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London, 28.October. Anläßlich der Hoch« zeitSfeierlichkeiten in Athen bringen die hiesigen Morgenblätter sehr sympathische Betrachtungen. Die„Morningpost" bemerkt, daß diese Verbindung zwischen beiden Ländern nicht ohne Rückwirkung auf die Orientsrage bleiben dürfte. England werde es stet- mit Benugthuung betrachten, wenn Deutschland seinen mäßigenden, beschwichtigenden Einfluß auf Griechenland auSübe, weil solches Wirken zur Aufrechterhaltung des europäischen Friedens beitrage. MonS, 28. Octbr. In geheimen Meetings zu Quaregnon und Dour haben die Bergleute beschlossen, noch einige Zeit hindurch bei den Bergwerksbesitzern die Schritte behufs Aufbesserung der Löhne fortzusetzen. Sollten die Bemühungen scheitern, so werde ein Generalstreik der Berg» arbeiter beschlossen. Athen, 27. October, Der zu Ehren Ihrer Majestäten des Kaisers Wilhelm und der Kaiserin Augusta Victoria gestern Abend veranstaltete Fackelzug verlief außerordentlich glänzend. An demselben nahmen die Gewerke, Corporationen und das Militär mit etwa 5000 Lampions Theil. Nachdem der Zug sich auf dem Schloßplatz auf gestellt hatte, intonirten die MusikcorpS unter unaufhörlichem Jubel vieler Tausende deutsche Lieder. Die Beleuchtung der Akropolis war prachtvoll. — Der Fremdenzudrang nach Athen ist ein außerordentlicher, der Verkehr auf den Straßen nur mit Mühe möglich. Athen, 27. October. In der griechischen Cathedrale erwarteten die Würdenträger, das Gefolge der Fürstlichkeiten, die Deputirten und Generäle um 9^/, Uhr den Brautzug. Die Kaiserin Friedrich fuhr mit dem Prinzen von Wales, die Kaiserin Augusta Victoria mit der Königin von Dänemark, Kaiser Wilhelm in Garde-du-Corps-Uniform mit dem König von Dänemark. Den Galawagen der Königin von Griechenland, worin dieselbe mit der Prinzessin- Braut saß, begleiteten reitend der König und der Kronprinz von Griechenland. In der Cathedrale fand nach griechischem Ritus die Verlobung und sodann die Trauung durch den Metropoliten Germanos statt. Nach der Trauung fand ein dreimaliger Umgang um den Altar und alsdann die Rückkehr in das Schloß statt, woselbst die Einsegnung des Ehebundes nach evangelischem Ritus in der Schloßcapelle erfolgte. Die Trau rede hielt Hofprediger Petersen, daS Gebet und den Segen sprach Oberhosprediger vr. Kögel. Nach dem die Feier schließenden Chorgesang er folgte der Einzug der Neuvermählten in das kronprinzliche Palais. Athen, 28. October. Bei der gestrigen Galatafel brachte Kaiser Wilhelm den Toast auf die griechischen Majestäten, das griechische Volk und die königliche Hauptstadt aus, welche ihm und der Kaiserin einen so glänzenden herzlichen Empfang bereiteten. Er schätze sich glücklich, daß seine Schwester Griechenland angehören werde, und sei überzeugt, daß sie in dem erlauchten griechischen Königspaare zweite Eltern finden und daß sie vom griechischen Volke mit Liebe aufgenommen werde. Brausende Hurrahs folgten dem hierauf ausgebrachten Hoch. Alsdann toastete der König von Griechenland auf die Kaiserin Friedrich. — Kaiser Wilhelm verlieh dem Ministerpräsidenten Tricupis das Großkreuz des Rothen Adlerordcns, dem Minister des AeußerenDragumis.sowiedem diesseitigenGesandten Le Maistre den Rothen Adlerorden erster Classe. — Der König von Griechenland