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«nverbSzweig de» Kirchort» — die Löffrlschmiederei — seit Langem schon im Rückgang begriffen ist. Aber auch m den eingepfarrten Ortschaften — Neuwelt, Sachsenfeld, Wildenau — besteht die Mehrzahl der Einwohner ap» Fabrikarbeitern. Eine Unterstützung derselben bei dem um der Kosten willen immer wieder verschobenen, nun zur Nothwendigkeit gewordenen Kirchenbau ist daher dringend zu wünschen. Hierzu wird durch die ausgeschriebene Kirchencollccte Gelegenheit geboten. Möge der damit ergehende Ruf zur Beweisung christlicher Mildthängkeit auch unter uns bereitwillige und opferfreudige Aufnahme ffnden. Bischofswerda, 17. September. Auch in den Glashütten der hiesigen Gegend herrscht zur Zeit ein sehr flotter Geschäftsgang. Es gilt die namhaften Aufträge von Auswärts zu erledigen. Die hiesige Production befaßt sich ausschließlich mit Beleuchtungsgegenständen jeder Art, deren Absatzgebiet das Ausland ist. Unter allen diesen Ländern nimmt England die erste Stelle ein; dasselbe braucht diese Gegenstände für seine zahlreichen Colonien. Auch hier am Platze werden nach Modellen, deu Sitten und Gebräuchen dieser Bewohnerschaft angepaßt, diese verschiedenartigen Gegenstände angefertigt. Nächst England ist die nordamerikanische Union der größte Consument; man zahlt, dort die höchsten Preise. Auch die intelligenten Japaner sind mit uns in Geschäftsverbindung getreten. Der Ver sandt hiesiger Glaserzeugnisse geschieht von Dresden aus meistens mit Schiff, zumal die Ausfuhr zum größten Theil über Hamburg geht. Mit diesem lebhaften Geschäftsgänge überein stimmend ist die Nachfrage nach Arbeitskräften der verschiedensten Abteilungen. Die gezahlten Löhne sind zufriedenstellend; überhaupt waren die Arbeitgeber von jeher bemüht, tüchtige ge schickte Arbeitskräfte zu erhalten. — In der Zeit vom 30. d. Mts. bis zum 21. October ist der zweite Termin der Staats- einkommensteuer auf das laufende Jahr zu ent richten. Hierbei sei darauf hingewiesen, daß nach dem Einkommensteuergesetze Derjenige, welcher im Lause des Steuerjahres beitragspflichtig wird, dies binnen drei Wochen vom Eintritte des die Bcitragspslicht begründenden Verhältnisses an gerechnet, der Gemeindebehörde — und zwar seitens hiesiger Einwohner dem Stadlsteueramte — anzuzeigen und ihr auf Erfordern die zur Feststellung feines Stenerbcitrages nöthigen An gaben zu machen hat. — Am 1. October d. I. werden im Reichs- pvstgebiet neue Postwerthzeichen eingeführt. Die neuen Marken unterscheiden sich von den jetzt giltigen im Wesentlichen dadurch, daß der ihnen aufgcdruckte Reichsadler und die Reichskrone der durch den Allerhöchsten Erlaß vom 6. December 1888 festgestellten Form entsprechend abgeändert worden sind. Was die Farbe der neuen Werth zeichen betrifft, so werden die Marken zu 3 Pf. m braun, zu 5 Pf. in grün, zu 25 Pf. in orange lind zu 50 Pf. in rothbraun hergestellt, während bei den Marken zu 10 und 20 Pf., wie bisher, die rothe, bezw. blaue Farbe zur Ver wendung kommen wird. Durch die Einführung der neuen Wcrthzeichen wird auch eine Neuaus- gabe der gestempcsten Briefumschläge und Streif bänder, sowie der gestempelten Formulare zu Postkarten, Postanweisnngen rc. bedingt. Ent sprechend der veränderten Farbe der neuen Marken zu 3 Pf. und 5 Pf. erhalten die Streif bänder