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hat ein Bahnsccretär seine Frau "'M Ed. Brockhaus - Leipzig vorsteht, Mark zur Beifügung. — Zu Vermischtes. — Der October ist ein patriotisch wichtiger Monat, denn der 18. October, der Gedenktag der Schlacht bei Leipzig, war auch der Geburts tag de» Kaiser» Friedrich; der 22. October ist der Geburtstag unserer jetzigen Kaiserin Augusta Viktoria. Der Feldmarschall Graf Moltke stiert nmeMute« Hecherge zur Heimath in feierlicher Weise statt. Dieselbe «egt m unmittelbarer Nähe der Stadt, an der Bautzner Straße, in einem schönen Gartengrundstück und ist durch ihren äußeren und inneren Ausbau nicht nur eine Hierde jene» Stadttheile», sondern gewiß auch ein Musterbau derartiger Anstalten geworden. Der Erbauer derselben, Herr Baumeister Partzsch, hat nicht nur in jeder Beziehung ein solide» Gebäude hrrgestellt, sondern auch die gebotenen Räumlichkeiten sehr praktisch verwendet und alle Anforderungen, welche der Vorstand de» Verein» der Herberge zur Heimath an ihn stellte, streng und gewissenhaft auSgesührt. Treten wir am Haupteingange in da» HauS ein, so grüßen den müden Wanderer schon in der Hausflur an den Wänden angebrachte passende Bibelsprüche. Im Parterre befinden sich nur an der Mittagsseite 2 schöne geräumige Zimmer für solche Gehilfen, welche hier arbeiten und in der Herberge zur Heimath auch fernerhin Kost und Logis begehren. Nach Mitternacht zu sind die schönen Hellen Keller und Kohlenbehältnisse. Steigen wir nun eine Treppe höher, so finden wir die nöthigen Wirthschaftsräume, als Gastzimmer für die ein gewanderten Fremden, ein separates Gastzimmer, Küche, Speisegewölbe und Kammer. Auch hier findet der Fremde an den Wänden angebrachte passende Bibelsprüche, die gewiß auf den Einge wanderten segensreich wirken werden. Im zweiten Stockwerk hat der Jünglingsverein sein Daheim gefunden, da demselben hier nicht nur ein schöner, geräumiger Saal, sondern auch noch ein zweites Zimmer zur Verfügung steht. Außerdem befin den sich hier die Wohnungsräume des Haus vaters. Die Schlafstätten der eingewanderten Fremden finden wir in den schön und hell her gestellten Dachräumen, in welchen mehr als 40 Betten aufgestellt werden können. Der Bau des Hauses, am 1. April d. I. begonnen, ging rasch von Statten und konnte, Gott sei Dank, ohne jeglichen Unfall beendigt werden. Das Neben gebäude enthält Waschhaus, Badezimmer, Holz remise, Aborte und ebenfalls noch schöne Boden räume. Nachdem der Hausvater, Herr Lantsch, bereits Freitag, den 27. September, den Umzug aus den alten Räumen auf dem Neu markt in das neue Gebäude bewirkt hatte, konnte das schöne Gebäude am bereits genannten Tage die feierliche Weihe erhalten. Hierzu hatten nicht nur die königl. und städtischen Behörden allhier, sondern auch der Landes- und Provenzialverein für innere Mission, die sämmtlichen Vereinsmit glieder, Innungen, Lehrer und alle Freunde und Gönner dieses Unternehmens Einladung erhalten, so daß sich der geräumige Saal des Hauses, woselbst die Feier stattfinden sollte, bald von Zuhörern füllte und so mancher derselben später keinen Raum mehr fand, obgleich der Saal weit über 100 Personen faßt. Leider konnten die Vorsteher des Landes- und Provinzialvereins der inneren Mission an der Feier nicht theilnehmen, da sie an anderen Orten bereits ihre Theilnahme zu ähnlicher Feier zugesagt hatten. Der Vorsitzende des Vereins, Herr Pfarrer vr. Wetzel, eröffnete die Feier dadurch, daß er zu dem gemeinschaftlichen Gesänge des Liedes „Sei Lob und Ehr dem höchsten Gut rc." die Versammlung aufforderte. Nachdem dieselbe 3 Verse des genannten Liedes angestimmt hatte, hielt der Herr Vorsitzende die Weihrede auf Grund des Bibelwortes Matth. 