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t in Böhmen zur Ohnmacht, wenn sie keinen Ausgleich machen, der Ausgleich aber ist keines wegs über die Köpfe der Nationalpartei abzu schließen." Noch viel ausgleich-feindlicher äußern sich die jungyechischen „Noxodni Listy", welche einen Abfall des Seudal-AdekS von den Czechen als eine vollständige Unmöglichkeit bezeichnen. Von denrNegirrungstathHeS schweizerischen EantonS Bern wurde die Verlesung der päpst lichen Allocution vom 30. Juni 1Z89 in den Kirchen verboten. I» dieser Allocution wird der Philosoph Giordano Bruno als ein gerichtlich überführter sittenloser Ketzer bezeichnet und der italienischen Regierung mancher heftige Vorwurf über die Veranstaltung der Giordano Bruno- DenkmalS-Feier gemacht. König Humbert von Italien kam am vorletzten Sonntag mit dem italienischen Kronprinzen und dem Marineminister an Bord der „Savoia" in Neapel an, wo er mit dem Ministerpräsidenten Crispi zusammentraf, der mit ihm am Dienstag nach Tarent fuhr. Dort wurde die Königliche Nacht und das dieselbe begleitende Geschwader von einer zahllosen Menschenmenge jubelnd em pfangen. Unter allgemeinen begeisterten Zurufen gingen der König und der Kronprinz von Italien an'S Land. Die ganze Stadt war festlich be flaggt und von Fremden überfüllt. Am Mittwoch Abend fand in Tarent eine glänzende Beleuchtung und eine prächtige Serenade statt. Anter groß artigen Ovationen der Bevölkerung reisten der König, der Kronprinz und Crispi am Donners tag Mittag von Tarent ab, kamen Nachmittags in Brindisi an, von wo sie alsbald nach Lecce weiterfuhren. Dort erfolgte die Ankunft an dem selben Abend unter dem Jubel der Bevölkerung. In Neapel traf am Mittwoch eine Gesandtschaft des Königs Menelik von Schoa ein, die mit militärischen Ehren empfangen und von den Vertretern der Behörden einstweilen nach Capo- dimonte geleitet wurde. Dreizehntausend Gemeindevorstände aus allen Theilen Frankreichs folgten der Einladung der französischen Regierung zum Besuche der Pariser Ausstellung. Ihre Begrüßung auf'dem Pariser Stadthause durch den Gemeinderath der französischen Hauptstadt, das ihnen von der letzteren im Jndustriepalaste gegebene Festmahl und ihr Empfang durch den Präsidenten Carnot im Elysöe-Palaste bildeten eine ununterbrochene Reihe von bedeutenden Kundgebungen zu Gunsten der Republik. Die meisten Pariser Blätter gaben daher auch in enthusiastischer Weise ihrer Be friedigung über die schöne, einmüthige und er hebende Feier Ausdruck, und selbst das „Journal des Döbats" mußte zugestehen, daß die Feier vom 18. August „einen gewissen Einfluß üben und einige nützliche Früchte tragen werde. Das Hauptverdienst für das Gelingen des Festes der Maires gebührt allerdings dem Präsidenten Carnot, dessen Liebenswürdigkeit, Zuvorkommenheit und Würde Viele, die der Republik bereits den Rücken gewendet hatten, wieder mit dieser Staats form versöhnt hat. Seine Rede bei dem Fest mahl der Maires erzielte einen begeisternden Eindruck, da er in schwungvollster Weise den augenblicklichen Glanz des republikanischen Frank reichs schilderte und den ungeheuren Triumph der Ausstellung pries, durch den Frankreich bei allen Völkern Sympathien und Freundschaften erwerbe. Im englischen Unterhause war der Unter- staatssecretär