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Deutsches Reich. Ihre Majestäten der König, und die Königin trafen am gestrigen Donnerstag Nachmittags 3 Uhr 49 Min. aus Schloß Sibyllenort wieder auf dem schlesischen Bahnhofe in Dresden ein und begaben sich unverzüglich in bereitstehenden Equipagen nach der königl. Villa in Strehlen. Se. Maj. König Albert, dessen Ankunft in Bad Ems zum Curgebrauche ursprünglich auf den 8. Mai festgesetzt war, trifft nach neuerer Bestimmung nun erst nächsten Sonnabend, den 11. Mai dort ein. Die Königin Carola wird in Ems ebenfalls Aufenthalt nehmen, jedoch nur auf zwölf Tage. Das Gesa m m tministcrium veröffentlicht folgende Bekanntmachung, die Versammlung der Stände des Königreichs Sachsen zu einem außerordentlichen Landtage betreffend: Se. Majestät der König haben aus Anlaß der bevor stehenden Feier des 800jährigen Regentenjubilänms Allerhöchstseines Hauses beschlossen, einen außer ordentlichen Landtag auf den 12. Juni dieses Jahres in die Residenzstadt Dresden einberufen zu lassen. Allerhöchstem Befehle gemäß wird Solches und daß an die Mitglieder der beiden ständischen Kammern noch besondere Missiven aus dem Ministerium des Innern ergehen werden, hierdurch zur öffentlichen Kenntniß gebracht. — Die jüngsten seuchtwarmen Tage haben uns einen Gast gebracht, dessen Erscheinen sehr getheilte Empfindungen hervorruft. Von der Jugend mit Hurrah empfangen, wird er vom verständigeren Alter dahin gewünscht, wo der Pfeffer wächst. Der Maikäfer ist da! Ganz plötzlich, über Nacht, wie die Pilze im Herbste ist er erschienen. Der Maikäfer ist in diesem Jahre in unheimlicher Masse hervorgekommen. Der Schaden, welchen dieses gefräßige Thier gerade in diesen Tagen anrichten kann, ist enorm. Die Eichen treiben eben aus, wenige Tage ge nüge» bei der Menge der Maikäfer, um alle jungen Triebe vollständig zu vernichten. Die Bäume werden anfangen zu kränkeln, tritt dann gar noch lange anhaltende Dürre hinzu, so ist es vorbei mit aller Pracht, und wenn auch ge rade nicht eine völlige Vernichtung der Anpflanz ungen eiutritt, so werden doch die Bäume noch Jahre lang daran zu thun haben, sich wieder zu erholen. Da der Maikäfer bei Tage träge an den Bäumen sitzt und sich bei der geringsten Erschütterung derselben fallen läßt, so ist hiermit der Weg deutlich genug vorgeschrieben, den man zur Bekämpfung dieser Landplage einschlagen muß. Wenn eine Anzahl Arbeiter systematisch vorgehen, Baum für Baum ubschütteln und die gefallenen Braunröcke in Kür6e sammeln, so können sie in wenigen Tagen die sämmtlichen riesiger Fremdenverkehr belebte Paris am Moktag uns füllten besonders Engländer und Amerikaner an diesem Tage die Boulevards, Restaurants und Theater. Am Abend fand eine glänzende Illumination statt, wobei besonders die Licht ranken des EintrachtvlatzeS einen prächtigen Eindruck machten. Gewitzigt durch die Erfahrung, daß bei großen Festlichkeiten in Paris Ruhestörer sehr empfindlich zurechtgewiesen zu werden pflegen, unterließen die Gegner der Regierung sowohl am Sonntag wie am Montag gehässige Kundgebungen. Der politische Zwist scheint überhaupt zunächst ver tagt, da die Mitglieder der verschiedensten Par teien das höchste Interesse an dem Erfolge der Weltausstellung haben und jede Beeinträchtigung derselben tief beklagen würden. Selbst in ihrer jetzigen Unfertigkeit trägt die zu Ehren des