verlieh dem Prinzen Heinrich von Preußen, dem Herzog von Mecklenburg und dem Grafen Herbert Bismarck das Großkreuz des Erlöserordens. — Morgen findet bei dem deutschen Gesandten Le Maistre rin Frühstück statt, an welchem der Kaiser theil- nimmt. Lissabon, 27. October. Der Leichenzug mit der Leiche des Königs Dom Luis bewegte sich gestern Vormittag 9'/, Uhr vom Kloster Belem nach der königlichen Gruft in der Kloster kirche San Vincente de Fort), wo derselbe um 4 Uhr Nachmittags eintraf. Dem Sarge, welcher mit Kränzen bedeckt war, folgten das officielle Gefolge und zahlreiche Abordnungen. Der Pa triarch ertheilte den Segen, nachdem der Sarg im Pantheon beigesetzt war. — Der Herzog von Edinburg konnte wegen kickten Unwohlseins den BeisetzungSseierlichkeiten nicht beiwohnen. Zanzibar, 26. Octobrr. Von den Banden, mit welchen Buschiri die Landschaft Usarama verwüstet hat, sind in den Kämpfen mit den dortigen Eingeborenen und der deutschen Schutz truppe 700 Mann erschlagen. Auf Seiten der Schutztruppe beträgt der Verlust 7 Mann, da runter kein Europäer. Stephan Ehrzibeck im Dorfe Bernbruch mit Stöcken und einer Zaunlatte gemeinschaftlich derart gemißhandelt zu haben, daß derselbe al»« bald darnach infolge der erhaltenen Verletzungen im BarmhettigkeitSstifte zu Kamenz, wohin der* selbe zur Pflege untergebracht worden, verstorben war. In der Hauptverhandluna am 25. Octbr. wurde der Angeklagte Jungnickel unter Annahme mildernder Umstände zu 3 Jahren Gefängniß- strafe verurthtilt, während bezüglich des Mitan geklagten Hantusch in Gemäßheit de» die Schuld frage verneinenden Wahrspruch» der Geschworenen dessen Freisprechung erfolgte. —Der Bäckermstr. Franz August Sieber in Bautzen war angcklagt. am 18. Juli d. I. einen ihm auferlegten OffenbarnngSeid vor dem Königl. Amtsgerichte Bautzen wissentlich wider die Wahrheit abgeleistet zu haben, wurde jedoch in der am 28. Oktober stattgefundenen Hauptverhandlung auf Grund des die Schuldfrage verneinenden Wahrspruch» der Geschworenen freigesprochen. *,* Umschau in der sächs.-preuß. Lausitz und dem Meißner Hochland, 28.October. Durch Feuer wurden vernichtet: das Ausgedinge haus deS Gutsbesitzers Neumann zu Eckersdorf; (der 5jährige Pflegesohn des Invaliden Friedrich verursachte es durch Spielen mit Streichhölzchen); die Scheune des Nahrungsbesitzers Schreck in Sawade, die vor 2 Jahren allein stehen blieb^ als 40 Gehöfte vernichtet wurden. — Ein Maurer in Görlitz siel vom Gerüste eines Neubaues und- brach ein Bein. — Dem 58jährigen Zimmermann Clemens aus Ebersdorf fiel in Löbau .ein schwerer Balken auf den Leib und verursachte seinen Tod. — Der 50jährige Weber Heinrich in Oppach verlor durch den Sturz in einen Graben und Auffall auf einen Stein sein Leben. — Der Steinbrecher Taffelt in Spremberg erlitt bei Beförderung eines größeren Steines einen Arm bruch. — Vom Schlage wurde getödtet der 35jährige Gastwirth Schreit« zu Langenöls. — Seit dem 1. October wird zu Mallmitz eine Braut vermißt.