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Seit dem letzten BerbandStage hatte der Gewerbe verein Meißen Erhebungen, die Handhabung der gesetzlichen Bestimmungen über den gewerblichen Verkehr an Sonn- und Festtagen betreffend, an gestellt. Gemäß des von dem Vertreter dieses Vereins erstatteten Berichtes und gestellten An- trage- wurde beschlossen, von weiteren Schritten in Vieser Angelegenheit abzusehen. — Sodann befaßte sich der Verein mit dem Hausirhandel, und wie auf den früheren VerbandStagen wurde auch auf diesem von den Vertretern der Lausitz und des Gebirges der Hausirhandel für gewisse ge werbliche Erzeugnisse als unentbehrlich bezeichnet. Der von dem Vertreter von Meißen gestellte Antrag, an geeigneter Stelle-ein Gesuch emzureichen, das Hausiren mit nicht selbstgefertigten Maaren un bedingt zu verbieten und die zuständigen Behörden anzuweisen, bei Ausstellung der Hausirscheine Nachweis über, die Selbstverfertigung zu erfordern, wurde durch Mehrheitsbeschluß angenommen. — In Bezug auf Uebelstände im Patentwesen er stattet« der Patentanwalt Sack aus Leipzig einen Vortrag, szu welchem der VerbandStag beschloß, geeigneten Orts zu ersuchen, das Patent-Gesetz dahin abzuändern, daß bei widerrechtlicher Patent anmeldung im Einspruchswege dem rechtmäßigen Erfinder das Patent zugesprochen, daß ferner für die Dauer der ersten fünf Patentjahre eine niedrige und gleichmäßig bleibende Jahressteuer cingeführt werde und erst vom fünften Jahre an eine Erhöhung der Patentsteuer eintrete. — Als VerbandS-Borort wurde der Gewerbeverein Zittau wieder und als nächster Versammlungsort im Jahre 1891 die Stadt Stollberg gewählt. 8 Der Brauerbund in Freiberg, der älteste Sachsens, feiert 1891 das 50jährige Jubiläum. — Ein Mühlenbesitzer zu Oschatz wurde in dem Augenblicke vom Blitz erschlagen, als er ein Fenster schließen wollte. Oschatz, 14. Mai. In dem benachbarten Dorfe Merkwitz hat bei einem heftigen Gewitter am letzten Sonnabend der Blitz eine Scheune zerstört, sowie ein Pferd und vier Ochsen getödtet. Mylau i. B., 14. Mai. Heute Nachmittag ging über unseren Ort ein Wolkenbruch nieder. Das Wasser steht durchschnittlich 2 Meter über den Straßen; die Fabriken sind sämmtlich unter Wasser. Ueber vorgekommene Ungkücksfälle ver lautet noch nichts Bestimmtes. Amtlich wird die Behauptung, die vielerwähnte Tochter des Gendarmen Günther in Schneeberg sei ermordet worden, als unrichtig bezeichnet. Es liege lediglich Verunglückung vor. Freiberg, 15. Mai. Wie heute hier ange- kommenc Reisende berichteten, steht die Papier fabrik Grunau bei Roßwein, welche vor einigen Jahren erst neu erbaut worden und zur Nossener Papierfabrik zugehörig ist, gegenwärtig in Hellen Flammen. Ueber die Entstehungsursache ist zur Zeit noch nichts bekannt. Oberwiesenthal, 13. Mai. Mit dem heutigen Tage hat der Bau des Aussichtsthurmes auf dem Fichtelberge begonnen; möge derselbe ungehindert von Statten gehen. Am Montag früh ^6 ist eine schon längst unterminirte riesige Steinwand in dem bei dem großen Bruchhause in der Herrenleithe gelegenen Förster'schen Steinbruche hinter Copitz, deren Hohlmachung bereits einen Kostenaufwand von circa 11,000 Mk. verursacht hatte, glücklich zum Niedergange gelangt. Die Wand war 48 Meter lang, 42 Meter hoch und 12*/, Meter tief, und beziffert sich nunmehr das disponibel gewordene Bruchmaterial an schönem viclgesuchtem