Revolutions-Jubiläums veranstaltete Pariser Aus stellung den Stempel des großartigen Unter nehmungsgeistes der Franzosen. Nach seiner Vollendung wird das monumentale Werk erst recht Zeugniß ablegen für die schöpferische Kraft des französischen Volkes. Verhält sich das Letztere während der ganzen Ausstellungszeit friedlich, ruhig und gastfreundlich, dann dürften der Stadt Paris durch den fortgesetzten riesigen Andrang schaulustiger Fremder, -ie sich an der politischen Veranlassung zur Ausstellung nicht zu stoßen brauchen, sehr bedeutende Vortheile erwachsen. Für ganz Frankreich wird aber der für die Ausstellungszeit stillschweigend verein barte Waffenstillstand den Nutzen bringen, daß sich die Gemüther während dieser Zeit noch mehr beruhigen und die erregten Wogen der politischen Leidenschaften sich glätten. Das hunderjährige Jubiläum der stürmischsten Zeit Frankreichs, welches durch den friedlichen Wettbewerb auf industriellem Gebiete verherrlicht werden soll, könnte unter solchen Umständen der segensreiche Beginn einer besseren Zeit für das so lang durch innere Kämpfe zerwühlte Land werden. Bäume von dem Ungeziefer befreien, WWW genS zerquetscht ebensowohl ein gpMHüWr» futter wie Felddung ist. — Den Besitzern von Obstbäutnen, nawent- sich Aepfelbäumen, geben wir bekannt, daß die sogenannten Spannerraupen jetzt ihr Ber- nichtungswerk beginnen. ES ist gerade jetzt die geeignetste Zeit, dem BernichtungSwerke wirksam: entgegenzutreten. Die Spanner, eine kleine dunkelfarbige Raupe mit schwarzem Kopf, ver breiten sich während des Tages und Sonnens scheins über den Baum, häufen sich aber nach Sonnenuntergang an den Arsten zu großen - Massen zusammen, so daß sie ohne große Mühe am frühen Morgen zu vielen Hunderten vertilgt werden können. Wer sich also seine Obsternte sichern will, möge diese kleine Mühe nicht scheuen. — (Neue Briefmarken.) Wie wir ver nehmen, steht die Anfertigung neuer Briefmarken der deutschen Reichspost in Vorbereitung. Hier bei soll auch die Einführung einer neuen Marken art, der Dreißigpfennigmarken, zu erwarten sein. In auswärtigen Blättern finden wir die Nachricht aus Berlin, daß Staatssecretär vr. v. Stephan die Genehmigungsurkunde für die Fernsprecheinrichtung Oberlausitz-Berlin und Ober lausitz-Dresden unterzeichnet hat. Die allgemein beliebten Geucke-Wagner'schen Alpen-Extrafahrten finden dieses Jahr am 20.. Juli und 15. August statt. Der ausführliche Reiseplan soll Mitte Juni erscheinen. "«"Umschau in der sächs.-preuß. Lausitz und dem Meißner Hochland, 10. Mai. Durch Feuer wurden vernichtet: das Wohnhaus des Gutsbesitzers Posselt zu Hartmannsdorf bei Marklissa; das Deutschmann'sche Haus zu Neu- jäschwitz; die Scheune des Lohnfuhrmann Mieth in Doberschau; auf Hartauer Flur bei Zittau 2,5 Im. 10—15jähriger Fichtenbestand. — Die Ehefrau des Zeugarbeiters Renger in Olbers dorf bei Zittau und der 44jährige Hausbesitzer Hübner zu Neu-Berthelsdorf würden vom Blitz erschlagen. — Im Ecker'schen Steinbruche zu Hagendorf kam der 10jährige Nixdorf so unglück lich zum Fall, daß er das Bein zwei Mal brach. — Der Kutscher Kumann aus Löbau erlitt beim Bretterfahren einen Beinbruch. — Dem Monteur Dittmann aus Oedernitz kam in Nieski ein mit 80 Centnern beladener Wagen aufs linke Bein und wurde dasselbe so zugerichtet, daß es jeden falls abgelöst werden muß. — Das iVzjährige Mädchen des Schweizers