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Druck mW ««lag poa Kriedrich May, » vom vollendeten 17. bis zum vollendete» 4b. Jahr, also 19,2 Procent der Grsammtbevölkerung. Bon diesen 9,128,722 waren activ dienstpflichtig 1,214,249 (2,8 Proc. der Bevölkerung), reserve pflichtig 1,473,646 (3,1 v. H.), landwehrdienst- pflichtia im 1. Aufgebot 1,606,613 (3,4 v. H.), im 2. Aufgebot 1,840,070 (3,9 v. H.) Am 1. Januar 1886 traten ins militärpflichtige Alter (21 Jahr) 426,119 Männer (0,91 v. H.) Nach diesen Angaben des Jahrbuchs stehen also für Linie und Reserve 2,687,895, für beide Land wehren 3,446,683, zusammen 6,134,578 Männer zur Verfügung, so daß für den Landsturm noch 2,994,144 Männer verblieben. Seitdem sind natürlich diese Zahlen noch gewachsen. Rechnet man von der Gesammtzahl die Hälfte als wegen Untauglichkeit u. s. w. in Weggang kommend ab, so bleiben zur Vertheidigung unserer Grenzen noch 4^/z Millionen Mann übrig. (Lcbensversicherungsbank für Deutsch land zu Gotha.) Stand Anfang August 1889: Versichert waren 72,910 Personen mit 560,200,000 M. Im laufenden Jahre wurden neu beantragt 2854 Versicherungen über 22,047,300 M. und zum Abschluß gelangten 2325 Versicherungen über zusammen 17,902,600 M. In der gleichen Zeit kamen 776 Sterbe fälle mit 5,241,500 M. Versicherungssumme zur Anmeldung. Die seit dem Bestehen der Anstalt ausgezahlten Versicherungssummen beziffern sich auf zusammen 200,000,000 M. Der Bankfonds beträgt jetzt rund 156,000,000 M. Die Ueber- schüsse werden voll und unverkürzt an die Ver sicherten als Dividende zurückgewährt. In diesem Jahre beziffert sich der als Dividende zurückzu gewährende Betrag auf 6,096,411 M., und zwar werden nach dem alten System mit Dividenden- Nachgewährung auf die letzten fünf Jahre: 40 Proc. der Jahresprämie*) und nach dem gemischten System: 30 Proc. der Jahresprämie, sowie 2,6 Proc. der Prämienreserve gewährt. In Procent der Jahresprämie ausgedrückt, berechnet sich hier nach die Gesammtdividende nach dem gewünschten System für die jüngsten dividendenberechtigten Versicherungen auf 31 Proc., für die ältesten aber bis auf 132 Proc. — Durchschnittlich wurde Dividende nach dem alten System gewährt: von 1834 bis 1838 : 24 Proc., von 1839 bis 1848 : 23 Proc., von 1849 bis 1858 : 27,6 Proc., von 1859 bis 1868 : 33,9 Proc., von 1869 bis 1878 : 37,3 Proc. und von 1879 bis 1888 : 41,5 Proc. Selbstverständlich er geben sich innerhalb dieser sechzigjährigen Periode, oft von einem Jahr zum andern, sehr beträcht liche Unterschiede in der Höhe der Dividenden. Die Versicherungen Wehrpflichtiger bleiben ohne Znschlggprämien auch im Kriegsfälle in Kraft. — Görlitz, 6. August. Der muthmaßliche Mörder des vor Kurzem bei Ostritz todt auf gefundenen Fabrikarbeiters Wilhelm Rieger ist in der Person des Drahtbinders Bircke verhaftet und in das hiesige Gefängniß eingelicfert worden. — Ein großer Bierstreik wird aus der gewerbfleißigen preußischen Provinzialstadt Zeitz signalisirt. Dort wurde nämlich am vorigen Sonnabend eine außerordentlich stark besuchte Versammlung im großen Saale des „Preußischen Hofes" abgehalten, in welcher man die Mißstände im einheimischen Schankwesen scharf beleuchtete und darauf einhellig folgende Beschlüsse faßte: 1) Nur solche Locale zu besuchen, in denen die Preise für */z Liter Lagerbier auf 12 oder 13 