weißen Stein auf circa 21,000 Kubikmtr., im Schätzungs- werthe von etwa 80,000 Mark. . (Fortuna'S Launen.) Wenn man Jahre lang m der Lotterie spielt und nichts gewinnt, so ist dies sicherlich sehr ärgerlich, wenn man aber die Nummer, welche mit dem „großen Loose" herauskommt, wenige Stunden vor der Ziehung verkauft, so ist dies noch viel ärgerlicher. Dieses ganz besondere Pech hatte am vergangenen Sonnabend Vormittag ein Mann, welcher ein Zehntel der Nummer 3453, auf welche bekannt lich das „Große" fiel, auf dem AugustuSplatz in Leipzig wie saures Bier auSbot, ohne dafür Abnehmer zu finden. Kurze Zeit darauf wurde er dasselbe in einer nahe gelegenen Restauration an einen aus Baiern zugereisten Meßbesucher los, der nunmehr die darauf entfallenden eirca 42,000 Mk. schmunzelnd einstreicht. Als zweiter DiaconuS an der Reudnitzer MarcuSkirche bei Leipzig ist Herr Pastor Ahner, z. Z. in Miltitzbei Meißen, gewählt worden. Zwickau, 14. Mai. Der Streik der hiesigen Maurer und Zimmerer dauert fort, und zwar ohne Störung der öffentlichen Ordnung. Auch gestern zog ein Trupp von 150—200 stteikeader Arbeiter durch die Straßen der Stadt, erregte «ichen Inhalt» (geschichtlicher Aufsatz des Herrn Dr. Vlochwitz: „Die Wettiner und ihre Länder" nebst Kursächstschem Wappen in llfachem Farben druck, und 2 Regententafeln, 40 Blatt Abbildungen de» FestzugS von Prof. Donadini und anderen Künstlern, da» amtliche Festprogramm u. s. w.) wird diese Festschrift den Zuschauern de« Fest zug» große Dienste leisten. Die zinkoaraphische Herstellung der Abbildungen ist seitens derMein- hold'schen Hofbuchdruckerei bereits im Gange, sodaß die Festschrift (Preis 1 Mark) in Kurzem erscheinen kann. E» ist Sorge getragen, daß die Festschrift in allen Buchhandlungen gleichzeitig erscheint; auch wird sie im Colportagewege ver trieben. Auch einer starken Nachfrage wird Ge nüge geleistet werden, doch wird eS gut fein, die Bestellungen rechtzeitig aufzugeben. Zu dem HuldigungSzuge beim Wettiner Lubiläum haben auch die bei sämmtlichen Awtshauptmannschaften — innerhalb der Kreis- hauptmannschaft Dresden — angestellten fiska lischen Straßenwärter eine Abordnung von 100 Theilnchmern angemeldet. Die Straßenwärter wollen in ihrer kleidsamen und schmucken Uniform sowohl den in den Städten ihrer Bezirke zu veran staltenden Jubels-Festzügen sich anschließen, wie auch dem Huldigungszuge in Dresden sich ein reihen, um dadurch ihre treue Anhänglichkeit an das HauS Wettin auch kundgeben zu können. Dresden, 16. Mai. Die hiesige Handels und Gewerbekammer sprach sich für die Beibe- haltuny der zollfreien Einfuhr böhmischen Brodes im kleinen Grenzverkehr aus und befürwortete ein Gesuch deutscher Eigaretten-Fabrikanten wegen Erhöhung des Zolles auf Cigaretten von 2 M. 70 Pf. auf 10 M. pro Kilo gleich 1000 Stück. Hainichen, 13. Mai. Nachdem gestern eine Vorversammlung stattgefunden hatte, über welche wir in voriger Nummer bereits berichteten, wurde heute der Verbandstag der Sächsischen Gewerbe- und Handwerker-Vereine eröffnet. Der selbe war von 84 stimmführenden Vertretern und einer größeren Anzahl anderer Mitglieder der dem Verbände angehörigen Vereine besucht; außerdem waren auf demselben vertreten sämmt- liche Handels- und Gewerbekammern des König reichs Sachsen, der königl. Gewerbeschulinspector Herr Enke aus Dresden und die städtischen Be hörden, Namens welcher Herr