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Am 23. d! M. Nacht- Dienste und der S'ache deS Frieden» und der Ordnung. Jetzt umschließe ihn ein neue» Vaud mit den Mitgliedern, die unvergängliche Erians ruNg an die erhebende Bereinigung, bei welchip wir unsere gleichen Herzen in großherzigen Empfindungen und edlen Regungen schlagen fühlten. Die Pariser Meldungen von „besonderen Abmachungen zwischen Deutschland und Italien mit Ausschluß Oesterreichs" haben in Wien nicht den geringsten Eindruck gemacht, da die verhetzende Absicht auf der Hand liegt. UeberdieS war das Auswärtige Amt m Wien, ähnlich wie bei früheren Anlässen, auch diesmal über die Besprechungen in Berlin vollständig unterrichtet. Windhorst und Crispi. Wie mitgetheilt wird, lag eS in der Absicht deS Fürsten Bis marck , in Gemeinschaft mit dem italienischen Ministerpräsidenten Crispi das Gartenfest des Reichstages zu besuchen. Als der Abg. vr. Windthorst davon Kenntniß erhielt, ließ er dem Reichskanzler die vertrauliche Mittheilung zu kommen, daß er im Hinblick auf das bekannte Verhältniß deS Vatikans zur italienischen Regie rung sich veranlaßt sehen würde, in solchem Fall mit dem gesammten Centrum das Fest zu ver lassend Aus diesem Grunde unterblieb der ge plante Besuch des italienischen Gastes beim Reichstage. Berlin, 24. Mai. Dem Reichstag ging ein Nachtragsetat zu. Das Haus erklärte die von der Commission zur Erörterung im Plenum für ungeeignet erachteten Petitionen als erledigt und genehmigte die erste und zweite Berathung der zu Bern am 15. April d. I. unterzeichneten Declaration zur Reblaus-Convention. Die Sitzung wurde auf eine halbe Stunde vertagt. — Nach Wiederaufnahme der Sitzung wurde die Declaration zur Reblaus-Convention in dritter Lesung genehmigt, die Resolution sdes Herzogs von Ratibor und Genossen, gegen welche StaatS- secretär v. Bötticher sprach, wurde zurückgezogen. Im Laufe der Debatte über die Petitionen be treffs der Altersversicherung führt Staatssecretär von Bötticher aus, daß an dem Gesetz 5 Jahre gearbeitet worden. Es sei das Beste vorgeschlagen, was man gewußt, mit Strenge und Treue werde dahin gestrebt werden, daß das Gesetz verständ- nißvolles Entgegenkommen finde. Nach kurzer Debatte werden die Petitionen für erledigt er klärt. Es folgt die Schlußabstimmung über das Altersversicherungsgesetz, welche auf Antrag der Deutschfreisinnigen eine namentliche ist. Die Vorlage wird mit 185 gegen 165 Stimmen angenommen. Nach Erledigung der Tages ordnung gedachte der Präsident des kommenden achthundertjährigen Jubiläums des Wettiner Hauses. Das Haus ertheilte unter Beifall die Ermächtigung, Sr. Majestät dem Könige von Sachsen und dem sächsischen Volke die Theil- nahme auszudrücken. Der Präsident gab den Geschäftsbericht, worauf Feldmarschall Moltke dem Präsidium für dessen umsichtige Leitung dankte. Staatssecretär v. Bötticher verlas die Kaiserliche Botschaft, mit welcher der Reichstag geschlossen wurde. Er dankte hierauf den Mit gliedern für die opferfreudige Theilnahme und sprach denselben auf Befehl des Kaisers dessen Dank für die mühevolle Mitwirkung bei der Herstellung des vaterländischen Werkes, der Altersversilberung, aus. — Zum Schluß wurde ein dreimaliges Hoch auf Se. Majestät den Kaiser ausgebracht. DieAlters- und Invalidenversicherung ist im Reichstage in einer Fassung angenommen, welche die Zustimmung des Bundesraths als unzweifelhaft erscheinen läßt. So ist denn der Kreis der Aufgaben, welche die kaiserliche Bot schaft vom 17. Novbr. 