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Haden, sie bezeugt nichtsdestoweniger, daß der Bann gebrochen ist, der da- Herz des Elsaß bisher hermetisch von uns abschloß. > Der Dank des Kaisers. Beim Empfang im Schlosse zeichnete der Kaiser ganz besonders den Bürgermeister Back aus und dankte ihm in herzlichster Lheise M Heü ebenso großartigen als erhebenden Empfang, welchen die Stadt ihm be reitet und der ihm und der Kaiserin besondere Freude gemacht habe. Der Kaiser bat zugleich den Bürgermeister, diesen kaiserlichen Dank der Bevölkerung kundzugeben. i Die große Parade am 21. August. Die heutige Parade ist auf das Glänzendste verlaufen. Eine zahllose Menschenmassel welche schon seit dem Morgengrauen auf das Paradefeld hinauS- gezogen war, wohnte derselben bei; die Krieger vereine waren vor der Tribüne aufgestellt. Um 11V, Uhr fuhr Ihre Majestät die Kaiserin zurück, um 12 Uhr verließ Se. Majestät, welcher die Uniform des Garde du Corps-Regiments trug, das Paradefeld. Allerhöchstderselbe ritt an der Spitze der Fahnen - Compagnie, umgeben von glänzendem Gefolge, im Schritt durch die Straßen, überall mit Begeisterung begrüßt. — Sämmtliche Blätter widmen dem kaiserlichen Besuch überaus symphatische Artikel. Der Enthu siasmus für das kaiserliche Paar, besonders auch in der einheimischen Bevölkerung, ist ein sehr großer; der Fremdenverkehr ist kaum zu bewäl tigen. Das Wetter ist bei bedecktem Himmel kühl, jedoch ohne Regen. Weiter wird über die Parade gemeldet: Im ersten Treffen waren 29 Bataillone, im zweiten Treffen 20 Schwadronen, 72 Geschütze und ein Trainbataillon aufgestellt. Der Generallieutenant Kühne, Commandeur der 31. Division, comman- dirte die Parade, der eine zahllose Zuschauer menge beiwohnte. Die Tribünen waren von ca. 6000 Menschen dicht besetzt, einige siebzig Krieger vereine hatten den Truppen gegenüber Aufstellung genommen. Das Festmahl beimStatthalter. Beim Gastmahl des Statthalters zu Ehren des Kaiser paares sprach Fürst Hohenlohe: „Ich freue mich unendlich, meinen kaiserlichen Herrn und dessen hohe Gemahlin als Gäste in meinem Hause begrüßen zu können, und bitte Sie, mit mir an zustoßen auf das Wohl Sr. Majestät des Kaisers und Ihrer Majestät der Kaiserin!" Auf diesen mit dreifachem donnerndem Hoch begrüßten Toast erwiderte der Kaiser: „Mir gereicht es zu hoher Befriedigung, als Gast meines kaiserlichen Statthalters in Straßburg weilen zu können. Es ist das dritte Mal, daß ich den Boden der Reichslande betrete, dieses Landes, das mir so sehr sympathisch ist. Ich bitte Sie, mit mir zu trinken aus das Wohl des Fürsten und der Fürstin Hohenlohe!" Dieser kurze Toast macht allen Pariser Le genden über große zu erwartende Kaiserreden ein Ende. Das städtische Fest. Das städtische Fest nahm einen glänzenden Verlauf. Der Kaiser, der in Husaren-Uniform erschienen war, zeichnete namentlich den Bischof und die katholische Geist lichkeit durch längere Ansprachen aus. Die Stadt ist brillant illuminirt. Der Broglieplatz, von 5000 bunten Lampen und Ballons erleuchtet, bot einen feenhaften Anblick. Zehntausende be grüßten das Kaiserpaar bei der Ankunft und Abfahrt vor dem Stadthause mit jubelnden Hoch rufen. Straßburg i. E., 22. August. Das Ge fechtsexerzieren aller Waffen der hiesigen Garnison auf dem Polygon nahm nach den von Sr. Majestät dem