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AreiSvereine in -em Festzuge und zwar dem Anscheine nach in stattlicher Fülle ihre Mitglieder vertreten sein. Dem Festausschuß ist sehr daran gelegen, alsbald übersehen zu können, auf wessen Betheiligung er rechnen kann, damit er die an gemeldeten Gruppen und ihre Wagen zweckmäßig in den Zug einordne. Wolle man daher in der Provinz seine Betheiligung mit möglichster Be schleunigung dem geschäftsführenden Ausschüsse zu erkennen geben! Die Kunstgenossenschaft setzt ihre Ehre darein, den Festzug in größter ge schichtlicher Treue, sowie in künstlerischer Voll endung durchzuführen. Gern wird sie die von einzelnen Städten, Körperschaften und Industrie gruppen geäußerten Wünsche berücksichtigen; da sie jedoch das Gesammtbild des Festzuges in einem einheitlichen Rahmen zur Erscheinung bringen muß, werden gewiß die sich Betheiligen den betreffs ihrer Wünsche sich eine gewisse Re serve auferlegen. -- Die Feststraße, welche der Zug zurücklegen wird, steht noch nicht fest; es sind verschiedene Vorschläge gemacht, über welche die letzte Entscheidung noch aussteht. Sobald die Entscheidung über die Feststraße getroffen ist, werden wir sie mittheilen. Einstimmigkeit herrscht aber schon jetzt darüber, daß es schlechterdings unmöglich ist, die Enthüllung des König-Johann- Denkmals und den Festzug an einem und dem selben Tage vorzunehmen. Bei der Denkmals- Enthüllung wird voraussichtlich auch die Garnison, einschließlich der Militärcapellen, mitwirken. Ebensowenig kann jedoch bei dem Festzuge auf die Mitwirkung des Militärs, insonderheit zur Belebung des Marsches des langen Festzuges verzichtet werden. Daraus folgt, daß beide Höhepunkte des Festes auf zwei Tage vertheilt werden müssen. — Mit allseitiger Befriedigung nahm der Festausschuß davon Kenntnis;, daß Se. Excellenz der Herr Kriegsminister Graf von Fabrice dem Vorsitzenden des Ausschusses, Herrn Stadtrath Teucher, erklärt habe, daß der Herr Minister Das, was er zum Gelingen des Fest zuges beitragen könne, gewiß beitragen werde. Die Mitwirkung des Militärs und zwar m allen Chargen steht daher in sicherer Aussicht. — Der Decorationsausschuß wird die Bewohner der ge- sammten Stadt auf beiden Ufern der Elbe er suchen, festliche Dekorationen hcrzustellen und ihre Häuser zu schmücken; auch will man Se. Majestät den König einladen, mit der königlichen Familie und seinen erlauchten Gästen eine Um fahrt durch die gesammte Stadt, entweder nach Beendigung des Festzuges oder zu anderer Zeit huldreichst vorzunehmen. Petitionen aus dem Königreich Sachsen sind nach dem 6. Verzeichniß bei dem Reichs tage noch weitere eingegangcn: Robert Walther, Schriftsetzer zu Leipzig, und Genossen, sowie Friedrich Hermann Fischer, Fabrikant zu Burg städt, und Genossen bitten um Aufhebung des Impfzwanges, resp. des Jmpfgesctzes nnd um Verbot der Pockenimpfung; Ed. Reißig zu Glauchau und genossen bitten um Einführung eines Zolles auf einfache und gezwirnte Gcspinnstc aus rohen Seidenabfällen (Bourette-Garne) bis zur Feinheitsnummer 30, von 30 Mk. für 100 Kilogramm, und C. Weber, Schornsteinfeger meister zu Oberwiesenthal, bittet die Post-Unter- beamtenstellen nur Deutschen zu verleihen. Dresden, 3. Februar. Ueber die Eisgangs und Hochwasserverhältnisse der Moldau und Elbe sind heute folgende bemerkenswerthe