25, Vers 31 bis 36. In derselben schilderte der geehrte Redner in kräftigen Worten alle die Wege, die der Verein erst gehen mußte, ehe er zu dem heutigen Weihe tage kommen konnte, und daß es hierzu einen Zeitraum von 10 Jahren bedurft habe, ehe der Verein sein eigenes Heim zu gründen im Stande war. Als vor 10 Jahren in hiesiger Stadt ein Wanderfest für innere Mission gefeiert wurde und dann im Saale des HerrmannstiftS nach dem Gottesdienste eine Nachversammlung abge halten wurde, sprach sich der damalige?. prim. Kuhn in Bautzen dahin au», daß auf der Straße von Schlesien nach Dresden hier noch nothwendiger Weist eine Herberge zur Heimath errichtet werden müsse, da sich zwischen Bautzen und Dresden keine derselven befände. Diese Worte zündeten und bald darauf legte ein einfach schlichter, aber christlich gesinnter Bürger hiesiger Stadt 300 Mark in die Hände de» OrtSpfarrer» zur Errichtung einer Herberge zur Heimath nieder. Da» war der erste Baustein zu diesem Werke, welche» sich dann langsam weiter ent- wickelte und vielfache Spenden zur Einrichtung erhielt. Am 1. Oktober 1882 konnte endlich mit Gottes Hülst die Herberge zur Heimath in einem «rmietheten Locale auf dem Neumarkte eröffnet und der erste Hausvater derselben, Herr --—-« en werden. Bald zeigten sich jedoch die Räume zu eng und fortwährend mußten Reisende au» Mangel an Plgtz qbge- wiesen werden. Mehrere Jahre hindurch hatte man die Absicht, für genannte Zwecke ein eigene- HauS zu kaufen, wozu aber die Mittel de» Vereins viel zu schwach waren. Al« nun endlich die Idee eine» Neubaue» auftauchtc und die Generalversammlung vom 31. Januar d. I den» selben genehmigte, rührten sich sofort alle Hände und mit Unterstützung mehrereeVereinsmitglieder, welche unverzinsliche Darlehne zum Bau de» Hause» bereitwilligst zur Verfügung stellten, konnte der Bau vorwärts gehen und der Verein aus der „Enge in die Weite, aus der Tiefe in die Höhe" steigen. Nachdem nun noch der ge ehrte Festredner alle die Einwendungen, welche man gegen einen solchen Hausbau hier und da geltend gemacht hatte, überzeugend und ausführ lich widerlegte und darauf hinwies, was der Herr im heutigen Texte seinen Jüngern anS Herz legte und wie er auch noch zu uns spricht: „Ich bin ein Gast gewesen und ihr habt mich beherbergt", sprach derselbe noch von den großen Segen, welchen die Erfüllung dieses Wortes uns und den hier beherbergten Wanderern bringen wird und weihte dann das Haus und alle seine Räume im Namen des dreieinigen Gottes zu einer Stätte des Friedens und der christlichen Erbarmung. Der Gesang des Liedes: „Nun danket alle Gott" endete die erhebende, herzliche Feier, an welcher auch die 15 eingewanderten Fremden theilgenommen hatten. Herr Stadt- verordneten-Borsteher Böhmer sprach nur noch herzliche Worte des Dankes dem Herrn Pastor vr. Wetzel aus für sein unermüdliches Wirken in dem Verein und für feine großen Bemühungen, das schwierige Werk, was nun vollendet, vor uns steht, zum Abschluß zu bringen. Der Cassirer des Vereins, Herr Adolf Täubrich, er