welchen Tag der bisherige Minister des Innern, Herr V.Nostitz-Wallwitz, um seine Entlassung gebeten hat. Bischofswerda. Von welchem Erfolge die christliche Barmherzigkeit auf dem Gebiete der Mission begleitet, wie ihr in der That der Sieg auch über die größten Hindernisse gegeben ist, zeigt ein Blick auf die Thätigkeit der Herrn huter Brüdergemeinde in Surinam. Surinam ist der Name des holländischen Theiles von Guiana in Südamerika vöm 1.—6. " nördlicher Breite gelegen. Das Klima ist tropisch. Zu Paramaribo beträgt die Mittelwärme des Jahres 25,5 ", des Winters -s- 25,z ", pxz Sommers -s-25,i". Paramaribo (so genannt nach einem Lord Parham, dem Karl II. das Land an der Surinam schenkte, kurze Zeit ehe es holländisch wurde), die Hauptstadt des Landes, liegt am linken Ufer der Surinam, 3*/z Meilen von deren Mündung in den Atlantischen Ocean und hat 17—18 Tausend Einwohner. Es ist regelmäßig angelegt, mit breiten, meist rechtwinkelig sich kreuzenden Straßen, welche reinlich, mit Muschel sand bedeckt und auf beiden Seiten mit Orangen- und anderen Bäumen bepflanzt, zum Theil auch von Schifffahrtskanälen in der Mitte durchzogen sind. Soweit der Anbau reicht, der aber nur einen kleinen Theil des Gebiets, etwa 10 ^Meilen, hauptsächlich am unteren Ufer der Surinam umfaßt, ist das Land einem Garten ähnlich, von blühenden Pflanzungen bedeckt und von zahl reichen Kanälen durchschnitten, der übrige Theil Wird meist von Urwald bedeckt. Die Haupt produkte bestehen in Zucker, Kaffee, Baumwolle und Kakao. In diesem Lande fingen im Jahre 1735 die Missionare der Brüdergemeinde ihre Arbeit an den Negersklaven, die in den Plantagen arbeiteten und unter den Buschnegern, den Nach kommen von entflohenen Sklaven, die sich im Urwald unter eigenen Häuptlingen gesammelt hatten, mit gutem Erfolge an. Diese freundlichen Weißen, ganz anders als die reichen Plantagen besitzer, gewannen das Vertrauen der armen heidnischen Sklaven, um deren Seelenheil sich bis dahin Niemand gekümmert hatte, ebenso wie das der wieder ganz verwilderten Buschneger. So ist eS gekommen, daß jetzt die Zahl der Herrnhuter in Surinam 26,759 beträgt, d. h. über die Hälfte aller Einwohner des Landes. Eine große Gefahr für diese Gemeinden brachte die am 1. Juli 1863 erfolgte Emanzipation oder Freilassung der Negersklaven mit sich. Der Tag der Befreiung wurde mit wahrem Dank und großer Freude in guter Ordnung gefeiert. Zehn Jahre lang mußten sich die Neger noch durch Arbeitskontrakte vermieden, an wen sie wollten. Mit der vollen Freizügigkeit aber im Jahre 1873 schien sich auch das kirchliche Band, das sie mit ihren bisherigen Lehrern und Seelsorgern verband, lockern, wenn nicht gar lösen zu wollen. Viele zogen in die Stadt, um leichtere Arbeit zu finden und arbeiteten da so wenig al« mög lich, andere pachteten eigene Felder, um nur für ihren Unterhalt zu sorgen, noch andere zogen mit Weib und Kind in den Urwald oder verließen wohl gar ihre Familien. Mit großer Weisheit und vieler Milde ist die Leitung der Herrnhuter Brüdergemeinde den Gefahren, die diese Verhält nisse mit sich brachten, begegnet. Die zu großen Gemeinden wurden getheilt, neue Kirchen erbaut, die seelsorgerischen Kräfte vermehrt, neue Sta tionen errichtet und eine Art KirchenvorstandS- 4Ordnung gegeben, durch welche die christlichen Meger selbst an der Gemeindeleitung betheiligt