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Schulze. Diese Zeitschrift erscheint wöchentlich zwei Mal, Mittwoch« und Lormabend«, und kostet einschließlich der Sonnabends erscheinenden „belletristischen Beilage vierteljährlich 1 Mark 50 Pf. Einzelne Nummer-40 Ps. des deuts in vlernabvierzigster Jahrgang Bekanntmachung. Her Bezirksausschuß der unterzeichneten Amtshauptmannschaft hat in der Sitzung vom 29. Januar 1889 an Stelle des verstorbenen Gutsbesitzers in Großdrebnitz Herrn Gemeinde-Vorstand und Gutsbesitzer »KUIx daselbst in die Liste derjenigen Personen ausgenommen, aus welchen nach § 8 der Verordnung des Königlichen Ministeriums des Innern vom 4. März 1881 in Verbindung mit der Verordnung vom 17. März 1886 für das Jahr 1889 von den Ortspolizeibehörden im Bedarfsfälle die Sachverständigen zur Ermittelung der Entschädigung für die wegen Seuchen getödteten Thiere und in Folge von Milzbrand gefallenen Rinder zu wählen sind. Solches wird in Ergänzung der unterm 10. December 1888 veröffentlichten Liste zur Nachachtung hiermit bekannt gemacht. Bautzen, am 1. Februar 1889. KöniglicheAmts Hauptmannschaft. von Boxberg. Bestellungen werden bei allen Postanstalten Inserate, welche in diesem Blatte dir wettrste Verbreitung utschen Reiches, für Bischofswerda und Umgegend finden, werden bis Dienstag und Freitag früh 9 Uhr n der Expeditton dieses Blattes angenommen. angenommen u. kostet die dreigespaltene EorpuSzeile l9 Pf., unter „Eingesandt" 20 Pf. Geringster Jnseratenbetrag25Ps, Der säWheLrMer, Wochenblatt für Bischofswerda, Stolpe« «nd Umgegend. Amtsblatt der Kgl. Amts-miptmannschast, der Kgl. Schuliuspeüim u. des Kgl. HauWeuermtes zu Bautzen, sowie des Kgl. Amtsgerichtes imd des Stadtrathcs zu Bischofswerda. Auf Folium 154 des hiesigen Handelsregisters ist heute verlautbart worden, daß Herr LSmsrS aus der Firma Gebrüder -Eibenstein L Co. in Bischofswerda ausgeschieden ist. Bischofswerda, am 4. Februar 1889. Das Königliche Amtsgericht. Küchler. nach der Beisetzung desselben zu vertagen. Der Gesundheitszustand des österreichischen Kronprinzen soll schon lange kein guter gewesen sein und wird die Ursache davon in einem Sturz mit dem Pferde gesucht. Er hatte sich bereits in letzter Zeit krank gefühlt und soll von trüben Ahnungen er füllt gewesen sein. In einem Anfall von Schwer- muth scheint der Kaisersohn Hand an sich gelegt zu haben, woran sich kaum noch zweifeln läßt, nachdem die ministerielle „Wiener Ztg." es be stätigt, daß der Kronprinz sich selbst durch einen Revolverjchuß in den Kopf getödtet. Der Schmerz der österreichischen Kaiserfamilie findet die allge meinste Theilnahme. Der Kaiser Franz Joseph, welcher mehrere Stunden nach dem Empfang der Unglückskunde allein in seinem Arbeitszimmer verweilt hatte, erschien beim Empfange der Nach mittags zur Condolenz erschienenen Mitglieder des kaiserlichen Hauses sehr gefaßt und gab seiner Gottergebenheit in rührenden Worten Aus druck. Auf Anordnung des Kaisers wird bei der heute Dienstag stattfindenden Ueberführung der Leiche nach der Kapuzincrgruft jeder Prunk ver mieden werden und nur die Kaiserliche Familie anwesend sein. Aus diesem Grunde unterließen viele fremde Fürstlichkeiten die beabsichtigte Reise nach Wien; nur das belgische Königspaar ließ sich davon nicht abhalten, um die so plötzlich im Alter von 24 Jahren bereits verwittwete Tochter, die Kronprinzessin Stephanie in ihrem tiefen Schmerz zu trösten. — Unter