griff nun noch das Wort und schilderte in über zeugender Weise die Nothwendigkeit derartiger Herbergen, warf einen Blick auf die Vergangen heit, wie damals das Herbergswesen beschaffen gewesen sei, und brachte dann mehrere statistische Mittheilungen über den bisher stattgefundenen Verkehr unserer Herberge und die Noth, die in derselben in Betreff der geringen Schlafräume, geherrscht habe. Mit Worten des Dankes an alle Diejenigen, welche das Werk, das nun voll endet, unterstützt hatten, schloß der Herr Redner seine beifällig aufgenommene Ansprache. Gegen 7 Uhr war die Feier zu Ende, aber immer noch herrschte in allen Räumen der Herberge ein reges Leben. Bald nach 8 Uhr erschien nun der Jünglingsverein im Saale und kam aus dem zeitherigen Locale, von dem der Verein Abschied genommen hatte, um nun auch hier sein freund liches Daheim aufzuschlagen. Der Saal war wieder dicht von Zuhörern gefüllt und nach dem auch hier die Versammlung ein gemeinschaft liches Lied gesungen, ergriff Herr Pastor vr. Wetzel abermals das Wort und sprach in herz licher und inniger Weise zu den zahlreich ver sammelten Jünglingen, dabei hinweisend auf die Bibelsprüche, welche die eine Wand des Saales schmücken. Gewiß haben viele Zuhörer durch die überzeugenden Worte des Herrn Pastor Or. Wetzel die Sache der Jünglingsvereine lieb ge wonnen und eingesehen, wie heilsam solche Ver einigungen für unsere Jugend sind. Hierauf zeigten die Jünglinge der Versammlung, womit sie sich in ihren Versammlungen beschäftigen, stimmten Lieder an, nahmen einfache Spiele vor und trugen recht lebendig und schön mehrere Gedichte vor und unterhielten sich überhaupt auf die herzlichste Weise. Nachdem auch hier noch mehrere Sprecher aufgetreten waren und Herr Blumenfabrikant Heinrich Gräfe durch seine patrio tische Rede die Herzen erwärmt hatte, wurde nach dem Gesänge eines gemeinschaftlichen Liedes diese Feier gegen 10 Uhr geschloffen. Alle Theilnehmer hatten hier einigt schöne Stunden verlebt und sich gewiß an der ganzen Feier erbaut und ge stärkt. Möge nun auch da» neue HauS fort und fort von dem Herrn vor allem Unfall be schützt werden und alle Diejenigen, welche hier Einkehr halten, wirklich auch eine Heimath finden, in der sie vor allen Versuchungen behütet werden und neu gestärkt durch christliche Zucht und Sitte, die hier waltet, den Wanderstab zur Weiterreise fröhlich ergreifen! — am 26. October seinen 89. Geburtstag. An die neue Zeit erinnern die Gedenktage: Gefecht vor Metz (2. Oktober), Ueberschreituna der Vogesen (5.), Niederlage Bazainr» vor Metz (7.), Er stürmung von Orleans durch v. d. Tann (11.), Capitulation der Festung Soissons (16.), Ein nahme von Metz (27.), Gefecht bei Le Bourget, Ueberfall von Dijon (30. October 1870). Auch im Geschäftsleben ist der Oktober wichtig durch die Leipziger Michaelismesse. - (Eisenbahnfahrpreise.) Auf eine vor längerer Zeit an den Minister der öffent lichen Arbeiten gerichtete Petition, auf den preußischen StaatSbahnen auch für die vierte Wagenclasse sowohl Sonntagskarten als auch Rückfahrkarten einzusühren, ist ein ablehnender Bescheid erfolgt. In demselben heißt eS u. A.: Die vierte Wagenclasse soll ihrer Bestimmung nach der ärmeren Bevölkerung dienen und namentlich den Marktverkehr und den kleinen Localverkehr erleichtern, zur Verbilligung von Vergnügungsfahrten ist dieselbe nicht geschaffen; seitens der preußischen Staatsbahnverwaltung ist es schon ein erhebliches Zugeständnis daß dieselbe überhaupt an Sonn- und Festtagen die vierte Wagenclasse einstellt, was bei anderen Bahnen, z. B. bei den sächsischen Staatsbahnen, nicht der Fall ist. Die Einführung von Rückfahrkarten für die vierte Fahrclasse verbieten finanzielle Rücksichten; der Fahrpreis von zwei Pfennigen für das Kilometer ist so niedrig, daß weitere Zugeständnisse nicht angängig erscheinen. 