Kaiser ausgcgebenen Dispositionen seinen Verlauf. Nach Beendigung desselben kehrte Se. Majestät an der Spitze der Fahnen compagnie nach dem Kaiserpalaste zurück, wo die Fahnen während der Anwesenheit Aller- höchstdeffelben aufbewahrt werden. Auf dem ganzen Wege hatten sich Tausende von Menschen angesammelt, welche in ununterbrochene Hochrufe ausbrachen. Die vor dem Kaiserpalaste harrende Menge sang „Heil Dir im Sicgerkranz" und die „Wacht am Rhein". Ihre Majestät die Kaiserin erschien zu wiederholten Malen auf dem Balkon und verneigte sich dankend nach allen Seiten. Straßburg, 22. August. Am Münster wurde die Kaiserin vom Staatssccretär v. Putt- kamer, von dem Bischof Stumpf und vom Dom baumeister Harte! empfangen. Die Kaiserin besichtigte das Münster eingehend und fuhr so dann zur protestantischen ThomaSkirche, die unter Leitung des Präsidenten des DirectoriumS eben falls eingehend besichtigt wurde. Die Kaiserin besuchte sodann das Kloster der barmherzigen SM»Mrn, das Diaconissenhaus, das Waisen haus und Spital der Allerhelligen, überall ge rührt empfangen und die Anstalten mit huldvoller Theilnakme besichtiaend. Um 12»/, Uhr empfing die Kaiserin die Vorstände der wohkthätlgen Vereine und Körperschaften. Straßburg, 22. August. Zum heutigen Galadiner hatten Einladungen erhalten: der Statthalter Fürst Hohenlohe, die Räthe 1. und 2. Classe, die Präsidenten des LandeSauSschusscS (Schlumberger, Zorn v. Bulach und Jaunez, der frühere Maire von Saargemünd und bekannte Reichsfeind), der Bischof, der Consistorialpräsident, der Reichstagsabgeordnete Petri, die StaatSräthe und die Generalität. Der Kaiser war sehr heiter und trank dem Statthalter, dem Staatssccretär und dem General v. Heuduck zu. Dann erhob er sich und sprach: „Ich erhebe Mein GlaS und trinke auf das Wohl Meiner treuen RcichSlande." Der Kaiser trug die Uniform der Gardes du Corps, die Kaiserin eine Robe von helllila LloirS« avtiguo mit Brillanten und Perlen besetzt. Das herrlichste Schauspiel, welches sich dem Kaiserpaare noch dargeboten, gewährte heute Abend ein prachtvoller Laternen- und Fackelzug von etwa 80 elsässischen Vereinen mit 7000 Mit gliedern, die vor dem Kaiserpalais defilirten. Es war ein wirklich magisches Bild, das sich auf dem weiten Platze vor dem Kaiserpalast entwickelte. Die Gesang-, Turn-, Ruder-, Krieger- und Drei rad-Vereine des ganzen Landes hatten sich dem Kaiser zu Ehren ein Stelldichein gegeben und waren in symetrischer Aufstellung vor dem Kaiser palast concentrirt, dessen edle architektonische Linien sich in der elektrischen Beleuchtung grandios vom dunklen Nachthimmel abhoben. Die wunderbare, feenhafte Beleuchtung des Münsterthurmes er gänzte dies Bild. Bon der Spitze des Domes glänzten rothe und grüne bengalische Flammen weit hinaus, während eine Batterie 80 Kanonen schläge abgab und 800 Raketen mit bunten Leuchtkugeln den tausend und abertausend Zu schauern immer erneute Rufe der Bewunderung entrissen. Der Kaiser, die Kaiserin mit dem Großherzog von Baden und dem Bürgermeister Back auf dem Balkon wurden mit enthusiastischen Zurufen förmlich überschüttet, als die Vereine jubelnd vorbeizogen, während das Publikum nicht müde wurde, in die Hochrufe miteinzustimmen. Der Zug brauchte eine volle Stunde, um sich zu entwickeln und bot ein Bild musterhafter Organisation dar. Ein