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E. Noch, Gemeindevorstand. sen, nach welchear bach , am 8. August 1889. Das Deficit im Reichshaushalt. Der durch den „Reichsanzeiger" veröffent lichte Abschluß der Reichshauptcaffe für das Etatsjahr 1888/89 weist leider einen Fehlbetrag von 20,383,738 Mk. 53 Pf. auf. Aus der amt lich mitgetheilten Ueberstcht der Reichseinnahmen und Ausgaben crgiebt sich Folgendes: Bei der Verwaltung des Reichsheeres sind an fortdauern den Ausgaben 2,276,000 Mk., an einmaligen Ausgaben 353,000 Mk. mehr erforderlich ge wesen. Der allgemeine Pensionsbedarf des Reichsheeres erheischte einen Mehraufwand von 66,000 Mk. Im Bereiche der Militärverwaltung erhöhten sich aber auch die Einnahmen um 339,000 M. Bei dem Reichsheere stellte sich demnach das Gesammtergebniß gegen den Vor anschlag um 2,356,000 M. ungünstiger. Für die Marine sind 1,934,000 M. mehr verausgabt worden, für das Auswärtige Amt 1,372,000 M. mehr, in welcher Summe 800,000 M. ein geschlossen sind, die für die Unterdrückung des Sklavenhandels und zum Schutze der deutschen Interessen in Ostafrika bewilligt wurden. An den Ausgaben für das Reichsschatzamt, einschließ lich der Reichsschuld und der Civilpensionen, sind zusammen 1,160,000 M. erspart worden. Im Ganzen übersteigen die Mehrbedürfnisse bei den hier angeführten Ausgabefonds die daran gemachten Ersparnisse um genau 4,758,174 M. 53 Pf. Was die Einnahmen des Reichs angeht, so haben die Zölle und die Tabaksteuer, von deren Ertrage dem Reich nur der feste Betrag von 130,000,000 M. verbleibt, einen Mehrertrag von 38,337,000 M. ergeben, nämlich 37,595,000 M. mehr an Zöllen, 1,577,000 M. mehr an Tabaksteuer und 835,000 M. weniger an Aversen der Zollausschüsse. Die den Bundesstaaten im vollen Reinerträge zu überweisenden Steuern haben im Vergleich zum Etat betragen: die Verbrauchsabgabe vom Branntwein und der Zu schlag zu derselben einschließlich der Branntwein- Nachsteuer 34,398,000 Mark weniger, die Stempel abgaben für Werthpapiere rc. 7,507,000 Mark mehr. Die Abweichungen von der etatsmäßigen Voraussetzung finden für den Reichshaushalt ihre Ausgleichung dnrch entsprechende Erhöhung bezw. Ermäßigung der unter den Ausgaben vor gesehenen Ueberweisungen an die Bundesstaaten. Im Ganzen belaufen sich diese Ueberweisungen auf 277,801,000 Mk., das sind 11,446,000 Mk. mehr, als der Etat voraussetzt. Die Zuckersteuer hat im Ganzen 24,363,000 Mark weniger ergeben, und zwar 18,345,000 Mk. an Materialsteuer und 6,018,000 Mk. an Verbrauchs- abgabe. Auch die Maischbottich- und Brannt wein-Materialsteuer weist einen Minderertrag von 4,255,000 Mk. ans. Dagegen sind an Salz steuer 2,255,000 Mk. und an Brausteuer 3,289,000 Mk. mehr aufgekommen. Die Be triebsverwaltungen schlossen sämmtlich mit Mehr- überichüssen ab, und zwar die Post- und Tele graphenverwaltung mit einem solchenvon 3,671,000 Mk., die Reichsdruckerei mit 291,000 Mk. und die Reichs-Eisenbahnverwaltung mit 2,080,000 Mk. Die Einnahmen aus dem Bankwesen sind um 653,000 Mk. hinter dem Etat zurückgeblieben. Die ordentlichen Einnahmen des Reiches blieben im Ganzen um 15,625,564 Mk. hinter dem Etat zurück, so daß sich unter Berücksichtigung der Mehreinnahmen ein Deficit von 20,283,738 Mk. 53 Pf. für den Haushalt des Etatsjahrs 1888/89 ergiebt. Die officiöse Presse bemüht sich, den befremd lichen Eindruck des 20 Millionen-Defieits mög lichst abzuschwächen und weist deshalb darauf hin, daß die namentlich bei den Einnahmen sehr erheblichen Abweichungen von den durch den Etat festgestellten Voranschlägen von den Finanz kundigen schon im Laufe des Jahres vorherge- sehen und bei den Etatsberathungen des Reichs- E>taHS angekündigt wurden. Allerdings sind die 7' dieser Gelegenheit gemachten Schätzungen - '»sichk genau eingetroffen, aber immerhin halten dst Ergebnisse doch meist in den Linien der Dank Allen, welche am 5. dieses Monats zur Löschung des infolge Blitzeinschlages im hiesigen Orte ausgebrochenen Schadenfeuers beitrugen! Insbesondere Dank der Gemeinde der Gemeinde »«»ttt»«, der Stadtgemeinde und der