Guth im Rittergute Mittel-Oderwitz ist ertrunken. - - Nach 48jähriger Amtsthätigkeit, wovon 43 Jahre auf Nieder- Leutersdorf kommen, trat Herr Oberlehrer Leh mann, Inhaber des Verdienstkreuzes vomAlbrechts- ordcn, in den Ruhestand. — Zu Türchau wurde das neue Schulhaus eiugeweiht. — Herr vr. Weißenberg zu Görlitz wurde zum Sanitätsrath ernannt. — Die diesjährigen Fohlen- und Stuten musterungen mit Prämiirung werden den 18. bis 21. Mai in Löbau, Großhennersdorf und Strehla bei Bautzen abgehalten werden. — Herr Grüne wald in Seifhennersdorf, der bei der Confirmation seiner Tochter einen Kronenleuchtcr schenkte, hat bei der Schulaufnahme seiner jüngeren Tochter der Schule eine Uhr (Thurmuhr) geschenkt. — Die Kgl. Kreishauptmannschaft zu Bautzen hat dem Restaurateur Schäfer dort eine Anerkennung zu Theil werden lassen und eine Geldbelohnung ' bewilligt für Rettung des pens. Zolleinnehmers Rothe vom Tode des Ertrinkens. — Auf dem Hutberge bei Schönau bei Bernstadt soll zur Wetrinfeier ein Denkstein errichtet werden. Die Stadt Zittau wird bei dem großen Fcstzuge in Dresden durch einen Prachtwagen vertreten sein, der eine Miniaturnachbildung deS Oybins mit seinen Ruinen trägt. Auf dem Bordertheil des Wagens soll eine Zittavia thronen, durch eine junge Dame dargestellt, die in Zittau namentlich vertretenen Berufszweige werden durch Genien versinnbildlicht sein. Zwölf Pferde sind zur Fortbewegung des Wagens ge dacht. Bannerträger, Fanfarenbläser und andere costümirte Personen begleiten die Gruppe. Die Gesammtkosten sind auf mindestens 10,000 Mk. veranschlagt, wozu die Stadt 5000 Mk. beitragen will, wenn die übrigen Kosten privatim gedeckt werden. Allgemeine Aufmerksamkeit erregt gegenwärtig das im Schaufenster der Arnold'schen Buchhand lung in Dresden ausgestellte Modell deS Obe lisken, welcher vom Gcbirgsverein zur dauernden Erinnerung an das Wettiner Jubiläum auf dem Lilienstein errichtet wird. Dasselbe ist dreiviertel Meter hoch in Gyps auSgesührt und zeigt in schönen Formen und mit den entsprechenden Verzierungen versehen, die stattliche ' kühnen Bauwerks, welche» ein sächsischen Schweiz zu — «««orne Gedenktafel angebracht. Um 3 Uhr desilirten die Tvrptzen pvn Versailles auf dem Waffenplatz vor dem Prßsidenten der Republik, der bald darauf in demselben großen Spiegelsaal« des Berfailler Schlosses, in dem einst König Wilhelm von Preußen zum deutschen Kaiser auS- aerufep wurde, von dem Senatspräsidenten Leroyer mit einer längeren patriotischen Ansprache begrüßt wurde. Nach Leroyer nahm Carnot das Wort und sagte, der erste Gedanke bei dieser festlichen Frier müsse den Vätern und Großvätern und der unsterblichen Generation gelten, die mit Muth und Ausdauer und unter so vielen Mühen und Opfern alle die Güter errungen habe, deren man sich jetzt erfreue und die als kostbares Erb- theil auch wieder an die Nachkommen übergehen müßten. Carnot schilderte dann die Lage des Landes im Jahre 1789, wies auf die in der Erklärung über die Menschenrechte enthaltenen Prinzipien hin und feierte die Ausdauer, mit welcher die Vorfahren trotz aller Hindernisse ihre große Aufgabe gelöst hätten. Der Präsident der Deputirtenkammer, Meline, betonte in seiner Rede die Nothwendigkeit einer Versöhnung der Parteien, sowie den Wunsch, daß die Nation sich gegen eine Wiederherstellung der persönlichen Ge walt eines Einzelnen zu schützen