Nach richten eingegangen: Prag (Karolinenthal): Vor mittags 9 Uhr, Eisgang bei Wasserstand von 147 vm. über Null. — Melnik: Nachmittags 2 Uhr, Moldau-Eisgang beginnt bei Wasserstand von 112 cm. über Null. — Bodenbach: Vor mittags 9 Uhr, schwaches EiStrciben bei Wasser stand von 100 cm. über Null. — Dresden: Mittags 12 Uhr, voller Eisgang bei Wasserstand von 13 cm. über Null. Abends 6 Uhr schwacher Eisgang bei Wasserstand von 10 cm. über Null. — Nach den bis jetzt vorliegenden Nachrichten ist der Eisgang innerhalb Sachsen ohne Schaden zu verursachen verlaufen. Hochwasser ist hier nicht zu erwarten. Dresden, 3. Februar. Wie es scheint, vollzieht sich der Eisgang auf der Elbe diesmal überall in ruhiger Weise. Sturm, Regen und Wärme haben in der zweiten Hälfte der vorigen Woche auf den verschiedenen Strecken ein Brechen des EiseS bewirkt, worauf es ohne erheblichen Wasserwuchs abgeschwommen ist. Das Eis, das sich innerhalb Sachsens festgesetzt hatte, war vor gestern schon über die Landesgrenze abgerückt und ging gestern früh an Torgau und Witten berg vorüber. Im Anhaltischen ist das Eis am Freitag abgeaangen, daher war dort gestern Margen die Elbe eisfrei. Bei Schönebeck brach es ebal^alls am Freitage. Magdeburg batte seit Mittwoch freies Wasser. Bei Tanaermünde brach das EiS am Donnerstage, bei Wittenberge und Lenzen am Freitage. Bei Dömitz und Lauenburg, wo die Eisdecke sich schon am 8. Januar gebildet hatte, während sie an anderen Stellen durchweg erst in der Mitte des Monats entstanden ist, war sie allerdings gestern früh noch nicht voll ständig gebrochen, doch waren daselbst scholl Eis schiebungen eingetreten. Auf der Mulde hat bei Grimma und Wurzen in der Nacht zum Sonn abend der Eisgang mit Wasserwuchs begonnen. Dessau meldete zwar gestern Morgen noch „Eis stand", doch dürfte nun auch dort die Bewegung eingetreten sein. Die Saale ist seit gestern eisfrei. Gottleuba, 30. Jan. Herr Bürgermeister Kaulisch hat in einer im Laufe dieser Woche stattgefundenen Stadtgemeindcraths-Sitzung seine Kündigung wieder rückgängig gemacht. Döbeln, 30. Januar. Auf dem hiesigen Amtsgericht wurde heute Vormittag während einer Verhandlung der Hausvater der Herberge zur Heimath, der frühere Schuhmachermcister Größter, von einem Herzschlag betroffen. Größter fiel plötzlich um und der hinzugezogene Arzt konnte nur dessen Tod fcststellen. Leipzig, 31. Januar. Nach einer früheren Mittheilung erfüllt sich am 7. April d. I. ein Zeitraum von 50 Jahren seit der Eröffnung des Betriebes Leipzig-Dresdner Eisenbahn, und der Rath der Stadt hatte Herrn Oberbürgermeister vr. Georgi ermächtigt, wegen einer etwaigen Feier des Jubeltages mit dem Königlichen Finanz ministerium und dem Rathe der Stadt Dresden ins Einvernehmen zu treten. Der Rath hat nun neuerdings eine Commission behufs Vor bereitung der entsprechenden Festlichkeiten rc. eingesetzt. Am 1. Februar erlag im Alter von 49 Jahren der Vielen bekannte Bezirksfcldwebel a. D. Quosdorf in Königswald-Klotzsche den Folgen einer Darmverschlingung. Quosdorf ist der eigentliche Begründer des Ortes Königswald in der Dresdner Haide, welcher jetzt bereits über 50 Villen mit herrlichen Parkanlagen zählt. Als Erbauer des Bahnhofshotels, des Bades Königswald und verschiedener Villen und Häuser, insbesondere durch die Herstellung einer vorzüg lichen