Fergusson veranlaßt, auf Labou- chere'sche Anfragen über die Stellung Englands zum Dreibunde zu antworten. Er versicherte, daß die englische Regierung kein dem Parlament unbekannt gebliebenes Bündniß abgeschlossen habe, gebe aber einen Meinungsaustausch zu, der bei der Annäherung Englands an den Dreibund fast selbstverständlich war. Die „Morning Post," die bekanntlich Beziehungen zu dem englischen Premier minister Salisbury hat, ergänzte diese Erklärungen Fergussons durch einen längeren Aufsatz, in dem auseinander gesetzt wurde, daß zwar kein zu Verwickelungen mit Frankreich und Rußland führendes Abkommen bestehe, daß aber die Inte ressen Englands im Großen und Ganzen mit den Interessen des mitteleuropäischen Friedens bundes zusammcnfallen. Ucber den etwaigen Besuch des Kaisers von Rußland am Hofe des deutschen Kaisers herrscht noch immer die größte Unklarheit. Nach den neuesten Nachrichten reist die Czaarenfamilie in diesen Tagen zunächst nach Kopenhagen, von wo aus der russische Thronfolger unter allen Um ständen nach Deutschland kommen wird, um der Einladung zu den Kaiser-Manövern Folge zu leisten. Durch die Energie des türkischen Ober- brfchlshabcrs Schakir Pascha ist der Aufstand auf der Insel Kreta sehr rasch bewältigt worden. Die Bewohner von Apokorona, de- Mittelpunktes der ganzen Bewegung, haben sich unterworfen und eine ErgebenhcitSadresse an den Sultan ab gesandt. Die türkische Regierung hielt es dem- ungeachtet für angczeigt, nicht nur weitere Truppen nach Kreta zu schicken, sondern auch die Posten an der griechischen Grenze vermehren und die türkische Garnison in Mazedonien verstärken zu lassen. Metz, 24. August. Ihre Majestäten der Kaiser und die Kaiserin haben dem Bürgermeister wiederholt Ihren lebhaften Dank für den außer ordentlich schönen Empfang ausgesprochen. Se. Majestät der Kaiser hat für die Armen der Stadt 2000 Mark gespendet. Münster i. W., 24. August. Ihre Maje stäten der Kaiser und die Kaiserin sind bei herr lichstem Wetter unter Glockengeläute und dem Jubel vieler Tausende heute Vormittag 9 Uhr wohlbehalten hier eingctroffen. Allerhöchstdieselben wurden am Eingänge der Stadt unter einem prachtvollen Triumphbogen durch den Oberbürger meister Windthorst begrüßt und fuhren sodann durch die überaus festlich geschmückten Straßen nach dem Schlosse. Münster i. W, 24. August. Bei der Be grüßung Ihrer Majestäten des Kaisers und der Kaiserin hielt der Oberbürgermeister Windthorst folgende Ansprache: „In tiefer Ehrfurcht bringt Eueren Kaiserlichen und Königlichen Majestäten die Vertretung der Hauptstadt Westfalens ihren allerunterthänigsten Willkommengruß dar. Ein erlauchter Ahne Eurer Majestät hat unsere Stadt durch den ehrenden Ausspruch ausgezeichnet: „Münster ist eine treue Stadt". Wir sind stolz auf dieses Königswort und fest gewillt, uns einer solchen Königlichen Anerkennung stets würdig zu erweisen. Erfüllt von diesem Geiste erneuern wir heute mit freudig bewegtem Herzen vor Eueren Kaiserlichen und Königlichen Majestäten die Gelübde des Gehorsams und der unerschütter lichen Treue, der ehrfurchtsvollen Verehrung und der unbegrenzten Liebe." Se. Majestät dankte durch warmen Händedruck. Münster i. W., 24. August. Bei dem Fest diner antwortete Seine Majestät der Kaiser auf eine Ansprache des