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ßm« vermutbet hatte. Da» «intausendste Ein lagebuch wurde Mitte 1879 ausgefertigt. ES sind also im Verlaufe von kaum 10 Jahren 9000 Versicherte der Anstalt neu hinzugetreten, aewiß ein erfreuliches Zeichen für den sparsamen Sinn des SachsenvolkeS. Leipzig, 16.Februar. DaS „L. T." schreibt: Wir theilten schon früher mit, daß die hiesige Fleischerinnung wegen von ihr im alten Schlacht hofe vorgenommener baulicher Einrichtungen Schadenersatzansprüche an die Stadt gemacht hat. Ohne Anerkennung einer Verpflichtung hat der Rath beschlossen, den Werth der Einrichtungen im Betrage von 9445 Mk. der Innung zu er setzen, wenn diese auf alle weiteren Ansprüche verzichtet. Leipzig, 18. Februar. Zur Errichtung meiner Diaconissenanstalt in Leipzig hat im Sinne ihres verstorbenen Gatten die Wittwe des Geh. MedicinalrathS Prof. vr. Ernst Leberecht Wag- rier 50,000 Mk. gespendet. Die 9. Mittheilung des Kgl. Landstallamtes Moritzbury an die sächsischen Pferdezüchter ist neuerdrngS erschienen und kann von Land- wirthen rc. unentgeltlich von den Kgl. AmtShaupt- Mannschaften bezogen werden. Dieselbe enthält u. A. auch die Beschreibung mit drei Abbildungen über eine normale Zuchtstute für das Königreich Sachsen. Die Klagen über den Mangel an Dienstboten haben auch in der Zwickau er Gegend in den letzten Jahren mehr und mehr überhand genommen. Vergrößert wird das Uebel noch dadurch, daß 1>ie Gesindevermittler für Vermittlung von Dienst boten von beiden Theilen oft unmäßig hohe Ge bühren verlangen. Diese Calamität hat eine größere Anzahl landwirthschaftlicher Vereine der dortigen Umgegend veranlaßt, sich zu einer „land- ivirthschaftlichen Arbeiter- und Dienstboten-Ver mittelungs-Genossenschaft" zu vereinigen, welche in Zwickau ein eigenes Vermittelungsburau für landwirthschaftliche Arbeiter und Dienstboten er richtet. Für die Arbeiter und Dienstboten selbst loll die Vermittelung von Unterkommen gebühren frei erfolgen und wird denselben außerdem eventuell unentgeltlich Wohnung und Kost auf drei Tage gewährt. Auch im ersten Monat dieses Jahres sind bei den sächsischen Staatseisenbahnen die Ein nahmen wieder sehr günstige gewesen. Nach vor läufigen Feststellungen beträgt die Gesammtein- nahme im Monat Januar d. I. 6,404,382 Mk., es übersteigt dieselbe vom gleichen Vorjahrsmonat um 553,318 Mk. insgesammt, oder um 129 Mk. pro Kilometer Bahnlänge. Es brachten der Personenverkehr 1,538,908 Mk. oder 101,360 Mk. mehr, der Güterverkehr 4,504,063 Mark oder 428,577 Mk. mehr als im gleichen Monate des Jahres 1888; sonstige Einnahmequellen ergaben 361,441 Mk. oder um 22,381 Mk. mehr. Zur Beförderung kamen 1,911,356 Personen und 1,259,126 t. Güter. Daß der Obstbau in Sachsen nicht ohne Bedeutung ist, beweist, daß in den letzten zehn Jahren 6,671,635 Ctr. Obst im Werthe von 22,043,826 Mk. gebaut wurden. Davon entfielen auf die Jahre 1876—1880 zusammen 2,532,519 Ctr. im Werthe von 9,426,357 Mk., auf die Jahre 1881—85 dagegen 4,139,516 Ctr. im Werthe von 12,616,469 Mk. Die Erträgnisse wuchsen nicht allein infolge der Anpflanzung neuer Obst bäume, sondern hauptsächlich infolge der besseren Pflege derselben. Nicht ohne Einfluß auf dieses günstige Ergcbniß war die Thätigkeit der Presse einer- und die Gründung von landwirthschaftlichen und