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neben den Spitzen detzCivil- und Militärbehörden der kgl. sächs. Gesandte Graf Hohenthal und Bergen, der Militärbevollmächtigte Oberstlieutenant von Schlicken, sowie die übrigen Herren der sächsischen Gesandtschaft auf dem Bahnhofe eingefunden. Eine Viertelstunde vor Einfahrt des Zuges traf auch Se. Majestät der Kaiser am Bahnhof ein, um seinen hohen Gast persönlich zu begrüßen. Den Mantel über die Schulter gehängt, erwartete Se. Majestät den Zug. Als derselbe gehalten und König Albert den Wagen verlassen hatte, reichten sich beide Monarchen die Hände und küßten sich mehrmals. Nach kurzen Begrüßungs worten begaben sich die hohen Herren durch das Fürstenzimmcr nach dem Wagen, der, ein Spitzen reiter voran, seinen Weg nach dem Schlosse nahm. Das am Bahnhofsperron und außerhalb des Bahnhofes stehende Publikum begrüßte ehr erbietig die beiden Majestäten. Se. Majestät der König ist am 28. d. früh von Berlin wieder in der Kgl. Villa zu Strehlen eingetroffen. Se. Majestät der König kam Montag Vor mittag zur Stadt, nahm die Vorträge der Herren Staatsminister, den Rapport des Hofdepartemcnts- chefs, sowie Meldungen einiger Offiziere entgegen. Bischofswerda, 28. Januar. Der Geburts tag Sr. Majestät des Kaisers Wilhelm II. ist nach allen Berichten im ganzen Vaterlande und weit über dessen Grenzen hinaus, wo sich deutsche Landsleute znsammenfinden, in würdigster Weise gefeiert worden. In unserer Stadt wurde der selbe außer in den schon in letzter Nummer er mähnte» Kreisen, schon Sonnabend in den Schulen durch Fcstacte in den einzelnen Classen und am Sonntag in der Oeffeutlichkeit durch Beflaggen Ler behördlichen Gebäude und einer Anzahl Privathäuser, sowie durch Festmusik auf dem Marktplatze begangen. In seiner gehaltreichen Predigt im Vormittagsgottesdienste gedachte Herr Oberpfarrer vr. Wetzel ebenfalls des Ge burtstages unseres jungen Kaisers und erflehte für ihn den Segen des Allmächtigen. Auf Ver anlassung der städtischen Collcgien fand im Saale des Gasthauses zur goldnen Sonne ein Festmahl statt, welches von 39 Personen besucht war. Herr Stadtverordnetenvorsteher Kaufmann Böhmer brachte den ersten Toast auf Se. Maj. den König Albert, Herr Bürgermeister Ritter rc. Sinz den zweiten Toast auf Se. Majestät den Kaiser Wilhelm aus, Herr Oberpfarrer vr. Wetzel widmete feinen Trinkspruch Ihrer Majestät der Kaiserin, nachdem er deren lebhaftes Interesse für alle Bestrebungen auf dem Gebiete der Hu manität und Nächstenliebe hervorgehoben hatte. Der Verlauf der Festtafel war ein dem Tage ganz entsprechender. Speisen und Getränke wurden allgemein belobt und Beifall fanden auch die Concertstücke des Stadtvrchesters unter Leitung des Herrn Stadtmusikdirectors Franke. Der Militärverein kleidete die Festfeier in die Form eines Familienabends und bot seinen Mitgliedern in Ansprache des bewährten Vorstandes Herrn Klemm, in Gesangs- und Jnstrumentalconccrt, ferner in Stellung von lebenden Bildern einen .höchst genußreichen Abend, cs war die ganze Feier von heiterem, kameradschaftlichen Geiste getragen und nahm einen allseitig befriedigenden Verlauf. Die Mitglieder der Schützengesellschaft versammelten sich am Sonntag Abend in, Schützenhause zur Abhaltung eines sehr belebten Commerses. Passende Lieder, sowie verschiedene chatriotischc Ansprachen brachten die rechte Fest stimmung hervor. k. Bischofswerda, 28. Jan. Der hiesige Frauenvcrein, welcher nun 34 Jahre hindurch seine stille segensreiche Wirksamkeit unter den Armen unserer Stadt entfaltet, hielt am 25. d. Abends 8 Uhr im Saale der Restauration des Herrn Klemm seine diesjährige Jahresversamm lung ab, zu welcher sich gegen 40 Mitglieder Ungesunden hatten. Durch den Schriftführer des Vereins, Herrn Oberlehrer sm. Pacht, wurde zunächst der Jahresbericht und dann die Rechnung auf das Jahr 1888 mitgetheilt. Wir bemerken daraus, daß der Verein 236 Mitglieder zählt und von einem Vorstand, zu welchem 8 Damen gehören, geleitet wird, welcher im letzten Jahre 6 Sitzungen hielt. Die Thätigkeit des Vereins -erstreckte sich in der Hauptsache darauf, daß -arme alte, schwache und hilsbedürstige Personen durch Geld und Brot unterstützt, Logisgcld- beiträge an bedürftige Familien verabreicht wurden. Armen Confirmanden gewährte man eine Unter stützung an neueü Kleidungsstücken und zum Weihnachtsfcste wurden 85 Personen durch Ge schenke erfreut. Auch Kranken und armen Wöch nerinnen brachte man bereitwillig Unterstützung 4>urch kräftiges Essen, Wein und Kohle» dar, Ho wie sich auch der Vorstand der Beaufsichtigung ' der in hiesiger Stadt befindlichen Ziehkinder Krn I und willig unterzog. Alle Monate erhielten 36 Personen baarc Geldunterstützungen, 3b Personen Brod und 5 Familien Beiträge zum LogiSgeld, sowie 8 arme Confirmanden Kleidung. Die zum Verein gehörige Winklerstiftung konnte auch im vergangenen Jahre zwei Mal 10 Arme mit jcdeSmals 3 Mk. und 6 Confirmanden mit neuer Kleidung unterstützen. Auch eine Berloosung wurde im vorigen Jahre zum Besten des Ver eins abgchalfen und gewährte einen Reingewinn von 313 Mark 30 Pfg., sowie außerdem noch mancherlei Geschenke an baarem Gelde und Kleidungsstücken für unsere Armen bei dem Vorstand eingingen. Der Verein besitzt bereits 9 Stiftungen oder Legate, die segensreich in vielfacher Hinsicht unter den hiesigen Bedürftigen wirken. WaS nun die Cassenverhältnisse des Vereins betrifft, so hatte derselbe im Jahre 1888 eine Einnahme von 2027 Mk. 28 Pfg., worunter sich 865 Mark 45 Pf. Beiträge der Mitglieder, 35 Mk. 13 Pf. Zinse» aus der Hauptcasse, 35 Mk. Zinsen aus Legaten, 313 Mk. 30 Pf. Rein ertrag der Verloosung, 30 Mk. 45 Pf. Geschenke und 747 Mk. 95 Pf. vorhandener Cassenbestand befinden. Die Ausgaben erreichten eine Höhe von 1206 Mk. 6 Pf., darunter 275 Mk. 14 Pf. für 3100 Pfd. Brod, 424 Mark Geldunterstütz ungen, 63 Mk. Logisgeldbeiträge, 9 Mk. außer- ordentliche Unterstützungen, 71 Mark 5 Pf. für Confirmanden-Anzüge, 285 Mark 42 Pfg. zur Christbeschcerung, 63 Mk. 45 Pf. in den Fond des Frauenstifts und 15 Mk. Insgemein. Der Uebcrschuß betrug daher 821 Mk. 22 Pf., welcher in hiesiger Sparcasse zinsbar angelegt ist. Die Winklerstiftung hatte eine Einnahme von 313 Mk. 50 Pf. und eine Ausgabe von 297 Mk. 48 Pf. Unter den Ausgaben befanden sich 98 Mk. 23 Pf. .für Confirmandcnbekleidung, 60 Mark für 10 Arme bei zweimaliger Unterstützung, 7 Mk. 75 Pf. für Beaufsichtigung der Winkler'schen Grab stätte und Gesang an derselben, 15 Mk. für den Rechnungsführer, 18 Mk. 50 Pf. für Schmückung, Instandhaltung und Bepflanzung des Grabes, 33 M. 25 Pf. für Anstrich des Grabgeländers, 7 M. 75 Pf. für Reparatur desselben und 57 M. in hiesige Sparcasse, so daß noch 16 M. 2 Pf. Cassenbestand vorhanden ist. Die 9 Stiftungen des Vereins sind folgende: 1) Die Beyer'sche Stiftung, 162 M. 21 Pf. hoch. 2)' Die Otto'sche Stiftung im Betrage von 95 M. 40 Pf. 3) Die Jacob'sche Stiftung in der Höhe von 803 Mk. 17 Pk. 4) Die Stiftung der Frau Alwine Stoß, welche der Stadtrath allhier verwaltet und der Frauen verein von 2100 Mk. Capital die Zinsen zu einer Christbeschcerung für 10 Frauen erhält und außerdem noch die Grabstätte derselben in Ordnung zu halten hat. 5) Die Arnold'sche Stiftung 300 Mk. Capital. 6) Die Winkler- Stiftung 6000 Mk. Capital. 7) Der Fond der Klein-Kinder-Bcwahranstalt von 142 Mk. 77 Pf. 8) Der Fond zu einem Fraucnstist 353 Mk. 72 Pf. und 9) der Fond zu einem Holz- und Kohlenlegat 6 Mk. 50 Pf. DaS Gesammtvermögen des Vereins beträgt dem nach incl. der Stiftungen 8586 Mk. 19 Pf. und zwar 821 Mk. 22 Pf. der Hauptcasse und 7764 Mk. 97 Pf. der Stiftungen. Da nun Frau verw. Pietsch, welche 14 Jahre hin durch mit großer Liebe dem Vorstand angehörte und ihren Austritt aus demselben Erklärt hatte, so wurde noch die Neuwahl eines Vorstands mitgliedes vorgenommen. Vonden38eingegangencn Stimmzetteln erhielt Fräulein von Kyaw 23 Stimmen und hat sich bereit erklärt, die Wahl an zunehmen. Eine für die Zwecke des Frauen- stifteS vorgcnommene Sammlung betrug 21 Mk. 50 Pf., welche dankbar entgegengenommen wurde. In der Hoffnung, daß auch fernerhin der hiesige Frauenvcrein segensreich wirken und gedeihen werde, wurde bald nach 10 Uhr die Versamm lung geschlossen. — 28. Januar. In voriger Nummer d. Bl. wurde von uns berichtet, daß infolge der Masern epidemie 2 Classen der Schule geschlossen worden seien: dies ist, wie uns mitgetheilt wird, nicht der Fall, jedoch waren in der 6. Mädchcnclasse in voriger Woche nicht mehr als 4 und heute Montag 8 Schülerinnen anwesend. -f* Bischofswerda. In der letzten Ver sammlung des land- und forstwirthschaftlichen Vereins hier, die recht zahlreich besucht war, hielt Herr vr. Wetzke aus Bautzen einen höchst belehrenden Vortrag über: „Die Verfälschung der Nahrungsmittel in Beziehung zur Landwirth- schaft." Der Herr Vortragende wicS auf einige Bestimmungen de« NahrungSmittelgcsetzcS hin, durch welche der Landmann in großen pecuniären Nachtheil kommen könne, wenn er sie unbeobachtet lasse. Ja eS könne ihm die NichtbefHM W. Nichtbeachtung gewisser Punkte Kosten, Geldstrafen und Gefängniß bringen. Er zählte hierauf die jenigen Produkte auf, durch welche der Landmann beim Verkaufe sündige, ohne es selbst zu wissen oder zu wollen. Dabei wies er namentlich auf die Milch und die Molkerciproducte, besonders die Butter, hin. Die Milch wird oftmals minder- werthig angetroffen, ohne daß sie der Landmann verfälscht hätte, es läge dies oft an der Fütterung und oft auch an dem Gesundheitszustände des milchgebenden Viehes. Auch beim Viehverkauf kann der Landmann vielfach in Schaden gerathen und zur Verantwortung gezogen werden, wenn er Vieh mit der Versicherung verkauft, daß es vollkommen gesund sei, während sich nach dem Schlachten innere Uebel zeigen, die er nicht ver- muthet, ja keine Ahnung davon gehabt. Er mahnte deshalb zur großen Vorsicht bei derartigen Ver sicherungen. Aus den vortrefflichen Erörterungen und durch Beispiele aus dem täglichen Leben illustrirten Behauptungen war zu entnehmen, daß gewisse gesetzliche Bestimmungen dem Landmanne nicht besonders günstig sind. Dem Schreiber dieses Referats wurde cs nach dem Gehörten klar, daß die Landwirthe der katholischen Pflege, die einen sogenannten „Bauernverein" begründet, nicht so ganz unrecht haben, wenn sie die Auf gabe der Bauernvereine als eine mehrfache be- zeichnen. Nämlich 1) als eine wirthschaftliche, die das zu erstreben hat, was der HauSwirth- schaft nützlich und förderlich ist; 2) die national- wirthschaftliche, die dahin zu arbeiten hat, daß die die Landwirthe schädigenden Gesetze aufgehoben und nützlichere, der Landwirthschaft dienlichere dafür berathen werden. — Ucber die unterlassene Führung eines Copirbuches durch einen zur kaufmännischen Buchführung verpflichteten Kaufmann hat sich daS Reichsgericht, II. Strafsenat, im Urtheil vom 23. October 1888 dahin ausgesprochen: Das durch Artikel 28 Absatz 2 des Handels gesetzbuchs vorgeschriebene Copirbuch ist unter allen Umständen ein Handclsbuch, dessen Führung dem Kaufmann gesetzlich obliegt. Wenn ein kaufmännischer Gemeinschuldner deshalb allein, weil er unterlassen hat, ein Copirbuch zu führen, nicht nach § 210 Ziffer 2 der Konkursordnung unbedingt strafbar ist, so ist Grund hierfür nicht der, daß das Copirbuch kein Handelsbuch ist, sondern liegt darin, daß die unterlassene Führung eines einzelnen, gesetzlich vorgeschriebenen Handels buches nicht die Voraussetzung des §210 Ziffer 2 erfüllt, wenn anderweit die geführten Handels bücher eine Uebersicht des Vermögensstandes ge währen. * De mitz, 28. Januar. Am gestrigen Abend gab der Radeberger Männergesangverein „Ein tracht" zum Besten der hiesigen Schulbibliothek ein Gesangsconcert, welches gut besucht war. Damit wurde zugleich eine Kaiserfeier verbunden. Unser bekannter und allezeit bereitwilliger Förderer gemeinnütziger Zwecke hatte das Bildniß Sr. Majestät des Kaisers in sinniger Weise geschmückt und der Dirigent der „Eintracht", Herr Geißler aus Radeberg, sprach den Prolog, woraus das Kaiserlied vom Gesangverein vorgetragen wurde. Hierauf folgte das Concert selbst, welches theilS ernste, theils humoristische Gesangsstücke und Aufführungen brachte, die reichen Beifall fanden und wovon viele wiederholt werden mußten. Unter Anderem entzückten die Gesänge eines wirklichen Tyrolcrs, dessen „Mein Mütterlein", wie cs vom Herzen kam, zum Herzen drang. Der wohlverdiente Dank wurde dem Vereine und seinem Dirigenten, der durch diese Aufführung große Opfer gebracht und eine anerkennenswerthe Uneigennützigkeit bewiesen, dargebracht durch den reichen Beifall und durch die große Aufmerksam keit und Stille bei den Vorträgen selbst, sowie er auch noch von zwei Seiten öffentlich ausge sprochen wurde. Auch beim gemüthlichen Bei sammensein zeigte sich der Verein in seinen Dar bietungen unermüdlich. D Bantzen. (S.chwurgerichtsverhand- lu ngen.) Der Kreidezeichner Ignaz Görner aus Niedergrund hatte am 12. Öctober 1888 beim Uhrmacher Hofmann in Großschönau in dessen Verkaufsladen zwei Uhren erhandelt und die Herausgabe derselben auf Credit verlangt, welches Ansinnen Hofmann jedoch bestimmt ab lehnte. Der Angeklagte, welcher die Verab folgung dieser Uhren ohne Baarzahlung erzwingen wollte, bedrohte genannten Hofmann zunächst mit Erschießen, brachte hierauf ein langes Küchcnmrsser aus seiner Brusttasche hervor und setzte e» mit der Spitze dem auf solche Weise mit Erstechen bedrohten Hofmann unter dem Ausrufe: „keinen Laut mehr" auf die Brust. Letzterer ließ sich jedoch auch hierdurch zur