Bürgermeister Friedel die Theilnehmer de« Verbandstages herz lichst bewillkommnete. Den ersten Verathungs- gegenstand bildete die Betheiligung des Verbandes an der Wettinjubiläumsfeier. Infolge der bereits früher in Dresden abgehaltenen Abgeordneten- Versammlung und der von den einzelnen Vereinen abgegebenen Erklärungen wird Sr. Majestät dem Könige eine bronzene Gedenktafel überreicht werden, deren Kosten, soweit eine bestimmt fest gestellte Summe überschritten werden sollte, der Gewerbeverein Dresden übernommen hat. Nach den Beschlüssen des Verbandstages soll die vom Verband gewährleistete Summe, soweit sie nicht durch die nach Kopfbeiträgen berechneten Antheile der einzelnen Vereine gedeckt wird, aus der Ver bandskasse getragen werden. Die Vorsitzenden der Vereine: Gewerbeverein Dresden, Hand werkerverein Dresden, Polytechnische Gesellschaft Leipzig, Handwerkerverein Chemnitz und Gewerbe verein Zittau wurden mit Ueberreichung der Ge denktafel beauftragt. Weiter wurde auf den von dem Handwerkerverein Dresden gestellten Antrag beschlossen, eine Wettinstiftung zur Hebung des Gewerbe- und Handwerkerstandes, namentlich zur Beihilfe für Fachschulen zu begründen, den Grundstock durch freiwillige Beiträge zu beschaffen und den Verbaudsvorort mit der Verwaltung zu beauftragen. Eine sofort veranstaltete Sammlung ergab bereits namhafte Beiträge und bewilligte die Polytechnische Gesellschaft Leipzig allein einen solchen in der Höhe von 1000 Mk. — Ueber das Submissionsverfahren hatte der Vorort Zittau seit dem letzten Verbandstage eingehende Erhebungen angestellt und sich vielfach mit der Handels- und Gcwerbekammer Zittau in Ver nehmung gesetzt. Im Anschluß an die hierüber ausgefertigte, den einzelnen Vereinen mitgetheilte Denkschrift machte sich der Verbandstag nun dahin schlüssig, dem Vorgehen der Handels- und Gewerbekammer Zittau, einen Gegenbericht betreffs der Regelung des staatlichen Submissionswesens an das Königliche Ministerium des Innern zu richten, zuzustnnmen und die von dem Königlich vreußischen Minister der öffentlichen Arbeiten durch Erlaß vom 17. Juli 1885 bekannt gemachten Bestimmungen über Lieferungen und Leistungen für den Staat als durchaus zweck entsprechend anzuerkennen, ferner die gedachte Handels- und Gewerbekammer zu ersuchen, bei dem K. Ministerium des Innern wegen Nnführung dieser Bestimmungen vorstellig zu werden. — dadurch aber nur die Mißbilligung^etWrM,«- leute. Die Lohnforderung der Bauleute bttnige 35 Pf. Mindestlohn aus 1 Stund« für «Ke. auch für die Mindestleistenden. Sie bleutet für- manchen erst auSgelernten Gesellen ein Mehr- von 13—14 Pf. für die Stunde. Bei nur 5 Pf. Lohnerhöhung würde beispielsweise ein hiesigem Meister wöchentlich über 2000 Mark mehr Lohn zu zahlen haben. Da aber bei Abschluß der Bauausführungen eine solche Lohnforderung der Gesellen nicht in'» Auge gefaßt war, so würden die Baumeister, wenn sie dem Verlangen der unzufriedenen Gesellen nachgeben wollten, schwere Schädigungen erleiden. Zwickau, 15. Mai. Aus zwei hiesigen Kohlenwerken sind die Belegschaften wegen Lohn aufbesserung vorstellig geworden. Morgen findet eine öffentliche Bergarbeiter-Versammlung statt. Wenn man die seit Bestehen der Bank bis Ende 1888 bei der Königlichen Altersrentenbank zu Dresden (Landhaus, König Johannstraße) von im Königreich Sachsen wohnhaften Personen be wirkten Einlagen in der Weise