wissen werde. Einen noch tieferen Eindruck machte die Rede des Bischofs von Versailles, der die Theilnahme der französischen Geistlichkeit an der allgemeinen Bewegung im Jahre 1789 hervorhob und ver sicherte, daß auch in der Jetztzeit der Clerus die Verehrung für die Kirche mit der Liebe zum Vaterlande verbinde. Die ganze Feierlichkeit trug einen um so ernsteren Character, als die Theilnehmer von der Harmlosigkeit des wenige Stunden vorher in Paris von dem Magazin verwalter Perrin gegen Carnot verübten Atten tats noch nicht vollständig überzeugt waren. Am Tage daraus erfolgte in Paris die feier liche Eröffnung der Weltausstellung. Begleitet von einer Escadron Cavallerie kam Carnot im Galawagen mit den Mitgliedern seiner Militär- canzlei Montag Nachmittag 2 Uhr vor der Ausstellung an und wurde am Eingänge von den Directoren empfangen und von der Menge mit Jubel begrüßt. Gleich hinter der Pforte des Mitteldomes war eine Estrade für den Präsidenten und die Mitglieder der Regierung errichtet. Gegenüber dieser Estrade hatte man mehrere Bänke rechts für das diplomatische Corps und links für die Senatoren und Depu- tirten bestimmt. Während die Geschäftsträger Deutschlands, Englands und Italiens der Er öffnung im Civilanzuge beiwohnten, fehlten die Geschäftsträger Oesterreichs und Rußlands. Aus einer anderen Estrade nahm die Gemahlin des Präsidenten Carnot mit den Damen der fran zösischen Würdenträger und der fremden Vertreter Platz. Der Ministerpräsident Tirard hielt nach der Ankunft Carnots im Mitteldome eine Rede, in der er hervorhob, daß Frankreich mit der Ausstellung den Beweis liefere, wie es noch immer seine nationalen Eigenschaften, seine Liebe zur Arbeit bewahre und trotz der geschäftlichen Krisis so große Reichthümer in seiner Ausstellung ansammeln konnte. Wenn sich auch nicht alle Regierungen officiell betheiligten, so hätten sie doch die Privatunternehmer unterstützt und somit auch zum Erfolge der Ausstellung beigekragen. Er bringe den fremden Nationen und ihren Regierungen die dankbare Huldigung Frankreichs dar. Das republikanische Frankreich liebe und ehre die Arbeiter aller Länder, in denen es keine Rivalen erblicke, auf die es eifersüchtig sei, sondern Mitarbeiter an dem großen Werke der Mensch lichkeit und des Friedens der Welt. Der Präsident Carnot betonte in seiner sich der Ansprache Tirards anschließenden Rede, die Bedeutung der Ausstellungen liege darin, daß die Völker einander näher träten und sich verstehen lernten; das dadurch erzeugte Gefühl der Achtung und Sym pathie werde nicht ohne günstige Wirkung auf die Geschicke der Welt sein und die Zeit näher bringen, wo die Einkünfte aus dem Ertrage der Arbeit nur noch den Werken des Friedens ge widmet würden. Die Reden Tirards und Carnots wurden mit großem Beifall ausgenommen. Carnot erklärte nun die Ausstellung für eröffnet, unter nahm hierauf mit seiner ganzen Begleitung einen Rundgang durch die Galerien und kehrte dann nach dem Elysöe-Palaste zurück. Die Ausstellung zeigte bei der Eröffnung noch das Gepräge der Unfertigkcit, trotzdem in letzter Zeit die möglichste Vollendung mit geradezu fieberhaftem Eifer an gestrebt worden ist. Die französische Hauptstadt trug an diesem Tage rin schönes festliches Ge wand. Fast alle öffentlichen Gebäude, die zur Ausstellung führenden zahlreichen Brücken und viele Privathäuser waren reich beflaggt. Ein