— Der Färberlehrling Neumann in Lauban ist im Queis ertrunken. — Zw Rückersdorf wurde am 18. nach Trinitatis durch Herrn Superintendent vr. Blochmann-Pirna eint Kirchenvisitation abgehalten. — Den 28. d. M. fand in Tröbigau die festliche Einholung des neuen Lehrers, Herrn Haufe aus Wilthen und Tags darauf durch Herrn Schulrath vr. Wild- Bautzen nach feierlicher Einweihung der neuer bauten vorzüglich eingerichteten Schule die feier liche Einweisung in sein Amt statt. Abschied von der Muttcrschule Schmölln und Festzug leiteten den Festtag ein, der mit einem Kinderfest, oder Kindervergnügen schloß. Kamenz. Wir machen ganz besonders darauf aufmerksam, daß der nächste hiesige Wochenmarkt bereits Mittwoch, den 30. Octsber,. abgehalten wird. Dem Vernehmen nach wird unserem Land tage eine Vorlage zugehen über Gleichstellung der Volksschullehrer in ihren Pensionsverhält nissen mit den Staatsdienern. Dresden. Zum Oberhosprediger ist von den Herren Staatsministern in 8v«ligolioi8 der bisherige Pastor an der Frauenkirche und Superintendent der Land-Ephorie Dresden, Hero Oberconsistorialrath Dr. tlrsol. Meier, designirt: worden. Diese Wahl wird ohne Zweifel allseitig Anerkennung finden. Einige Dresdner Hoflieferanten haben das disher geführte sächsische Wappen in das neue,, »ekanntlich zum Wettinjubiläum zur Kenntniß »es Publikums gebrachte Wappen umwandeln lassen. Es ist dies ein unzulässiges Verfahren, weil daS neue Wappen nur daS Hauswappev de» Fürstenstammes Wettin darstellt, keinesfalls- aber als ein officielles sächsischesKönigS-Wappen zu: »etrachten ist. Daher wird auch von den Be hörden das alte Wappen fortgeführt, was von. dem Publikum wohl zu beachten ist. Dresden, 26. Oktober. Die „Boss. Ztg." berichtet von hier: „Vor einiger Zeit wurde ge meldet, daß Berliner Geldleute wegen Umwandlung des hiesigen „Victoria-Hotels", eines Hotels ersten Range», in eine Actien-Gesellschaft mit dem Besitzer desselben unterhandelten. Der be treffende Vertrag, wonach der Unternehmerpreis 1,400,000 Mk. betragen sollte, ist dieser Tage zur Lösung gelangt, und zwar entschloß sich >r Eigenthümer zur Zahlung von 10,000 Mk^ Abstandsgeld, obwohl die Unternehmer ihren Verpflichtungen nicht nachkommen konnten, um »eSwillcn, weil in dem ohne Zuziehuna eine»— i Rechtskundigen aufgesetzten Vertrage ein bestimmtem Zeitpunkt der Ueberuahme nicht festaestellt worden. Die Hauptrolle bei diesem Handel spielte ein au»- Magdeburg stammender mittelloser Berlin " meister". ' Sachsen. Se. Majestät der König hat dem General- Adjutanten de« Kaiser», General der Cavallerie Grafen von Walders«, Chef des Generalstabe« der Armee, das Großkreuz mit dem Stern iu Gold des AlbrechtS-OrdcnS, dem Oberst-Lieute nant Rothe, AbtheilungS-Chef im Großen General stabe, daS Comthurkreuz zweiter Classe desselben Ordens und dem Rittmeister Freiherrn von Marschall L 1, suit« de» Regiments der GardeS du Corps und Zweiten Adjutanten des Chefs de« Generalstabes der Armee, da« Ritterkreuz erster Classe desselben Ordens verliehen. DaS Königl. Sächs. Ministerium des Innern erläßt folgende Verordnung, die in Umlauf be findlichen Reichsgoldmünzen, Einthalerstücken, Reichssilbermünzen und Reichscassenscheine be treffend. Um ein Urtheil über den Geldumlau zu gewinnen, ergeht hierdurch auf Antrag des Reichsschatzamtes an 1) alle dem Ministerium des Inner» unterstehenden Königlichen Behörden und Verwaltungsstellen, welche Lassen haben,, 2) cklle Stadträthe und die Polizeiämtcr zu Leipzig und Chemnitz, sowie 3) alle Sparcassen- verwaltungen die Anweisung, am 30. laufenden Monats bei dem Cassenschlusse festzustellen, welche