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z. Z. Vorstand. Hoh-Versteigermig Nächsten Freitag, den 27. September l. I., sollen auf Bahnhof Bischofswerda von Stach mittags 2 Uhr an eine Anzahl alter kieferner und eichener Schwellen meistbietend gegen sofortige Baarzahlung versteigert werden. Dresden-N., am 23. September 1889. Königliches Abtheilungs-Jnaenieurbureau I. -er Ortskrankenkasse von Schmölln und Umgegend »m LV. 8«p1vmt»«» 188V, s VN», Im OtUtlNal» »u ttt»«»-8vl»müllii. Politische Weltschm. Während die deutsche Kaiserin am 16. d. von Hannover nach Potsdam zurückkehrte, ver legte Kaiser Wilhelm sein Hauptquartier nach dem Jagdschloß Springe, von wo aus Se. Majestät sich täglich nach dem Manövergebiet begab, um wiederholt thätig in die großen Uebungen cinzugreifen, die bei Coppenbrügge und Mehle stattfanden. Bis zum Mittwoch befand sich der Großfürst-Thronfolger von Rußland beständig in der nächsten Nähe des deutschen Kaisers, der den Sohn des Czaaren vor allen anderen fürstlichen Gästen anszeichnete. Am 18. d. M. reiste der russische Thronfolger über Kiel nach Korsoer ab, um unter Verzicht auf den angeblich geplant gewesenen Besuch der Pariser Ausstellung direct nach Fredensborg zurückzukehren. Kaiser Wilhelm verfügte sich an demselben Tage nach Osterwald zur Vorhut des 7. Armeecorps, welches gegen das 10. Armee corps bei Nordstemmen manövrirte, und wohnte auch den übrigen Truppenübungen bei, die erst am Ende dieser Woche ihren Abschluß fanden. Die Anwesenheit des russischen Thronfolgers bei den Manövern in Hannover bildete das Vorspiel zu dem Besuch des Czaaren im Neuen Palais in Potsdam, der nun bestimmt für den 27. d. M. angekündigt ist. Sowohl im König lichen Hofmarschallamt zu Berlin wie in der dortigen russischen Botschaft ist man schon jetzt mit den Vorbereitungen zum würdigen Empfang des Czaaren eifrigst beschäftigt. Der Aufenthalt des Kaisers von Rußland am Hofe des deutschen Kaisers dürfte sich auf wenige Tage beschränken, da das deutsche Kaiserpaar sein Erscheinen am großherzoglichen Hofe zu Schwerin für den 1. October zusagte. Die Bedeutung des Czaaren- besuchs würde jedenfalls weit höher geschätzt werden, wenn derselbe früher erfolgt wäre; in einzelnen Berliner Blättern wird aber die Er wartung ausgedrückt, daß bei dieser Gelegenheit Fürst Bismarck nach Potsdam reisen und in einer zweiten Unterredung mit dem russischen Kaiser den letzten Rest von Argwohn gegen die deutsche auswärtige Politik zerstören werde. — Die Mehrzahl der Mitglieder des deutschen Bundesrathes ist nach Berlin znrückgekehrt. Nach dem Eintreffen des Staatssecretärs von Bötticher sollen sofort die Arbeiten wieder be ginnen. Es wird zunächst die erneute Zusammen setzung der Ausschüsse erfolgen, von denen die für Landheer und Festungen und für Marine der Kaiser ernennt, während die übrigen durch Wahl gebildet werden. Der Bundesrath wird sich unverwcilt der Etatsberathung zuwenden, da der deutsche Reichstag bereits am 22. Octbr. wieder eröffnet werden soll. In dieser Voraus sicht wird schon jetzt in allen politischen Kreisen die vom Reichstag zu lösende Frage eines Er satzes für das Socialistcngesetz eingehend erörtert. Eine einfache Verlängerung der Wirksamkeit des Socialistengesetzes ist kaum zu erwarten. Der von der preußischen Regierung schon früher vor geschlagene Ersatz für das Socialistcngesetz stieß bei vielen Mitgliedern des BundeSraths auf ernste Bedenken. BemerkenSwerth ist die Ent schiedenheit, mit der sich die nationalliberalen Blätter gegen die Fortdauer des jetzigen Gesetzes erklären und mit der sie verlangen, baß der Reichs tag noch in der bevorstehenden letzten Session