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rirar 188V - - Sachsen. ^/Umschau in der sächs.-preuß. Lausitz und dem Meißner Hochland, 11. Februar. Durch Feuer wurden vernichtet: derLocomotiven- schuppen zu Löbau; die Gebäude des Kutschers Schreck zu Krampe; das Leutersdorfer Schützen haus. — Bahnmeister Mattner in Penzig wurde überiahren und getödtet. — Der seit 8 Tagen verschwundene Häusler zu Langenöls wurde todt im Walde aufgefunden. — Auf Bischdorfer Flur wurde eine Frau todt aufgefunden. — Der Hausierer Marschner aus Nieder-Hainspach wurde erfroren aufgefunden. — Der 40jährige Hand werksbursche Leibner wurde bei Georgenthal todt aufgefunden. — Bei Groß-Krauschen wurde ein unbekannter Mann als Leiche im Wasser' auf gefunden. — Bei Sagan fand man im Flusse die Leiche eines neugeborenen Mädchens. — In Sanitz treten die Masern so stark auf, daß 150 schulpflichtige Kinder (75 aller) erkrankt sind. — In der Nacht vom 31. Januar-zum 1. Februar ist der Ortsrichter Jungmichel zu Berts- dorf bei Zittau, ein bekannter und intelligenter Bienenzüchter, auf dem Nachhausewege in den angeschwollenen Dorfbach gerathen und ertrunken. — Der gräflich Einsiedel'sche Nachtwächter Kopke in Crebe wurde todt aufgefunden. Ob er ver unglückt oder gewaltsam ums Leben gekommen, ist noch nicht bekannt. — In dem Skasker Kohlen werke „Liebergast" kam der Häuer Thomas aus Rothenburg umS Leben. — Vor einigen Wochen stach sich der Fleischerbursche des Meisters Mehl hose in Penzig beim Schweineschlachten derartig in den Schenkel, daß das Bein vor 8 Tagen abgelöst werden mußte. — Einem Schlepper im Melchiorschachte bei Dittelsdorf fiel ein großes Stück Kohle auf den Rücken, wodurch er schwer verletzt wurde. — Der Laubaner Gewerbeverein zählte 1888 (49. Jahr) 224 Mitglieder und hat ein Vermögen von 8854 Mk. 50 Pf. Es wurden 6 Haupt- und 11 Vorstandsversammlungen ab gehalten. — Zu Weißig bei Königstein wurde ein landwirthschaftlicher Verein begründet, mit dem eine Viehversicherung verbunden sein soll. — Zu Hohnstein wurde eine Versammlung zur Erlangung einer Eisenbahn für genannte Stadt abgehalten. — Zu Zittau warf der Sturm eine 100 Jahre alte, unten 3 Meter starke Weide um. — In Löbau riß der Sturm von einem Neuhause des Rudolf Behrisch das Dach weg und warf es 20 Meter weit. Desgleichen wurden bei Kittlitz 2 mit Stroh beladene Wagen umgestürzt und arg be schädigt. — Die Fechtschule zu Neustadt hat im vorigen Jahre 148 Mk. 73 Pf. an Unterstützungen gezahlt und einen Cassenbestand von 300 Mk. behalten. — Der Fechtverein zu Stolpen hatte 1888 443 Mk. 41 Pf. Einnahmen und 348 Mk. 39 Pf. Ausgaben. — Der Gewerbeverein zu Forst, der 470 Mitglieder zählt, hatte im vorigen Jahre 3430 Mk. 26 Pf. Einnahmen und 3410 Mk. 9 Pf. Ausgaben. — Die Stadt Görlitz hatte im vergangenen Jahre 4,847,544 Mk. 47 Pf. Einnahmen und 4,604,296 Mk. 69 Pf. Ausgaben und somit einen Ueberschuß von 153,247 Mk. 78 Pf. — Die Oberlausitzer Bank zu Zittau gedenkt eine Dividende von 6^/, °/, zu gewähren. Krostwitz. Für den 4. Februar war hier eine größere Versammlung des „Vereins Wend. Bauern ----- Sordskiob Lurov" an ¬ beraumt, zu der sich über 200 Gutsbesitzer, vor wiegend aus der wend.