Beträge nach Markwährung an a. Reichsgoldmünzen, d. Einthalerstücken, 6. Reichssilbermünzen, ä. Reichs- cassenscheinen in den unter ihrer Verwaltung stehenden Cassen vorhanden sind und das Ergebniß nach den bezeichneten Sorten getrennt bis zum 5. November d. I. anher anzuzeigen. Hierbei ist noch besonders darauf hinznweisen, daß unter der Rubrik „Reichscassenscheine" lediglich die letzteren aufzunehmen, die Reichs banknoten dagegen von der Bestandsermittelung auszuschließen sind. Bischofswerda, 28. October. Der erste ungemüthlich kalte Tag des Herbstes 1889 fiel auf den gestrigen Sonntag. Hühneraugenbegabte und gichtgesegnete Menschenkinder verspürten den jehen Witterungswechsel schon im warmen Bett, und wer aus dem schützenden Heim auf die Straße trat, dem fegte ein eisiger Nordost entgegen und warf all seine Sonntags-AuS- flugSpläne über den Haufen. Die empörende Plötzlichkeit der unwirschen Wintermahnung hatte zudem verhindert, sich rechtzeitig der schützenden Hülle zu versichern, und so konnte eS geschehen, daß gestern Viele frierend und ärgerlich ihres Weges zogen und sobald als irgend thunlich wieder den warmen Ofen aufsuchten. Der Segen eines im Besitz befindlichen oder schon erworbenen Winter- überzieherS trat gestern in herrliche Erscheinung. Möge uns der ächte und regelrechte Winter mit seinen kleinen Freuden und seinen großen Be schwerden und noch größeren Ausgaben noch recht lange mit seiner Einkehr verschonen. Der kleine Vorgeschmack, den wir gestern von seinem Thun und Treibe« empfingen, hat uns auf seinen dauernden „Logirbesuch" nicht eben lüstern gemacht. Der Thermometer zeigte gestern früh 4 Grad Reaumur. In der Stadt und Umgegend waren die Gewässer mit einer Eisschicht von ziemlicher Stärke bedeckt. — Die Annahme von Postsendungen kann der Empfänger wohl verweigern, doch muß dies sofort geschehen, so lange der Postbote, dec den Brief rc brachte, noch anwesend ist: Nachträglich, nach Stunden vielleicht nimmt die Post den einmal angenommenen Brief oder das Packet, nicht mehr zurück, sondern nun muß der Em pfänger die Rücksendung auf eigene Kosten be wirken, und außerdem ist dieser nun der Absender geworden, an den sich die Post wegen des Portos rc. hält, wenn der neue Empfänger, als so der ursprüngliche Ab sender, jetzt die Wiederannahme verweigern sollte. Bei Packeten ist die Sache mitunter nicht unbe denklich und schon mancher Geschäftsstreit ist dieserhalb entstanden. — In Bezug auf Beobachtung der sogen, geschlossenen Zeiten sei in polizeilicher Hinsicht wiederholt darauf aufmerksam gemacht, daß so wohl öffentliche Tanzvergnügen, al« auch Tanz vergnügungen geschlossener Gesellschaften und Privatbälle, auch wenn dieselben in Privat häusern abgehalten werden, bis zur letzten Woche vor dem Weihnachtsfeste, vom ersten Weihnachts feiertage einschließlich desselben zurückgerechnet, mithin in diesem Jahre bis mit Mittwoch, den 18. Dccember, abgehalten werden dürfen. Die Abhaltung von Concerten und theatralischen Vor stellungen ist dagegen auch in der letzten Woche vor dem WcihnachtSfeste gestattet. T Bautzen. (Schwurgerichtsverhand lungen.) Der Bremser Julius Ernst Jungnickel in Bernbruch und der Mühlenknecht Karl Ernst Hantusch daselbst waren angeklagt, in der Nacht vom 30. zum 31. Mai d. I. den Tagearbeit«