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chsfStverda, de« S. Aebruar 188V Zur Berufswahl an« Geschästs-Uebernahme Zahntechniker. Einem hochgeehrten Publikum von Stach« und Umgegend die ergebenste Anzeige, daß ich den Gasthof «evst Fleischerei des Herrn Georg Zimmermann in Stach« vom 1. Februar an pachtweise übernommen habe und bitte das geehrte "Publikum mein Unternehmen güstigst unterstützen zu wollen. Stacha, im Januar 1889. Die im Jahre 1866 gegründete Anstalt be zweckt ein gründliches Studium sämmtlicher Fächer der Weberei, unter besonderer Berücksich tigung der Baumwollen- und Leincnwaaren- Fabrikatiou. Neben dem theoretischen Unterrichte wird ein ganz besonderer. Werth auf die Praxis gelegt. Die Dauer des TageScurseS ist 1 Jahr (von Ostern bis zu Ostern) und beginnt der nächste Montag, den 2Y. April d. I. Das Schulgeld beträgt für Schüler aus Sachsen 60 Mark, Nichtsachsen 150 Mark und ist dasselbe zur Hochachtungsvoll Emil Gneatz, Fleischer. Gleichzeitig empfehle von Sonnabend, als den 2. Februar, an, sowie alle Wochen ffrischgeschlachtetes Rind- und Schweinefleisch, Speck, Schmeer, Lala, Wurst M^Mjaen Beachtung. D. O. zueignen, und jene Geistesschärfe, die befähigt, alle sich bietenden rechtmäßigen Vortheile schnell wahrzunehmen. Wenn die Mittel der Eltern und die Fähigkeiten der Knaben nur eine Halb- bildung auf wissenschaftlichem Gebiete zulassen, muß in den allermeisten Fällen ebensogut auf den KausmannSstand wie auf den Gelehrtenstand verzichtet werden. Für die geschäftliche Laufbahn ist bei den jetzigen Verhältnissen, bei dem scharfen Wettbewerb auf allen Gebieten, nur der Klügste und Tüchtigste eben klug und tüchtig genug. Vernünftige Eltern werden natürlich nicht erst jetzt in letzter Stunde anfangen, an die Wahl des Berufs für ihre Söhne zu denken, sondern die Fähigkeiten und Neigungen ihrer Kinder schon lange vorher im Stillen beobachtet und geprüft haben. Sie werden aber gerade in der jetzigen schweren Zeit sich davor hüten müssen, den noch un erfahrenen Knaben die Wahl des Berufes völlig frei zu stellen, sondern ihnen die Licht- und Schatten seiten der verschiedenen Berufszweige vor Augen führen, jede Ueberschätzung der eigenen Fähig keiten ebenso energisch abweisen wie die Unter schätzung der zu bewältigenden Schwierigkeiten. Gerade an die Familien, die solche Söhne haben, welche jetzt von der Sekunda höherer Schulen kommen und an alle Diejenigen, deren Söhne die Volksschulen besuchen,- ergeht in der Zeitschrift „Volkswohl" die wohlgemeinte War nung, vorsichtig zu sein in der Berufswahl, da mit sie nicht aus Abneigung vor dem Handwerk und der Handarbeit ihren Söhnen ein Unglück- liches Loos bereiten. „Das Handwerk", heißt es in dem erwähnten Aufsatz, „hat immer noch einen goldenen Boden, wenn cs auch auf einzelnen Gebieten durch die Macht des Dampfes, durch die fabrikmäßige Herstellung der meisten Bedarfs artikel zurückgcdrängt worden ist. Der Hand werksbetrieb ist die Vorbereitung zum Fabrik betrieb. Eine große Zahl der Fabrikanten ist aus dem Handwerkerstand hervorgegangen und jeder ist seines Glückes Schmied. Lasset also Eure Söhne das Handwerk und'die Handarbeit nicht verachten und verachtet sie selbst nicht. Schon beginnt man selbst in ländlichen bäuer lichen Kreisen die Handarbeit zu verachten, und wenn sich bisher solche Verächter vorzugsweise dem Militärdienst widmen, um als ausgediente Unteroffiziere Civilanstellung im Staats- oder Gemeindedienst zu erlangen, so ist dies im Inte resse unseres Heeres noch günstig; aber wenn dieAechtung der Handarbeit sich weiterverbreiten sollte und auch der Bauernsohn nur