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1'Lwovrvur st Hä; Lourra! (Ich dank Eurer Majestät für dii freundlichen Worte und ich theil« vollkommen die Empfindungen, denen Sie foeben Ausdruck gegeben haben. Der Kaiser und König lebe hoch!) Mehr als den Ausdruck un erläßlicher Höflichkit wird kin Unbefangener au- diesem Trinkspruch zu lesen vermögen. Daß der Besuch des Kaiser« ganz ohne jede Polstische Verhandlung vorübergegangen wäre, ist übrigens wenig wahrscheinlich, die Audienz des Reichs- canzlerS beim Czaaren dauerte, wie jetzt bekannt wird, ziemlich IV, Stunde. Die Abreise des Czaaren erfolgte am Sonntag Nachmittag. Berlin, 13. Oktober. Gegen 2'/, Uhr kehrte der Czaar mit dem Kaiser Wilhelm nach der russischen Botschaft zurück. Der Kaiser fuhr gleich darauf nach dem Schloß, wohin der Czaar 3 V« Uhr folgte, um sich von der regierenden Kaiserin und alsdann von der Kaiserin,FM>rich zu verabschieden. Darauf begab sich der Czaar direkt nach dem Lehrter Bahnhof, woselbst die Verabschiedung jm kaiserlichen Salon stattsand. Anwesend waren: der Kaiser Wilhelm in russi scher Uniform, der Czaar in der Uniform des Kaiser-Alexander-Regiments, die Prinzen Albrecht und Leopold, die Generalität und der Ehrendienst. Die Verabschiedung der beiden Monarchen ge schah in herzlichster Weise und umarmten sich dieselben wiederholt. Der Czaar drückte den meisten Anwesenden die Hand. Um 4 Uhr 17 Minuten erfolgte die Abfahrt des Czaaren nach Ludwigslust. Thatsache ist, daß Fürst Bismarck nach der Unterredung mit dem Czaaren in augenscheinlich Dortrefflicher Stimmung aus dem russischen Botschaftshotel heimkehrte und von dem Czaaren Lei der Hoftasel, welche der Unterredung mit dem Fürsten fast auf dem Fuße folgte, ganz ersichtlich ausgezeichnet wurde. Es bildet in Hofkreisen das Tagesgespräch, daß der Czaar bei dem „Cercle" in der Bildergalerie, als er bemerkte, daß den Fürsten das Stehen anstrengte, ihn nöthigte, sich auf eine» Sessel niederzulassen und, über ihn gebeugt stehend, lange Zeit in Unter haltung mit ihm verweilte. Auch im Zwischen akt der Gala-Oper im Concertsaal des königl. Opernhauses nahm der Czaar Anlaß zu einer erneuten Unterhaltung mit dem Reichskanzler. Berlin, 14. Oktober. Die Eröffnung des Reichstages findet am 22. Oktober Mittags 12 Uhr statt. Aus dem Bundesrathe wird mitgetheilt, daß der Körperschaft am Donnerstag thatsächlich eine große Anleihevorlage zugegangen ist. lieber die Höhe derselben wird aber unbedingtes Geheimniß bewahrt und sind alle bezüglichen Angaben lediglich Vermuthungen. Berlin, 14. Oktober. Den „Berliner Pol. Nachr." zufolge sind bei den Blättermeldungen über die dem Bundesrathe zugegangene Anleihe forderung von 249 Millionen 16 Millionen für den Bau des Nordostsee-Canals und 4 Millionen für die Hamburger Zollanschlußbauten übersehen worden; der Gesammtbetrag der Anleihe betrage demnach etwas über 269 Millionen. Daß gegen 80 Millionen für den Bau von Reichseisenbahnen gefordert sind, werde als ganz unzutreffend be zeichnet. Berlin. Die Ausstellung für Unfallverhütung wird trotz des großen Besuches mit einem Fehl betrag abschließen, welcher allerdings durch die vom Brauereigewerbe aufgebrachte Gewährsumme gedeckt wird. Die Höhe ist noch nicht festgestellt, wird aber eine beträchtliche sein und