Pfg. ermäßigt sind oder werden 2) die Braue reien um annehmbare Preise ihrer Producte und insbesondere Wiederermäßigung des Preises der sogenannten Familienfäßchen von 25 Pfg. auf 18 Pfg. der Liter und 3) gegen die „Schleifen" (d. h. Einschenken mit viel Schaum), wie solche vesonders bei Festlichkeiten, Versammlungen u. s. w. beliebt werden, energisch Front zu machen, in geeigneten Fällen unter Anrufung des Staats anwalts, und 4) eine gesetzliche Anordnung über Führung eines gleichen Maaßes (Vz Liter), wie in Süddeutschland, in allen Wirthschaften anzu streben. Eine aus 9 Sachverständigen bestehende Commission wurde mit dem Mandate eingesetzt, zunächst mit dem GastwirthSverein zu verhandeln und den Wirthen unter Androhung ihrer „Boy- cottirung" ein in kurzer Frist zu beantwortende« Ultimatum zu stellen! — Da örtlich begrenzte Erfolge selten von nachhaltiger Wirkung zu sein pflegen, dürste vielleicht die Gründung einer nord- und mitteldeutschen Biertrinkerschutzliga einem' wirklich tiefgefühlten Bedürfnisse entsprechen. *) Fände, wie bei den meisten anderen GegenseiiigkeitS- Anstalten, die obenerwähnte Nachgewähruno nicht statt, so betrüg« der diesjährige Satz anstatt 40 '/, wenigsten« 47 ?/,, wa« bei Beurtheilung anderweit« Auslassungen üb« diesen Punkt wohl beachtet werd«» «olle- man Vortheile füti sich haben will. Irgend einen Sport zu. custiviren , genügt nicht. Zwar ist diese«, zumal für Jemand, der bemittelt ist, ein größere« Vergnügen. Das Rudern, Radfahren, Reiten rc. sind auch prächtige Leibesübungen, selbige wirken auf einzelne Körpertheile ganz ordentlich ausbildend. Aber ohne Gerätheturnen, ohne Freiübungen schaden diese Uebungen dem Körper mehr als sie nützen, weil immer und immer wieder dieselben Muskelbündel angestrengt und demgemäß ausgebildet werden, alle nicht . angestrengten Muskeln aber verkümmern. Wenn wir hier ins Detail gehen wollten, könnten wir die schlagendsten Beweise liefern. Umgekehrt können perfecte Turner in Sport übungen gewöhnlich mehr leisten als FachsportS- leute. Hierfür haben wir einen schönen Beweis. Bei der vorjährigen Regatta in Berlin und Stettin startete der Victoriaruderclub von Danzig und trat in Concurrenz mit den bewährtesten Wettruderern. Der Sieg fiel den Danzigern zu und wurde mit Ruhe und Würde in glänzen der Weise herbeigeführt. Die Danziger Ruderer waren durchgebildete Turner, ihre Concurrenten aber nur Ruderer. Daß das Turnen durch irgend einen Sport ersetzt werden kann, ist nicht möglich. Die ver schiedenen Sportübungen sind immer nur einer Gerätheübung gleich zu achten, wenn sie auch zuweilen ganz vorzügliche zu nennen sind. Wer sich einen Sport erlauben kann, mag es gerne thun zu seiner und seiner Mitmenschen Freude. Vergesse aber keiner das Turnen. Der schwer arbeitende Handwerker, der viel beschäftigte Kaufmann wird's doch nicht nöthig haben, zu turnen, heißt es oft. Das ist ein großer Jrrthum. Jeder muß. turnen. Wer handwerksmäßig schwer arbeitet, soll turnen, um auf dem Turnplatz das Gleichgewicht in seinem Muskel- und Nervensystem wieder herzustellen. Wer sich am Tage müde gearbeitet hat und Abends zum Turnen geht, wird durch die Turn arbeit vollständig erfrischt, weil hierbei ganz andere Muskel- und Nervenstränge zur Arbeit herangezogen werden, als bei der Berufsarbeit. Ein wohliges Gefühl durchströmt