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Wochenblatt für Bischofswerda, Stolpen und Umgegend. Amtsblatt h« Kgl. Anttshau-Im-imschast, der Kgl. SchulinsMtüm u. des Kgl. HauWeucr-mtkS zu Bautzen, sowie des Kgl. Amtsgerichtes und des Sta-lrathes zu Bischofswerda. Diese Zeitschrift erscheint wöchentlich zwei Mal, Mittwochs und Tormabeuds, und kostet einschließlich der Sonnabends erscheinenden „belletristische« Beilage vierteljährlich I Mark SV Ps. Einzelne Nummer 10 Ps. Bestellungen werden bei allen Postanstalten des deutschen Reiches, für Bischofswerda und Umgegend in der Expedition dieses Blattes angenommen. Inserate, welche in diesem Blatte die weiteste Verbreitung finden, werden bis Dienstag und Freitag früh V Ul» angenommen u. kostet die dreigespaltene TorpuSzeile 10 Ps., ^^d^^^^h^»«^^nttr^mgesandt^20Pf^nmgsterJnsrratt^b^E. neues Quartal des „sächs. Erzählers", wozu wir zu neuen Bestellungen Mit Nr. 27 d. Bl. beginnt ein ergebenst einladen. Um keine Störung in der regelmäßigen Zusendung unserer Zeitung eintreten zu lassen, ersuchen wir unsere geehrten Abonnenten, welche das Blatt durch die Post beziehen, das Abonnement bei den betr. Postanstalten baldmöglichst zu erneuern Die Expedition des sächs. Erzählers. Bekanntmachung. I« einer Mehrzahl von Ortschaften der K. K. Bezirkshauptmannschaften Reichenberg, Friedland und Gabel in Böhme« ist die Ma«l- und Klauenseuche ausgebrochen. . DaS Königliche Ministerium des Innern hat daher zu thunlichster Verhütung der Einschleppung der Seuche nach Sachsen die Einfuhr von Rindvieh aus Böhmen über die Grenzstationen Zittau und Ebersbach, ingleichen die Einführung von Schweinen über Zittau nach Sachsen bis auf Weiteres ausnahmslos verboten. ...... Gleichzeitig haben die Bestimmungen in 8 2 flg. der Verordnung vom 26. Juli 1884, die Ein- und Durchfuhr von Vieh und thierischen Theilen aus Oesterreich-Ungarn betr. — Bautzener Nachrichten Nr. 179 — und 8 1 fig- der Verordnung vom 24. August 1885, das Einbringen von Schweinen aus Böhmen betr. — Bautzener Nachrichten Nr. 202 — insoweit außer Kraft zu treten. Uebcrtretungen dieses Verbotes sind mit den gesetzlich angedrohten, sehr empfindlichen Strafen zu ahnden. Königliche Amtshauptmannschaft Bautzen, am 25. März 1889. von Boxber^. Maximal-Arbcitstages, welcher Antrag bereits vor zwei Jahren im Reichstage eingebracht worden war und den letzteren damals veranlaßt hatte, die verbündeten Regierungen zu einer entsprechen den Enquete aufzufordern. Ans diese Resolution ist gar keine Antwort des BundeLrathes erfolgt. Auch bei der diesmaligen Verhandlung verhielten sich die Regierungsvertrcter vollkommen schweigend. Der Abg. Merbach-Freiberg trug ernste Bedenken gegen die schablonen mäßige elfstündigc Arbeitszeit vor. Am kritischsten verhielt sich der deutschfrei sinnige Abg. Baumbach, welcher die freie Selbst hilfe der Arbeiter betonte. Die meisten Redner begrüßten mit Freude das schweizerische Project eines Congresscs zur internationalen Regelung der Arbcitcrschutzgesctzgebung. Nach einem Schlußwort des Abg. Hitze wurde der Antrag einer Commission von 21 Mitgliedern überwiesen. Am Donnerstag erledigte der Reichstag die Nachtragsetats zu den Etats des Auswärtigen Amtes und des Rcichsamts des Innern ohne jede Debatte und bewilligte auch die Nachforde rungen für militärische Zwecke nach kurzer Br- rathung. Hingegen entspann sich bei der bean tragten Theilung der obersten Spitze der Marine verwaltung in ein Obercommando und ein Rcichsmarineamt eine sehr