trennt, daß man die in der Hauptstadt wohnenden Versicherten den in der Provinz sich aufhaltenden gegenüber stellt, so ergeben sich 8666 Einlagen für die Stadt Dresden und 28,452 Einlagen für die übrigen Gegenden Sachsens. Letztere sind vor zugsweise der Bank durch die über ganz Sachsen verbreiteten Agenturen zugeführt worden. Es ist eine erfreuliche Thatsache, daß mehrere Agen turen an ihrem monatlichen Einsendungstage stets fortgesetzte Einlagen für dieselben Versicher ten, wenn auch in kleineren Beträgen bringen. Denn das ist ja die wesentliche Ausgabe der Altersrentenbank, durch Annahme von regel mäßig fortgesetzten, bis zu einer Mark herab gehenden Beiträgen ihren Versicherten eine ver- hältnißmäßig große Altersrente zu verschaffen. Durch monatliche, vom 20. Lebensjahre ab be ginnende bis zu Ende des 50. Lebensjahres fort gesetzte Einlagen von 1 Mk. wird z. B. nach Vollendung des 60. Lebensjahres eine lebens längliche Rente von 140 Mk. 56 Pf. erworben, wenn die Einzahlungen mit Verzicht, von 85 Mk. 75 Pf., wenn sie mit Vorbehalt des Capitals erfolgten. Im letzteren Falle wird auch noch die eingezahlte Summe von 372 Mk. nach dem Tode des Versicherten ungekürzt zurückgegeben. Die Allgemeine BrandversicherungS-Gesell schaft sächsischer Lehrer veröffentlicht soeben ihren Jahresbericht. Nach diesem bestehen innerhalb des Vereins 99 Bezirke, die sich über gan^ Sachsen ansbreiteten. Die Gesellschaft hatte im vergangenen Jahre eine Einnahme von 61,329 Mk. und eine Ausgabe von 10,036 Mk., sodaß, ein Vermögensbestand in Höhe von 51,292 Mk. vorhanden ist. Der Reservefonds hat eine Höhe von 71,323 Mk. erreicht. Im Jahre 1888 sind in die Allgemeine BrandversicherungS-Gesellschaft sächsischer Lehrer 418 neue Mitglieder mit 1,552,820 Mk. Versicherungssumme eingetrcren, 199 Mitglieder verlängerten ihre Versicherungen (1,148,680 Mk.) und 322 Mitglieder erhöhten ihre Versicherungssumme um 614,120 Mk. Nach Abzug der durch Tod u. s. w. aus der Gesell schaft Ausgeschiedenen ergab sich am Schluffe des Jahres ein Bestand von 5884 Mitgliedern mit 27,469,220 Mk. Versicherungssumme. Die Mitglieder zahlen für 100 Mk. Versicherung 3 Pfennige in Classe I, 4*/, Pfennige in Classe II und 7>/z Pfennige in Classe m. Reichscommissar Hauptmann Wißmann wird demnächst zum Major befördert werden. Es heißt, der Kaiser habe Herrn Wißmann bereits bei der Abschiedsaudienz dieses Avancement in Aussicht gestellt, sobald die militärischen Streit kräfte in Ostafrika organisirt und aufgestellt sein, würden. Berlin, 16. Mai. Der Magistrat richtete eine dringende Vorlage an die Stadtverordneten, worin er anläßlich der am Dienstag Vormittags erfolgenden Ankunft des Königs von Italien die Stadtverordneten ersucht, zum Schmuck Ater Straßen, welche der König passirt, 150,000 M. zu bewilligen. Der Magistrat erklärt, er wünsche damit der ehrerbietigen Sympathie für den hohen Freund des Kaisers Ausdruck zu geben. Berlin, 16. Der Reichstag ertheilte zu dem Bericht der ReichSschulden-Tommiffion erörterungS- los Decharge, erledigte eine Reihe von Petittonen nach den Commissionsbeschlüssen und verwies die Petition betreffend die Beseitigung der Beschrän- ding des Kaffee-Terminhandels an den ReichS- canzler zur Erwägung. Abg. Woermann hatte den bezüglichen Antrag ganz entschitt>en bekächpft- — Morgen 12 Uhr: dritte Lesung M MMs Entwurf», betreffend die Versicherung.