1881 der Gesetzgebung zunächst und zu dem Zwecke stellte, die Arbeiter vor den schädlichen Folgen dauernder oder vor übergehender Arbeitsunfähigkeit zu sichern, er folgreich gelöst und man kann in diesem Sinne mit Recht die Alters- und Invalidenversicherung die Krönung des Werkes nennen. Berlin, 25. Mai. Graf Hartenau — Fürst Alexander von Bulgarien — hat, wie Wiener Blätter melden, die Besitzung CharlottenfelS bei Schaffhausen für 170,000 FrcS. angekauft. Au« Mühlhausen i. E. wird geschrieben, daß die gerüchtweisen Meldungen von einer Ver setzung des Polizei-Jnspectors Wohlgemuth un begründet sind. Wohlgemuth wird seinen Posten behalten. Der Schah von Persien wird schon am 9. Juni zu mehrtägigem Besuch au« Rußland in Berlin eintreffen. Bon da reist er nach Paris. Petersburg, 27. Mai. Der Schah von Persien nahm gestern da« Dejeuner bei dem Kaiser und der Kaiserin im Anitfchkow-Palai« " „Herr Ob«Mrgtrmeist«r! D« KVÄa, ««in «Hab«,« Herr, bittet Sie, bei der Bevölleruna Vieser berühmten Hauptstadt sich zum Dolmetsch Seines lebhaften Dankes für den glänzenden und herz lichen Empfang zu machen, welcher Ihm bet Seiner An kunft zu Theil geworden ist, , sowie für die Beweise der aufrichtigen Sympathie, welche Ihn während Seines ganzen Aufenthaltes bei seinem erhabenen Wirtli und Freund, Sr. Maj. dem Kaiser von Deutschland, König von Preußen, begleitet haben. Se. Majestät dankt Ihnen persönlich, Herr Oberbürger meister, und dankt dem zweiten Bürgermeister, dem Bor- sipenden der Stadtveroroneten-Bersammlung, und allen Mitgliedern der Munizipalität für die bei dieser Gelegen heit getroffenen Anordnungen. Se. Majestät der König will, daß ich Ihnen in Seinem Rainen sage, daß Er von Berlin die angenehmste Er innerung bewahren wird, indem Er Sie versichert, daß Sein Freundschaftsgefühl für die Hauptstadt Deutschlands von Rom und ganz Italien getheilt wird. Schließlich ersucht Se. Majestät Sie, die hier ange- jchlossene Summe von 20,000 Frcs. zu einem wohlthätigen Zweck vertheilen zu lassen, Ihnen überlassend, den zu diesem Zweck geeignetsten Weg zu wählen. Genehmigen Sie, Herr Oberbürgermeister, die Ver sicherung der ausgezeichnetsten Hochachtung. Für den Minister des Königlichen Hauses, gez.: U. Rattazi." Kronprinz Victor Emanuel ist vom Kaiser zum Rittmeister im 13. Husaren - Regiment er nannt worden. — König Humbert empfing am Mittwoch Nachmittag den ReichScanzler Fürsten Bismarck in längerer Audienz und beehrte später den Fürsten und die Frau Fürstin im Reichs- canzleramte mit einem Besuche. Frankfurt a. M., 27. Mai. Den Mit gliedern der italienischen Colonie gegenüber äußerte sich König Humbert nach dem hiesigen „General anzeiger" etwa folgendermaßen: Er freue sich, auf fremdem Boden Landsleute begrüßen zu können, doch sei derselbe jetzt nicht mehr fremd, denn sie gehörten jetzt zu einer Familie. Wie ihre Herzen vor Freuden schlügen, so nicht minder das seinige, da er voller Glück und Enthusiasmus über den Empfang in Berlin in die Heimath zurückkehrte. — Die Kaiserin Friedrich kehrte mit den Prinzessinnen Töchtern um 9 Uhr 18 Min. nach Homburg zurück. Der Bahnhof und die anliegenden Straßen sind auf's Präch tigste geschmückt. Karlsruhe. 