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in der Expedition dieses Blattes angenommen. " vie»«n dvterzigster Jahrgang Diese Zeitschrift erscheint wöchentlich zwei Mal, Mittwochs und EotmaHevdS, und kostet einschließlich der Sonnabends erscheinenden „belletristische« Beilage vierteljiihrlich 1 Mark 5V Pf. Einzelne Nummer lv Pf. Wochenblatt für Bischofswerda, Stolpe« «nd Umgegend. Amtsblatt der Kgl. Amlshauptmannschaft, der Kgl. Schulinspeclion 11. des Kgl. Hau-Isteucramtcs M Bau-«, sowie des Kgl. Amtsgerichtes und des Stodtrathes zu Bischofswerda. Bestellungen werden bei allen Postanstalten Inserate, welche in diesem Blatte die weiteste Verbreitung des deutschen Reiches, für Bischofswerda und Umgegend finden, werden dis Dienstag und Freitag früh v Ubr angenommen u. kostet die dreigespaltrne LorpuSzeile 10 Pf., unter „Eingesandt" 20 Pf. Geringster JnseratenbetragllSPf. n t auf den „sächsischen Erzähler" für die Monate Februar und März IXI ÄQI werden zu dem Preise von 1 Mark in der Expedition dieses Blattes, 4 1 v/11 sowie von unseren Zeitungsboten angenommen. Inserate finden vortheil- O haste Verbreitung. Die Expedition des „sächs. Erzählers." Von dem unterzeichneten Königlichen Amtsgerichte soll auf Antrag der Erben das zum Nachlasse des Packers Karl Gottlieb Thomas n D'mitz gehörige Hausgrundstück, Folium 3 des Grundbuchs, Nr. 25 des Brandversicherungscatasters für Demitz, Dienstag, den 5. Februar 1889, Bormittags 11 Uhr, im Gasthofe zu Demitz versteigert werden, was unter Bezugnahme auf den im Gasthofe zu Demitz aushängenden Anschlag und die demselben beigefügten Versteiaerungsbedingungen bekannt gemacht wird. Bischofswerda, den 24. Januar 1889. Königliches Amtsgericht. Schmalz. Politische Wcltschau. Die Veröffentlichung der Anklageschrift gegen Geffcken hat dem deutschen Reichskanzler den Nutzen gebracht, eine klare Uebersicht über die Stellung und den Einfluß seiner Gegner von rechts und links zu ermöglichen. Die Art, in der die „Neue Prcuß. Ztg." die erwähnte Ver öffentlichung als eine Verletzung des monarchischen Gefühls und als einen Appell an das souveräne Volk hinstellte, erzielte einen Eindruck, der die Vorstände der konservativen Fraktionen des deutschen Reichstages und des preußischen Land tages zu einem bemerkenswerthen Schritt veran laßte. Dieselben lehnten nicht nur in der „Conserv. Corresp." jede Verantwortung für jene Aeuße- rungen ab, sondern beschlossen ausdrücklich von ihrer Mißbilligung des Artikels über „die Ver letzung des monarchischen Gefühls" nicht nur dem Reichskanzler, sondern sogar dem Kaiser selbst Mittheilung zu machen. Die „Neue Prenß. Ztg." erklärte darauf, daß jener Artikel ihren Traditionen entspreche, bei deren Vertretung sie beharren müsse. Wenn das Letztere mit dem Erfolge geschähe, diese Traditionen bei einem großen Theil der Conservativen zur Geltung zu bringen, dürfte eine ungünstige Rückwirkung auf das Kartellverhältniß kaum ausbleiben. Die kartellfreundliche „Conserv. Corresp." vertheidigte den von der „Neuen Preuß. Ztg." so sehr be kämpften Appell an die öffentliche Meinung mit dem Hinweis auf eine Rechtfertigungsschrift Friedrichs des Großen und sagte: „Unsere Könige haben das Denken, Fühlen und Empfinden des Volkes nie als einen gleichgiltigen Factor betrachtet. Ein Absolutismus, der das Volk als eine Heerde, dessen Urtheil völlig belanglos, behandelt, ist den Hohenzollern zu ihrem und Deutschlands Heile stets fremd gewesen. Die