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Limbach, 1«. Juli, vor Kurzem verendete bei einem hiesigen Gutsbesitzer eine Kuh und sodann wurde «ne -weite krank. Man holte den Thierarzt und auch den Fleischer und ordnete das Schlachten an. Fleischer Mangold, der daS Schlachten des ThiereS vornahm, hatte eine kleine Verletzung an der Hand, aber er achtete der kleinen Wunde nicht. Die Hand schwoll nach dem Schlachten an und es wurde schließlich doch nach dem Arzt geschickt, aber zu spät. Am Sonntag Abend starb Mangold an Blutvergiftung. Mangold war 47 Jahre alt und hatte den österreichischen und französischen Feldrug mitge macht. Er hinterläßt eine Frau uno 4 uner zogene Kinder. Ueber den über da- westliche Voigtland niedergegangenen Hagel sturm verlauten noch folgende Einzelheiten. Aus Waldenburg schreibt man: „Massenhaft sind Vögel, wie Staare, Schwalben, Sperlinge, Finken, Fliegenschnepper rc. aufgefunden worden, welche durch daS Unwetter vom 12. d. getödtet worden sind. Früher konnte man sich namentlich im Lustgarten und im Grün felder Park an dem fröhlichen Gezwitscher er freuen, heute ist Alles still; von den kahlen Zweigen ertönt kein Laut, überall macht sich die herbstliche Stimmung bemerkbar, nur mit dem Unterschied, daß an jedem Baumstamm, an jedem Zweig und an jedem Strauch die Spuren der zerstörenden Gewalt des Unwetters, wie sie eine tagelange Beschießung im Kriege nicht so allge mein hervorzubringen vermag, zu sehen sind. Jahrzehnte wird es bedürfen, ehe der angerichtete Schaden an den Bäumen und Sträuchern ver wachsen sein wird." — Die Zeitlmann'sche Spin nerei in Remse ist grauenhaft und schlimmer wie je heimgesucht worden. Der Hagel hat das Dach und sämmtliche Fenster auf der Wetterseite zerschlagen. Durch den wolkenbruchartigen Regen sind die Decken heruntergestürzt und die Maschinen, namentlich die seinen Beschläge der Krempeln, sind zum großen Theile ruinirt. — Der Handels mann Friedemann aus Ziegelheim wurde von dem ersten Schloßenwetter auf dem Collenberger Berge ereilt. Durch Anprallen des Wagens an einen Baum stürzte Friedemann aus dem Wagen, indem nun seine Frau bemüht war, ihm zu helfen, wurden beide von den gewaltigen Wasser massen mit fortgerissen und von einein mit dem Strom kommenden Handwagen überfahren, später aber an den hängen gebliebenen Wagen angc- schwemmt. Friedemann ist am Sonntag Nach mittag infolge der bedeutenden Verletzungen, die er davongetragen, gestorben, seine Frau dagegen ist weniger verletzt, aber über und über init blauen und rothen Flecken bedeckt, verursacht durch die massenhaft aufschlagenden Schloßen. Kassel, 18. Juli. Se. Majestät der König Albert von Sachsen ist heute Nachmittag 5 Uhr hier eingctroffen. Aller officiellc Empfang war verbeten. Am Bahnhof waren nur der Ober präsident und der Polizeidirector anwesend. Der König fuhr im offenen Wage» nach dem Hotel zum König von Preußen. Morgen erfolgt der Besuch der Ausstellung. Nachdem durch kaiserliche Ordre die Bewaff nung der leichten Cavalleric mit der Lanze be fohlen ist, sind nunmehr jedem Cavalleric-Regiment, welches die diesjährigen Kaisermanöver nicht mit macht, 120 Stück Lanzen überwiesen worden. Zur Ausbildung in der Handhabung der ge nannten Waffe werden die Offiziere und Unter offiziere von den Ulanregimentern verwendet. Der Staatssecretär, Staatsminister Graf v. Bismarck, ist vom Urlaub zurückgekchrt und hat die Geschäfte des Auswärtigen Amtes wieder übernommen. Im Hinblick auf das Inkrafttreten der Jn- validitäts- und Altersversicherung räth die „Nordd. Allg. Ztg." den versichern ngspflichtigen Arbeitern wiederholt, sich die erforderlichen Nach weise zu verschaffen, und weist dabei auf die ge meinverständliche Darlegung der Bestimmungen des Gesetzes hin, wie sie der Reichstagsabgc- ordnete Kulemann in einer bei Carl Heymann in Berlin erschienenen Schrift veröffentlicht hat. In dieser Darlegung erklärt cs der Verfasser für Pflicht, dem Arbeiter immer wieder in Er innerung zu bringen, daß im Falle seines Ab lebens, ehe er in den Genuß der Rente getreten ist, jeder von ihm bezahlte Pfennig seiner Frau und seinen Kindern unter 15 Jahren zurücktze- zahlt wird, daß also daS Gesetz für einen großen Theil der Beitragspflichtigen und gerade für den Theil, der dies am meisten bedarf, eine Versiche rung für