voraussicht lich 100,000 Mark bei weitem übersteigen. Nach anderer Information wird der Fehlbetrag 240,000 Mark betragen. München, 14. Oktober. Heute Morgen 9 Uhr ist der Leichenzug des Erzbischofs vr. von Strichele am Portal der Frauendomkirche einge troffen. An den Beisetznngsfeierlichkeiten nahmen Theil: Der gesammte CleruS, der päpstliche Nuntius, die Bischöfe von Augsburg, Regens burg, Eichstädt und-Passau, der Generaladjutant General Freiherr Freyschlag von Frcyenstein als Vertreter des Prinzregenten, die sämmtlichen Minister, die obersten Hofchargen, der öster reichische Gesandte, die Reichsräthe, die Abgeord neten, die Spitzen der Behörden und die Stadt- colleyien, die öffentlichen Schulen und zahlreiche Vereine. Die Leichenrede hielt Dompfarrer Kagerer. Bern, 14. Oktober. Der Bundesanwalt Stockmar bat dem Bundesrathe über die Anarchiskn-Untersuchung Bericht erstattet. Vor aussichtlich werden drei Anarchisten vor ein eid genössisches Schwurgericht gestellt werden. Petersburg, 14.Oktober. Der „Grashdanin" weist guf die lange Unterredung de« Czaaren Fürst Bismarck und auf K Aufmerksamkit hin und sagt: Alles die« lasse annehmen, daß die neueste Berliner Monarchie- Begegnung den Anfang günstigerer russisch-deutscher Beziehungen bilden werde. Aus Eydtkuhnen wird gemeldet: Bei der Rückreise des Kaisers Alexander von Berlin nach St. Petersburg wird die russische Eisenbahnlinie von der preußischen Grenze bis St. Petersburg mit ungefähr SO,000 Mann Militär besetzt. Man meldet der „Nat.-Ztg." au- Pari«: Die hiesigen Journale frohlocken über da- an gebliche vollständig negative Resultat de» Czaaren- besuches in Berlin; sie feiern den Czaaren in allen Tonarten, weil er in seiner Antwort auf den Toast des Kaisers Wilhelm sich der fran zösischen Sprache bediente und wissen auch ganz genau, daß Fürst Bismarck in seiner Unterredung mit dem Czaaren vergeblich versucht habe, den selben zu einer Meinungsäußerung zu bewegen. Einige besonders enthusiastische Blätter dankn tiefbewegt dem Czaaren für seine treue Haltung und legen ihm die Ergebenheit Frankreichs zu Füßen. In der Sitzung am Sonnabend des französischen Ministerraths ist beschlossen worden, die Pariser Ausstellung nicht über die ursprünglich festgestellte Frist von 6 Monaten offen zu halten. Die Ausstellung wurde am 6. Mai eröffnet und wird somit am 6. November geschlossen werden. AuS Palermo schreibt mander„Nat.-Ztg.": Der Empfang Crispi's gestaltete sich ungemein enthusiastisch. Auf dem Corso Bittorio Emanuele, sowie in der Via Macquada war eine ungeheure Menschenmenge versammelt, welche unablässig rief: ,^vviv» il uostrv Orlspi! Es lebe der Mann, welcher Italien im Auslande hochschätzen läßt!" Bemerkenswerth ist, daß daS hiesige Volk insbesondere auch der auswärtigen Politik Crispi's Beifall zollt. Von dem Balkon des Hotel des Palmes dankte der Ministerpräsident zweimal für den ihn, bereiteten Empfang, indem er zugleich an die früheren ihm in Palermo zu Theil gewordenen Demonstrationen erinnerte. Constantinopel, 13. Oktober. Die hiesige deutsche Colonie wählte ein ComitS unter dem Vorsitze des Generalkonsuls Gillet, welches be auftragt wurde, im Einvernehmen mit dem deutschen Botschafter die Vorbereitungen zum Empfang des deutschen Kaisers zu treffen. — Die französischen Journale „Siöcle" und „Nou- velle Revue" wurden für die Türkei verboten. Königin-Mutter Natalie hat ihr Ziel erreicht, die Zusammenkunft mit ihrem Sohne hat am 12. d. stattgefunden. Wie officiell aus Belgrad telegraphirt wird, hat der Exkönig Milan „infolge der Ver mittelung der Regentschaft und der Regierung" die Begegnung gestattet. Der Bescheid traf am 12. d. früh telegraphisch in Belgrad ein, worauf sich der König sofort in Begleitung seines Gouverneurs Dokitsch zu der Königin Mutter begab. Darüber, daß Natalie die Verpflichtungen eingegangen, welche bisher von ihr verlangt worden waren, sagt der Telegraph bezeichnender Weise kein Wort. Sachsen. Ihre Majestät die Königin begab sich Dienstag Nachmittag 4 Uhr 55 Min. zum Besuch der Hohenzollernschen Herrschaften nach Sigmaringen. Sicherem Vernehmen nach wird Se. Königl. Hoheit Prinz Friedrich August Mittwoch Abend von Dresden zunächst nach Wien reisen und von dieser Stadt aus die schon angedeutete längere Reise antreten. Ihre Königl. Hoheiten die Prinzen Johann Georg und Max haben Montag früh V,9 Nhr die Rückreise nach Freiburg i. B. angetreten. Bischofswerda, 14.Oktober. DasComitöe behufs Fortführung der im Bau begriffenen Kamenz-Elstraer Staatseisenbahn nach Bischofs werda hatte sich auf ergangene Einladung seines Vorsitzenden, Herrn Bürgermeister Sinz, am Sonntag zu einer Sitzung im Hotel zum Engel yierselbst cingefunden. Wie sich bei dem hohen Interesse, welches aus allen Kreisen dem Projekt entgegengebracht wird, nicht anders erwarten Uetz, war die Versammlung wiederum sehr zahlreich von nah und fern besucht. Seiten de- Herrn Vorsitzenden wurde zunächst eingehender Bericht erstattet über die in der Angelegenkcit bereits gemachten Schritte. Hierbei wurde al» besonder» hocherfreulich hervorgehoben, daß man höheren Orte- die beim Königlichen Finanzministerium vor längerer Zeit eingereichte Petition al« nicht ganz aussichtslos bezeichnet und die in der An gelegenheit persönlich vorstellig gewordene Depu tation wohlwollend empfangen und gehört habe. E« wurde beschlossen, an di« im nächsten Monat j, L . ....n..— weit petiredd heranzutreten und, soweit die« nicht schon «folgt, alle mteressirte Kreise, insbesondere Gemeinderäthe, Corporation«», Industrielles Steinbruchsbesitzer u. s. w. zur Mitvollziehung dieser wetteren Petition aufzufordern. Letztere war vom Herrn Vorsitzenden bereit» entworfen worden und fand deren Wortlaut einstimmige Annahme. Schließlich wurde noch eine Depu tation gewählt, welche s.Z. in den hohen Kammern der Ständeversammlung die Petition mündlich noch begründen und befürworten soll. Diese Wahl fiel auf die Herren Bürgermeister Sinz- Bischofswerda, Bürgermeister vr. Feig-Kamenz, Bürgermeister Bewiloaua-Elstra, Rittergutsbesitzer Schmatz auf Schmölln und Straßgräbchen und Fabrikbesitzer Winter-Burkau. Es erfolgte all- seitige Annahme dieser Wahl mit der Zusicherung, auch in der Folge für das Projekt, welches be kanntlich kin neues mehr ist, da schon im Jahre 1872 die Genehmigung zur privaten Ausführung der Vorarbeiten Seiten der hohen Kgl. StaatS- regierung ertheilt war, kräftigst einzutreten. — 13. Oct. Da- 23jähr. Stiftungsfest der fteiw. Feuerwehr verlief in glänzender Weise. DaS Corps stellte sich Vormittags Uhr am Spritzenhause und marschierte unter klingen