Veröffentlichung des „Reichsanzeigers" ist im Hinblick auf einen wahren Hexensabbath der Ver wirrung der öffentlichen Meinung und wohl auch auf die Vermuthung, daß Herr Geffcken und Genossen auf den mit der Proceßeinleitung er folgten Griff in ihr Nest „antworten" würden, erfolgt, und sie stattet die wohlgesinnten Elemente unseres Volkes mit einem genügenden Material aus, um diesen heimtückischen Angriffen kräftig begegnen zu können." Die „Kölnische Zeitung" suchte dieses Material noch durch die Veröffent lichung des Briefwechsels zwischen Herrn Geffcken und Herrn von Roagenbach zu ergänzen, ein Vorgehen, das den Gegnern des Reichskanzlers von rechts und links sehr unbeisirem war, beson ders aber von liberaler Seite scharf getadelt wurde. Gegen den Geheimrath Geffcken, welcher inzwischen die Heilanstalt Kreuzlingen bei Constanz aufsuchte, dürfte noch das DiSziplinar-Berfahren eingeleitet werden, wenn das von seiner Familie in Hamburg angeregte Entmündigungs-Verfahren ohne Erfolg bleiben sollte, da Geffcken keineswegs pensionirt und ohne amtliche Stellung ist, sondern, ohne z« Bottesungen verpflichtet zu sein, dem Mosmoren-Eolleamm der Kaiser Wilhelms-Uni versität in Straßburg angehört. In den poli tischen Kreisen der Reichshauptstadt beschäftigt man sich lebhaft mit der erforderlichen Besetzung der wichtigen Stellen, welche durch den Rücktritt des preußischen Justizministers von Friedberg und den Tod des Admirals Grafen Monts er ledigt sind. Die Etatsberathungen nahmen bis her in beiden Parlamenten einen ziemlich glatten Verlauf. Bei den einmaligen Ausgaben des Etats des Neichsamtes des Innern veranlaßten im Reichstage die als dritte Rate für die Her stellung des Nordostsee-Canals eingestellten 14 Millionen eine längere Debatte, bei welcher der Staatssekretär von Bötticher recht befriedigende Aufschlüsse über die Lage der bei dem Canalban beschäftigten zahlreichen Arbeiter ertheilte. Am Mittwoch verhandelte der Reichstag über die Anträge Baumbach und Hitze, betreffend die Frauen- und Kinderarbeit, wobei der Vertreter des Freiberger Wahlkreises, Herr Oberbergrath Merbach, warm für den Arbeiterschutz eintrat, die Vor würfe über die Fabrikbcschäftigung der Kinder in Sachsen aber kräftig abwehrte. Nach der Rede des Staatssekretärs von Bötticher, in welcher derselbe die ablehnende Haltung des Bundesraths gegenüber den Arbeiterschütz-Be schlüssen begründet hatte, gaben die Vertreter der Parteien kurze Erklärungen ab, aus denen hervorging, daß auch die Mehrheit des Hauses bei ihrer Auffassung beharrt. In der Donners tag-Sitzung erledigte der Reichstag die Zölle und Verbrauchssteuern in Anwesenheit des deutschen Reichskanzlers, der jedoch nicht das Wort ergriff, sondern es Herrn von Maltzahn-Gültz überließ, den Standpunkt der Regierung zu vertreten. Fürst Bismarck soll aber vor seinem Eintritt in den Saal im Ministerzimmer am Donnerstag nochmals mit den Führern der Nationalliberalen und des Centrums, von Bennigsen und Freiherrn von Frankenstein, über die Colonialvorlage ver handelt haben, die am Sonnabend auf der Tagesordnung des deutschen Reichstages stand. Bei der Etatsberathnng im preußischen Abgeord netenhause macht sich der günstige Eindruck des Staatshaushalts lebhaft geltend und wurden sehr wenige Ausstellungen zu Tage gefördert. Nur der EtatSredner des Centrums, Abg. von Huene, unternahm es, den Steuer- und Finanz vorschlägen der Regierung gegenüber einen Gegen vorschlag zu machen, der aber