-kath. Pflege, doch auch auS den Parochien Neschwitz, Königswartha, Göda, Bautzen und Uhyst, eingefunden hatten. Die Versammlung wurde eingeleitet durch einen ausführlichen Vortrag des Herrn Caplan Kubasch zu Nebelschütz, der über „Die Lage der Land- wirthschaft und die Nothwendigkcit der Grün dung von Bauernvereinen" sprach. Ausgehend von der That fache, daß eine Krisis, bez. Noth- läge fast überall vorliege, beim Gewerbe nicht minder, als beim Bauer, suchte er die Ursachen der weitgehenden Mißstimmung im bäuerlichen Leben zu ergründen und auf geeignete Mittel zu verweisen, die den gesunkenen Muth zu neuer Thatkraft anspornen sollen. Nicht wenige Nebel, eine ganze Complication von Ursachen hat seit Aufhebung der Rodot nach und nach zusammengewirkt und wirkt noch fort, dieLand- wirthschaft zu einem der unrentabelsten Ge werbe zu machen. Im Osten sehen wir die Bildung von Ladifundien — der Bauern stand wird vom Adel und Geldjuden aüfgesaugt; iw Westen (Sachsen gleichfalls) findet eine un verantwortliche Zersplitterung der bäuerlichen Luk— Mt, derart, daß die Bearbeitung der werden können. Die darauf entfallenden Procente werden in der ersten Woche des December jede» Jahres an einer Centralstelle baar ausgejahlt. Durch Einführung dieser Rabattmarken dürfte vielen Arbeiterfamilien ein wesentlicher Borthyl geboten werden. Professor Moritz Fürstenau hat bei der Kgl. Generaldirection des Dresdner Hoftheaters sein Gesuch um Entlassung aus dem Verbände der Königl. Hofcapelle eingereicht, deren Mitglied er seit 1842 ist. Der zweite diesjährige Dresdner Roßmarkt wird Montag, den 4., und Dienstag, den 5. März, in den Räumen der vormaligen Gardereiter-Caserne an der Wiesenthorstraße abgehalten werden. 8 Die Gehalte für Schulzwecke betragen in Leipzig für Directoren 80,780 M. 50 Pf., für ständige Lehrer 999,862 M., für provisorische Lehrer 104,237 M. 50 Pf., für Zeichnen 36,940 M. 63 Pf., für Gesang 3325 M., für Turnunterricht 19,647 M. 25 Pf., für Näh unterricht 40,100 M.; WohnungSgeld 21,300 M., für Ueberstunden 6500 M. und für Stellvertretung 11,000 M. Bautzen, 10. Februar. Die großen Hoff nungen, welche man auf den Hierselbst stationirten Schneepflug der Staatsbahn, der erst vor wenig Tagen zum ersten Mal in der bewährtesten Weise zur Verwendung kam, sind mit heute voll ständig vernichtet worden. Nachdem derselbe am heutigen Morgen zur Säuberung der Linie Bautzen-Wilthen mittelst zweier Locomotiven in Thätigkeit gesetzt worden war, und die Wehen zwischen Bautzen und der Haltestelle Singwitz glücklich durchbrochen hatte, versuchte man mit demselben die Rückfahrt, die jedoch ungünstiger verlief. Unweit des Dorfes Boblitz entgleiste bei Gelegenheit der Durchbrechung einer bedeutenden Schneewehe der Pflug, umschlug sich, zertrümmerte die Zugsstange und einen Puffer derLocomotive und flog, durch die gewaltige Kraft zweier Loco motiven getrieben, neben den Bahnkörper. Der Führer der ersten Maschine wurde durch den Anprall sofort von derselben heruntergeschleudert, stürzte aber glücklicherweise in den Schnee und blieb unverletzt. Die Strecke Bautzen-Wilthen ist infolge dieses Ereignisses seit heute Morgen vollständig unfahrbar. Am 9. d. M. Abends */,10 Uhr ist der Hausbesitzer Traugott Schulze aus Singwitz von dem von Wilthen nach Bautzen verkehrenden Personenzuge, welchen er wegen des Wehwetters zu spät bemerkt, in Singwitzer Flur überfahren worden und noch am selben Abend ^12 Uhr im nahegelegenen Bahnwärterhaus verstorben. — Am 10. d., Nachmittags wurde der 35jährige Viehschneider Josef Jakubick aus Slavicin in Mähren im Graben der Schloß-Lindenallee in Niedergurig im Schnee verweht todt aufgefunden. Der Schneesturm, welcher in der Nacht vom Sonnabend zum Sonntag mit seltener Hef tigkeit wüthete, hat dem Bahnbetrieb bedeutende Hindernisse bereitet. Die am Freitag Abend in Dresden fälligen Eilzüge von Leipzig und Berlin stecken bei Riesa bez. Pristewitz im Schnee, des gleichen ist ein Güterzug von Chemnitz zwischen Frankenstein und Kleinschirma festgefahren, so daß der Verkehr zwischen Freiberg und Franken stein nur eingleisig betrieben werden kann. Die auf den Strecken liegenden Schneewehen erreichen die Höhe von weit über 2 Meter und ergänzen sich, kaum durchgefahren, durch das andauernde Wehwetter immer wieder neu, so daß auch die Arbeiten der zahlreich angenommenen Mannschaften fast fruchtlos sind. Die Maschinen der Zihe, welche sämmtlich zweispännig fahren, müssen sich mit furchtbarer Gewalt durch die bis über die Kesselmitte reichenden Schneemassen durcharbeiten. Vollständig für den Verkehr gesperrt ist bis jetzt nur die gänzlich verwehte Linie Potschappel- Wilsdruff. Der mit heftigem Schneetreiben verbunden gewesene Sturm hat Ende voriger Woche fast in ganz Sachsen große Verwehungen heibeigeführt, sodaß der Verkehr mit bedeutenden Schwierig keiten zu kämpfen hatte. Ueber die Hindernisse, welche dem Eisenbahnverkehr erwuchsen, wird aus Dresden vom 7. d. gemeldet: Der Nacht güterzug von Bodenbach, welcher früh gegen 5 Uhr hier fällig ist, und ein gegen 4 Uhr von hier nach Bodenbach abgegangener Güterzug haben es nicht mehr vermocht, die bedeutendsten Wehen zu durchbrechen und sind deshalb zwischen ifchsfswerda, den 13 rentirt. Dl? hypothekarische Verschuldung ist eine ganz grausige: an 80 Procent des deutschen Grundbesitzes sollen verschuldet sein, die Schuld summe variirt nach Angabe von Nationalöconomen zwischen 10 und 20 Millionen!! Mögen hier und da Selbstverschuldungen der Bauern Ursache sein des wirthschaftuchen Rückganges, Luxus, Trunk- und Spielsucht, Prozesse; die preußische Regierung, die in diesen Dingen die sorgfältigste Erhebungen gepflogen, betheuert selbst, daß für die große Zahl von bäuerlichen Subhastationen diese Unsitten allein die Schuld nicht tragen. Mehr als jene wirken schuldigend: Zu hohe Kauf- und Pachtgelder, zu hohe Löhne für Arbeiter; Trunksucht, Unzuverlässigkeit und Unbotmäßigkeit der ländlichen Arbeiter, die Gold währung, ungenügende Umlaufsmittel an Geld, die Uebertragung des römischen Rechts mit libe ralem Anstriche in die conservativen deutschen Bauernhöfe bei Erbrecht, Kauf u. s. w., Frei zügigkeit, Schulgesetze mit ihren Lasten, Commu- nallasten, niedrige Zölle, Concurrenz durch das Ausland, theilweise Ueberproduction, unsolider Zwischenhandel, Militarismus mit seinen unab- weislichen Opfern an Geld und Blut und