dem Ein druck des unerwarteten Trauerfalles legten sich die Unruhen, welche die Erbitterung der ungarischen Jugend über die strengen Bestimmungen des neuen Wehrgesetzes in Pest erzeugt hatte. Die Opposition im ungarischen Parlament, welche von Anfang an einsah, daß sie gegen den Willen des mächtigen Staatsmannes Tisza die Annahme der ihr verhaßten Vorlage nicht verhindern könne, ist von dem Vorwurfe nicht freizusprechen, die Jugend von Budapest durch Hetzreden aufgestachelt und den Schwerpunkt ihrer Agitation auf die Straße verlegt zu haben. Die Stellung des ungarischen Ministerpräsidenten Tisza ist durch die wüsten Scenen, welche sich in den letzten Januartagen in Pest ereigneten, durchaus nicht erschüttert worden, vielmehr steht der Minister deshalb nur höher in der Gunst seines Monarchen und in dem Ansehen bei den Gemäßigt-Liberalen Ungarns. Das Bild der italienischen Regierungs politik, welches die am 28. Januar bei Eröff nung der Kammertagung verlesene Thronrede König Humberts entworfen hat, war ein solches, daß jeder billig denkende Beurtheiler der Lage sich recht wohl dadurch befriedigt erklären kann. Für das Ausland bieten natürlich diejenigen Sätze jener Kundgebung das meiste Jntymse dqr, welche von den internationalen AchMustpech Italiens handeln, und da darf sicherung König Humbert-, daß daWGePe vvir steuern fort. Am Tage darauf konnte bereits die zweite Lesung der ostafrikanischen Vorlage vorgenommen werden. Unmittelbar nach dem Berichterstatter Abg. vr. Meyer-Jena, welcher u. A. die Mittheilung machte, daß nach den Versicherungen des StaatSsecretärs eine Unter stützung der ostafrikanischen Gesellschaft aus den geforderten zwei Millionen nicht beabsichtigt sei, ergriff Abg. Richter das Wort, um die von seinem Freunde Bamberger bereits am Sonnabend kritisch vernichtete Colonialpolitik noch einmal aufs Heftigste anzugrcifen. Abg. Richter machte von seinem Rechte Gebrauch, über eine Stunde zu sprechen, zahlreiche Abgeordnete aber auch von dem ihrigen, nicht zuzuhören. Sowohl am Dienstag wie am Mittwoch bei der dritten Lesung vermochte überhaupt kein Redner mehr besonderes Interesse zu erwecken, da man allgemein die Sache für abgemacht halten mußte. Bei der Einzel- berathung verlangte deshalb auch Niemand mehr das Wort, worauf die Vorlage in ihren Einzel bestimmungen und demnächst im Ganzen gegen die Stimmen der Freisinnigen und Socialdemo kraten definitiv angenommen wurde und die dazu eingegangenen Petitionen durch die gefaßten Be schlüsse für erledigt erklärt wurden. Das Haus trat sodann in die abgebrochene zweite Berathung des Etats der Zölle und Verbrauchssteuern wieder ein und beschäftigte sich zunächst mit der Branntweinsteuer. Am Donnerstag beschäftigte sich der Reichstag mit dem Antrag Lieber-Hitze auf Aenderung der Bestimmungen bezüglich der Sonntagsruhe und erfuhr dabei, daß sich die Regierungen dagegen nach wie vor ablehnend verhalten. Der Antrag Singer auf Aufhebung der Kornzölle erwies sich natürlich als noch aus sichtsloser. Die Berathungen des preußischen Abgeordnetenhauses nehmen einen sehr ruhigen Verlauf und werden die meisten Etats völlig unverändert genehmigt. Der „Reichs-Anzeigers" verkündete die Ernennung des bisherigen Staats sekretärs des Reichsjustizamts v. Schelling zum preußischen Justizminister. Ein Nachfolger in der Leitung des Rcichsjustizamts ist noch nicht ernannt. Den elsässischen Landesausschuß eröffnete der Statthalter in