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Bischofswerda, IS. Juni. Kommenden Sonntag, den 21. Juli, findet hier der Sänger tag des 5. Kreises de- „Oberlausitzer Sänger bundes" statt. SS betheiligen sich an demselben folgende Gesangvereine: 1) Männergesangv. „Lyra", Löbau, . 25 Pers., 2) - Gaußig ... 16 - 3) « Steinigtwolmsdorf 20 - 4) « Burkau ... 28 - 5) - Neukirch ... 20 - 6) Sängerbund Bautzen ... 30 - 7) Männergesangv. Schmölln . . . 30 - 8) - „Harmonie", Weifa, 22 - 9) - Rammenau . . 30 - 10) « Bautzen ... 36 - 11) Handwerkergesangverein Bautzen . 30 - 12) Männergesangv. Löbau . . . . 35 13) - Dcmitz .... 20 - 14) Männergesangvercin „Liedertafel", Bischofswerda 38 so daß die Concerte von circa 380 Sängern werden gesungen werden. Freunde des Gesanges machen wir umsomehr darauf aufmerksam als die Programme der beiden Concerte, welche im Jnseratentheil ersichtlich, sehr reichhaltig und interessant sind. Der Männergesangverein Lieder tafel ersucht die Einwohnerschaft von Bischofs werda durch Beflaggung der Gebäude die hier zahlreich eintreffenden Sängergäste zu begrüßen. Möchte der Himmel zu diesem Tage schönes Wetter spenden. — Die „Hundstage" sind wiederum in Sicht! Nach dem Kalender werden sie am 22. Juli ihren Anfang nehmen, um bis zum 23. August zu verharren, denn ihre Bestimmung knüpft sie an den Aufgang des „Hundssternes", welcher der hellste Stern am Himmel, der „Sirius" ist. Der Ausdruck „Hundstage" besitzt einen ähn lichen ominösen Beigeschmack, wie die sogenannte „Sauregurkenzeit" und pflegt vom Volksmund, ohne Rücksicht auf Sternbild und Kalender, für die Zeit der größten Sommerhitze, normal be ginnend im Juli, angcwendet und oft bildlich auch gebraucht zu werden, um Tollheit mit und ohne Methode bei Mensch und Vieh zu rechtfertigen. Da die eigentlichen Hundstage als besonderes Kennzeichen reichliche Gewitter bildungen auszeichnen sollen, so wären ihre Vorboten allerdings längst schon erschienen. — Schon die alten Griechen wußten übrigens viel von dieser verrufenen Hitz- und Wuthzeit zu sagen, welche sie „Opora" narrten und die wir als den Ursprung unserer Hundstage be trachten dürfen. Außer der üblichen Backofen temperatur soll im schönen Griechenland auch noch die nicht gerade angenehme Zugabe von Gallenkrankheiten erfolgen. Bei uns zu Lande grassirt dergleichen Ucberfluß glücklicherweise nicht — höchstens passirt es Jemand aus Aerger, daß er keine Fcrienreise in den Hundstagen unter nehmen kann, sondern als Stadtgefangener da heim bleiben muß! Der allerbeste Freund der sonnigen Hundstage, die nach den vielen voraus gegangenen schwülen Tagen in diesem Jahre vielleicht kühler als sonst sein werden, ist der brave Landmann, denn er behauptet: „Hundstage hell und klar Zeigen an ein gutes Jahr!" v. Großdrebnitz, 18. Juli. Ein schönes erhebendes Fest feierte gestern die hiesige Ge meinde Groß- und Kleindrebnitz in dem gar freundlich geschmückten Gotteshause. Der Bischofs werdaer Zweigverein der Gustav-Adolf-Stiftung beging hier unter großer Betheiligung der Ge meinde sein Jahresfest. Seit 34 Jahren hatte allhier eine solche Feier nicht mehr stattgefunden, da am 25. Juli 1855 das letzte Gustav-Adolf- Fest in hiesiger Kirchgemeinde feierlich begangen wurde. Die Kirche war damals erst neu rcstau- rirt worden und der Ortspfarrer ?. Rüdiger hatte dafür