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Hjejervary. — Der Menschenandrang zur Besich tigung der irdischen Reste des Kronprinzen ist so ungeheuer, daß das militärische Svalier einige Male durchbrochen wurde, wobei mehrfache Ver letzungen und Ohnmachtsanfälle vorkamen. — Zufolge authentischer Meldung der „Politischen Korrespondenz" steht die Fortführung des krön- prinzlichen Werkes: „Oesterreich-Ungarn in Wort und Bild" als eines bleibenden Denkmals der geistigen Bedeutung des erlauchten Urhebers außer Frage. Wien, 4. Februar. DaS „Neue Wiener Tagebl." meldet, daß der Brief, welchen der Kron prinz vor seinem Tode an die Kaiserin geschrieben und welcher in Meierling vorgefunden worden ist, sich nicht auf Abschiedsworte beschränkt, sondern Ausführliches über die Motive der Tkat enthält. — Am nächsten Sonnabend, nach der Abreise des belgischen Königspaares, reist das Kaiserpaar mit der Erzherzogin Stefanie nach Pest. Pest, 2. Februar. Nach Mittheilungen von dem aus Wien zurückgekehrten Grafen Stefan Larolyi hätte Kronprinz Rudolf vor der ver- hängnißvollen That fünf Briefe geschrieben, und zwar an den Kaiser, die Kaiserin, die Kronprin zessin, den Erzherzog Otto und an den Prinzen Braganza. Brüssel, 4. Februar. Wie verlautet, wird die Kronprinzessin Stefanie die ihr testamentarisch vermachte Nutznießung des kronprinzlichen Ver mögens ablehnen und auf den Wunsch der Königin Marie Henriette, ihrer Mutter, einen mehrmonat lichen Aufenthalt auf Schloß Laeken nehmen. Rom, 4. Februar. Der Cardinal Ledo- chowski ist an einer Lungenentzündung erkrankt. Im Laufe des Nachmittags war eine kleine Besserung in seinem Befinden eingetreten. Paris, 4. Februar. Das Seine-Tribunal sprach die Auflösung der Panama-Gesellschaft aus und ernannte Brunet zum Liquidator mit sehr ausgedehnten Vollmachten. Neueste Nachrichten. Pest, 5. Februar. (Telegr. des sächs. Erz.) Jokai veröffentlicht im „Nemzet" folgendes Schreiben des Kronprinzen Rudolf an Szögyenyi: „Lieber Szögyenyi. Hier sende Ihnen Kondizill, verfügen Sie im Sinne desselben und meines vor 2 Jahren mit Einwilligung meiner Gemahlin verfaßten Testaments. In meinem Ar- beitscabinet in der Hofburg steht neben dem Sopha ein kleiner Tisch, mit dem hier beigeschlossenen goldenen Schlüssel öffnen Sie dessen Lade, darin finden Sie meine Schriften, mit deren Sichtung ich Sie betraue, es Ihrer Einsicht überlassend, welche Sie für die Oeffentlichkeit aus- Ivählen, ich muß aus dem Leben scheiden, grüßen Sie in meinem Namen alle meine guten Freunde und Bekannte, leben Sie glücklich. Gott segne unser geliebtes Vaterland! Ihr Rudolf." Sachsen. Se. Majestät der König empfing heute Vor mittag außer anderen Offizieren, welche Er kennungen oder Beförderungen erhielten, Se. Durchlaucht den Prinzen Georg von Schönburg- Waldenburg und Ihre Excellenzen die General adjutanten von Carlowitz und von Rudorff, ferner die zu Generallieuteuants beförderten bis herigen Generalmajore von Schweingel und Schurig. Der nächste (zweite) große Hofball wird am Mittwoch, den 13. d. M., in Dresden abgehalte» werden; bei demselben werden die zum 30. Jan. bereits angemcldct gewesenen Vorstellungen statt finden können. Die übrigen Hosbälle sind wie folgt