Obstbauschulen andererseits. Der Ertrag könnte übrigens noch mit Leichtigkeit erhöht werden, wenn der Obstbau auf dem Lande noch mehr Verbreitung fände. Das König!. Sächs. Landes-Sanitätscollegium in Dresden, wie auch dasjenige in Kiel haben bei sorgfältigster Prüfung über den Verkauf der bekannten CarlKo ch'schenZwiebclbonbons dahin gehend entschieden, daß der Verkauf derselben nicht nur ausschließlich den Apotheken und Dro gerien rc., sondern auch jeder Colonialwaaren- handlung gestattet ist. Es ist dies gegenüber andern so vielfachen werthlosen Mitteln der beste Beweis ihrer allseitig anerkannten und von ärzt lichen Autoritäten empfohlenen Güte und Wirk samkeit, an deren immer besseren Beschaffenheit und Herstellung es sich der strebsame Fabrikant Herr Carl Koch eifrigst bemüht und unablässig angelegen sein läßt. So weit die deutsche Zunge klingt, hat sich dieses ausgezeichnete Koch'sche Hustenmittel in erstaunlich kurzer Zeit und mit Leichtigkeit Bahn gebrochen und ist somit fast in jeder deutschen Hau-Haltung zum unentbehr lichsten Genußmittel geworden. Diese Zwiebel- i» find erhältlich in Beuteln L 30 und 50 Pf. in den Apotheken, Drogerien und größeren Eolonialwaarenhandlungen. Für das BertrauenSverhältniß zwischen dem Kaiser und dem ReichScanzler ist «ne Meldung der „Köln. Ztg." bezeichnend. Der Kaiser wird am Montag beim ReichScanzler speisen; sämmt- liche Minister, sowie die Chefs des Militär- und des CivilcabinetS sind zu dem Diner geladen. - Berlin, 20. Februar. Die ReichStagS- commission für das Alters- und Invaliditäts gesetz hat heute die erste Lesung des Entwurfs beendigt; die zweite Berathung der Commission soll beginnen, sobald die Beschlüsse der ersten Lesung redigirt sein werden. — Der Kaiser hatte gestern Nachmittag eine längere Conferenz mit dem ReichScanzler Fürsten Bismarck. — Die Kaiserin Friedrich und ihre Töchter treten nächsten Sonntag die Rückreise nach Deutschland an. Die kgl. Dacht „Victoria und Albert" führt die hohen Herrschaften von Port Victoria nach Blissingen. Berlin, 21. Februar. Der „Amerikaner" Klein, welcher bei den letzten Kämpfen vor Apia viel genannt wurde, ist, wie der „Köln. BolkS- Ztg." yus Lahr gemeldet wird, ein geborener Lahrer (Baden). Sein Vater ist vor etwa acht Tagen zu Lahr im Spital gestorben; derselbe war von Beruf Weber. Herr Klein wurde 1849 geboren, ist also 40 Jahre alt. Er war ein ziemlich aufgeweckter Knabe, lernte leicht und war stets zu dummen Streichen bereit. Klein» ehe maliger Lehrmeister, bei dem er das Tischler handwerk erlernen sollte, stellt ihm daS Zeugniß aus, er sei ein verschmitzter Bursche gewesen, dem er manchen Denkzettel verabfolgen mußte. Kurz vor dem Feldzuge 1870/71 trat Klein in den Militärdienst und capitulirte; er wurde Sergeant und erhielt das Eiserne Kreuz. In einer älsässischen Garnison veräußerte er jedoch bald nachher fiskalische Sachen, entging mit knapper Noth seiner Verhaftung und entkam nach Amerika. Klein dürfte demgemäß mehr als einen Grund haben, sich zu hüten, daß er den deutschen Soldaten in die Hände geräth. Die Reichsregierung hat bei der Vereinigten Staaten-Regierung den Antrag auf Verhaftung und Bestrafung des Amerikaners Klein gestellt, welcher den Ueberfall unserer Seeleute in Samoa leitete. Klein ist in San Francisco, und auf Grund der vorhandenen