zu einer endgiltigen Regelung dieser wichtigen Schmeykal abgefaßte Antwort wurde in Wien vielfach als gleichbedeutend mit der Zurückweisung des Ausgleichsversuchs seilen der Deutschen angesehen und als unpatriotisch bezeichnet, während die Czechenblätter im völligen Einverständnis mit Schmeykal es für eine Pflicht des CabinetS Taaffe erklärten, sich vor Allem über die staats rechtliche Stellung des Königreichs Böhmen klar und bestimmt auszusprechen. Trotz der von den Wiener Regierungsblättern den Vertretern des deutsch-böhmischen Volkes gemachten bitteren Vorwürfe erachtet das Ministerium Taaffe an scheinend die Verhandlungen noch nicht für end- giltig abgebrochen, da Fürst Schönburg seinen Aufenthalt in Prag verlängerte und der böhmische Statthalter, Graf Franz Thun, zur Bericht erstattung nach Wien berufen wurde. — Großes Aufsehen erregten in Ungarn die Aussagen des ehemaligen Amtsdirectors im ungarischen Handelsministeriums I. Kokan, der im Verlaufe der wegen Unterschlagung von. 42,000 Gulden gegen ihn eingeleiteten Untersuchung einen Theil seiner Schuld auf den ehemaligen Handelsminister Graf Szechenyi, den Staatssekretär Matlecowic und andere Ministerialbeamte abzuwälzen suchte. Der ungarische Ackerbauminister Graf Julius Szapary hat die Einleitung des Disziplinarver fahrens gegen alle Beamten seines Ressorts un geordnet, bezüglich deren Johann Kokan während der Schlußverhandlung belastend ausgesagt hat. Als eine Folge der zahllosen Hetzereien der Nadicalen gegen den italienischen Minister präsidenten Francesco Crispi, den man fortwährend als den demüthigen Diener Bismarcks, deu wüthenden Feind Frankreichs und den Todten- gräber von Recht und Freiheit in Italien ver ketzerte, wird jetzt fast allgemein die Schandthat Caporalis angesehen, dessen Steinwurf das Leben des leitenden italienischen Staatsmannes arg gefährdete. Von allen Seiten sind dem Minister Crispi bei dieser Gelegenheit innige Beweise der Theilnahme gegeben worden; selbst viele Priester ließen sich bei ihm einschreiben oder sandten ihm ihre Karten. Am Donnerstag Nachmittag fand in Neapel eine große Kundgebung, vor der Wohnung des italienischen Ministerpräsi denten statt, woran gegen 20,000 Personen, dar unter Senatoren und Deputirte und alle libe ralen Vereine mit Musik und Fahnen theilnahmen. Crispi dankte vom Balcon mit bewegten Worten und sagte, daß dieser Tag ihn für Alles ent schädige, was er für die Freiheit und das Vater land gelitten. Die Stimmung in Italien ist seit dem Attentat Caporalis so zu Gunsten CriSpis umgeschlagen, daß sich der allgemeine Unmuth gegen das Mailänder Blatt „Secolo" wendet, welches beständig für Frankreich und gegen Crispi eiferte. Der bisherige Mitarbeiter des „Secolo", Paronelli, hat sich öffentlich von diesem Blatt losgesagt und erklärt in der „Tribuna", eS sei unwahr, was der Deputirte Capaloiti und der „Secolo" de» Italienern vorzumachen versuchten, daß nämlich Frankreich Sympathien für Italien habe: es hege höchstens Verachtung für dieses Land. Die Sympathie-Beweise, welche die von den Mailänder Republikanern nach Paris ae« sandten Arbeiter dort erhalten, hätten den Franzosen erst vollständig abgenüthigt werden müssen. Für die am Sonntag stattgehabtrn Kammer wahlen in Frankreich waren fast """» Candidaturen angemeldet, so " gffoßc StimmenzersplittMUM Oeffentliche Sitzung der Stadtverordneten Mittwoch, den rrs September 188V, Abends s Uhr. Ta geSordnung: Regulativ, die Erhebung einer Abgabe vom Gasthof»- und Schankgewerbe, sowie dem Kleinhandel mit Branntwein betr^ — Antwort des StadtratheS, die Spritzenproben betr. — Gesuch der Administratoren der Herrmann'schen Stiftungen