den Todesfall in sich schließt. Ebenso ist Vie Einrichtung, daß die sich verhrirathendc bisher versicherung-pflichtige weibliche Person die von ihr bezahlten Beiträge unter gewissen Be dingungen zurückerhält, eine überaus wohlthätige. Der Versicherte kann also *ür den Fall, daß seine Beiträge überhaupt erheblicher Art bereit gewesen sind, nicht in den Fall kommen, daß dieselben seinen Hinterbliebenen oder ihm selbst verloren gehen. Man darf sich der Hoffnung hingeben, daß bei dem immer wachsenden In teresse, welche- sich für da- Gesetz in weitesten Kreisen zeigt, die wesentlichen Bestimmungen desselben, bevor dasselbe in Kraft tritt, Gemeingut der Na tion fein werden. Damit würde dann auch den Entstellungen der Boden entzogen sein, mittelst deren Hilfe allein rS möglich sein dürfte, Unzu friedenheit mit dem großen Werke innerhalb der arbeitenden Bevölkerung zu erregen. Die für die nächste Reichstags-Session ange kündigte Novelle zum Krankenversicherungsgesetz soll dahin gehen, das Verhältniß zwischen der Kranken- und der Unfallversicherung möglichst organisch so zu gestalten, daß beide zum Wohle der Arbeiter mehr, als es bisher möglich gewesen ist, ineinander greisen. Auch die jetzt zu Stande gekommene Altersversicherung dürfte auf die Ge staltung der Novelle eine wesentliche Rückwirkung ausüben. In ersterer Richtung bewegt sich auch eine vom, ReichsversicherungSamt an die gewerb lichen Berufsgenossenschaften ergangene Anregung, auf das Heilverfahren Verletzter ihrerseits auch schon während der ersten 13 Wochen nach dem Unfälle (in welcher Zeit bekanntlich den Kranken kassen die Fürsorge obliegt) in geeigneter Weise einzuwirken. Nach der nunmehr zum Abschluß gelangten Berechnung stellt sich der auf Preußen entfallende Gesammtbetrag aus den Getreide- und Viehzöllen für das am 1. April abgeschlossene Etatsjahr 1888/89 auf rund 45 Millionen Mark. Nach der Isx Hugli« verbleiben davon der Staatskasse 15 Millionen Mark, so daß also rund 30 Mill, zur Verthcilung an die Communalverbände ge langen würden. In Bezug auf die zollfreie Einfuhr von Btod und Mehl im Grenzverkehr bis zu 3 Kilogramm hat neuerdings das Reichsgericht entschieden, daß diese Vergünstigung eine unbedingte ist. Die Bewohner der Grenzbezirke können demnach von dieser Vergünstigung Gebrauch machen, ganz un abhängig davon, ob sie eine Verwendung für den eigenen Bedarf bezwecken oder nicht. Berlin, 16. Juli. Die „Nat.-Ztg." be zeichnet es als eine schreiende Ungerechtigkeit, daß - bei dem Concurs der russischen Maschinenbau gesellschaft der Anmeldetermin in deutschen Blättern nicht bekannt gemacht und eine jüngst nach Ablauf des Anmeldetermins erfolgte deutsche Anmeldung zurückgewiesen worden sei. Die „Berliner Politischen Nachrichten" erblicke» darin einen Beweis, daß nun auch die „National-Ztg." zur Erkcnntniß der geringen Sicherheit russischer Werthanlagen gekommen sei. Halberstadt, 17. Juli. Nach den bis jetzt vorliegenden Wahlergebnissen erhielten bei der gestrigen Reichstagscrsatzwahl Bürgermeister a. D. John-Osterwick (conscrv.) 5300, Stadtrath Weber (nat.-lib.) 4600, Bürstenfabrik Dahlen (socialdcm.) 3000 und Rohland (deutsch-freis.) 1400 Stimmen. Aus 8 Orten fehlen die Re sultate noch. Voraussichtlich ist eine Stichwahl zwischen John und Weber nothwendig. O e st e r r e i ch. Ueber die bevorstehende Reise des Kaisers von Oesterreich nach Berlin verlautet, daß Kaiser Franz Joseph am 10. August Nachts mittelst Sonderhofzugcs der kaiserl. Staatsbahn von Wien abreisen und am 11. August früh in Aussig cintreffen wird, wo der Monarch sammt seinem zahlreichen Gefolge, 70 Personen, zumeist hohe Militärs, in der Restauration des dortigen Staatsbahnhofes ein Frühstück einnehmen wird. Am Mittag desselben Tages wird der hohe Be such in Dresden, wo eine Begrüßung des sächsischen Königspaares stattfinden dürfte, und Nachmittags in Berlin eintreffen. Pest, 18. Juli. Das amtliche Blatt ver öffentlicht die Ernennung des Abgcordn. Tibad zum Staatssecretär dcS Inner». Schweiz. Bern, 16. Juli. Der BundeSrath hat an die Ministerien der auswärtigen Angelegenheiten derjenigen Staaten, welchen eine Einladung betreffend die Conferenz für Arbeiterschutz zuge- stcllt worden ist, ein Rundschreiben gerichtet, in welchem er vorschlägt, die Conferenz bi» zum nächsten Frühling zu