seinen Körper. Ein Handwerker gebraucht immer und immer in der Hauptsache dieselben Muskelbündel und wird infolge dessen steif und vor der Zeit ungelenkig. Oft sind schon Lehrlinge steif und ungelenk, weil die bei ihrer Tagesarbeit ruhenden Muskeln und Nerven niemals angespannt werden. Die Turn vereine, die es möglich gemacht haben, Zöglings und Lehrlingsturnen tüchtig zu betreiben, ver breiten einen Segen in diesen jugendlichen Kreisen, der größer ist, als Mancher denkt. Es ist auch nicht hoch genug anzuschlagen, daß die Sittlich keit in diesen Kreisen ganz bedeutend durch das Turnen gehoben werden kann. Der Kaufmann soll turnen, um sich zu seinem rastlosen Streben, welches Körper- und Geistes kräfte stark in Anspruch nimmt, immer wieder zu rüsten. Turnen bedeutet Sammeln der Kräfte in wohlthuender Form. Der Gelehrte soll turnen, weil seine sitzende oder doch ruhige Lebensweise nicht im Stande ist, ihm genügend Herz- und Lungenthätigkeit zu verschaffen und die Muskel- theile genügend anzustrengen. Viele reden sich ein, fleißiges Spazierengehen genüge. Wenn das wahr wäre, würde sich die Militärleitung nicht mit dem Turnen in immer ausgedehnterer Weise beschäftigen und würde nicht in der Unterrichtsverwaltung, vom CultuS- minister vr. von Goßler selbst angeregt, solch' erhöhter Werth dem Turnen der Jugend beigelegt. Bei den letzten Reichstags- und Landtagsdebatten ist cs wieder einmal klar gestellt, daß es nöthig ist, den überbürdeten Kindern Erholung zu schaffen. Turnen und Turnspiele sind die besten Handhaben dazu. Spazierengehen ist nützlich, aber kann ohne Turnen den ganzen Körper nicht ausbilden. Andererseits soll der Turner sich viel im Freien bewegen. Ohne frische Luft kein gesunder Körper. Eine große schöne Aufgabe hat die Turnerei zu erfüllen. Richtig betrieben verrichtet die Turnerei ein gut Stück focialer Arbeit. Sie bringt die verschiedenen Gesellschaftsklassen auf neutralem Gebiete zusammen. Politische und Glaubensunterschiede kennt die Turnerei nicht, sie Knut nur den einen Zweck: Kräftigung der Körper- und Geisteskräfte. Vermischtes. Sehr beachtenSwerthe Anhaltspunkte für die Stärke der deutschen HeereSmacht im Kriege ge währen dir Angaben des soeben erschienenen „Statistischen Jahrbuchs für das deutsche Reich" * 1889. Am 1. December 1885 gab eS im Reich 9,128,722 Männer im wehrpflichtigen Alter — Mehr als als 60 Vereinen wurden in Hannover am < d. Morgen« kurz nach 7 Uhr auftzekasse» Einige Male im Kreise herumfiatternd, schlugen sie bald die Richtung nach ihren BestimmunMrten ein. Die schnellsten Sealer werden ihren Besitzern er-- hebliche Preise einbringen. Denn außer mehreren StaatSmedaillen sind 2000 Mk. an Geld« und 250 Mk. Ehrenpreise ausgesetzt. — Aus Wörth wird unterm 6. August gemeldet: Unter außerordentlich großer Theil- nahme der Bevölkerung fand heute hier die Ein weihung des Denkmals für die am 6. August 1870 gefallenen Baiern statt. Aus Baiern und dem Reichslande waren gegen 250 Kriegervereine erschienen. Die Festrede hielt Generallieutenant a. D. Gropper aus München. Das Denkmal ist aus Stein und Erz errichtet. Die ganze Feierlichkeit machte einen tief ergreifenden Eindruck. — München, 6. August. Anläßlich der heute stattfindenden Einweihung des Baierndenkmals bei Wörth fand heute Vormittag in der hiesigen Frauendomkirche ein feierliches