dem Spiel mit allen der Feuerwehr zu Gebote stehenden Gerüchen durch die Bautzner Straße nach dem Exercierplatz, woselbst die praktischen Uebungen das allgemeinste Interesse erregten, denn sehr bald war ein zahlreicher Zuschauer kreis daselbst versammelt. Trotz des unausgesetzten Regenwetters verliefen die Exercitien sowohl, wie die am Steigerhaus vorgenommenen Rettungs arbeiten gut und ließen an Schnelligkeit und Präcision nichts zu wünschen übrig und ernteten den allgemeinsten Beifall. Nachdem der Einzug der Feuerwehr stattgefunden und sämmtliche Ge rüche im Spritzenhause untergebracht worden waren, ertönte um 12 Uhr das Alarmsignal. Sämmtliche Abtheilungen rückten im Laufschritt mit sämmtlichen Gerüchen zum fingirten Brand platz, dem in der Wallgasse gelegenen großen Fabrikgebäude des Herrn Peisel. Die Zugs und AbtheilungSführer erhielten nach erfolgter Anmeldung vom Herrn Hauptmann Pietsch die betreffenden Befehle zur Ausführung. Die Dis position war folgende: „In dem südlich gelegenen Flügel des Fabrikgebäudes des Herrn Eduard Peisel ist durch Blitzschlag ein Brand entstanden, der sich durch reicheNahrung vorhandener Produkte schnell entwickelte und dadurch die angrenzenden Wohn- und Hintergebäude in Gefahr versetzt sind." Dem Feuer wurde mit 2 Spritzen auf den Leib gerückt, so daß man durch das schnelle Eingreifen dem Elemente bald das energische Halt gebieten konnte; doch mußten die Positionen der Rohrführer gewechselt werden, da sich das Feuer bis zum Giebel nach der Hofseite gelegen fortpflanzte. Auf das Signal „Das Ganze halt!" war das in allen Theile» sehr gut aus geführte Manöver beendet. Hierauf trat die Mannschaft auf dem Marktplatze an, wo Herr Feuerpolizeicommissar Bürgermeister Ritter rc. Sinz, welcher mit Vertretern des StadtrathS und des Stadtverordneten-Collegiums der Uebung mit großer Theilnahme angewohnt hatte, dem Com- mandanten und den Mannschaften das größte Lob und Dank zu Theil werden ließ für ihre treue, zeitraubende und beschwerliche Aufopferung im Interesse des Gemeinwohles. Es folgte nun noch in feierlicher Weise die Ueberreichun- der Dienstauszeichnung für 10- und 5jährige Dienste an 2 Mitglieder. Abends wurde daS Stiftungs fest im Schützenhause eingeleitet durch ein recht gut vorgetragenes Concert deS hiesigen Stadt musikcorps, unter Leitung des Herrn Stadt musikdirector Franke. Der Cömmandant, Herr Pietsch, dankte im Namen der freiwilligen Feuer wehr den zahlreich erschinenen Ehrengästen für ihren Besuch am heutigen Feste und brachte ein dreifache» Hoch den Spitzen der Königl. und städt. Behörden, den beiden städt. Collegien, den Kirchen- und Schulbehörden, sowie den ae- sammten Bürgern und Einwohnern Bischofs werdas. Auf ein von demselben ausgebrachtes Hoch auf den hohen Protektor für Sachsens Feuerwehren, Se. Maj. König Albert, stimmte man stürmisch ein, worquf die Sachsenhymne stehend gesungen wurde. He« Bürgermeister Ritter rc. Sinz gümchte in herzlichen Work« an die Aufopferung und Pflichttreue der Feuerwehr . .. und brachte ein Hoch auf dieselbe au«, während Herr Pastor vr. Wetzel da» Wort ergriff «tw A in herzgewinnender und mit hetz« Aer He» W -eist«ung der Feuerwehr ihren vechienten oarbrachte. Ern frühücher Ball beschloß Hey Abeiw und begrüßte den neuey Bischofswerda, 15. Oktober.