angesetzt: am 2O.Febrnar der erste Kammer ball, am 27. Februar der zweite Kammerball und am 5. März der Fastnachtsball. Bischofswerda, 5. Februar. Ein reges Leben entwickelte sich gestern zum Wochenmarkt infolge der cingetretenen flotten Schlittenbahn in hiesiger Stadt; mehr als 100 Schlitten standen, in Reihen geordnet, vor den Gasthöfen auf dem Marktplatz aufgefahren. „FrischerSchnee, frische Fälle" heißt eS im VolkSmunde. Demnach dürste der Winter seine Endschaft noch lange nicht er reicht haben. — Morgen Mittwoch hält der hiesige.Gewerbeverein sein 29. Stiftungsfest in den RäuMN des SchützeuhauseS ab. Der Albend verspricht sehr genußreich zu werden, da sehr reichhaltig ist und schließt sich den interessant«» Borträgen ein solenner Ball an. — Der hiesige GeblrgSvereiy hält seinen 3. Famllienabend am Mittwoch, den 27. März, in den Sälen des Gasthause» zur goldnen Sonne ab, bestehend in Militärconcert (30 Mann) und Ball. — Briefe nach den Britischen Colonien in Australien und Süd-Afrika, sowie »Och dem Oranje-Freistaat und der Südafrikanischen Re publik müssen, da diese Gebiete dem Weltpost verein noch nicht beigetreten sind, nach dem Satz von 40 Pf. für je 15 Gramm frankirt werden. Als Ausnahme hiervon unterliegen Briefe nach den Australischen Hafenplätzen Adelaide, Mel bourne und Sydney der ermäßigten Taxe von 20 Pf. für je 15 Gramm, wenn dieselben als Schiffsbriefe mittelst deutscher Dampfer ab Bremen versandt werden. Die solcher Art zu befördernden Briefe müssen zum vollen Betrage frankirt und außerdem mit der Bezeichnung: „Schiffbricf über Bremen" versehen sein. s- Demitz, 31. Februar. Allhier starb am 29. Januar Herr August Frenzcl, der eine reiche Wirksamkeit hinter sich hat. Frcnzel ward 1806 in Schmölln geboren und diente beim Militär von 1826—34. 1839—62 fungirte er als Gemeinde- und Schulvorstand und begrüßte als solcher am 25. März 1845 den neuen Lehrer für die neuerbaute Demitzer Schule. 1850 den 25. September übernahm er das Richteramt. Mit Herrn Harnapp 86n. errichtete er die hiesige Glashütte, die am 13. April 1865 eröffnet ward. Als Steinlieferant förderte er die hiesige Stein industrie. Auch wirkte er über 30 Jahre als Schlachtsteuereinnchmcr und diente somit dem Staate, der Gemeinde und Schule. Bei der neuen Einrichtung wurde er in den Kirchenvor stand erwählt. Bei der neuen Schuleinrichtung kam er wieder in den Schulvorstand und wurde sogar mit dem Vorsitze betraut, den er mit großer Sicherheit und mit vielen Opfern an Zeit und Geld mehrere Jahre führte. Im landwirthschaft- lichen Vereine war er längere Zeit als Schrift führer thätig, bis ihm ein Augenübcl zur Auf gabe dieses Amtes nöthigte. Später haben ihn Beschwerden des Alters genöthigt, dem Verein ganz den Rücke» zu kehren, der ihn aber zum Ehrenmitgliede ernannte. Se. Majestät König Albert verlieh ihm im vergangenen Jahre das Allgemeine Ehrenzeichen. Friede seiner Asche! "/Umschau in der sächs.-preuß. Lausitz und dem Meißner Hochland, 4. Februar. Durch Feuer wurden vernichtet: das Wohnhaus des Webers Biclig in Nieder - Oppach; die Ge bäude des Nahrungsbesitzers Hayn in Fesselsdorf (pr. L.). Der Besitzer entging kaum dem Feuer tode und auch die Seinigen wurden nur mit großen Anstrengungen gerettet. — Der 12jährige Sohn des Fleischernicisters Leistner in AltbernS- dorf erhielt durch einen Sturz auf's Tenne so schwere Verletzungen, daß er bald darauf starb. — Die Frau des Arbeiters Vetter zu Lotzdorf wurde durch einen stürzenden Ast schwer am Kopfe verletzt. — In Nieder-Gorpe brach ein Arbeiter aus dem Bober ein und ertrank. — Die Semmelträgerin Hartmann in Sebnitz wurde von einem Kinderschlitten umgerissen und fiel so un glücklich, daß sie ein Bein brach. — Seit dem 23. Januar ist der Leiter einer Ziegelei zu Langenöls spurlos verschwunden. Man vermuthet ein Unglück.— Durch Ausströmen von Dämpfen in einer Fabrik zu Görlitz wurde dem Feuermann Feurich ein Arm verbrüht. — Der Kcllerarbeiter Hilgcr in Görlitz wurde durch angebrannten Spiritus mit schweren Brandwunden bedeckt. — Durch einen Sturz von der Leiter wurde der Lampenwärter Stiller in Görlitz schwer verletzt. — Am 27. Januar wurden zu Guben die fünf Opfer der Ofenklappe zur letzten Ruhe gebracht. — In der Nacht vom 21. zum 22. Januar wurden zu Kunzendorf ein Vater, Vogt des Rittergutes, die Mutter und 3 Kinder von 6 bis 12 Jahren durch Kohlengas vergiftet, doch wurden sie gerettet und sind jetzt außer Lebens gefahr. — Der vormalige Besitzer von Horka und dem Bade Cudowa hat 1,800,000 Mark Schulden hinterlassen, denen nur 300,000 Mark Activa entgegenstehen. — In der kaiserlich ja panischen Tuchfabrik zu Sanji bei Uokohama ist der Direktor Kloß am 22. Dccember ver schieden, der im August 1888 aus Kamenz dort hin gezogen. — Die Wittwe des vormaligen Ziegeleibesitzers Rudolf in Zittau hat der Schul gemeinde Olbersdorf zu Schulzwecken ein Ge- schenk von 1000 Mk. gemacht; deSgl. 200 Mk. zu Confirmandenprämien. — Die naturforschende Gesellschaft zu Görlitz hat ihrem verschiedenen Ehrenmitgliede, dem Krönprinzen Rudolf von Oesterreich, einen Lorbeerkranz mit schwarzem Bande mit silberner Aufschrift gewidmet. — Beim . - - Begräbnisse de» Herrn Richtet Frenztl in Drucks am 2. Februar, kam zum ersten Male der durch Herrn Rentier Rätze in Bischofswerda der dortigen Gemeinde geschenkte kostbare Leichenwagen in Gebrauch. — Der Hausbesitzer Döring in Spitz- cunnersdorf feierte das 50jährige Ehejubiläum. — Im landwirthschaftlichen Verein zu Spitz- cunnersdorf hielt Herr AmtSthierarzt Walther- Bautzen einen Vortrag über „BiehgeburtSbilfe." — In der Oberlausitzer Gesellschaft der Wissen schaften zu Görlitz hielt Herr Gymnasialdirector vr. Eitner einen Vortrag über „die geselligen Umgangsformen unter den ersten römischen Kaisern." - - In Oderwitz ist ein neuer Steno graphenverein gegründet worden. — Im katho lischen Bezirk Ostritz wurde rin Zweig-Verein des „Afrikavercins der deutschen Katholiken" begrün det. — Zum Besten der Beleuchtungseinrichtung in der Kirche zu Lichtenhain wurde in Altendorf ein gut besuchtes Concert gegeben. — Der Vater ländische Frauenverein zu Grünberg, der 240 Mitglieder zählt, hat den Ueberschwemmten eine Unterstützung von 2200 Mk. zugewendet. — Bei der Geburtstagsfeier Sr. Majestät des Kaisers Wilhelm II. wurde zu Schleife rin Militärverein mit 112 Mitgliedern begründet. — Die Geflügel ausstellung zu Groß-Schönau vom 27.