ein Kauf mann oder ein Untcrbeamter werden möchte, dann wachsen mit der Ueberfttllung der Anwärter auf Kaufmanns- oder Unterbeamtenstellen nur die Unzufriedenen, die nicht aus Uebcrzcngung, sondern lediglich aus Unzufriedenheit den Um stürzlern sich gesellen. Also Vorsicht und Be scheidenheit, Achtung vor der Hände Arbeit und Rücksichtnahme auf die körperliche» und geistigen Anlagen bei der bevorstehenden Beru»swahl, und sie wird den Familien wie den Söhnen und unserm ganzen Vaterland zum Segen gereichen!" In der Zeit zwischen Neujahr und Ostern tritt alljährlich an zahlreiche Familien die ernste Sorge heran, für ihre Söhne, welche Ostern confirmirt werden oder die Schule verlassen, die richtige Wahl des Berufes zu tresfen. Die Lösung dieser Frage ist schwer, gleichviel, ob die Söhne aus der Volksschule kommen, oder mit der Berechtigung für. den einjährig-freiwilligen Militärdienst eine höhere Schule verlassen, oder auch eine höhere Schule absolvirt haben. Bei den Letzteren ist das Ziel freilich nicht unklar, sondern längst in's Auge gefaßt; diese jungen Leute sind vorher schon für den Gelehrten-, Be amten- oder Offiziersstand bestimmt. Trotzdem scheint ihre Zukunft deshalb keineswegs gesichert, denn von Jahr zu Jahr mehren sich die Klagen wegen Ueberfüllung aller Fächer, für welche höhere Studien erforderlich sind. Der Vater, welcher vor etwa vier bis fünf Jahren seinen Sohn, der damals in der Tertia des Gymnasiums laß, zum Juristen bestimmte, frägt sich heute voll banger Sorge, ob er es durchsetzen wird, den Sohn studiren zu lassen und dann noch zehn bis zwölf Jahre zu erhalten, da früher auf eine An stellung schwer zu rechnen ist. Mancher Vater, welcher seinem Sohne den Wunsch erfüllte, ihn Forstmann werden zu lassen, empfindet ein leises Grauen, seitdem er den Erlaß des preußischen Ministers für Landwirthschaft gelesen, indem den Eltern solcher Forstelevcn zugemuthet wird, die selben etwa 19 Jahre zu erhalten, bis sie eine Oberförsterci bekommen können. So peinlich der artige Gedanken für manchen Vater sein mögen, tröstet denselben doch das Bewußtsein, daß für die Söhne, die später als Gelehrte, Beamte oder Offiziere ihr Auskommen finden sollen, zwar langjährige große Opfer gebracht werden müssen, daß man aber dann hoffen darf, den Sohn später zu den geachtetsten Staatsbürgern zählen zu sehen, welche dem Staat, dem Volke und dem Vater lande mit Auszeichnung zu dienen Gelegenheit haben. Dem schweren Einsatz steht also, Be gabung, Fleiß und Ausdauer vorausgesetzt, immer hin ein erheblicher Gewinn gegenüber, der es be greiflich macht, wenn sich so viele Eltern die größten Entbehrungen aufcrlegen, um ihrem be gabten Sohne eine so glänzende Laufbahn zu eröffnen. Fast schwerere Sorgen noch bereitet die Be rufswahl-denjenigen Eltern, die ihre Söhne zu Ostern mit der Berechtigung zum einjährig-frei- willigen Militärdienst von der Schule zurück erhalten, wenn der Vater nicht ein Landwirth, Industrieller oder Kaufmann ist und den Sohn zum Nachfolger in seinem eigenen Berufe bestimmt hat. Aus den zahlreichen jungen Leuten, die wit dem „Berechtigungsschein" die Schule ver lassen, rekrutiren sich zumeist die Lehrlinge der Großhandlungen und Bankhäuser, aber einer ge sicherten Zukunft gehen sie keineswegs entgegen. Das muß ihnen selbst klar werden, wenn sie lesen, wie große kaufmännische Vereine (u. A. in Frankfurt a. M.) geradezu davor warnen, das Kaufmanns-Proletariat, die große Zahl der stellen losen Commis, zu vermehren, wenn diese Vereine veröffentlichen, daß infolge des die Nachfrage weit übersteigenden Angebots zahlreiche Commis froh sind, eine