keine Aussicht auf Erfolg zu haben schien. Die Besprechungen der Mitglieder sämmtlicher Parteien des preußischen Abgeordnetenhauses über die Erhöhung der Civilliste des Königs von Preußen um 3»/, Millionen Mark erzielten ein günstiges Ergebniß, so daß die Vorlage voraussichtlich mit großer Mehrheit und fast ohne jeden Widerspruch An nahme finden wird. Die ausgezeichnete Aufnahme, welche dem Prinzen Alexander von Battenberg am öster reichischen Hofe zu Theil wurde, hat das völlig grundlose Gerücht hervorgerufen, daß der Prinz den Eintritt in die österreichische Armee anstrebe. Begründeter dürfte die Vermuthung sein, daß die häufigen Besuche des Prinzen bei dem Her zog und der Herzogin von Cumberland in Gmunden den Zweck hatten, durch die Vermitte lung der Herzogin Thyra zu einer von dem Prinzen längst ersehnten Aussöhnung mit dem Czaaren zu gelangen. Die von dem Kaiser von Oesterreich beschlossene Erhebung des Bis- thums Krakau zu einem Bisthum mit fürstlichem Range erfreute die Polen Oesterreichs außer ordentlich, veranlaßte aber den galizischen Land marschall Graf Tarnovski in öffentlicher Land tagssitzung der Wiederherstellung des alten Titels des Krakauer Bischofs eine Deutung zu geben, welche von der deutsch-liberalen Presse empfind lich zurückgewiesen wurde. In Istrien dürfte der nationale Kampf durch den Tod des Landes hauptmanns vr. von Vidulich wesentlich ver schärft werden, weil dieser tüchtige Beamte dem begehrlichen Vordringen der Südslaven bisher nergisch Widerstand leistete. In Böhmen machte sich eine starke Bewegung gegen die jetzt im österreichischen Herrenhause befindliche Vorlage über das Höferecht geltend. Nicht nur eine in Brüx stattgefundene große Versammlung deutscher Landwirthe nahm entschieden Stellung gegen den Gesetzentwurf, sondern es wurden auch aus achtzig Gemeinden des Aussiger Bezirkes Petitionen gegen denselben dem Ritter von Schmerling mit der Bitte um deren Vorlegung überreicht. — Nachdem bereits der neue ungarische Unter richtsminister Graf Czaky im Pester Parlament entschieden für den Werth der deutschen Sprache eingetreten, erklärte der als gediegener Schrift steller bekannte ungarische Deputirte Moritz Jokai i den Haß gegen Deutschland für ein Gefühl, dessen sich jeder Ungar schämen müsse. Ungarn habe von Deutschland das Christenthum, die Cultur und das Städtewesen empfangen und sehe im deutschen Volke jetzt seinen einzigen auf richtigen Verbündeten. Die äußerste Linke be kämpfte aber verschiedene Bestimmungen des Wehrgesetzes mit großem Ungestüm und ver ursachte dabei u. A. die Leidenschaftlichkeit des Grafen Eugen Zichy am Donnerstag recht stürmische Scenen. Am 20. dss. MtS. fand im ersten römischen Wahlkreise eine Ersatzwahl für die italienische Deputirtenkammer statt, bei welcher der frühere regierungsfreundliche Deputirte Oberst-Lieutenant Siacci mit gegen 4000 Stimmen gewählt wurde, während eS sein radikaler Gegner, der Advocat Zuccari, nur auf etwa 3000 Stimmen brachte. Die Regierungspartei sieht diesen AuSgang als einen neuen Erfolg deS leitenden Staatsmannes CriSpi an. Als völlig unberechenbar sieht man in Frankreich den muthmaßlichen Ausgang deS Wahlkampfes zwischen Jacque» und Boulanger an, trotzdem die Regierung alle Hebel in Be wegung setzt, dem ersteren zum Siege zu ver helfen. Ein Erfolg BoulanaerS wäre gerade deshalb nut einer Niederlage de- CabinetS Flo- quet gleichbedeutend. In verschiedelien Wahl versammlungen kam eS in den letzten Tag«r