-29. Januar war von 173 Paar Tauben, 100 Stämmen Hühnern und 9 Paar Schwimmvögeln beschickt. Zuerkannt wurden 17 erste und 57 zweite Preise. — Die 3. große Grabegesellschaft des Saganer Kreises hatte im vorigen Jahre 3581 Mk. 68 Pf. Einnahmen und 2781 Mk. 45 Pf. Ausgaben. DaS Vermögen betrug 22,413 Mk. — Auch die »vendische Pflege hat einen Festausschuß zur 800jährigen Jubelfeier von 4 evangelischen und katholischen Geistlichen und 8 Gutsbesitzern, dabei die Herren Landtags- abgeordneten Strauch und Kokel, erwählt. — In Baruth wurde eine Volksversammlung abgehalten, die beschlossen hat, für Erbauung einer Eisenbahn Görlitz-Weißenberg-Bautzen zu wirken. — Herr Grundstücksbesitzer Hempel in Neusalza feierte das 50jährige Bürgerjubiläum. — Die Amtshaupt mannschaft zu Kamenz macht auf die gesetzlichen Bestimmungen in Bezug auf die Betheiligung jugendlicher Leute an Tanzvergnügen aufmerksam. Fortbildungsschüler können bei Zuwiderhandlung bis mit 25 Mark oder Haft bestraft werden. Dcsgl. Mädchen unter 16 Jahren, selbst wenn sie mit ihren Eltern, Dienstherrschaften re. sind, werden mit 10 Mark oder Haft bestraft; ja es können sogar die Eltern re. solcher Besucher be straft werden. — In Groß - Nöhrsdorf ist ein Jünglingsvercin begründet worden, dem ein dazu gegründeter Männerverein zur Unterstützung bei gegeben ist. — Zum Bau einer katholischen Kirche zu Senftenberg hat Herr Kanonikus vr. Franz in Breslau 30,000 Mk. gespendet. — Der Ge flügelzüchterverein am Kottmar gedenkt vom 12. bis 14. dss. Mts. eine Ausstellung in Eibau zu veranstalten. 86lL Mit dem 1. Februar 1889 trat ein neuer Tarif für die d.irecte Beförderung von Gütern zwischen Stationen der Bezirke der Kgl. Preußischen Eisenbahn-Directioncn zu Altona, Berlin, Elberfeld, Erfurt, Frankfurt a. M., Hannover, Köln (linksrheinisch), Köln (rechts rheinisch) und Magdeburg, der Kgl. Sächsischen Staats-Eisenbahnen, der Großherzoglich Olden- burgischen Staatsbahn, derSchleSwig-Holsteinischen Marschbahn, der Lübeck-Büchener, der Kiel-Flens- burger, der Mecklenburgischen Friedrich-Franz-, sowie der Unter-Elbc'schen Eisenbahn einerseits und Stationen der Dänischen Staatseisenbahnen andererseits via Vamdrnb und via Hvidding- Vedsted in Kraft und wird durch denselben der Tarif vom 1. November 1881 (einschließlich des Neudrucks der reglementarischen rc. Bestimmungen vom 1. April 1884) nebst den Nachträgen I bis XVI aufgehoben. Der Preis des neuen Tarifs ist auf 3,40 Mark gestellt. Interessenten können denselben auf dem Bureau der Handels- und Gewerbekammer Zittau — Zittau, Bautzner Straße 7 I — während der üblichen Bureau stunden einsehen. "(Wettiner Jubiläum.) Die sämmtlichen Unterausschüsse find rüstig dabei, die außerordent lichen Vorarbeiten, die das Fest verursacht, zu bewältigen. Bereit- jetzt darf man die zuver sichtliche Erwartung aussprechen, daß die Theil« nähme des gesammten Landes das herrliche Fest zu einem der großartigsten der Neuzeit gestalten wird. In erster Linie gilt die» von dem Fest zuge. An demselben werden sich voraussichtlich die hervorragendsten Städte des LandtzWWk höchst interessanten Darstellungen gewrrblitM^ Lebens mit betheiliaen. Auch mit der Universi tät Leipzig ist Rücksprache genommen wordM Nicht minder »Verden die laNdwirt-schäftHMs