Portierstelle zu erlangen, andere ober, um in ihrem eigentlichen Fach thätig zu sein, sich mit ganz geringen Löhnen begnügen. Man kann bei der heutige« Geschäftslage, wo der Kampf um's Dasein mit den schärfsten Waffen geführt wird, nicht dringend genug davor warnen, mäßig begabte Knaben dem Geschäftsleben zuzu führen. Die kaufmännische Laufbahn erfordert heute nicht nur einen hohen Grad von allgemeiner Bildung, Habe, um Hälfte beim Eintritt in die Anstalt, der Rest zu Beginn des zweiten Halbjahre« zu entrichten. Die Anstalt steht unter Oberaufsicht der hohen Königl. Staatsregierung, welche derselben in jeder Weise ihre Unterstützung angedeihen läßt. Die geschäftliche Leitung bewirkt der Vor stand des hiesigen Webschulverein». Der Unter richt wird ertheilt von 3 Lehrer» und einem Webmeister. Zu Michaeli wird den Schülern über Verhalten, Fleiß und Fortschritte ein Zeugniß ausgestellt, ebenso erhält jeder Schüler, welcher den vollen Cursus absolvirt, einAbgangS- zeugniß. Von der hohen Königl. StaatSregirrung hat die Anstalt die Berechtigung erhalten, die Schüler, welche noch sortbildungSpflichtig sind und die Webschule mit Erfolg besucht haben, vom weiteren Besuche der Fortbildungsschule zu befreien. Der Unterricht im Tagescurse zerfällt in: Practische Weberei, Musterzcrlegung, Bindungslehre, Werkzeuglehre, Lehre von den Webmaterialien, Fachrcchnen, Linear- und Freihandzeichnen, Patronenzeichnen, Deutsch in Geschäftsaufsätzen (Briefstil), Buchführung. Für die practische Weberei besitzt die Anstalt 30 verschiedene Handstühle (vom einfachsten Lein wandstuhl bis zum complicirten Brüsselerteppich stuhl) und 6 mechanische Stühle, und zwar: 1 Hattersleystuhl mit zweischützigem Revolver wechsel, 1 Hattersleystuhl mit beliebigem sechSschützigem Revolverwechsel (Ueberspringer). 1 Athertonstnhl, 1 Hodgsonstuhl mit drei Steigkästen an jeder Seite, 1 Hartmann'schen Wechselstuhl mit vier Steig kästen an jeder Seite (für Teppich u.dergl. Weberei), 1 Hattersleystuhl zum Aufbau und Zerlegen nebst dazu gehörigen Borbereitungsmaschinen. Die mechanischen Stühle werden im zweiten Halbjahr regelmäßig Vormittags durch eigene Dampfmaschine betrieben. Auf allen Stühlen werden nur Musterwaaren für die Schule ge webt und handelt es sich hier nicht nur um das gewöhnliche Hinüber- und Herüberschießen, sondern hauptsächlich um die verschiedenen Vorrichtungen und das Vorrichten der Stühle. Die Schüler haben die Garne zum Theil selbst zu treiben und zu spulen, sämmtliche Ketten zu scheeren, zu schlichten und die Stühle fertig vorzurichten, ebenso das Schlagen der Karten auf vorhandenen Kartenschlagmaschinen selbst zu besorgen. Sämmt liche Stühle werden von den Schülern im ersten Halbjahr mit Schaftvorrichtungen (Kammvorrich- tungen) im zweiten Halbjahr für Jacquard vorgerichtet. Außer dem Tagescurse bezweckt die Anstalt durch einen zweijährigen Nebencursus, in den Abendstunden und Sonntags, die Ausbildung solcher jungen Leute aus Groß-Schönau und nächste Umgegend, welche tagsüber in Geschäften und Fabriken beschäftigt sind. Im laufenden Jahre wird die Schule besucht von 51 Schülern, davon entfallen 23 Schüler auf den Tagescursus und 28 Schüler auf den NebcncursuS. Am Sonntag und Montag vor Ostern jeden JahrcS (den 14. und 15. April d. I.) findet in den Räumen der Webschule eine Ausstellung sämmtlicher Schülerarbeiten der betreffenden Curse statt und ist da Interessenten Gelegenheit gegeben, sich mit den Leistungen der Schule bekannt zu machen. Anstlitz Aue, (D. R.-Patent Nr. 43,070), , sowie alle in dieses Fach einschlagende Arbeiten werden sorgfältig ausgeführt von ikvoüvp vunkksntt,