8 — Dem Erfinder der Schnelldruckpresse, Friedr. König, soll in seiner Vaterstadt Eisleben ein Denkmal errichtet werden. Dem Comits, welchem Herr stehen 13,000 Waldenburg i. Schl, stürzte der Bergmann Keil in den Keller und fand feinen Tod. — In Sachsenhausen hat ein Bahnsccretär seine Frau erschlagen. — Ein vom Boden gefallenes Mäd chen zu Gießmannsdorf in Schlesien wurde schwer verletzt. — Einem Gutsbesitzer aus Klein-Helms dorf bei Jauer zersprang auf der Jagd daS Gewehr, wodurch die linke Hand schwer beschä digt wurde. Mehrere Finger wurden abgerissen. — Im Pfarrgarten zu Gießmannsdorf wurden 3 Kürbisse, 120, 104 und 70 Pfund schwer, er baut. — Zu Krummöls bei Greiffenberg ist die 80jährige Wittwe Stefan ermordet und beraubt worden. — Ein Schmiedemeister in Bunzlau brachte sich eine Schußwunde bei, die nach einiger Zeit seinen Tod herbeiführte. — Dem Stadt- hauptcassenrendant Helbig in Bunzlau wurde der Kronenorden 4. Classe verliehen. — Sagan, 7. October. Vom Dache eines dreistöckigen neuerbauten Hauses auf der Stadt wiese stürzte Dachdecker Weigel und blieb sofort todt. — Berlin, 4. October. Dem amtlichen Polizeibericht zufolge haben sich vorgestern hier 3 Gymnasiasten erschossen; zwei sind todt, der Dritte liegt im Sterben. Als Ursache wird Nichtversetzung angegeben. — Berlin. Der „Reichsanz." veröffentlicht die Entscheidung des Preisgerichts für die Ent würfe zum Nationaldenkmal für Kaiser Wilhelm. Die beiden ersten Preise von je 10,000 Mark haben erhalten die Architekten Wilhelm Rettig und Paul Pfann und der Architekt Bruno Schmitz. Je einen zweiten Preis zu 3000 Mk. erhielten die Bildhauer Hildebrand in Florenz (vivvs vooo), Hilgers in Eharlottenburg (Friede), Prof. Schaper in Berlin mit dem Architekten Ferber (Vom Fels zum Meer) und Prof. Schilling mit seinen Mitarbeitern, den Architekten Schilling und Gräbner in Dresden (Kennwort: Deutsch). — Der Untergang de» Fahrrad-Handel» in Berlin, so betitelt der „Radkahrer" seinen jüngsten Leitartikel. Das Blatt stellt fest, daß außer einer Anzahl kleinerer Geschäfte zwei Hauptfirmen aufgehört haben, zu bestehen, eine für englisches Fabrikat in der Zimmerstraße und eine für deutsche» in der Jägerstraße. Die Schuld tragen die Verleih-Institute, welche zwar zumeist selbst ringegangen sind,-aber da» Rad fahren anständigen Leuten verleideten. Heute seien Dreiräder in Berlin zu Spottpreisen zu haben; ein brauchbare» Rad habe nur einen Marktwerth von 100 Mark. — Nordhausen, 3. October. In der gest rigen Sitzung der hiesigen Strafkammer erschien in SträflingSkleidung der frühere Rcalschuldireetör Karl Christian Horche (au» Leisnig, Königreich Sachsen), ein vielfach wegen Schwindeleien und Betrügereien vorbestrafter Mensch, welcher zur Zeit in Lichtenberg eine längere Zuchthausstrafe verbüßt. Horche ist im Anfänge diefe» Jahre» (7. Januar) hier eingetroffen, hat im .Hotel Wieg" beim Gastwirth Nitschke al» „Dr. vÄller