jauchzender Kaisercommers der Vereine und der Studenten endete die Feier unter brausenden Hochrufen auf das Kaiserpaar. Ein wichtiges Moment bei dieser Kundgebung bleibt die rege Betheiligung der altelsässischen Kreise, die in solchem Maaße noch nicht dage wesen. Die Erinnerung an diesen Tag wird dem elsässischen Volke und wohl auch dem Kaiserpaarc unvergeßlich sein. Straßburg, 23. August. (Telegramm des „sächs. Erzähl."). Das Kaiserpaar ist heute früh 8»/z Uhr unter Glockengeläute des Münsters und erneuten enthusiastischen Kundgebungen der Bevölkerung nach Metz abgereist. Deutsches Reich. Dresden, 23. August. (Telegr. d. „sächs. Erzähl."). Se. Maj. König Albert hat heute Mittag den beim Armeefest (Wettin- feier) mit dem Pferd gestürzten, jetzt wieder genesenen General Hammer in Audienz empfangen. Dresden, 21. August. Mit dem Kaiser Wilhelm werden 21 Offiziere zu den sächsischen Manöbern in Dresden eintreffen, darunter der Kriegsministcr Verdy du Vernois und der Chef des Generalstabcs, Graf Waldersee. Bischofswerda, 22. August. Zu einem schönen erhebenden Feste gestaltete sich die am 21. d. M. in Elstra veranstaltete Feier des ersten Spatenstiches zu der Eisenbahnlinie Kamenz- Elstra. Zahlreich hatten sich Festtheilnehmer aus der ganzen Umgebung eingcfunden und die Bürger schaft Elstras erschien einmüthig, als sich um 4 Uhr der Festzug vor dem Rathskeller ordnete. Unsere Stadt Bischofswerda war durch die Herren Stadträthe Kind und Lehmann und der Gewerbeverein durch seinen Vorstand, Herrn Adolph Täubrich, und einige andere Vorstands mitglieder vertreten. Unter den Klängen eines Marsches setzte sich kurz nach 4 Uhr der Festzug nach dem zum Baue des Bahnhofes gewählten Platze in Bewegung, woselbst der Männergesang verein von Elstra die Feier mit einem ernsten Gesänge einleitete. Hierauf bestieg der Herr SectionSingenieur die mit Blumen geschmückte Rednertribüne und wies mit trefflichen Worten auf die jahrelangen mühevollen, nun endlich mit Erfolg gekrönten Arbeiten der Stadt Elstra zur Erlangung einer Bahnverbindung Hin, mit dem innigen Wunsche schließend, daß alle Segens- Hoffnungen, die sich an diese Stunde knüpften, reichlich in Erfüllung gehen möchten. Nach diesem nahm der Herr SectionSingenieur den ersten Spatenstich selbst feierlichst vor, woran sich außerdem der mitanwesende Herr Regierungsbaumeister, mehrere Herren Ingenieure, der Herr Bürgermeister Bewilogua von Elstra, sowie einige andere Herren betheiligten. Nach Beendigung des Spatenstiches bestieg Herr Bürgermeister Bewilogua die Rednertribüne und schilderte in längerer und ergreifender Rede die jahrelangen, so oft vergeblich gewesenen Mühen für Erreichung einer Eisenbahn, schilderte, wie Elstra nicht im Besitze eines Anschlusses wie andere glückliche Schwesterstädte, von Jahr zu Jahr mehr zurückgegangen im Handel und Ge werbe und gab am Schluffe seiner Rede dem innigen Danke gegen Alle Ausdruck, die zur Er reichung des langersehnten Zieles beigetragen, „namentlich innigen Dank Sr. Majestät unscrm allgeliebten König Albert, unseren hohen Stände kammer» und Gottes allmächtigem Schutz dem Baue und Allen, die ihre Kräfte für denselben einsetzen", mit diesen Worten schloß Herr Bürger meister Bewilogua seine wirklich erhebende Rede. Ein zweiter Gesang des Elstraer Männergesangvereins schloß diesen ersten Theil der Feier und der Zug trat hierauf den Rückweg nach dem Marktplatze an. Kurz nach 6 Uhr versammelten sich alle Fest theilnehmer im Stadtkeller zum Festessen, welches der Wirth, Herr Sembdner, zur allgemeinsten Befriedigung vorzüglich servirte. Das erste be geistert aufgenommene Hoch brachte Herr Bürger meister Bewilogua auf Se. Majxstät unfern König Albert, woran sich Reden des Herrn Regierungs baumeisters, des Herrn Sectionsingenieurs u. a.