einen Aufdruck in brauner, die Postkarten für den inneren Verkehr einen Aufdruck in grüner Farbe. Außerdem kommt bei dem Auf druck der bezeichneten Postkarten die deutsche anstatt der lateinischen Schrift in Anwendung. Mit der Ausgabe der neuen Werthzeichen, bezw. einer Gattung derselben an das Publikum dürfen die Verkehrsanstaltcn erst dann beginnen, wenn die vorhandenen Bestände an alten Werthzeichen derselben Gattung verkauft sein werden. Die Bestimmung des Zeitpunktes, von welchem ab die jetzigen Freimarken re. ihre Giltigkeit verlieren, wird später erfolgen. — Der „offizielle Herbstanfang" fällt auf den kommenden Montag, den 23. September. Die Sonne erreicht an diesem Tage das Zeichen der Waage, gelangt wieder zum Aequvtor und macht zum zweiten Male im Jahre — das erste Mal geschah dies am 20. März — Tag und Nacht einander gleich. Sie geht um 5 Uhr 50 Minuten auf und km 5 Uhr 51 Minuten unter. — Gegenwärtig ist die Zeit, in welcher die Hausfrauen Kürbisse einlegen. Im Interesse 'Unserer heimischen Bogelivelt wolle man die Kerne der Kürbisse nicht wegwerfen, sondern trocknen, chs Zustande von den Meisen im Schnee und großer Kälte oft Hunger lewen müssen. — Wenn man Hausflure und Treppen ohne Beleuchtung läßt, so kann diese Sparsamkeit am unrechten Ort bei eintretenden Unglücksfällen sehr bedenklich werden, da der tz 230 deS Straf gesetzbuch- für fahrlässige Körperverletzung eine Geldstrafe bis zu 900 Mark oder Gefängniß bis zu zwei Jahren auSsetzt. In zahlreichen gerichtlichen Verhandlungen hat eS sich gezeigt, daß der HauSwirth in allen Fällen, wo Jemand bei dem Betreten eines unbeleuchteten Flures oder unbeleuchteter Treppen Schaden nimmt, auf Grund dieses § 230 zur Verantwortung ge zogen wird. — Es wird die Ersatz-Reservisten interessiren, zu erfahren, daß Diejenigen, welche im Jahre 1884 der Ersatz-Reserve zugetheilt wurden und nicht geübt haben, am 1. October d. I. zum Landsturm überzuführen sind. Es werden daher diese Mannschaften gut thun, wenn sie ihre Ersatz-Reserve-Pässe ehebaldigst an das Königliche Hauptmeldeamt Bautzen behufs Ueberführung zum Landsturm einsenden. — In Gemäßheit des Beschlusses der im Juni d. I. in Interlaken abgehaltenen Winter- fahrplan-Conferenz werden vom 1. October an alle schnellfahrende Züge, bei welchen erhöhte Fahrpreise zur Erhebung gelangen, mit „Schnell zug", anstatt wie bisher mit Expreß-, Curier und Schnellzug bezeichnet. Bautzen, 17. September. In öffentlicher Sitzung ves königlichen Landgerichts wurden als Geschworene der vierten diesjährigen Quartals- sitzung -des hiesigen Schwurgerichts durch Loos- ziehung ernannt: Fabrikbesitzer Klippel in Neu gersdorf, Kaufmann W. F. Th. Müller in Bautzen, Rittergutspachtcr Kaiser in Goßwitz, Kaufmann Fritzsche in Zittau, Kaufmann Kelling in Königswartha, Kaufmann Schneider in Kamenz, Stadtrath Wetzlich in Bautzen, Gutsbesitzer Härtelt in Eckartsberg, Kaufmann Häbler in Großschönau, Kaufmann Dannenberg in Zittau, Buchdruckereibesitzer Böhme in Sebnitz, Ritter gutsbesitzer Lehmann auf Obergurig, Gemeinde vorstand Günther in Niederstem«, Gutspachter Frohberg in Olbersdorf, Gymnasial-Oberlehrer Professor Arnold in Bautzen, Rittergutspachter Böhme in Döberlitz, Fabrikbesitzer Gutte in Reichenau b. Z., Rittergutsbesitzer Schönburg auf Lieske, Handschuhfabrikant Gräben