gesorgt, daß das Fest unter großer Betheiligung der Gemeinde stattfand. Den Zweig verein der Gustav-Adolf-Stiftung leitete damals Herr Justitiar Otto in Bischofswerda, die Fest predigt hielt an jenem Tage Herr ?. Kretschmar aus Fischbach über AmoS 8, 11 und den Jahres bericht trug Herr Diaconus Hilliger aus Bischofs werda vor. Die damalige Kirchencollecte betrug 17 Mk. 10 Pf. oder 5 Thlr 21 Ngr. —Trotz dem, daß nun seit jener Gustav-Adolf-Feier em langer Zeitraum verflossen war und gewiß nur Wenige der damaligen Festgenossen am gestrigen Tage abermals bei der kirchlichen Feier zugegen gewesen sein werden, so sah man doch aus der großen und allgemeinen Theilnahme der Ge meinde, daß die Liebe zu dem segensreich wirkenden Gustav - Adolf - Vereine auch hier nicht erloschen war, sondern viel Freunde zählt und die gestrige schöne Feier wieder viel neue Freunde gewonnen haben wird. Daß die» Wirklich der Fall ist, ersahen wir aus dem reichen Ertrage der Kirchen collecte. Leider konnte infolge eines anhaltenden Regens der projectirte Festzug zur Kirche sich nicht in der Weise entwickeln, al» eS bei schönem, freundlichen AsjtWr der Fall gewesen wäre. Im Erbgericht zu Großdrebnitz versammelten sich die FesMwssen au» der HensMde Md zau» der Ferne um gegen>3 Mr unter dent^Gemute der Glocken und dem Blasen des ChoralS: „Ein' feste Burg rc." zur Kirche zu ziehen, nachdem vom Pfarrhause aus die anwesenden Herren Geistlichen und die Vorstandsmitglieder des Zweig- vercinS der Gustav-Adolf-Stiftung in den Zug eingetreten waren. Im Zuge selbst war nicht nur die Jugend von Groß- und Kleindrebnitz, der Militärverein daselbst, die OrtSbehörde, der Kirchenvorstand, sondern auch viele Glieder der Festgemeinde, der Gustav-Adolf-Jungfrauenverein zu Bischofswerda und so mancher alter und neuer Gustav-Adolf-Freund aus der Nähe und Ferne vertreten. Die freundliche Kirche, welche, wie bereits erwähnt, im schönsten Blumenschmucke prangte, füllte sich bald von Andächtigen und in erhebender Weise stimmte die so zahlreich ver sammelte Festgemeinde das Lied: „Herr Jesu Christ, dich zu uns wend', rc." an, worauf Herr Pastor Vr. Wetzel-Bischofswerda den Altardienst versah. Unter Leitung des Herrn Cantor Barthel trugen dann die Schulkinder eine Motette vor, welche nicht nur gut eingeübt war, sondern auch vortrefflich zu Gehör gebracht wurde. Das da rauf folgende Hauptlied bereitete in gehobener, andächtiger Stimmung auf die nun folgende Festpredigt vor, welche in freundlicher Weise Herr ?. Hiecke in Rammenau übernommen hatte. Der allseitig beliebte und stets gern gehörte Prediger hielt eine herrliche, tief zu Herzen gehende und kräftige Festpredigt über Epheser 4, 15, 16 in welcher er das Thema ausführte: „Das Gustav- Adolf-Werk, ein Werk in Christo", und zwar: 1) Warum es getrieben wird, 2) Wodurch treibt der Gustav-Adolf-Verein sein Werk und 3) Wozu treibt derselbe sein Werk. Gewiß machte diese mit viel Begeisterung gehaltene glaubenstreue Predigt einen tiefen Eindruck auf sämmtliche Zuhörer. Mit dem Lutherliede: „Ein' feste Burg" und nach Collecte und Segen vom Orts pfarrer Herrn v. Graul ertheilt, schloß der so erhebende Gottesdienst, um nun im Erbgericht noch der Nachvcrsammlung beiznwohnen, die ebenfalls ungemein stark besucht war und den ganzen Saal füllte. Dieselbe sollte eigentlich im geräumigen Hofe des