Thatsachen muß gegen ihn, wenn es nach Recht geht, die'Anklage wegen Mord erhoben werden. Amerika befindet sich mit Deutschland nicht im Kriege. Schießt ein Amerikaner auf deutsche Soldaten, ohne ange griffen zu sein, so ist das also ganz einfach Mord, Verbrechen gegen das Leben. Die „Post" schreibt: Die Einheitlichkeit in der Jnfanteriebewaffnung, welcher Oesterreich- Ungarn und das Deutsche Reich allem Anscheine nach entgegengehen, betrachten wir als neues Band der beiden Reiche, welchem zweifellos her vorragende politische Folgen innewohnen werden. Die probeweise Einführung der Lanze bei den preußischen Kürassirregimentern soll sich be währt haben. Es wird darauf hingewiesen, daß bei den Uebungen die Ueberlegenheit der Lanze gegen den Säbel in eclatanter Weise zu Tage getreten sei. O e st e r r e i ch. Ueber die Verhältnisse, welche zu dem Selbst morde des Kronprinzen Rudolf führten, giebt die „Franks. Ztg." eine längere Ausführung, deren Inhalt, wie sie hinzusetzt, in einer bevor stehenden amtlichen Darstellung seine Bestätigung finden wird. Indem diese Darstellung abgewartet werden muß, sei vorerst nur erwähnt, daß Kron prinz Rudolf schon im December v. I. erklärt haben soll, ehe er zugebe, daß die Baronesse Marie Vetjera einem Pariser Finanzmann, den die Familie des Fräuleins begünstigte, die Hand zu reichen gezwungen werde, wolle er lieber auf die Thronfolge verzichten und mit der Geliebten im Auslande als Privatier leben. Die Vorbe reitungen zur Vermählung wurden indessen weiter betrieben, bis man am 29. Januar Fräulein von Vetkera plötzlich vermißte. Am 30. Abends fiel in Meierling die Abwesenheit des Kronprinzen auf. Gegen 10 Uhr gab Graf Hoyos Befehl, den Wald zu durchsuchen, da dem Kronprinzen wahrscheinlich ein Unfall zugestoßen sei. Gegen 3 Uhr kam der Forstausseher Werner bei diesen Nachforschungen an seine Hütte und sah dort Licht, was ihm, da er allein wohnte — er war unverehelicht —, auffallen mußte. Die Thür war versperrt; er sprengte sie und erblickte auf dem einfachen Lager die Leiche der Baronesse Marie und über sie hingeworfen, durch daS Eigen gewicht des Körper- halb zur Erde gesunken, die de- Kronprinzen. Werner eilt« zurück in- Schloß; Graf Hoyo» begleitete ihn zur Hütte zurück und s stellte fest, daß die Baronesse Strychnin genyt.^ der Kronprinz sich mit dem Gewehr de- Forst- aufseherS erschossen hatte. Die» der Kern der Darstellung, deren amtliche Erhärtung also be vorstehen soll. Pest, 21. Februar. Nach einer eingehenden Rede TiSzaS, in welcher er sagte, er wolle kein gefährliches Präzedenz schaffen und den Willen der Majorität dem Geschrei der Demonstranten unterordnen, wurde der viel angefochtene 8 14 angenommen, auch Graf Apponyi, der Führer der gemäßigten Opposition, und viele Mitglieder seiner Partei stimmten dafür, bloS die Anhängen des PrincipS der Selbstständigkeit der ungarischen Armee stimmten dagegen. Pest, 21. Februar. Abgeordnetenhaus. Der Ministerpräsident Tisza hob dem Grafen Apponyi gegenüber hervor:. Derselbe habe nicht seine Ab setzung verlangen dürfen ohne anzugeben, durch wen er (Tisza) zu ersetzen wäre. Nur die Ma jorität, nicht die Minorität, dürfe darüber ab- urtheilen, ob das Ansehen der Regierungspartei oder daS des Parlaments compromittirt sei. Was vollends die angebliche Compromittirung der Krone