bedeutungsvolle Ver handlung, bei der Fürst Bismarck wiederholt für diese Trennung cintrat, die er als unabweislich bezeichnete, wenn von ihm zehn Jahre lang er tragene unliebsame Verhältnisse enden und die Rechte des Reichstages wirksam gewahrt werden sollten. Die Vorlage wurde darauf mit großer Mehrheit angenommen , der Marineetat erledigt und die Abänderung des Vereinszollgesetzes ge nehmigt. Nach kurzer Debatte wurde auch das Gesetz, betr. die Aushebung zweier Bestimmungen über die Branntwcinbcsteueruiig angenommen. Am Donnerstag reiste der StaatSsecretär Graf Herbert Bismarck nach England, was vielfach als eine Bestätigung der von London aus ge machten Meldung aufgefaßt wurde, daß der nach Berlin zurückgekehrte britische Botschafter Sir E. Malet ein Bündniß zwischen Deutschland und England noch nicht zu Stande gebracht habe, daß aber bezügliche Verhandlungen noch fortdauern. Durch die Rede, welche Prinz AloyS Liechten stein im österreichischen Abgeordnetenhaus am 19. d. anläßlich der Berathung des Unter richts-Budgets über die konfessionelle Schule ge halten hat, ist diese die gesammte parlamentarische Thätigkeit in Oesterreich beherrschende Frage in Fluß gebracht worden. Die klerikalen Blätter bejubelten die Auslassungen des Prinjen und das Wiener „Vaterland" erklärte, der „Josephitag" (19. März) werde einen Wendepunkt in der öster reichischen Geschichte bedeuten. Der Versuch des Unterrichtsminister« v. Gautsch, die Frage der konfessionellen Schule zu Verlagen, machte einen sehr unerquicklichen Eindruck. Er sagte, wenn Politische Weltschau. In dem Ministerrathe, der am 18. d. unter dem Vorsitze des deutschen Kaisers in Berlin stattsand, sollte nach mehrfachen Mittheilungen der Entwurf eines neuen, auf dem Boden des gemeinen Rechts gehaltenen Socialistengesetzes festgestellt worden sein. Um so größeres Auf sehen erregte gleich darauf die Nachricht, daß auf Grund des Socialistengesetzes das weitere Er scheinen der Berliner „Volkszeitung" untersagt und die Nummer mit dem Leitartikel „Gedenk blatt zum 18. März" untersagt worden sei. Wiederholte Versuche, das Blatt unter veränder tem Titel weiter erscheinen zu lassen, wurden mit größter Energie polizeilich verhindert. Diese Maßregel wurde von den leitenden deutschen Blättern sehr verschieden beurtheilt; vorwiegend war die Ansicht, daß die „Volkszeitung," so sehr deren Treiben die patriotischen Gefühle verletzte, kaum unter das Socialistcngesetz fallen könne. Officiös wurde dagegen betont, daß das Blatt unter falscher Flagge segelte, seit Jahren auf den Umsturz der bestehenden Staats- und Gesell schaftsordnung gerichtete Bestrebungen vertrat und deshalb seinem wirklichen Wesen nach dem Socialistcngesetz unterstellt werden müsse. Der Versuch der fortschrittlichen Abgeordneten Rickert und Munckel, den Zwischenfall bei der Berathung des Etats des Innern im preußischen Abgeord netenhause zur Sprache zu bringen und gegen das Socialistcngesetz auszubcuten, ist ergcbnißlos -geblieben. Sowohl der Minister des Innern, Herrfurth, wie auch der frciconscrvative Abg. w. Kardorff erklärte» bündig, daß das preußische Abgeordnetenhaus nicht berechtigt sei, sich mit dieser Angelegenheit zu befassen, deren endgiltigc Entscheidung nun wohl noch einige Zeit auf sich warten lassen wird. Die am vorvergangcnen Montag im Abgeordnetcnhause mit 169 gegen 427 Stimmen erfolgte Ablehnung der Regierungs vorlage über die Theilung von Schleswig hatte keine parteipolitische Bedeutung, da die Mehrheit sich aus dem Centrum, den