27. Mai. Der Sonderzug des Königs und des Kronprinzen von Italien traf um Il Vr Uhr auf dem Mühlburgxr Thor-Bahn- hof ein. Zum Empfange war Staatsminister vr. Turban anwesend, mit welchem sich der König auf das Huldvollste unterhielt. Vor dem Bahn hofe hatte sich eine zahlreiche Menschenmenge angesammelt, welche bei der Abfahrt begeisterte Evvivas ausbrachte. Die „Nordd. Allg. Ztg." sagt in einem Ab schiedsartikel: Die herzliche Begrüßung von Seiten der Bevölkerung wird dem König von Italien gezeigt haben, daß der Bund beider Nationen in Deutschland nicht nur Verstandes-, sondern viel mehr Herzenssache ist. Die Erinnerungen an diesen Besuch mögen den Italienern ein Unterpfand sein, wie tief in der deutschen Volksseele die Ucberzeugung wurzelt, daß es sich zwischen den beiden Völkern nicht nur um die Erhaltung ge schriebener und kodifizirter Vertragsbestimmungen, sondern um die Pflege von Beziehungen handelt, die ihrer rechtlichen wie sittlichen Natur nach die Bürgschaft für die Erhalturig des Weltfriedens bieten. In diplomatischen Kreisen verlautet, daß Kaiser Wilhelm und König Humbert ein in den Ausdrücken wärmster Freundschaft abgefaßtes Schreiben an Kaiser Franz Joseph gerichtet hätten. Kaiser Franz Joseph drückte seinen herz lichsten Dank aus und versicherte, daß Oesterreich im Geiste den Berliner Festtagen beigewohnt habe. Die Presse des Auslandes beschäftigt sich lebhaft mit der Reise Königs Humberts nach Berlin. Mit wahrhaft südländischer Begeisterung sprechen sich die italienischen Zeitungen über den glänzenden Empfang ihres Herrschers aus. — Ter dem englischen Cabinet nahestehende Lon doner „Standard" widmet der Ankunft des Königs Humbert in Berlin einen Leitartikel, in welchem auf die ungewöhnliche Begeisterung hin gewiesen wird, mit welcher der König auf deutschem Boden empfangen worden sei. Diese neue Be stätigung des Dreibundes werde von dem eng lischen Volke mit Genugthuung begrüßt, daS darin die beste Friedensgewähr erblicke, sowie die beste Bürgschaft dafür, daß die fundamentalen Interessen Europas aus jeder Feuerprobe un- versehrt hervorgehen würden. Berlin, 27. Mai. Crispi sandte dem Aus schuß des Reichstags ein Schreiben, in welchem er für den herzlichen Empfang im Kaiserhof dankt. Er werde seinen Gefühlen, welche die Mitglieder kennen, stet« trest bleiben; denn indem -er dem Gedanken diene, welcher beide Länder hält, wisse er sich im «ä und begab sich darauf, vom Kaiser, de« Großfürsten-Thronfolger und den Großfürsten begleitet, rum Bahnhof und trat die Werterreife an. Der Kaiser hat dem Schah sein mit Brillanten geschmücktes Portrait zum Tragen auf der Brust überreicht. ' Belgrad, 26. Mai. Anläßlich deS heutigen Parteitage« der fortschrittlichen, Partei kam e« zu Ausschreitungen. Die in einem Gartenlocal abgehaltene Versammlung wurde durch Kund gebungen de« Mißfallens der Außenstehenden wiederholt gestört. Beim Verlassen de« Local« kam e« auf der Straße zu Thätlichkeiten, wobei 2 Personen, ein GenSdarm und ein Gymnasial schüler getödtet wurden. Die Regierung traf zur Verhinderung weiterer Ausschreitungen die nothwendigen Schutzmaßregeln. Abends 7 Uhr war die Ruhe wieder hergestellt. Auckland, 26. Mm. Den letzten Nach richten aus Samoa zufolge ist eS Admiral Kim berley gelungen, einen Waffenstillstand