Erbgerichtes, also im Freien, abgehalten werden, allein daS Regenwetter war Ursache, daß diese Feier, wozu man schon die nöthigen Vorkehrungen getroffen hatte, nicht in dieser projcctirten Weise stattfinden konnte. Bald nach 5 Uhr eröffnete der Vorsitzende Herr v. vr. Wetzel-Bischofswerda die Versammlung mit herzlichem Gruß und Dank und forderte zur Anstimmung des gemeinschaftlichen GesangeS: „Ach, bleib mit deiner Gnade" die zahlreichen Festtheilnehmer auf. Es wurden nun die geschäft lichen Angelegenheiten kurz und bündig erledigt und dabei zuerst durch Herrn Oberlehrer smsr. Pache die Jahresrechnung vorgetragen, welche schon in Nr. 56 dieses Blattes im Auszuge ver öffentlichtworden, und in der heutigen Versamm lung für justificirt erklärt ward. Hierauf wurde ferner beschlossen, in diesem Jahre 810 Mark Unterstützungsgelder an zerstreut wohnende ev. Gemeinden abzusenden und dieser Summe von 270 Mark zu gleichen Theilen an die evangeli schen Gemeinden Reichenberg, Gablonz und Rum burg in Böhmen zu verwenden, mithin jeder dieser Gemeinden 90 Mark Unterstützung zu kommen zu lassen. DaS zweite Drittel erhält den Statuten gemäß der Hauptverein Dresden und das letzte Drittel der Centralvorstand in Leipzig. Außerdem soll noch eine persönliche Liebesgabe von 30 Mark der Pfarrer v. Nagy in Semmonitz in Böhmen für seine zahlreiche Familie vom hiesigen Zweigvcrein erhalten. Die diesjährige Jahresversammlung des Hauptvereins Dresden wird am 20. und 21. August d. I. in Wilsdruff abgehalten und werden hierzu außer Herrn Pfarrer vr. Wetzel-Bischofswerda als Abgeordnete des Bischofswerdaer Zweigvereins die Herren k. Graul in Großdrebnitz, Gemeinde vorstand Röllig daselbst und Oberlehrer Pache in Bischofswerda abgeordnet werden. Ferner wurden noch in den Vorstand des Zweigverein» die Herren Herrmann-Großmann, Huste und Redacteur May, allseitig in Bischofswerda, al» Deputationsmit glieder ernannt und damit die BercinSangelegen- cheiten zum Abschluß gebracht. Doch eS folgten nun noch einige Ansprachen mehrerer Geistlichen an die zahlreiche Versammlung. So verbreitete sichderOrtSpfanerHcrr?. Graul über den Gründer des Vereins, Herrn 8ap. vr. Großmann in Leipzig in ausführlicher Weises schistW< WD! Lebensgeschichte, seine Erlebnisse in seinentGik-urtS- orte Prießnitz im Jahre 1806, seine Tätig keit als Pfarrer in Prießnitz und Gröbitz, al» Professor in Schulpforta, al» Generalsuperint, in Altenburg und endlich als 8up. und Pfarrer Lu St. Thomä in Leipzig. Hier gründete er ffchon im Jahre 1832 den evangelischen Verein der Gustav-Adolf-Stiftung. Durch die Fürsprache des Herrn 8up. vr. Großmann waren im Jahre 1806 in seinem Geburtsorte sieben junge Leute, welche ein französischer Capitain zu erschießen beauftragt worden war, von dieser Strafe errettet worden, da der junge Großmann dem Capitain erklärte, für dieselben selbst zu sterben und seine Gemeinde Prießnitz unschuldig sei an der Verfol gung französischer Soldaten. Der Capitain war menschenfreundlich, ließ seine Soldaten über die Köpfe der Verurtheilten Hinwegschießen und rettete somit diesen armen geängstigten jungen Leuten das Leben. Als man nun nn Jahre 1856 das fünfzigjährige Jubiläum dieses Ereignisses in Prießnitz feierte, hatte aus einer deutschen Zeitung der damalige französische Capitain, welcher die Exemtion zu leiten hatte, von dieser Feier ge lesen. Es war in Lyon, wo sich auch gerade aus einer Geschäftsreise Banquier Behrend aus Leipzig befand, welchen jener Capitain über diese Feier befragte und dem Professor Großmann Grüße auftrug. Der nun 89jährige damalige Hauptmann Govöan, jetzt Oberst a. D., schrieb nun selbst an vr. Großmann und theilte ihm den ganzen Hergang dieser Sache mit. Leider war der Professor Großmann bei Empfang dieses Briefes schon so krank, daß er nicht mehr ant worten konnte. Er starb am 29. Juni 1857. Nach Schluß dieser Mittheilungen, sprach noch Herr Pastor Lange in Putzkau in ebenso inte ressanter Weise über die Evangelischen in Steyer- mark, über die Vertreibung der Salzburger und über die arme evangelische Gemeinde Ramsau, 1100 Meter hoch am Fuße des Dachstein und jetzt im Begriff steht, sich eine neue Kirche zu bauen und das alte Bethaus in ein SchulhauS umzubauen. Dieselbe hatte im Jahre 1887 zu diesem Baue vom Gustav-Adolf-Verein die große Liebesgabe von 17,189 Mark 60 Pf. erhalten. Hierauf ergriff noch Herr v. Hiecke in Rammenau das Wort, schilderte die arme Gemeinde Draho- mischl in Oesterreich-Schlesien, welche am 19. Mai v. I. ihre Kirche durch eine Feuersbrunst verlor und sich nun in der drückendsten Noth befindet. Der dortige Ortspfarrer hatte selbst an den Herrn Referent geschrieben und in diesem Briefe die Nothstände seiner armen Gemeinde in ergreifenden Worten geschildert. Auf Vorschlag des Herrn v. Hiecke wurde daher die heutige Festcollecte in dem reichen Ertrage von 103 Mk. 40 Pfg. jener Gemeinde einstimmig zuerkannt. Die Zeit war jedoch verflossen, das schöne Fest nahte seinem Ende und es wurde daher gegen 7 Uhr, nachdem noch der Herr Vorsitzende der Gemeinde Groß- und Kleindrebnitz für die so überaus zahlreiche Betheiligung, dem Herrn Ortspfarrer, Kirchschullehrcr, Kirchenvorstand für die dem herrlich verlaufenen Feste gewidmete Zeit und Opfer herzlich und innig gedankt hatte, die Versammlung mit Gesang und Gebet geschlossen. Kurze Zeit verweilten dann noch mehrere Fest genossen im Erbgericht bei.einem einfachen Abend brot», um hier zugleich in verschiedenen Toasten aller Derer zu gedenken, die unser diesjähriges Gustav-Adolf-Fest in der Gemeinde Drebnitz so herrlich zur Ausführung gebracht hatten. In mehreren Geschirren, welche die Herren Gutsbesitzer allhier freundlichst den Gästen zur Verfügung ge stellt hatten, fuhren dann gegen 9 Uhr d,e letzten Festgcnossen ihrer Heimath zu mit dem Bewußt sein, in hiesiger Gemeinde eine schöne kirchliche Feier verlebt zu haben! Kamenz, 17. Juli. Am 16. Juli verstarb nach schwerem Leiden Herr Kaufmann und Stadt rath Julius Gicrisch. Der Verschiedene hat eine lange Reihe von Jahren als Stadtverord neter und Stadtrath der Stadt seine Dienste gewidmet. Zum Fenerlöschdircctor für die Stadt Pulsnitz an Stelle des verstorbenen Herrn Lehmann ist der Fabrikant Herr Hermann Mütze daselbst ernannt Horden. Bautzen, 16. Juli. Unter dem Vorsitz des Herrn AmtShauptmann Vr. von Boxberg wurde am heutigen Tage der erste diesjährige Bezirks tag der AmtShauptmannschaft Bautzen in dem Hotel zur goldenen Weintraube Hierselbst abge- halten. Zu demselben hatte sich in Vertretung, der Kgl. Kreishauptmannschaft der Herr Geheime RegierunaSrath von Trimern eingefundeßr ^W^ Versammlung gab die ihr hiertznrchLmdvDWMM Ehre durch Erheben von