Arbeitskraft, mangelnde Ausbildung der Land- wirthe, von denen heutzutage kaufmännische Vor bildung erfordert werden muß. Zu diesen Uebeln treten andere: die Convertirung aller einstigen Abgaben in natura in baares Geld bei so vielen Ablösungen, hoher Zinsfuß, niedrige Einnahmen bei relativ hohen Ausgaben an die Gewerbe treibenden und Fabrikanten. Die allmächtige Börse mit ihrem Terminhandel (steuerfrei!!), mangelhafte Vorbildung der Hausfrauen für wirthschaftliche und häusliche Arbeit. Wie ist nun gegen diese Schlange mit hundertfältigem Kopfe anzukämpfen? — Auf dreifachem Wege: 1) Durch Selbsthilfe, insoweit dies thunlich. 2) Wo Selbsthilfe nicht ausreicht, suche man sie in der Vereinigung und diese Vereinigung der Bauern in der ganzen wendischen Pflege hat der Verein sich zum Zwecke gesetzt. Der „Verein Wend. Bauern" wird demnach hinarbeiten auf Gründung von Spar- und Darlehnscassen nach Raiffoissens System, Meliorationsgenossenschaften, Consumvereine, Geräthegenossenschaften, gemein schaftliche Versicherungen unter möglichst günstigen Bedingungen, Ausschließung unsolider Händler und Kaufleute, chemische Untersuchung der gekauften Dünge- und Futtermittel rc. Wo die Vereinigung nicht ausreicht, wird die Regierung auf legalem Wege ersucht, helfend einzugreifen; so wird petitionirt werden um Erhöhung des Zolles, Doppelwährung, Beschränkung der Wechsel fähigkeit auf Kaufleute, Verbot von Parzelli- rungen, Einführung eines besseren Erbrechtes für bäuerlichen Besitz. — Drei Factoren müssen dann zusammenwirken, damit der Bauer das bleibe, was er Jahrhunderte lang gewesen: „Die beste Melkkuh für Staat und Gesell schaft". — Der Bauer selbst muß sich rühren und den total veränderten Verhältnissen entspre chend wirthschaften; der Verein hat den Ge danken der Solidarität, Legalität und Nächsten liebe (praktisches Christenthum) zu Pflegen; der Staat hat helfend durch eine bessere, der Natur der Landwirthschaft entsprechende Gesetzgebung mitzuwirken und die liberalen und zersetzenden Ideen des römischen Rechts, demzufolge Grund und Boden, damit er besser kollert, dem Gelbe gleich erachtet und wie dieses behandelt wird, in die — Rumpelkammer zu werfen, um zum alten guten deutschen Rechte zurückzukehren und Stabilität in das Bauernthum zu bringen. — Nach dem Vortrage war freie DiScussion, unter Anderem über baldige Gründung von Consumvereine» für Sämereien, DüngungS- und Futtermittel. — Wir hoffen, daß die in Krostwitz gegebenen Anregungen Anlaß geben werden, in den einzelnen Gemeinden und Parochien das in Ausführung zu bringen, wozu die Statuten des „^ov. 8. Lruwv" die Mitglieder anleiten. Ist dem Bauer geholfen, dann auch allen übrigen Ständen,denn: „Hat der Bauer Geld, dann hat'S die ganze Welt". (K. W.) Die Bäckermeister in Burgstädt haben in folge einer unter sich getroffenen Vereinbarung bekannt gemacht, daß sie von jetzt ab auf Ver lange» für alle bei ihnen gegen Baarzahluny in den Geschäftslocalen entnommenen Maaren einen Rabatt gewähren und zwar für Semmelwaaren 10 Procent, für das Sechspfundbrod 4 Pfg. Die betreffenden Bäcker geben hierfür Marken aus mit dem Zeichen: „Burgstädter Bäcker", welche bei jedem bethriligten Bäcker entnommen