zwischen Tamasese und Mataafa bis zur Entscheidung der Berliner Conferenz herbeizuführen. Die Ein geborenen sind meist in die Heimath zurückgekehrt. Sachsen. Se. Majestät der König hat nach einer an das Präsidium von Sachsens Militärvereinsbund gelangten Mittheilung für das von den ehe maligen Soldaten der deutschen Armee dem Kaiser Wilhelm I. auf dem Kyffhäuser zu er richtende Denkmal den Betrag von 1000 Mk. zur Auszahlung anweisen lassen. Brüsseler Blätter bringen die Anwesenheit Ihrer Majestät der Königin Carola von Sachsen mit einem HeirathSplane zwischen Sr. Hoheit dem Prinzen Friedrich August von Sachsen und einer Tochter des Grafen von Flandern in Ver bindung. Nach einer dem Preßausschusse seitens des Königl. Hofmarschallamtes gewordene Mittheilung erwartet man anläßlich der bevorstehenden Wet tiner Festlichkeiten das Eintreffen folgender, dem erlauchten Königshause verwandter fürstlicher Personen: Ihre Königl. Hoheiten der Graf und die Gräfin von Flandern, sowie Prinz Balduin und Prinzeß Henriette, Ihre Königl. Hoheiten der Großherzog und die Großherzogin von Sachsen-Weimar, Se. Königl. Hoheit der Erb- großherzog von Sachsen-Weimar, Se. Hoheit der Herzog von Sachsen-Altenburg, Se. Hoheit der Herzog von Sachsen-Coburg-Gotha, Se. Hoheit der Herzog von Sachsen-Meiningen, Se. Hoheit der Erbprinz von Sachsen-Meiningen, Se. Hoheit Prinz Ernst von Sachsen-Meiningen, Ihre Hoheiten der Prinz und die Prinzessin Friedrich von Sachsen-Meiningen, Ihre Hoheit die Prinzessin Marie von Sachsen-Meiningen. Ueber die Betheiligung des Portugiesischen Hofes, sowie Ihrer Hoheiten des Prinzen und der Prinzeß Moritz von Altenburg stehen noch Nach richten aus. Ihre Majestät die Königin von England wird nicht erscheinen, sich aber möglicher Weise durch Anverwandte vertreten lassen. — Neueren Nachrichten zufolge wird Prinz und Prinzessin Moritz von Sachsen-Altenburg nich erscheinen, dagegen wird Se. Hoheit Prinz Albert von Sachsen-Altenburg kommen Bischofswerda, 28. Mai. Auf einer Sängerfahrt nach Reichenberg i. B. begriffen, trafen am Sonntag früh 7 Uhr 21 Min. die Mitglieder des Dresdner Männergesang vereins unter Führung ihres erprobten Weber meisters, Herrn Jüngst, auf dem hiesigen Bahnhof ein und wurden mit sangesbrüderlichem Gruß von Mitgliedern der hiesigen „Liedertafel" empfangen. 7 Uhr 40 Min. setzten die Dresdner Herren ihre Fahrt nach Reichenberg fort. Wie wir aus dortigen Zeitungen ersehen, hat der Manner gesangverein in zwei WohlthätiakeitSconcerten große Triumphe gefeiert; Herrn Jüngst wurde ein Lorbeerkranz überreicht. — 28. Mai. Der hiesige Männergesang- vrrein „Liedertafel", welkster auf dem Gebiete des Chorgesänge« schon manchen schönen Erfolg zu verzeichnen hatte, giebt heute Dienstag in den Räumen deS SchützenhauscS unter Mitwirkung der „CantoreichoreS" ein Concert; das Pro gramm zu demselben ist ganz vorzüglich zusammen gestellt, dessen Hauptnummer „Mein theureS Königshaus", Festspiel zur achthundertjährigen Jubelfeier de« erhabenen und erlauchten Fürsten hauses Wettin, bildet. ML Firmen de« Kammerbezirks, welche an dem Handel mit Serbien interessirt find, können eine Mittheilung auf dem Bureau der Handels- und Gewerbekammer Zittau — Zittau, Bautzner-Straße 7, I — erhalten. Am 23. d: M. Nacht« kurz nach 2 Uhr ist da» Wohnhaus und Stallgebäude de» WtHluS-