Straßburg am Dienstag Nachmittag im Namen des Kaisers mit einer Rede, in welcher er besonders die äußerst be friedigende Finanzlage des Landes hervorhob. Einen ähnlichen erfreulichen Inhalt hatte die Thronrede, mit der am Tage darauf in Stuttgart der württembergische Landtag im Auftrage des Königs von Württemberg von dem Prinzen Wilhelm eröffnet wurde. Nach sechswöchentlicher Pause sollte der österreichische Reichsrath am 30. Januar seine Thätigkeit wieder aufnehmen, als die Schreckens botschaft von dem plötzlichen Ableben des Kron prinzen Rudolf das Parlament veranlaßte, nach einer nur dem Andenken deS dahingeschiedenen Thronfolger» gewidmeten Trauersitzung, sich bi» Politische Weltschau. Im ganzen deutschen Reiche ist am vorletzten Sonntag der Geburtstag des Kaisers Wilhelm II. festlich begangen worden und kam dabei überall eine gehobene patriotische Stimmung zum Aus druck. In einem Erlaß an den Reichskanzler sprach der Kaiser für die ihm bei dieser Gelegen heit von nah und fern dargebrachten Glück- und Segenswünsche und zahlreichen Beweise treuer Liebe und Anhänglichkeit seinen herzlichsten Dank aus. Die Nachklänge dieses nationalen Fest tages waren noch nicht verrauscht, als in dem Kaiserpalaste die Nachricht von dem plötzlichen Ableben des Kronprinzen von Oesterreich wieder die Stimmung trübte. Unser Kaiser verliert in dem am Mittwoch früh so plötzlich Dahingeschiedenen einen thcuren Jugendfreund; unser erhabenes Königshaus betrauert in demselben einen nahen Verwandten; das ganze deutsche Volk aber schließt sich dem Leidgefühl, mit welchem die Völker Oesterreichs den Sarg des edlen Kaiser sohnes umstehen, auf das Innigste an. In solchen schweren Augenblicken machen sich die alten und jetzt neu gefestigten Bande doppelt geltend, welche Deutschland mit Oesterreich-Ungarn verbinden. Die reiche Begabung des österreichischen -Kronprinzen, sein unermüdliches Streben, die freie und vorurtheilslose Weltanschauung, die er sich gewonnen hatte, berechtigten Oesterreichs Völker zu den frohsten Hoffnungen, zu den schönsten Aussichten. In Deutschland aber waren die verbündeten Regierungen und das ganze Volk davon fest überzeugt, daß dieser Thronfolger dieselbe politische Linie, die Kaiser Franz Joseph so zielbewußt einhält, unentwegt weiter verfolgen, daß Deutschland in dem Sohne des österreichischen Monarchen einen ebenso zuverlässigen Verbün deten, der Friede und die Culturentwickelung Europas eine treffliche Stütze finden würde. Herrliche Hoffnungen werden mit dem edlen Prinzen begraben, der mit einem jähen Schlage seiner Familie, seinem Lande und der Welt ent rissen wurde. Als die Kunde von dem Ableben des Kronprinzen Rudolf am Mittwoch Nach mittag 4 Uhr im deutschen Reichstage eintraf, trug das Präsidium zunächst Bedenken, die Sitzung aufzuheben, weil von dem Auswärtigen Amte noch keine Bestätigung der überraschenden Unglückskunde eingegangen war, doch konnte die Tagesordnung nur unter begreiflicher Erregung erledigt werden. Nach der für das Schicksal der ostafrikanischen Vorlage entscheidenden bedeut samen Sonnabend-Sitzung des deutschen Reichs tages zweifelte Niemand mehr daran, daß die Vorlage mit überwältigender Stimmenmehrheit Annahme finden würde. Während diese Angelegen heit am Montag in der dazu berufenen Com mission nochmals eingehend erörtert wurde, setzte La» Plenum de» Reichstages die zweite Lesung "^NS bei Titel S der Zölle und Verbrauch»- ------ ' ----- - ' - - - -