anbetreffe, so sei Apponyi allein kein kompetenter Beurtheiler. Man Wahre nicht den Parlamentarismus, sondern sündige an demselben, wenn man den Fundamentalsatz der Führung der Regierung durch die Majorität negire. Sobald er (Tisza) wahrnehmen sollte, daß das Vertrauen des einen oder anderen berechtigten Factors im Geringsten wankend geworden sei, werde er nicht zögern, bereitwilligst abzudanke»; allein die Theorie, daß die Regierung durch die Minorität und durch Demonstrationen gestürzt werden könne, lasse er, als parlamentarischer Veteran, nicht mit seinem Namen verknüpfen. (Lange anhaltende begeisterte Eljenrufe. Die Abstimmung erfolgt unter Tumult.) Frankreich. Paris, 21. Februar. Mölme ist es infolge der Schwierigkeiten, die sich aus der Vertheilung der einzelnen Portefeuilles ergaben, nicht gelungen, daS neue Cabinet zu bilden. Ribot erklärte, er könne nur das Portefeuille des Innern annehmen; infolgedessen gab Möline es neuerdings auf, daS Cabinet zu bilden. Paris, 21. Februar. Auf Ersuchen des Präsidenten Carnot traten heute Nachmittag Freycinet, Rouvier, Loubet, Krantz, Demang, Therenet, Fazee und Tirard zu einer Besprechung im Elysöe zusammen. Es verlautet, dieselben würden versuchen, ein Cabinet mit Tirard an der Spitze zu Stande zu bringen. — Die Deputirten- kammer vertagte sich bis zum Sonnabend. Paris, 21. Februar. Tirard nahm den Auftrag, ein neues Cabinet zu bilden, an. In parlamentarischen Kreisen gilt folgende Zusammen stellung als wahrscheinlich: Tirard Präsidium und Handel; Constans Inneres; Rouvier Finanzen; Freycinet Krieg; Faye Unterricht; Damahy Ackerbau; Therenet Justiz; Krantz Marine; Goblet Auswärtiges. Italien. Rom, 20. Februar. Als heute der Depu tate Carmini in der Kammer Crispi vorwarf, seine Allianzpolitik habe Italiens Finanzen ruinirt, kam es zu einer äußerst heftigen Scene. Crispi warf erregt ein: „Es ist nicht wahr! Geben Sie Beweise!" Carmini erwiderte: „IhrePolitik hat uns mit Frankreich entzweit", worauf Crispi in höchster Aufregung dem Deputaten zudonnertc: „Es ist nicht wahr, sage ich, es ist eine Erfindung von Ihnen!" In der Kammer brach darauf ein unbeschreiblicher, minutenlanger Lärm aus, und der Präsident gebrauchte vergeblich die Klingel. Alle Redner nahmen heute Stellung gegen die Finanzpolitik des Cabinets. England. London, 21. Februar. Die Thronrede, mit welcher heute das Parlament eröffnet wurde, bezeichnet die Beziehungen Englands zu den Mächten als herzliche. Die vor der letzten Ver tagung des Parlaments beendeten Operationen in Aegypten hätten den Zweck, zu dem sie unter nommen worden, erreicht; es sei kein Grund zur Befürchtung einer Wiederholung der Unruhen in der Nähe von Suakin vorhanden. Obgleich die Verhandlungen mit Tibet bezüglich Sikkims ein günstiges Resultat noch nicht gehabt hätten, sei doch zu hoffen, daß keine neuen militärischen Operationen erforderlich werden würden. Die Königin habe eingcwilliat, an der Conferenz in Berlin mit Deutschland und den Bereinigten Staate» in den Samoa-Angelegenheiten theilzu- nehmen, um daS auf der Conferenz in Washington begonnene Werk fortzusetzten. Die unaufhörlichen Ausgaben, welche von oen anderen europäischen Nationen für Kriegsrüstungen gemacht seien, hätten die Vermehrung der bi-her zum Schutz« der Küsten und de- Handel- getroffen«» Vorsicht»-