freiwilligen Feuerwehr zu welche trotz eigener Gefahr recht frühzeitig mit ihren Feuerlöschspritzen zu Hilfe kamen. Frankenthal, am 6. August 1889. Der Gemeinderath. Bekanntmachung. Der Dienstmagd Auguste Ottilie König aus Goldbach ist das ihr unter dem 28. Juni l881~auSgestelltc Gestndezeagnistbnch abhanden gekommen. Zu Verhütung von Mißbrauch mit diesem Buche wird dies andurch bekannt gemacht. G ol - - demnach an den nächsten 3 Sonntagen in der Reihenfolge, welche aus der im amtlichen Theile dieses Blattes erlassenen Bekanntmachung des Stadtrathes und Kirchenvorstandes zu ersehen ist, von den 3 vom Collator dem Kirchenvorstande vorgeschlagenen Bewerbern Gastpredigten gehalten werden. Daß diese Gastpredigten nicht wie bis her Nachmittags 1 Uhr, sondern früh ^9 Uhr gehalten werden sollen, wird gewiß besonders in Hinblick auf das nächsten Sonntag stattfindende Augustschießcn in der ganzen Kirchengemeinde mit Freuden begrüßt werden. Ob nicht für die beiden folgenden Sonntage eine Vereinbarung dahin getroffen werden kann, daß mit Berück sichtigung der Wünsche der Filialgemeinde Gold bach die Gastpredigten daselbst früh um 7 Uhr und in hiesiger Hauptkirche */,10 Uhr gehalten werden, hängt von dem Erfolg der hierüber schwebenden Verhandlungen zwischen den beider seitigen Kirchenvorständen und den vorgesetzten Behörden ab und wird hierüber, wenn nöthig, heitere Bekanntmachung erlassen werden. 9. August. Das August schießen, dieses altbeliebte Volksfest, wird auch dieses Jahr seine große Anziehungskraft ausüben. Die Baulich keiten sind auf dem Festplatze bereits vorwärts geschritten. An Specialitäten ist auch in diesem Jahre kein Mangel und nicht gering ist die Zahl der Schaustellungen, welche die Neugier und Schaulust der vielen Besucher mächtig anreizen; bezüglich der Sehenswürdigkeiten verweisen wir ganz besonders auf den Jnseratentheil. Auch für leibliche Genüsse wird Sorge getragen sein; u.A. wird das durch seine renommirten Bicrverhältnisse bekannte Reißbach'sche Zelt einen in dieser Beziehung angenehmen Aufenthalt bieten. Jeder kann sich somit nach seinem Geschmack amüsiren, nur möchte eine be ständige freundliche Witterung das Fest begünstigen^ es ist dies zu wünschen sowohl im großen Inte resse der großen Zahl Jener, welche bezüglich ihrer geschäftlichen Einnahmen auf dieselbe rechnen^ als auch im Interesse der Tausende von Besuchern^ welche gern zum Bischofswerdaer Schießen gehen. Bischofswerda. Nächsten Montag früh erfolgt der Abmarsch der Bautzner Garnison zu den Herbstübungen, infolgedessen werden dem Ver nehmen nach die hiesige Stadt und benachbarten Ortschaften Einquartierung erhalten. — Der Stadtrath läßt gegenwärtig für die Hagelgeschädigten der Waldenburger Gegend eine Haussammlung in hiesiger Stadt vornehmen. — 8. August. Ein wahres Riesenexemplar von einer Gurke aus der Kunst- und Handels- gätnerei des Herrn Ewald Milius in Neukirch wurde uns heute übersandt. Dieselbe hat ein Gewicht von 5^/, Pfd., Exemplare von 3 bis 4 Pfd. sind daselbst keine Seltenheit. Die betr. Riesengurke liegt in der Expedition d. Bl. zu Jedermanns Ansicht aus. — Mit dem 1. October l. I. tritt das neue Genossenschaftsgesetz in Kraft. Nach den Be stimmungen dieses Gesetzes sind diejenigen Ge nossenschaften, deren Mitglieder für die Schulden des Vereins solidarisch und mit ihrem ganzen Vermögen haften, künftighin gezwungen, ihren Geschäftsverkehr vom 1. October ab lediglich auf die Mitglieder zu beschränken. Vorschüsse und Credite an Nichtmitglieder sind künftighin unzu lässig oder doch nur insoweit statthaft, als die selben zum Zwecke der Capitalanlage erfolgen. Zuwiderhandlungen hiergegen werden mit Geld strafen bis zu 600 Mark geahndet. Um nun den Vorschußvereinen die Möglichkeit zu ver schaffen, in der bisherigen, gewinnbringenden Weise weiterzuarbeiten und gleichzeitig die Mit glieder von der mit jedem Tage drückender werdenden und nach Befinden so folgenschweren Solidarhaft zu entlasst», beabsichtigt ein großer Theil dieser Vereine, sich in eine Actiengcsellschast umzuwandeln. — Zwischen den deutschen