um Vergütung erlittener Wiesenschäden. — Gesuch de» Vorstandes der Handelsschule um eine Unterstützung aus der Stadtcasse. — Stadtbauplan. Emil Vöhmer, Vorsteher. Angelegenheit schreiten müsse. Worin diese Regelung bestehen soll, ist vor der Hand noch nicht recht abzusehen. Im Centrum herrscht jetzt eine sehr entschlossene Stimmung und setzt diese Partei große Hoffnungen auf den am 23. d. in München stattgesundenen bairischen Katholikentag, trotzdem voraussichtlich kein einziger Bischof sich an den dabei zu erwartenden Kundgebungen be- theiligte. Die officiöse „Nordd. Allg. Ztg." weist darauf hin, daß in Baiern die Heerde hef tiger sei als die Hirten und daß man sich auf sehr scharfe Reden und Beschlüsse gefaßt machen müsse. Das Canzlcrblatt sagt: „Je weiter der Katholikentag in seinen Forderungen über das hinausgeht, was die Gesammtheit de? Bischöfe vertritt, desto weniger werden diese Forderungen an entscheidender Stelle Gehör finden. Der bleibende Erfolg des bairischen Katholikentages wird wahrscheinlich nur der sein, bei dem Wider streite zwischen dem friedliebenden und dem streit süchtigen Clerikalismus den Schwerpunkt wieder mehr auf die Seite des letzteren verschoben zu haben." Eine sehr erfreuliche Schilderung von der zunehmenden Besserung der Verhältnisse in den Reichslanden gab der Unterstaatssecretär v. Schraut bei dem Festessen, welches in Straß burg im Elsaß zu Ehren des dort tagenden Deutschen Vereins für öffentliche Gesundheits pflege veranstaltet wurde. Auf einen der Landes regierung gewidmeten Trinkspruch des Ober bürgermeisters vr. Miquel-Frankfurt antwortete Herr v. Schraut: „Das öffentliche Leben im Reichslande befindet sich in einem Gesundungs- processe. Die Diagnose ist einfach: Constitution kerndeutsch und kerngesund; es gilt wunde Punkte zu heilen und Auswüchse zu beseitigen. Die Heilmittel sind gleichfalls einfach. Eine gerechte, wohlwollende, die geistigen und materiellen Interessen der Bevölkerung in jeder Beziehung fördernde liebenswürdige, aber energische Ver waltung in Verbindung mit der Alles heilenden Kraft der Zeit. Wer sich frei weiß sowohl von Optimismus als Pessimismus, wird beobachten können, daß trotz Fieberanfällen, wie solche da waren und vielleicht auch noch einige Mal kommen können, der Gesundheitsproceß langsam, aber normal verläuft. Es wird voller Frühling werden im Neichslande, langsam zwar, aber so sicher, wie es Frühling geworden ist in den deutschen Landen seit der Wiederaufrichtung von Kaiser und Reich." In Heidelberg wurde am Donnerstag die Deutsche Naturforscher-Versamm lung in Anwesenheit des Großherzogs von Baden eröffnet, welcher letzterer sich besonders für den Phonographen Edisons intercssirte, den dessen Vertreter in Gegenwart des Erfinders vorführte. Durch den Vicepräsidenten des öster reichischen Herrenhauses, den Fürsten Schönburg, ließ der Ministerpräsident Graf Taaffe dem in Prag versammelten Exekutiv-Comitü der deutsch böhmischen Abgeordneten die Aufforderung zu einer AuSgleichS-Confcrenz zugchen, die am 21. d. MtS. in Wien stattfinden sollte. Unter dem Eindruck der Ernennung des Grafen Franz Thun zum Statthalter von Böhmen und der Gerüchte von dem Plan der böhmischen Königs krönung beschlossen die in Prag versammelten deutschen Abgeordneten, ihre Theilnahme an der AuSgleichS-Conferenz an die Bedingung zu knüpfen, daß das Ministerium Taaffe sich vorher Nar und deutlich über seine Stellung zu dem KrönungS-Projccte ausspreche. Die von Vr. Tagesordnung: 1) Neuwahl der Vorstandsmitglieder. 2) AuStheilung der Statutennachträge. Die Präsenzliste wird um «V- Uh» geschlossen Um pünktliches Erscheinen wird dringend ersucht.