Landraths von Ohcimb etwa Folgendes: Ich kenne Westfalen als eines der besten Meiner Lande. Ich gedenke noch Meines Besuches vor 5 Jahren. Alle Lehren und Principien Meiner Jugend stammen aus Westfalen, denn Mein Lehrer und Erzieher Hinzpeter ist ein Westfale. Ich kenne die Westfalen als fest, energisch und zäh, das haben sie auch stets in ihrer Treue zu Meinem Hause bewiesen. Eingedenk dessen, daß das westfälische Schwert, wenn es gezogen werden mußte, ebenso scharf sich gezeigt hat wie jenes Meiner anderen Lande, und hoffend, daß cs auch ferner ebenso scharf sich erweisen werde, wenn es abermals für das jung geeinigte Vaterland gezogen werden müßte, erhebe Ich Mein Glas und rufe: West falen und seine Hauptstadt Münster, sie leben hoch!" Die Worte Sr. Majestät wurden mit brausendem Jubel ausgenommen. Potsdam, 25. August. Ihre Majestäten der Kaiser und die Kaiserin sind heute Morgen 8^/z Uhr mittelst Sondcrzuges hier wieder ein getroffen und haben sich von der Wildparkstation alsbald nach dem Neuen Palais begeben. Berlin, 26. August. Man meldet der „Nat.- Ztg." aus Mannheim: Gelegentlich der Anwe senheit bei der Kirchweihe in der Nachbarstadt Fridcnheim gab der Großherzog den Vertretern des Mannheimer Stadtraths seiner Freude über den wirklich herzlichen Kaiserempfang in den Reichslanden Ausdruck. Es sei besonders ein Zeichen der steigenden Sympathien für Deutsch land, daß in Metz freiwillig über 100,000 Mk. für ein Kaiser-Wilhelm-Denkmal gesammelt worden und der Besuch in Metz und Straßburg außer ordentlich großartig gewesen sei. In einem Rückblick auf die Straßburger Kaiscrtage schreibt die in Rom erscheinende „Tribuna": Der Eindruck der Kaisertage war geradezu vernichtend für Frankreich; cs wäre bornirt, wollte die Revanchepartei künftig noch die Statue der Stadt Straßburg bekränzen, nachdem der Abfall Elsaß-Lothringens von Frankreich .unaufhaltsam und definitiv geworden ist. Zum Czaarcnbesuch meldet der „Berliner Presse" ein Privattclegramm unterm 25. Aug.: Graf Herbert Bismarck hat seinen Ur laub unterbrochen und ist, von Homburg kommend, schon gestern eingctroffen. Heute hatte derselbe eine halbstündige Audienz beim Kaiser; wie ver lautet, handelte eS sich unter Anderem um die offizielle Ansage des Besuch« des Kaiser« von Rußland, welche nunmehr auf diplomatischem der- Wege im Auswärtigen Amt eingelaWiDk^ Die Ankunft de» Grafen BiSmarck m kWns meldet auch der heutige „Reichsanzeiger". Der Ezaar trifft «gwlich am 28. August Ur Berlin ein. Der ReichScanzler wird, wie ein Börsenblatt behauptet, den Ezaapen nicht be grüßen, obgleich er, des CzaarenbesuchS wegen, auf die Badereise nach Kisstngen verzichtet hat. Von einem allgemeinen Abrüstungscongreß, den Fürst Bismarck einberufen will, fabeln Pariser Telegramme in Wiener Blättern. In einer Wiener Meldung der „Post" werden die Gerüchte für Börsenmanöver gehalten. Wir halten sie einfach für Humbug. Wien, 25. August. Der persische Minister präsident und der persische Gesandte machten dem Grafen Kalnoky einen längeren Besuch, welchen der Letztere später erwiderte. Der Schah, be gleitet von den Erzherzögen und Gefolge, fuhr Nachmittags mit der Zahnradbahn nach dem Kahlenberg, wo in den prächtig geschmückten Hotelräumen ein Diner von 26 Gedecken statt fand. Abends