Requiem statt, welchem eine Anzahl höherer Offiziere und viele Veteranen, die an dem Feldzug 1870/71 theil- genommen haben, beiwohnten. — Das Deficit des Münchner Turnfestes beläuft sich auf 60,000 M., die Garantiezeichner werden 25 Procent zahlen müssen. — Bei München ist schon wiederein Eisen bahn-Unfall vorgekommen. Am 5. August Abends stießen bei Seubersdorf ein Postzuz und ein Güterzug infolge falscher Weichenstellung zu sammen, wodurch 4 Personen verwundet wurden. — Lauf (Baiern), 6. August. Das vor gefundene 24,000 Mk. betragende Deficit in den Gemeindecassen der Stadt Kronach hat, nach einer Mittheilung der „Franks. Ztg.", zur Folge ge habt, daß der Bürgermeister Kaiser, der Stadt schreiber Bauer, ferner die Magistratsräthe Heim und Kammerer laut Regierungsentscheid vom Dienst entlassen worden sind. — Iserlohn, 7. Äug. Ein grauenhafter Mord ist gestern in dem unweit von hier ge legenen Dorfe Hennen begangen worden. Das zehnjährige Töchterchen des WirtheS Pütter war am Nachmittag nach dem Schulschluß nicht nach Hause gekommen. Man stellte Nachforschungen an und fand das Mädchen ca. 30 Schritte von der Chaussee entfernt im Flößgraben einer Wiese, das Gesicht auf dem Boden, ermordet vor. Die sofort angestellte ärztliche Untersuchung ergab, daß das Kind erdrosselt worden war. Der Mörder ist bereits entdeckt, obschon er noch leugnet. Derselbe ist der Handlanger Walsch, ein wegen Sittlichkeitsverbrechen bereits wieder-- holt vorbestraftes Subject, das zur Zeit der That am Tharorte gesehen worden und die Kleidung dann auffälliger Weise gewechselt hat. Er soll bereits wiederholt versucht haben, kleine Mädchen an sich zu locken. Die erbitterten Ein wohner des Dorfes haben den Unmenschen fast gelyncht, so daß derselbe schleunigst hierher ins Gefängniß transportirt wurde. — Welche schädlichen Folgen der Genuß von ofenwarmer Bäckerwaare für die Gesundheit haben kann, konnte man am Sonnabend an einem warnenden Beispiel ersehen. Ein bei einem Bäckermeister in Grottau arbeitender 18 Jahre alter Bäckergehilfe aus Freiheit bei Trautenau in Böhmen hatte seiner Gesundheit in derselben Weise schon früher Schaden zugefttgt, doch ließ er sich dieses keine Lehre sein, sondern er genoß vor vierzehn Tagen wieder heiße Backwaare. In der darauf folgenden Nacht stellte sich heftiges Erbrechen ein; der Zustand verschlimmerte sich von Tag zu Tag, so daß am Sonnabend'der Arzt seine Ueberführung in das St. Stephans- Hospital in Reichenberg anordnete. Er starb jedoch zwischen den Stationen Weißkirchen und Kratzau, zum großen Schrecken der Mitreisenden. — Franzensbad, 6. August. Im hiesigen Badeorte brannte gestern das dem Bahnhof zu nächst gelegene Hotel „Rubens Haus" nieder. Das Feuer ist durch die Unvorsichtigkeit einer Dame ausgekommen, die bei Licht im Bett ge lesen hat. Mehrere der daselbst wohnenden Badegäste sollen erhebliche Verluste dabei erlitte» haben. — Spolane Falls, eine Fabrikstadt von 2000 Einwohnern im Territorium Washington (Bereinigte Staaten), ist total vom Feuer zer stört worden. Unter den niedergebrannten Ge bäuden befinden sich der Bahnhof, Gasthäuser, da« Theater, alle öffentlichen Gebäude. Die Wohnhäuser waren zumeist au« Holz aebaut. Verlust an Menschenleben ist nicht zu beklagM. Der Schaden wird aus 155 Mill. venuttwortltchtett von Lackt May U. Sstfchof«»«da. ,