Postverwaltungen ist jetzt ein Vertrag abgeschloffen, nach welchenr Postkarten, Kreuzbänder und Briefe, welche Mt den Marken eines anderen Vostaebi-stSMÜS zur Auflieferung kommen, fortanMlN neueren Schätzungen. Die finanziellen Wirkungen der Steuergesetze sind, wie officiös betont wird, für die erste Zeit ihrer Wirksamkeit niemals mit Sicherheit vorherzusehen. Von den Ueberweisungen, welche die Eiuzelstaaten aus den Reichssteuern erhalten, wurde angenommen, daß dieselben den Etat nicht ganz erreichen würden; in Wirklichkeit kommt indeß den Einzelstaaten ein Mehr von 11,000,000 Mark zu Gute. In den einzelnen hierbei betheiligten Steuergattungen sind hierin noch wesentliche Differenzen einbegriffen. Die Verbrauchsabgabe von Branntwein ist noch in höherem Maaße, als erwartet wurde, hinter dem Etat zurückgeblieben; die Deckung aber, die sich für den erwarteten Ausfall in den Mehrerträgen der Zölle und Stempelabgaben bot, hat sich noch weit ergiebiger gestaltet, als früher angenommen werden konnte. Hauptsächlich ist dies bekanntlich dem reichen Ertrage der Getreidczölle und der Lebhaftigkeit des Börsengeschäfts zuzuschreiben. — Für den Reichshaushalt im engeren Sinne, also in Betreff der dem Reiche für den eigenen Bedarf verbleibenden Einnahmen, war ein Deficit von etwa 13Vr Millionen vorhergesehen. In Wirklichkeit hat sich dasselbe auf etwas über 20 Millionen gestellt. Diese Steigerung ermangelt ziemlich allseitig der volkswirthschaftlichen Be deutung, denn sie beruht hauptsächlich darauf, daß die im Uebrigcn ganz der Höhe der Anschläge entsprechend aufgelaufene Verbrauchsabgabe vom Zucker nur mit einer geringen Quote zur Ein zahlung gelangt, zum größten Theile dagegen auf Wunsch der Steuerpflichtigen gemäß den gesetzlichen Vorschriften creditirt worden ist. Inwieweit für diese neue Abgabe von dem Recht der Creditnahme Gebrauch gemacht werden würde, war schlechterdings im Voraus nicht zu übersehen. Wenn es aufgefallen ist, daß auch die Rüben steuer (Zuckermatcrialsteuer) gegen den Etat einen Ausfall von über 18 Millionen ergeben hat, obwohl das Rcformgesetz über die Zuckersteuer im Laufe des verflossenen Etatsjahres in Kraft getreten ist, so wird dagegen eingehalten, daß bei der dem Reichstage unterbreiteten Schätzung der Ausfall schon im November v. I. mit 16 Mill, angenommen wurde. Das Zuckersteuergesetz vom 9. Juli 1887 normirte zwar die neuen Rüben steuer- und Ausfuhrvergütungssätze schon für die Zeit vom 1. August 1888 ab, aber infolge der sechsmonatlichen Zahlungsfristen wird die finanzielle Wirkung der neuen Vorschriften im Wesentlichen aus dem damals laufenden in das gegenwärtige Etatsjahr verschoben. Der beträchtliche Ausfall von 18 Millionen bringt demnach die letztmaligen Ergebnisse der vor dem 1. August 1888 in Geltung gewesenen Steuervorschriften, nicht aber schon die Ergebnisse des neuen Zuckersteuergesetzes zur Erscheinung. Trotz dieser Erläuterung wird voraussichtlich die Opposition im deutschen Reichstage auf die Behauptung zurückkommen, daß die Zuckersteuerreform unzulänglich geblieben sei. Erst bei der nächsten Etatsberathung im Reichstage kann es sich Herausstellen, ob nicht bei genauerer Prüfung der einzelnen Positionen sich noch eine Herabminderung oder anderweitige Deckung der einzelnen Fehlbeträge ermöglichen ließe. Jedenfalls wird das 20 Millionen-Deficit ziemlich scharfe Äuseinandersetzungen bei der nächsten Etatsberathung veranlassen. Deutsches Reich. Ihre Königlichen Majestäten kehrten heute unter Benutzung eines SonderzugeS, welcher gegen 12 Uhr von HermSdorf-Rehefeld abging und Nachmittags gegen 3 Uhr in Niedersedlitz eintraf, nach Schloß Pillnitz zurück. Se. Maj. der König hat dem Vernehmen nach für die am 12.V. M. durch Hagelwetter Geschädigten im Bezirke der AmtShauptmannschaft Glauchau eine Unterstützung von 1000 M. bewilligt. UV. Bischofswerda. Auf Antrag des hiesigen Stadtrathes als Patron und Collator hat der Kirchenvorstand beschlossen, die Gastpredigten um da« erledigte Archidiaconat in hiesiger Hauptkirche früh '/,9 Uhr halten zu lassen. ES werden