„ die hauptsächlich im Wohle der Stadt Elstra gipfelten, schlossen. Herr Stadtrath Kind-Bischoss- werda überbrachte hierauf in mit herzlicher Freude aufgenommenen Worten die Glückwünsche unserer Stadt Bischofswerda, wies auf die traditionelle Freundschaft beider Städte hin, die namentlich Elstra unserer Stadt in jener schweren Zeit des Brandes (1813) bewiesen und schloß mit dem Wunsche, daß der heutige Tag Veranlassung geben möge, daß diese freundnachbarlichen Bezieh ungen für alle Zeiten weiter bestehen. Hieran anknüpfend, ergriff Herr Blumenfabrikant Gräfe- Bischofswerda das Wort und wies nochmals darauf hin, daß die freundschaftlichen Bande zu Elstra, die Gäste aus Bischofswerda zum Feste geführt, „doch der Egoismus bleibt im Leben nie ganz aus", führte weiter aus „und so gestatten Sie mir meine Herren, daß ich ein offenes Ge- ständniß dahingehend ablege, daß eS unsere zuver sichtliche Hoffnung ist, früher oder später den Anschluß dieser Eisenbahnlinie nach Bischofswerda zu erlangen, vorausgesetzt, daß uns das edelste Gut unseres Volkes, der Friede, erhalten bleibt.. Sechs Millionen Krieger, vom Belt bis zum Mittelmeere, sind bereit, jede Stunde irgend welchen Friedensstörer nicdcrzuschlagen, und das ist gerade in einer von Waffen starrenden Welt die beste und sicherste Bürgschaft des Friedens. Durch die Verbindung Elstra-Bischofswerda würde ein neues Band zwischen den größten verbündeten Reichen, Deutschland und Oesterreich, eine direkte Linie Berlin-Wien geschaffen und wenn der Ge danke, den heute schon hervorragende Social politiker beider Reiche vertreten, der Gedanke eines Zollbündnisses mit Oesterreich jemals aus dem Bündnisse herauswachsen sollte, dann würde gerade diese Bahn eine reiche SegcnSfülle über diese unsere heimathliche Gegend ausschütten. Möge der Frieden, der uns solch glückliche Zukunft erhoffen läßt, durch Gottes Gnade und dem edelsten Bünde, den die Geschichte kennt, dem Bunde zwischen Oesterreich, Italien und Deutschland uns erhalten bleiben, damit an seinen Sonnenstrahlen sich noch kommende Geschlechter erwärmen, möge es aber vor Allem den herrlichen Fürsten, die über diesem Bnnde wachen, noch lange vergönnt sein, die Geschicke ihrer Völker zu leiten. Diese Gedanken lassen mich die Bitte an Sie, meine Herren, richten, erheben Sie mit mir Ihre Gläser und rufen Sie mit mir, Ihre Majestäten der Kaiser von Oesterreich, der König von Italien und unser jugendstarker Kaiser Wilhelm II., sie leben hoch, hoch, doch", worin die ganze Ver sammlung mit unbeschreiblicher Begeisterung ein stimmte. Nun ergriff Herr Schuldirector Opitz- Elstra das Wort und gedachte namentlich der bereitwilligen Unterstützung der hohen Stände kammern, denen hauptsächlich die Erreichung diese- längsterfehntrn Ziele« eines Bahnanschlüsse«, zu danken sei. Da e« .aber nicht hohen Ständekammern heute Dank Elstra'S darzubringen^M