vertagen, damit der Bundes- rath das in Aussicht gestellte detaillirte Pro gramm vor Zusammentritt der Conferenz sämmt- lichen Theilnehmern unterbreite« könne. s In Zürich ist, wie der „Frankfurter Ztg." gemeldet wird, Namen- de- eidgenössischen Justiz« auf« von Rio de Janeiro, 1 Nach den nunmehr er- wird, sobald Kaisev Nachmittags mit dem von Wales den Kaiser Die daS ei»- departementS eine Untersuchung über die Vrgaü^ sation des LandeSauSschusseS der deutschen So- cialisten, dessen Stellung zu« Londoner „Social demokrat" und zur Agitation in Deutschland eröffnet worden. Nach der „Constanzer Zeitung" sind die air der badisch-schweizerischen Grenze getroffenem Zollmaßregeln nur vorübergehend und in keinem Zusammenhang mit dem Conflict zwischen Deutsch land und der Schweiz. ES handle sich um die versuchte Einschmuggelung socialdemokratischer, iw London gedruckter, über St. Gallen und die Bodenseehäfen vertriebener Schriften. Frankreich. Paris, 17. Juli. Die Morgenblätter ver öffentlichen die gegen Boulanger erhobene An klageacte. Der Inhalt derselben entspricht den bereits gestern aus dem „TempS" gemeldete» Mittheilungcn und zählt alle einzelnen dem An geklagten zur Last gelegten Handlungen auf, die derselbe vom Jahre 1882 ab, sowohl während seines Commandos in Tunis, wie während seiner dienstlichen Thätigkeit in Paris und Clermont begangen haben soll. Insbesondere wird ihm die Aufwiegelung der Armee, sowie die Bestechung von Beamten zum Vorwurf gemacht. Die französische Regierung hat, wie ein Pariser Telegramm meldet, den Seine-Präfectcn Poubelle beauftragt, sich nach Magdeburg zu begebe», um von dort die Gebeine Carnots nach Paris zu überführen; mit dem Auftrage der Abholung der Ueberreste Latour d'Auvergucs aus Neuburg in Baiern ist der Präsident des Doubs-Departements, Graux, betraut worden. Paris, 18. Juli. Die zum Congreß hier anwesende» deutschen Socialisten haben 1000> Francs für die Opfer des Etienner Unglücks ge spendet. Sie legten auch heute einen Kranz auf das Grab der Commungcfallenen nieder. Italien. Crispi hat nach dem „Hamb. Corr." den Jrredentavcreinen in Italien eine strenge Mahnung, zugehen lassen, sich österreich-feindlicher Unter nehmungen zu enthalten, widrigenfalls sie gelöst werden würden. Wie es heißt, beschloß die Heeresleitung, rauchlose Pulver in der italienischen Armee zuführen. Norwegen. Hammerfest, 18. Juli. Die Fahrt Hammersest bis zum Nordcap wurde bei klarem Wetter und bewegter See zurückgelegt, in frühester Morgenstunde Nordcap umschifft und dann an gesichts desselben die Heimreise angetreten. Se. Majestät der Kaiser hat bei bestem Wohlbefinden und heiterster Stimmung den Morgen am Deck verbracht. Temperatur 5 Grad Reaumur. England. London, 16. Juli, gangenen Anordnungen Wilhelm am 2. August deutschen Geschwader in der Höhe von Ports mouth eintrifft, der Prinz > — - - an Bord der „Hohenzollern" begrüßen. „Hohenzollern" und die anderen Schiffe des deutschen Geschwaders segeln durch die in Reihen aufgestellten britischen Kriegsschiffe, welche Flaggen schmuck anlegen, die deutsche Reichsflagge am Hauptmast hissen und Salutsalven abgeben, nach Osbornebay. London, 18. Juli. (Unterhaus.) Der Staatssecretär des Krieges, Stanhope, theilt mit, General Grenfell habe telegraphisch angczeigt, auf seine Proclamation an die Derwische mit der Aufforderung, sich zu ergeben, habe Wad el Njumi geantwortet: „Eure Streimacht gilt mir nichts,, ich bin gesandt, die Welt zu erobern; ich fordere Euch auf, Euch zu ergeben, und werde Euch schützen. Erinnert Euch an Hick- und Gordon!" Egypten. Kairo, 16. Juli. General Grenfell nahm, nachdem er zu Oberst Woodhouse gestoßen war, eine sorgfältige RecognoScirung der Stellung der Derwische vor, deren Stärke von ihm auf 2500 Mann geschätzt wird, und sandte darauf eine Proclamation in das Lager der Derwische, worin dieselben unter Zusage der Schonung ihre- Leben- znr Ergebung aufgefordert wurden. Wad et Njumi ließ den Ueberbringer der Proclamation züchtigen, brachte die Proclamation aber seinen Unterbefehlshabern in einer Versammlung zur Kenntniß. General Grenfell kehrte, nachdem er weitere Anordnungen für einen etwaigen Zu sammenstoß mit den Derwischen getroffen, nach Assuan zurück. Dersertcure berichten, Wad cl Njumi erwarte Verstärkungen, bevor er den Vormarsch sortsetze.