besuchte der Schah die Oper, wo selbst die Erzherzöge und mehrere Erzherzoginnen sich einfanden. — Der Kaiser stattete dem siame sischen Prinzen ,Sai Sanitwongse in dessen Hotel einen Besuch ab und hinterließ, da derselbe ab wesend war, seine Karte. Wien, 26. Aug. Der Schah von Persien ist heute Vormittag mittelst Dampfschiffes nach Budapest abgereist. Wien, 26. August. Der diesjährige inter nationale Getreide- und Saatenmarkt, welcher von ungefähr 2500 Gästen besucht ist, wurde heute Vormittag eröffnet. Die Theilnehmer wurden im Name» der Regierung von dem Sectionschef Haardt begrüßt, welcher die Erwar tung aussprach, daß der Markt auch in Zukunft sicher gestellt sein würde. Der Präsident Ra schauer erklärte darauf den internationalen Saaten markt für eröffnet. Der alte Kossuth hat ain 25. August seinen 88. Geburtstag in Budapest gefeiert; ihm zu Ehren wurde von einem Theile der radikalen unga rischen Opposition eine Kundgebung veranstaltet- Die Socialdemokraten in der Schweiz bieten ihre ganze Macht auf, um die Anstellung eines Bundesstaatsanwalts zu hintertreiben, haben aber trotz allen Geschreis und aller Wühlerei nur einen sehr schwachen Erfolg. Das schweizer Bürgerthum ist durchaus mit der Maßregel einverstanden und wünscht sehnlichst, daß die Umstürzler, welcher der Schweiz nur Verlegen heiten bereiten, zur Ruhe gebracht werden. Aus Genf sind abermals fünfzehn Russen aus gewiesen, es stehen noch mehr Ausweisungen bevor. Kopenhagen, 26. August. Nach hierher gelangten Nachrichten verschob sich die Abreise des Czaarenpaares wegen Erkrankung des Groß fürsten Wladimir um einige Tage. Petersburg, 26. August. Der Rücktritt des Prinzen von Oldenburg vom Commando des Gardecorps wird auf dienstliche Differenzen zwischen ihm und seinem militärischen Vorgesetzten, dem Großfürsten Wladimir, zurückgcführt, welche sich im Laufe dieses Sommers wesentlich zuge spitzt haben sollen. Der vielgenannte Grenzcommissar Schnaebele, welcher 1886 von dem Berliner Commissar von Tausch wegen Spionage verhaftet und später wieder freigelassen wurde, ist.dem „Petit Journal" zufolge an die Pariser Präfectur versetzt worden, um dort die Fremdenpolizei zu leiten. Zanzibar, 24. August. Hauptmann Wiß- mann marschirte von Dar-es-Salaam nach Baga- moyo und schlug mehrfach die Eingebauten am Kingani, Buschin befindet sich in Üsagara. Sachsen. Se. Majestät der König hat bestimmt, daß von jetzt ab das 1. Feldartillerie-Regiment Nr. 12, ausschließlich der reitenden Abtheilung, seinen Namenszug auf den Epaulettes und Achselstücken der Offiziere, sowie auf den Achselklappen der Unteroffiziere und Mannschaften zu tragen hat. Die Offiziere der reitenden Abtheilung behalten die Epaulettes in der bisherigen Weise bei und tragen den Namenszug Sr. Majestät nur auf den Achselstücken. Die Unteroffiziere und Mann schaften dieser Abtheilung tragen denselben auf den Achselklappen der Mäntel, auf den Achsel schuppen jedoch nur die Krone. — Wenn die Anzeichen des Herbstes unS mahnend zurufen, daß die schönen Sommertage für dieses Jahr nun bald unwiderruflich dahin sind und wir der rauhen Winterszeit entgegen gehen, liebt man es, sich in Muthmaßungen zu ergehen, in welcher Weise sich wohl der »MD Herr" zeigen werde. Da steht M reicher falscher bcz. nicht «M