Wasserleitung hat er sich hervorragende Verdienste erworben, die umsomehr geeignet sind, dem Verstorbenen ein dankbares Andenken zu sichern, als er vermöge seiner liebenswürdigen Charactereigenschaften allgemein in hohem An sehen stand. Vermischtes. — Berlin. Der erste Gratulant, der zu des Kaisers Geburtstag vor den Fenstern des Schlosses seinen Glückwunsch dargebracht, war bekanntlich ein Postillon, der, Morgens 6 Uhr hoch oben auf seinem Postwagen sitzend, am Schlosse vorüberfuhr und schmetternd aus seinem Posthorn dem Kaiser zum Geburtsgruß das alte und in diesem Moment doch so hübsch „aktuelle" Lied: „Schier dreißig Jahre bist Du alt" hin überblies. Die Sache hat jetzt noch ein sehr freundliches Nachspiel gehabt, daß wir unseren Lesern nicht vorenthalten wollen. Bereits am Dienstag nach Kaisers Geburtstag hatte die be kannte postalische „Findigkeit" den musikalischen Früh-Gratnlanten vom Sonntag in der Person des Postillon Gerlach ermittelt, den die Kunde, daß er zu Sr. Majestät befohlen sei, in gelindes Entsetzen jagte. Doch wer A gesagt hat, muß auch B sagen. Unter Accompagnement vcr- schiedentlicher Stoßseufzer warf sich der arme Schwager in seine Galauniform, um sich alsbald in schwer definirbarer Gemüthsverfassung ans den Weg zu machen. Im königlichen Schlosse an gekommen, gelangte der Wackere nicht ohne Schwierigkeit in dos Vorzimmer des kaiserlichen Arbeitscabinets, wo sein Muth vor der keines wegs freundlichen Miene des meldenden Kammer dieners beinahe auf den Gefrierpunkt sank. Wie freudig überrascht war er aber und wie glänzte sein ehrliches Postillonsgesicht, als er unmittelbar darauf vor den Kaiser geführt wurde und dieser ihm in gütigen Worten den Dank für die origi nelle Gratulation ausdrückte. Freilich gab cS dabei auch noch einen heiklen Moment, nämlich als der Kaiser die von seinem strengen Pflicht gefühl dictirte Frage stellte: „Haben Sie auch am Sonntag dadurch nichts im Dienste ver säumt?" worauf sich der ehrliche StephanSjünger zu dem halben Geständniß bequemte: „Hab' ick allen« Widder injehvlt, Majestät!" Höchlichst ergötzt von dem unverfälschten Berliner Jargon des Mannes, entließ der Kaiser hierauf seinen Gast, jedoch nicht, wie die „B.B.-Ztg." berichtet, ohne demselben „zur wünschenSwerthen Fortent wickelung seiner musikalischen Talente" einen Hundertmarkschein mit auf den Weg geben z» lassen. Mit wonnestrahlendem Gesicht kehrte der Glückliche heim, und auch die postamtliche Be nachrichtigung, daß er „wegen Abgabe von außerdienstlichen Signalen im Dienst" in eine Ordnungsstrafe von drei Mark genommen sei, bereitete ihm weiter keinen Kummer. Er hielt diese drei Mark schon längst in der Tasche ge lockert; wußte er doch, daß Excellenz Stephan so wenig wie irgend ein anderer pflichtgetreuer Staatsdiencr in Preußen ein Vergehen gegen Dienstvorschriften ungerochen lassen darf! — Die künstlichen Kaffeebohnen scheinen be reits eine ausgedehnte Verbreitung gefunden zu haben. So wurde jetzt in Dortmund bei einem Specereihändler eine Menge gebrannter Kunst- Kaffeebohnen von der Polizei im Beisein des Gerichts-Chemikers beschlagnahmt. — Wendisch-Buchholz, 31. Jan. Ein hier lebendes Mädchen Namens Hedwig Mattern,, welches jetzt 7 Jahr alt ist, wiegt bereits über 170 Pfund (?). Das Kind erfreut sich dabei der besten Gesundheit und eines recht