in Herrn hut, Fabrikant Gebler in Brettnig, Kaufmann Schön in Zittau, Kaufmann Schmollig in Pulsnitz, Kaufmann Simon in Großpostwitz, Grundstücks besitzer und Fabrikant Michel in Niederoderwitz, Gutsbesitzer Steudner in Altbernsdork a. d. E., Gartenbesitzer und Goldarbeiter Berger in Neu- hörnitz, Rittergutsbesitzer Schöne auf Jeßnitz i. G., Rittergutsbesitzer Trautmann auf Oberuhna, Kaufmann Wimmer in Zittau und Grundstücks besitzer Alberti daselbst. Zittau, 19. September. Ein 15jähriger hiesiger Realschüler begab sich gestern Nach mittag mit einem 20 Jahre alten Bekannten in die Werkstätte eines hiesigen Büchsenmachers an der Zeichenstraße, um dort einen Revolver repa- riren zu lassen. In der Werkstätte wurde der Büchsenmacher selbst nicht angetroffen, sondern nur einer seiner Gehilfen, welcher die Waffe prüfte und mit einer vom Eigenthümer derselben mitgebrachten scharfen Patrone lud. Darauf schoß der Gehilfe den Revolver ab und traf, ohne Wissen und Willen, den Schüler, welcher vorher seine Stellung geändert hatte nnd in die Schußlinie gelaufen war, in den Unterleib, so daß derselbe sofort mittels Wagens in die Wohnung seiner Eltern gebracht und in ärztliche Behandlung gegeben werden mußte. Der Zu stand deS unglücklichen Schülers soll ein be denklicher sein. Zittau, 18. September. Die letzte Ein reichung von Plänen zur Zittau-Oybiner Eisen bahn ist nunmehr genehmigt und die Linie cnd- giltig festgestellt. Ferner hat die zuständige Behörde die bis jetzt noch fehlende ExpropriationS- verordnung erlassen, infolgedessen die landespoli zeiliche Begehung der Strecke in nächster Zeit zu erwarten ist. Im.übrigen ist schon wegen Erlöschens der Concession die Fertigstellung des Bahnbaues bis Monat August des nächsten Jahres bestimmt zu erwarten. AuS dem Granitgebiet der Oberlausitz, 17. September. Infolge der sehr rege» Bau- thätigkeit in allen Gegenden unseres engeren und weiteren Vaterlandes herrscht seit Beginn des Frühjahres ein anhaltender Geschäftsgang in un serer vielseitigen Steinbranche. Neue Brüche wurden eröffnet, alte vergrößert und deren An lagen mit dm neuesten technischen Hilfsmitteln ausgerüstet, so daß der Werth de» Snmda« Boden» in unserem Gebiet dementsprechend ge stiegen ist. Eine lebhafte Nachfrage nach Brechern, Steinmetzen und Schleifern hält sich aufrecht. Neben den Granitschlnfereien der Reich-Hauptstadt Berlin, die ihr Rohmaterial an Granit vorherrschend von hier beziehen, sind auch in hiesiger Gegend einige derartige Anlagen entstanden, so z. B. in Schmölln bei Bischofswerda, in dem benachbarten Demitz haben Werkstätten für feinere Granit arbeiten Platz gegriffen, die den guten Stein deS Klosterberges und Tröbigäuer Höhenzuges ver arbeiten. In allen Ortschaften, welche an dem Betrieb dieser Steinindustrie betheiligt sind, ist eine wesentliche Bevölkerung»- und WohnungS- zunahme endgiltig festzustellen. Zur Bewältigung der andauernden Arbeiten waren und sind noch auswärtige Arbeitskräfte nöthig. Radeberg, 19. September. Unter dem Viehbestände der Händler Bombrowsky aus Radolin und Kissow aus Schönlanka, welcher aus Anlaß des gestern abgehaltenen hiesigen Viehmarktes im Tammefchen Grundstücke hier eingestellt gewesen, ist bei der stattgefundenen thierärztlichen Controle der Ausbruch der Maul- . und Klauenseuche fcstgestellt worden. Vier