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Ehrengäste und Deputationen von Vereinen Theil in den verschiedenen Orten aufgestellten Ausgaben entsprechen; 3) die Ausbeutung der Handarbeit durch die Akkordarbeit soll untersagt werden^ Der Polizei-Präfect hatte vor dem ElysSe und dem Gebäude der Deputirtenkammer große Vor sichtsmaßregeln getroffen, doch verlief Alles in ruhigster Weise. Die Delegirten beabsichtigen am 24. Februar wieder zu erscheinen, um die Antwort entgegenzunehmen. Aehnliche Vorgänge fanden in Lyon und Marseille statt, welche eben falls ruhig verliefen. Paris, 11. Februar. Bei dem gestrigen Empfange der Arbeiterdeputationen in Lyon» Bordeaux und Marseille durch die dortigen Prä- secten, wobei seitens der Arbeiter ähnliche Be dingungen gestellt wurden, wie bei dem Empfange der Pariser Arbciter-Delegirten, erklärten die Präfecten, die Negierung sei mit der Erwägung, einzelner der vorgebrachten Forderungen beschäf tigt , andere seien dagegen unbegründet und sei auf keine Berücksichtigung derselben zu rechnen. Was die für den 24. d. M. geplante neue Ver sammlung angehc, so möchten sich die Arbeiter jeder Ruhestörungen enthalten. Paris, 11. Febrnar. Der Senat nahm den Antrag Lisbonne an, wonach die Vergehen wegen Beleidigung durch die Presse den Zucht- pvlizeigerichten überwiesen werden sollen. Petersburg, 11. Februar. Die Lehrer der städtischen Primärschulen in den baltischen Provinzen, welche unfähig sind, russisch zu unter richten, sollen im August verabschiedet werden,, desgleichen diejenigen Gymnasiallehrer, welche, weil unfähig, russisch zu erlernen, gegenwärtig weniger als 10 Stunden per Woche Unterricht geben. Die Privat-Adelsschule zu Griva (Kur land) wurde geschlossen. Washington, 11. Februar. Die Depesche des deutschen Reichskanzlers, in welcher derselbe die Erneuerung der Samoa-Conferenz in Berlin vorschlägt, enthält auch die Mittheilung, daß, eine ähnliche Einladung an England ergangen, sei. Ferner heißt cs, daß die Voraussetzung, Deutschland begnüge sich nicht mit einer neutralen Stellung auf den Samoa-Inseln, unbegründet sei. Deutschland wünsche lediglich einen Zustand zu schaffen, der dauernde Sicherheit biete, alles Blutvergießen endige und die Handelsinteressen der drei Bertragsmächte auf Samoa vor neuen Störungen bewahre. Nach einer Meldung der „Dentsch-ostasrika- nischen Gesellschaft" aus Zanzibar ist es den Bemühungen der Generalvertretung der Gesell schaft gelungen, die Befreiung der von dem Rebellenches Buschin gefangenen katholischen Bene dicts-Missionäre gegen Lösegeld herbcizuftthren. Vor Kurzem war, wie damals mitgetheilt, eine größere Anzahl Offiziere des Königl. sächs. Grenadier-Regiments (Nr. 101) „Kaiser Wilhelm, König von Preußen" zum Besuche bei dem Ersten Garde-Regiment z. F. in Potsdam ein getroffen. Der Besuch geschah infolge einer be züglichen Einladung des Kaisers, als das Offi zierskorps die Ehre hatte, den Kaiser während dessen ersten Besuches nach der Thronbesteigung, am sächsischen Hofe zu einem Frühstück in seiner Caserne zu Dresden zu empfangen. Die sächs. Offiziere erhielten während ihres Berliner Aufenthaltes auch eine Einladung zur Hoftafel. Wie nunmehr, nach der „N. Pr.Ztg." verlautet, werden die Offiziere des Ersten Garde-NegimentS z. F. diesen Besuch in den ersten Tagen des März beim Königl. sächs. Grenadier-Regiment „Kaiser Wilhelm" erwidern. Zugleich werden sie an einem am 5. März in Dresden statt findenden Hofballe theilnehmen. Das Königliche Ministerium des Innern hat genehmigt, daß im Jahre 1889 die Brandcassen- beiträge bei der Gcbäudeversicherungsabtheilung nur nach ein und einem halben Pfennig vow. jeder Einheit, und zwar mit einem Pfennig am. Apriltermine und mit einem halben Pfennig am Octobertermine dieses Jahres erhoben werden. — In der „Leipziger Zeitung" werden die diesjährigen Abiturienten eindringlich vor dem Eintritt in die Forstcarriöre gewarnt, da speciell dieses Fach so überfüllt sei, daß nur ein ganz, geringer Bruchtheil vdn denen, die das Staats examen bestanden, eine Anstellung finden könnte.. Schon jetzt warten in Sachsen bereits 42 Ober- förster-Candidatcn auf Anstellung als Hilfsbeamte» und wenn von den 12 Candwaten, die jede-. Jahr ihr Staatsexamen bestehen, wie eS in der That ist, nur 5 alljährlich angestellt werden, so würden zu der Zeit, wo das jetzige jüngste Se mester zum Staatsexamen gelangt, , ..mtlicht hatte, sowie über den Obersten Genard, welcher in einem Tagesbefehl an das SV. Infanterie-Regiment eine in der deutschen Botschaft in Paris mit Rücksicht auf die kompetente Behörde in Straßburg die einem elsässischen Stabsarzte gegenüber vorgekommene Paßverweigerung zu einer gehässigen Kundgebung gegen Deutschland benutzt hatte. Zu der Protestbewegung in England, welche die Parnelliten und Gladstonianer gegen die dem Abgeordneten O'Brien im Gefängnisse zu Clonmel angeblich zugefügten Mißhandlungen hervorzurufen bemüht sind, melden die „Daily News", der Vollzugsausschuß des Verbandes der Londoner liberalen und radikalen Union sei einberufen, um zu erwägen, welche Schritte gethan werden sollen, um gegen die harte Behandlung irischer politischer Gefangener zu protestiren. Bei den Wahlen der 19 Aldermen durch den neuen Londoner Graf schaftsrath siegte die Liste der Fortschrittler und fand nur ein Gemäßigter, der Earl of Meach, der in städtischen Verwaltungssachen als Autorität gilt, Gnade. Die fortschrittliche Loosung lautete: Beaufsichtigung der Londoner Polizei durch den GrafschastSrath, während die englische Regierung sich diese Controle selbst erhalten will. — Ein englisches Kriegsschiff wurde von Shanghai nach Chinkiang beordert, wovor einigen Tagen während ernster Unruhen das britische Consulat und mehreren Ausländern gehörige Häuser nieder gebrannt worden sind. Die Kaiserin Friedrich wird ihren Aufenthalt in England verlängern und mit der Königin Victoria am nächsten Freitag von Osborne nach dem Schloß Windsor zurückkehren. Dort wird die Kaiserin bis zum 25. d. M. verweilen und dann die Königin nach London begleiten. Am 26. d. wird die Kaiserin sich am Bord der kgl. Aacht „Victoria und Albert" im Port Victoria in der Nähe von Sheerneß nach Vlissingen ein schiffen, um sich nach Kiel zu begeben. Der „Post" zufolge wird Prinz Friedrich Leopold von Preußen heute Mittwoch seitens der großen Landesloge in den Freimaurerorden eingeführt. — Die marokkanische Botschaft wurde am 7. d. vom deutschen Reichskanzler empfangen und überreichte demselben die für ihn bestimmten Geschenke des Sultans. Die von der marokkanischen Gesandtschaft dem Reichscanzler Fürsten von Bismarck über brachten reichen Geschenke bestehen in bunten, golddurchwirkten Seidenstoffen, Tüchern, Shawls, goldgestickten Tischdecken und Schuhen, sowie einem großen, prächtigen Teppich, der schon in seinem farbenreichen Muster das südliche Ur sprungsland verräth. Berlin, 8. Februar. Reichstag. Dritte Etatlesung. Die in der zweiten Lesung gestrichenen 70,000 M. erste Baurate für ein Postgebäude in Aurich werden wieder hergestellt. Staats sekretär v. Stephan theilt mit, durch Einvernehmen mit England vom 1. Mai v. I. werde bei Tele grammen die Grundtaxe von 40 Pf. wegsallen und die Worttaxe von 20 auf 15 Pf. reducirt. Die direkte Verbindung sei hergestellt. Es stehen nunmehr 14 Linien zur Verfügung, ebensolche Verhandlungen schweben mit Holland und Belgien. Es sei die Absicht vorhanden, einen direkten Ver kehr zwischen Hamburg und Liverpool herbeizu führen. Nach kurzer Debatte wird der ganze Etat gegen die Stimmen der Socialdemokraten bewilligt, ebenso werden das Anleihegesctz und die Petitionen nach den Anträgen der Budget- Commission erledigt. — Der Reichstag ward dann auf unbestimmte Zeit vertagt. Der Wiederzusammentritt des Reichstags wird, so weit sich bis jetzt übersehen läßt, nicht vor Mitte März erfolgen. Der weitere Verlauf und die Ausdehnung der Session lassen sich noch nicht zum Voraus erkennen. Abgesehen von dem Gange, den die Berathung der Altersnersiche- rungsvorlage nimmt, wird, so schreibt die „Nat. Lib. Corr.", für die zweite Hälfte der Session der Nachtragsetat für militärische Zwecke (Artillerie vermehrung) maßgebend sein. Es gilt auch nicht für ganz ausgeschlossen, daß eine Socialisten- vorlage noch im Frühjahre an den Reichstag gelangt, was dem Reste der Session natürlich eine ganz besondere politische Bedeutung geben würde. Berlin, 11. Februar. Nach dem seitens des Reichsversicherungsamtes dem Reichscanzler erstatteten Bericht für 1888 betrugen die für 20,660 Unfälle gezahlten Entschädigungen 9,6 Mill. M. München, 10. Februar. Zur Feier des 10V. Geburtstages Gabelsberger«, des Erfinders des nach ihm benannten Systems der Steno- graphie, fand gestern Abend hier eine sehr zahl- Mh ßesitchtt Festversammlung statt, an welcher neben den Mitgliedern de» Centtul-Stenographen- verlangt wird: 1) Herabminderung der» TageS- Vereins eine Tochtr GabelsbergerS und viele arbeit; 2) das Minimum des Lohne« soll den Ehrengäste und Deputationen von Vereinen Theil nahmen. Von auswärts ging eine große Anzahl von Begrüßungstelegrammen ein. Heute Vor mittag vereinigten sich die Verehrer GabelsbergerS an seinem Grabe zu einer feierlichen Kundgebung, bei welcher der Oberlandesgerichtsrath Ahlfeld die Festrede hielt und die Verdienste des Ver storbenen schilderte. Am Grabe wurden zahl reiche Kränze niedergelegt. Pest, 14. Febr. Heute Nachmittag trafen der König Franz Josef und die Königin Elisa beth auf dem Bahnhofe ein. Die Majestäten wurden vom gejammten Ministerium, den Mit gliedern der beiden Häuser des Parlaments, zahl reichen Vertretern der Aristokratie, dem Clerus und den Behörden der Stadt und den Cvmitats empfangen. Die Majestäten reichten dem Minister präsidenten v. Tisza die Hand. Eine ungeheure Menschenmenge war aus dem Bahnhofe und auf dem Wege nach der Hofburg versammelt und begrüßte die Majestäten mit enthusiastischen Eljenrufcn. Wien. Schloß Meyerling wird im Auf trage des Kaisers geräumt und sämmtljche Mo bilien und Einrichtungsstücke nach Wien geschafft. Das Zimmer, in welchem der Kronprinz den letzten Seufzer aushauchte, wird zu einer Capelle umgewandelt und daselbst alljährlich am Sterbe tage eine Seelenmesse gelesen werden. — Die ganze Besitzung Meyerling, das Schloß und die dazu gehörigen Grundstücke, wird dem Stifte Heiligenkreuz zurückgegeben, oder vielmehr von dem Stifte zurückgekauft werden, da das Letztere grundbuchlich sdas Ankaufsrecht besitzt und der Kronprinz, als er Meyerling vom Grafen Leiningen erwarb, dieselbe Verpflichtung dem Stifte gegen über eingegangen war. — Das Stift Heiligen kreuz wird nunmehr die Verpflichtung übernehmen, Meyerling und speciell die zu errichtende Capelle stets in gutem Zustande zu erhalten und in der letztere» — wie bereits bemerkt — alljährlich für das Seelenheil des Verewigten Seelenmessen zu lesen. Ein hochgestellter Hofbeamter weilte in den letzten Tagen in Meyerling. um die nöthigen Anordnungen zu treffen und Alles zur Ausführung dieser Verfügungen vorzubereiten. Wien, 8. Februar. Dem Vernehmen nach soll der Kronprinzessin das Schloß Laxenburg vom Kaiser als Wittwcnsitz angewiesen sein. Wie man hört, hat sich Kronprinzessin Stephanie vom Kaiser erbeten, daß ihr Graf Bombelles als Obersthofmeister zugetheilt werde. Nach den letzten Berichten über den Tod des österreichischen Kronprinzen scheint cs allerdings außer jedem Zweifel zu stehen, daß Kronprinz Rudolf und die erst 19 Jahre alte reizende Baronesse Vetsera gemeinsam aus dem Leben geschieden und daß beide Leichen von dem Grafen Hoyos in einem Zimmer des Schlosses Meier- ling gefunden worden sind. Mit dieser Mit theilung darf wohl die höchst traurige Angelegen heit als vollständig abgeschlossen betrachtet werden. Die Kronprinzessin Stephanie begicbt sich mit der kleinen Erzherzogin Elisabeth im Laufe der nächsten Tage nach Schloß Miramare. — Das Erbe des Herzogs von Modena, welches bei der voraussichtlichen Regelung der österreichischen Thronfolge auf den Erzherzog Otto über gehen wird, besteht nach österreichischen Blättern aus acht Herrschaften, deren jede ein jährliches Erträgniß von 75,000 Francs liefert und aus einem Baarvermögen von 80 Millionen Francs. Rom, 9. Februar. Gestern fanden hier wiederholt Zusammenstöße statt zwischen beschäf tigungslosen Arbeitern und der Polizei. Die Tumultuanten zertrümmerten mehrfach Laden fenster und Straßenlaternen. Der „Agenzia Stefani" zufolge beträgt die Zahl der Verhaf teten etwa 72. Die meisten derselben gehören der Internationale an. Polizeibeamte und Privatpersonen sind nur wenige verwundet, Nie mand getödtet. , Rom, 11. Februar. Der gestrige Tag ist vollständig ruhig verlaufen. Die Kgl. Familie wurde auf der Spazierfahrt von der Bevölke rung achtungsvoll begrüßt. — Der Quästor Roms ist seines Amtes enthoben und durch den Quästor von Mailand ersetzt worden. Paris, 10. Februar. Die Delegirten der SyndicatSkammer der socialistischen revolutionären Partei hielten heute Vormittag in der Arbeits börse eine Versammlung ab und begaben sich sodann zu dem Conseilpräsidenten Floquet, dem Kammerpräsidenten MSline, dem Senatspräsidenten Leroyer, dem Seine-Präfecten, dem Polizei-Prä- fecten und »ach dem Stadthause, um die von den Arbeiter-Congreffen zu Bordeaux und Trohe angenommenen Resolutionen zu überreichen, worin