klaren Verstandes. Da das Sitzen zwischen den engen Schulbänken für sie höchst nachtheilig werden könnte, wird sie privatim unterrichtet. — Dortmund, 1. Februar. Wie die berg männische Fachzeitschrift „Glückauf" mittheilt, haben amtliche Ermittelungen ergeben, daß in den Jahren 1861 bis 1887 auf den Zechen des Ober-Bergamtsbezirks Dortmund 1564 Wetter explosionen stattfanden, wodurch von einer Ge- sammtbelegschaft von 1,869,851 Mann 1129 zu Tode kamen, 2247 mehr oder weniger schwer verletzt und 3376 Personen nur leicht beschädigt wurden. Tödtlich verunglückt sind überhaupt 6329 Personen, davon durch schlagende Wetter allein 17,84 Proccnt. — * Der Arbeiter Anders aus Krampe bei Grünberg wurde auf der Straße von 2 Strolchen überfallen und bedeutend verletzt, sowohl durch Messerstiche als Stockschläge. — Zu Naumburg am Queis kam der Ackerbürger Krause beim Holzabladen zu Schaden und wurde ihm eine Hand schwer verletzt. — In Niederloschen bei Sprottau warf der Sturm ein Scheunenthor auf das 6jährige Mädchen des Fuhrwerksbesitzers Weniger und zerquetschte es förmlich. Das Kind lebte zwar noch, doch zweifelt man an seinem Aufkommen. Die armen Eltern haben erst vor wenigen Tagen 2 Kinder durch Scharlach ver loren. — Der Riesengebirgsverein in Schmiede berg i. Schl., der 167 Mitglieder zählt, hatte im vorigen Jahr 615 M. 34 Pf. Einnahmen nnd 484 M. 54 Pf. Ausgaben. — Darmstadt, 2. Februar. Ein Act der Rohheit, wie er wohl selten vorkommt, wurde heute Nacht hier ausgcführt. Vor einem Hause in der Schulstraßc befindet sich auf dem Trottoir ein Caualschacht, welcher mit einem gußeisernen Deckel verschlossen ist. Von Bubcnhand wurde nun der Deckel entfernt, in der Absicht, Passanten dieser, noch dazu unbeleuchteten Stelle in den Schacht zu stürzen. Nur leider zu gut wurde diese Absicht von dem Schandbuben erreicht, indem gegen 2 Uhr der von einer Gesellschaft allein nach Hause gehende Militärarzt Bauer in diesen Schacht stürzte und auf seinen Hilferuf mit unendlicher Mühe und sehr schwer verletzt aus demselben herausgeschafft wurde. Auch ein werthvoller Hund, der offenbar ebenfalls hinab gestürzt war, wurde todt aus dem Schacht gezogen. Unsere Schutzmannschaft ist eifrig bemüht, die Thäter zu ermitteln, da die That die ganze Stadt in Aufregung versetzt hat. — Vor etwa zehn Jahren hat die Reichs- postvcrwaltung damit begonnen, an Aussichts punkten im Gebirge und au anderen Ausflugs orten, wohin alljährlich in den Sommermonaten der Strom der Wanderer und Forscher sich zu lenken pflegt, Postanstalten mit Telegraphen betrieb einzurichtcn. Diese nur während der Reisezeit im Betriebe befindlichen Verkehrs anstalten erfreuen sich eines recht lebhaften Zu spruchs; bei denselben sind im vorigen Sommer zusammen 258,000 Postsendungen und 10,500> Telegramme behandelt worden. Hiervon ent fallen auf die Schneekvppe 57,413 Postsendungen und 2014 Telegramme, Bastei (sächs. Schweiz)' 43,648 und 730, Brocken 47,863 nnd 2339, Niederivald 12,520 und 548, Jnselsberg 19,462: und 566 und Wartburg 41,331 Postsendungen und 995 Telegramme. — Wie ost hört man von einer Milliarde sprechen, z. B. fünf Milliarden Kriegsentschä digung, und wie schwer ist es, sich einen Begriff von dieser Zahl zu machen. Annähernd erfaßt man die Größe dieser Summe, wenn man er wägt, wie viel Minuten seit Christi Geburt: