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goldene Krone, welche die schlanke Denkfaule abschließt; ihr Glanz wird weithin über Berg und Thal leuchten und auch dem kommenden Geschlecht wird der auf stolzer Höhe errichtete Obelisk al» Erinnerungszeichen an das Patriotische Fest dienen. Am Montag nahmen in DreSden die Jahresversammlungen der sächsischen MissionS- wereine mit der BerbandSversammlung der sächs. Männer- und Jünglingsvereine in der Herberge zur Heimath in Dresden-Altstadt Nachmittags 3 Uhr ihren Anfang. Den Vorsitz in dieser Ver sammlung führte der VerbandspräseS, Seminar oberlehrer Frenzel aus Bautzen. Nach einleiten der biblischer Ansprache des Diakonus Tzschaschel- Meerane und nach herzlicher Begrüßung der Erschienenen durch den Verbandspräses erstattete zunächst der Bundespfleger, E. Zacharias, den Jahresbericht, dem ein abermaliges höchst erfreu liches Vorwärtsschreiten der Vereinsbestrebungeu zu entnehmen war. Die Gesammtmitgliederzahl (4534) setzt sich zusammen aus 1533 Männern, 1083 Jünglingen über 17 Jahren und 1918 unter 17 Jahren. An vielen Orten leiden die Vereine noch unter dem Mangel zweckentsprechen der Versammlungsräume. In dieser Beziehung ist der Schritt bemerkenswerth, den der erst 1888 ins Leben gerufene Verein zu Ebersbach (Lausitz) mit dem Bau eines eigenen Vereinshauses ge- than hatte. Erfreulich ist, daß die Zahl der Vereine, welche in Restaurationen u.s.w. Hausen müssen (19), sich nicht vermehrt hat. 33 Vereine s38 Procent) versammeln sich in Herbergen zur Heimath, 16 kommen in Pfarrhäusern zusammen, 14 haben ihr Heim in Privathäufern, 3 in städtischen Grundstücken und 2 sind so glücklich, «in Haus zu besitzen. Besondere Sängerchöre bestehen in 34 Vereinen. Aus 9 Posaunen chören mit 56 Instrumenten sind im Jahre 1888 16 geworden mit 123 Instrumenten. Inzwischen sind wieder mehrere Chöre (Zwickau, Glauchau u. s. w.) ins Leben getreten. In 25 Vereinen (gegen 8 im Vorjahre) ist jetzt Gelegenheit ge geben zum Turnen. 46 Vereine befaßten sich mit großen Erfolgen mit der Schriftenverbreitung. Das Interesse für die Heidenmission, für den Gotteskasten, den Gustav-Adolf-Verein, die Evan gelisation und Judenmisston ist von 52 Vereinen entweder durch Sammlungen unter den Mit gliedern oder durch Gewährung von Beiträgen aus der Vereinscassc bethätigt worden. Mehr als 100 Jünglinge sind aus den Vereinen in den Dienst der Heidenmijsion oder der inneren Mission getreten. Noch in keinem Jahre sind dem Vereine so ansehnliche Gaben zugeflossen, wie in dem letztoergangenen. Das Verbands blatt, der j,Sächsische Jünglingsbote", erscheint gegenwärtig in einer Auflage von 1800 Exem plaren. Nach Erledigung des Jahresberichtes und Richtigsprechung der Cassenrechnung erfolgte die Wahl des VcrbandsvorstandeS nach 8 6 der Satzungen, in welcher sämmtliche bisherige Vor standsmitglieder wiedergewählt wurden. Hierauf sprach Herr Archidiaconus Helbig aus Franken berg über „Grund und Ziel, Maaß und Form der Erbauung im Jünglingsverein." Redner begründete zunächst die Nothwendigkeit wirklich christlicher Erbauung gerade für die Jugend in der Zeit des Jünglingsalters, in der Zeit der Zweifel und Unsicherheit, der überschäumenden Jugendkraft und Sinnlichkeit, des dunklen Dranges nach Freiheit und mächtigen Hanges zur Freude, des Idealismus und der Schwärmerei, einer Zeit großer Gefahren, die ganz besonders der ordnenden Macht des göttlichen Wortes bedarf. Und doch kommt der Christ dem göttlichen Worte in der Kirche so wenig nahe als gerade im Jünglingsalter, namentlich in den Riesen- parochien der Großstädte. Die öffentlichen Gottes dienste werden oft monate-, ja jahrelang nicht besucht, weil am Vormittag die Zeit, am Nach mittag die Lust fehlt. Deshalb habe die Er bauung im JünglingSverein vor Allein das Ziel im Auge zu behalten, die Mitglieder ans un klaren und verschwommenen Ansichten des Ver standes und Bewegungen des Herzens auf festen Boden zu stellen, sie zum klaren und wahren Christenthum zu erziehen. Bibelfest müssen sie werden, aber das Bibelwort darf nicht bloS auf der Zunge schweben, sondern eS muß im Herzen ruhe». Nichts ist wahrer Erbauung mehr zu wider, als das fortwährende Umsichwerfen mit frommen Redensarten, denen Saft und Kraft fehlt. Und diese Gefahr liegt unfern JünglingS- »ereinen nicht so fern, als Mancher vielleicht glaubt. Die Wahrheit des ChristenthumS, nach welcher der JünglingSverein wirken soll, steht vorerst in der Urberemstimmung zwischen Mund und Herz» sodann in der Urbereinstimmung MMüWWglGMWttz Leben. Die Thatkraft wahren Ehristen^umS hat zürrst in Arbeit an der eigenen Seele iju entfalten, erst in zweiter Linie in der Arbeit für da» Rehch Gotte». Hat sich die erstere bewährt, so wipd auch die Sehnsucht der davon ergriffenen Herzen nach einem besonderen Dienste im Reiche Gottes nicht ausbleiben. Maaßhalten ist gut und not wendig bei allen Dingen, so vor Allem ahch in der erbaulichen Seite der JünglingSvereiNe. Auch die gesündeste Speise, im Uebermaß ge nossen, wird zum Gift, und ein Uebermaß von Erbauung kann auch in einem aufrichtig suchen den Herze» geradezu einen Widerwillen gegen Gottes Wort Hervorrufen, der auf lange Zeit hinaus die traurigsten Folgen für das Seelen leben haben muß, ja ihnen die Kirche überhaupt verleiden, und dann ist das Gegentheil erreicht von dem, was erreicht werden soll. Denn der Verein soll und will in seinen Erbauungsstmiden die Kirche nicht ersetzen, überflüssig machen, son dern in sie hineinführen. Was endlich die Form der Erbauung betrifft, so könne es sich für die Jünglingsvereine hauptsächlich nur um die er bauliche Ansprache, die Bibelstunde, die Bibel besprechstunde und das Gebet handeln, denn das Halten von Vorträgen im christlichen Geist, Vor lesen christlicher Erzählungen, so berechtigt und erwünscht sie sonst für Vereine sind, können nach Ansicht des Redners als Erbauungsform,, nicht in Frage kommen. Auch gab der Herr Vor tragende beachtenswerthe Winke in der Anwen dung dieser Erbauungsformen kund. An die Ausführungen des Herrn Archidiaconus. Helbig knüpfte sich eine längere Diskussion, in welcher die vom Redner aufgestellten Grundsätze zwar in einzelnen Punkten abweichend, im Großen und Ganzen aber doch beifällige Beurtheilnng fanden. Unter Anderem einigte man sich auch dahin, hinsichtlich des so sehr mangelhaften Kirchen besuches der Lehrlinge ziffernmäßige Materialien zu sammeln, dem Verbandsvorstande zu über mitteln und denselben zu ermächtigen, wegen eilier entsprechenden Abhilfe dieses Uebelstandes die Ansicht und Unterstützung des Directoriums des Landesvereins anzurufen. Ferner wurde, einer Anregung des Vereins Glauchau entsprechend, die Herbeiführung einer übereinstimmenden Schreib weise und Stimmung für die Posaunenchöre für Wünschenswerth erachtet. Der übliche Abend gottesdienst in der evangelischen Hofkirche, der sich um V-Uhr Abends der Verbandsver sammlung anschloß, war von einer großen An zahl von Vertretern, Freunden und Gönnern der inneren Mission besucht. Die Festpredigt hielt Herr Obercvnsistorialrath Ackermann von Dres den. Mit dem Gottesdienste war eine Collecte zum Besten des Schriftenvereins verbunden. — Als Fortsetzung der Vereinstage für innere Mission in Dresden wurde am Montag Abend im Weißen Saale des Italienischen Dörfchens eine zahlreich besuchte Abendversammlung abge halten. k v. Mosch aus Bernstadt hielt einen Vortrag über „Die Erziehung der Gemeinden zur christlichen Liebesthätigkeit". An den mit Beifall ausgenommen Vortrag schloß sich eine kurze Besprechung, worauf die Versammlung gegen 10 Uhr geschlossen wurde. Am Dienstag Vormittag 8 Uhr fand in Brauns Hotel die 23. Generalversammlung des Landesvereins für innere Mission unter dem Vorsitze des Grafen Otto Vitzthum v. Eckstädt statt. Derselben wohnten einige 100 Mitglieder und Freunde der inneren Missionsarbcit aus allen Theilen des Landes bei. Nach Gesang und Gebet eröffnete der Vor sitzende des Directoriums die Generalversamm lung mit einigen einleitenden Begrüßungsworten, widmete den durch Tod ausgeschiedenen Mit gliedern ehrende Worte des Nachrufs und wies in gedrängter Kürze auf einige Hauptpunkte des Jahresberichtes hin. Hierauf nahm Hofprediger löo. tlwol. Benz in Dresden das Wort zu einem längerem Vortrage über „die Aufgaben der inneren Mission an der weiblichen Jugend". Im Anschlüsse an seine AnSführungen empfahl der Redner die Bildung eines FranenverbandeS durch den Landesverein für innere Mission, welcher in Fällen der Noch und sittlichen Gefahr den Mädchen, Arbeiterinnen, Dienstboten ?c. rathend, helfend und bewahrend zur Seite steht, des Sonntags die Mädchen versammelt, ihnen den Eintritt in Jungfrauenvereine vermittelt u. s. w. Um die Ausführung des Werkes zu fördern, empfehle eS sich, an das hohe Consistorium die Bitte zu richten, die Angelegenheit in den Diöcesanversamm- lungen besprechen zu lassen, daS Directorium des Landesvereins für innere Mission zu ersuchen, die Sache den KrciSvereincn an das Herz zu legen und durch die Presse dafür zu wirken; mittlerweile aber soll das geistliche Amt Fühlung suchen mit christlichen Frauen, um dieselben für We MGiM. Lietze».^,^. -».«MIMI. ufid m erMlrnre^ Diese Vorschläge fanden in der sich anschließenden längeren Debatte tzi« all seitigste Zustimmung. Ein Antrag de» k, vr. Mouvitz-DreSden auf Herausgabe eine» Leitfaden» für Jungfrauenvereine fand einstimmig Annahme Der öffentlichen Generalversammlung folgte un, mittelbar, und zwar gleichfalls unter Leitüng des Grafen Vitzthum, eine geschlossene Sitzung der LandeSveremSmitglieder, auf deren Tages ordnung die Bertheilung der Bußtagscollecte, die Richtigsprechung der Jahresrechnung und die Wahl der Rechnungsprüfer, sowie Aufnahme neuer Mitglieder stand. Nachmittags 4 Uhr fand in der Frauenkirche die kirchliche Jahresfeier statt, bei welcher DiaconissenhauSvorsteher Pfarrer Werner aus Darmstadt die Festpredigt hielt. Der kirchlichen Jahresfeier am Dienstag Nach mittag schloß sich Abends V»8 Uhr in Braun» Hotel eine zahlreich von Damen und Herren besuchte öffentliche Misfions-Abendversammlung an, welche der allgemeinen Berichterstattung und der Besprechung der verschiedenen Missionsarbeiten galt. Eingeleitet wurde die Versammlung mit dem Gesänge eines Liedes und durch eine bib lische Ansprache mit Gebet des k. Hickmann aus Cölln bei Meißen. Dieser gab dann aus Grund der Offenbarung des Herrn am See Genezareth ein lebendiges Bild über die von den Vereinen für innere Mission gepflogene Liebesthätigkeit und deren reiche Erfolge, k. Seidel-Dresden berichtete über die im letzten Jahre neu entstandenen Anstalten und Vereine der inneren Mission: ?. Molwitz- Dresden schilderte in fesselnder Weise einen Gang durch das SiechenhauS Bethesda in Niederlößnitz. Im weiteren Verlauf des Abends sprachen noch Director k. Zinßer aus Leipzig über die Diaconenarbeit der Studenten bez. über die Gewinnung der akademischen Jugend für die Pflege verwundeter und erkrankter Krieger und Pfarrer Jmmisch - Göda über das Marthastift für die erwachsene weibliche Jugend in Bautzen. Zum Schluß gab der Leiter der Versammlung, ?. Hickmann, noch anregende Schilderungen kirchlichen Lebens in Hessen-Darmstadt. Am Mittwoch Vormittag hielt sodann nach vorauS- gegangener Specialconferenz der Herbergsväter der sächsische HerbergSverband seine 5. Hauptver sammlung in der Herberge zur Heimath auf der Neuegasse ab. Erschienen waren gegen 60 Theilnehmer. Bon den dem Verbände ange hörenden Herbergen waren etwa 30 vertreten. Die Verhandlungen betrafen meist innere Ange legenheiten. Mit dieser Versammlung ward die Reihe der diesjährigen Vereinstage für innere Mission abgeschlossen. Von den Getreidehändlern Gebr. Heller in Dresden ist die ihnen in dem bekannten Steuerhinterziehungs-Prozeß zuerkannte bedeu tende Strafe von 560,000 Mark am 6. d. baar bezahlt worden. Die Turner und Turnfreunde Sachsens werden nach München, in welcher Stadt in diesem Jahre das 7. Deutsche Turnfest stattfindet, in zwei Sonderzügen fahren. Die Fahrt geht von Dresden über Hof und Regensburg. Der erste Zug verläßt am 19. Juli Dresden, der zweite am 26. Juli. In Bezug auf die Fahrpreise, die Giltigkeitsdauer der Fahrkarten, die Benutzung der Schnellzüge u. s. w., werden wiederum die günstigsten Bedingungen zugestanden. Zum VH. Deutschen Turnfest in München schreiben die „M. N. N.": Wie wir hören, wird den Theilnehmer» am VII. Deutschen Turnfest auf sämmtlichen bairischen Bahnen eine Fahr preisermäßigung von 50 Proc. gewährt; außer dem sollen alle vor dem Feste nach München gelösten Retourbillets eine achttägige Giltigkeit haben, während den Billets der eigentlichen Fcst- theilnehmer eine fechswöchentliche Dauer beiwohnt. Die officielle Bekanntmachung hierüber wird in diesen Tagen erscheinen. Auch mit außerbairischen Verwaltungen sind seitens der Kgl. B. General- direction Verhandlungen zur Erzielung von Fahr preisermäßigungen angcknüpft worden. Bei dem am Dienstag Nachmittag auf getretenen Gewitter hat der Blitz in Pieschen in die Schule eingeschlagen. Nach dem Wilden Manne zu an der Großenhainer Straße ist Hagel in der Größe von Nüssen niedergegangen, welcher nicht unbedeutenden Schaden angerichtet hat. Oschatz. Die städtischen Collegien haben vom 1. d. M. ob das Gehalt de» Hrn. Bürger meisters Härtwig von 5400 auf 6000 Mark erhöht. Den 12. d. M. sind e» 10 Iah«, daß der genannte an der Spitze unserer Stadt steht, welche sich durch seine Fürsorge in de« erwähnten Zeiträume wesentlich zu ihren Gunsten verän dert Hot ' - s. >,