Kühe waren bereits weiter verkauft und derey. Käufer konnten nicht mehr ausfindig gemacht werden; es ist daher Gefahr der Weiterschleppung der Krankheit vorhanden. Der Stall des hiesigen Grundstückes ist gesperrt und darf von Personen, welche mit Rind- und anderem Klauenvieh zu verkehren haben, nicht betreten werden. — DaS im fünften Jahre stehende Kind eines Glasmachers hatte in voriger Woche eine Bohne verschluckt und dieselbe war ihm in die Luftröhre gerathen. Das in Todesgefahr schwebende Kind wurde auf Veranlassung des hiesigen Arztes Herrn Hofrath vr. ineä. Stelzner in Dresden zugeführt. Die von demselben vorgenommene schwierige Operation ist geglückt und vom kleinen Patienten überstanden. Die entnommene Bohne war stark angeschwollen und bereits zum Keimen gekommen. Dresden, 17. Sept. König Albert empfing vorgestern in besonderer Audienz die hiesigen Vorstandsmitglieder des Allgemeinen Sächsischen Lehrervereins, die Schuldirectoren Glasche, Kleinert und Schumann, um sich Bericht über eine Stiftung erstatten zu lassen, die aus dem Ertrage der am Wettiner Jubiläum in den meisten Volksschulen Sachsens zur Aufführung gelangten patriotischen Festdichtung vom Schul director Engelmann in Dippoldiswalde im Sächsischen Pestalozzi-Verein errichtet worden ist. Dieselbe beläuft sich auf 7000 Mk. Se. Maj. genehmigte gern, daß diese Stiftung den Namen „Wettiner Jubiläumsstiftung" trage, und sprach seine lebhafte Freude darüber aus, daß auch im vorliegenden Falle das Wettiner Jubiläum der Anlaß zur Hilfe für Nothleidcnde geworden sei. Das Albertfestim Großen Garten zu Dresden am verflossenen Sonntag ist durcb das kalte und regnerische Wetter ganz bedeutens beeinträchtigt worden. Der Besuch war sehr schwach und nicht ausdauernd und dementsprechend auch der finan- cielle Erfolg. Das Aussehen des Festplastes im Großen Garten war das gleiche wie in früheren Jahren, die verschiedenen Bierbrauereien hatten ihre Schankzelte um den Teich herum aufgestellt, Würfelbuden und LooSverkaufsstellen waren zahl reich vertreten, Herr Canzler hatte ein Zelt auf schlagen lassen, in dem Wachenheimer Schaumwein verschönst wurde, zahlreiche Automaten warteten ihrer Entleerung. Die niedere Temperatur der Luft improvisirte zahlreiche Grog- und Glüh wein-Ausschänke, Schaubnden boten des BehenS- werthen gar mancherlei. Um 2 Uhr trafen im KönigSpavillon der König und die Königin, Prinzessin Mathilde, die Prinzen Friedrich August, Max und Albert mit zahlreichem Gefolge ein. Die Herrschaften unternahmen einen Rundgang über den Festplatz An den verschiedenen LooS- stcllen entnahm die Königs. Familie eine Anzahl Loose. Gegen 4 Uhr wwr der Rundgang beendet. Nach der Hoftafcl, gegen 6 Uhr, beehrten die Herrschaften den Festplatz nochmals. Am Abend wurde der große Zapfenstreich, wie er vor dem Kaiser gespielt worden war, anfgeführt, gegen 7 Uhr war das Fest beendet. Es steht nunmehr fest, daß die zwischen Blasewitz und Loschwitz bei Dresden zu errichtende Elbbrücke vom StaatSfiScus gebaut und unterhalten werden wird. Die bctheiligten Gemeinden haben de» für die Brücke und deren Zugang-wege nöthigen Grund und Boden zu beschaffen, werden dagegen ermächtigt, einen Brückenzoll zu erheben, auS dessen Erträgnissen da» von ihnen aufzuwendende Capital verzntst und getilgt werden solst — Ein Rieftnfaß M