Freisinnigen, den Polen, der größeren Hälfte der Nationalliberalen und Freiconservativen und einigen Dcutschconser- vativen zusammensetzte. Eine praktische Bedeutung wird aber auch der am Tage darauf im deutschen Reichstage erfolgten Abstimmung zu Gunsten des Befähigungsnachweises abgesprochen, weil der nur infolge der mangelhaften Besetzung des Hauses mit 8 Stimmen Mehrheit zu Stande gekommene Beschluß die verbündeten Regierungen kaum veranlassen wird, ihren den zünstlerischen Bestrebungen abgeneigten Standpunkt zu ver ändern. Nur der von der Reichspartei befür wortete Prüfungszwang für die Bauhandwerker, dem auch die Nationalliberalen im Grundgedanken ^»stimmten, dürfte an maßgebender Stelle Be- Am Mittwoch beschäftigte MReichStag mit dem Anträge Ostld. ^di^elt^kvmme^wurde^l^e^c^amp^wischeu den Gegensätzen ausgekämpft werden müsse, werde er seine Stellung zu dieser Frage klar stellen. Inzwischen wolle er an seinen bisherigen Grund sätzen festhalten, die Geschäfte seines Ressorts in sachlicher Weise fördern und den Ansprüchen aller Völker des Vaterlandes auf die staatlichen Bildungsmittel im Sinne einer ausgleichenden Gerechtigkeit entgegenkommen. Die Bewegung, welche das österreichische Abgeordnetenhaus bei dieser Niemand befriedigenden ministeriellen Er klärung ergriff, ist leicht begreiflich. Die Linke des Hauses nahm es besonders übel, daß der Minister einzelne Beschwerden Liechtensteins über die Volksschule als bcachtcnswerth bezeichnete. Von den übrigen Rednern erregte am 20. d. be sonders der jungczcchischc Abg. Gregr Aufsehen, der dem Prinzen Liechtenstein vorwarf, das was einer seiner Ahnen im 30jährigcn Kriege ver brochen, zu wiederholen, indem er dem böhmischen Volke ein neues Grab durch Unwissenheit und Verkommenheit grabe. Am 21. d. trat als Generalrcdner der Linken Abg. Beer energisch für die neue Schule ein, während Abg. Klun im Namen der Rechten die Reformbedürftigkeit des Schulwesens betonte. — Die günstige Wendung, welche die Berathung der Wehrvorlage im ungarischen Abgeordnetenhause in letzter Zeit genommen hatte, dauerte nicht lange. Ein unglücklicher Zwischenfall hat die seit Monaten aufgestachelten Leidenschaften aufs Neue bis zum Siedepunkt erhitzt. Ein junger Student, der sich nach dem Schluß der Sitzung am 19. d. im Vestibüle des Parlaments an dem greisen Abg. Jvanka vergreifen wollte, wurde von dem Abg. Rohonczh durch einen Revolverschuß verwundet. Man macht sich außerhalb Ungarns auch nicht annähernd einen Begriff von der geradezu ele mentarischen Wirkung dieses Vorfalles auf alle Gemüther. Von dem Ministerpräsidenten Crispi wurde im italienischen Abgeordnetenhause am 19. d. die Uebernahmc des Protektorats über das ost afrikanische Sultanat Obbia aus handelspolitischen Gründen gerechtfertigt und als etwas ganz Un verfängliches hingestellt. Der neue Finanzminister SeiSmit-Doda legte am 20. d. der italienischen Kammer einen Gesetzentwurf vor, welcher der Regierung die Befugniß ertheilt, den Zolltarif in Gemäßheit der volkswirthschaftlichen Nothwendig- keit zu ändern. Ein Ende de» Zollkrieges mit Frankreich, welches SeiSmit-Doda erhofft, hält die „Opinione" deshalb für unmöglich, weil die französische Kammer jeder handelspolitischen Ab machung widerstrebt, welche die Interessen der Schutzzöllner in Frankreich im Geringsten beein- Al^e regierungsfreundlichen französischen Blätter Heven au« der von Boülanger am 17. d. in Tour« gehaltenen Tafelrede zwei Momente hervor, da» Buhlen um die «tust der Verttale« ------- -