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Bischofswerda, de» LV. Januar 188V einem 22. Januar. Heute Vormittag 11 Uhr "brach in dem östlichen Flügel der Manteufstlcaserne Feuer aus, durch welches die Montirungskammer und der Dachstuhl zer stört wurden. Mit den Worten ergab die Verhaftung zweier Subjecte, von denen bei der heute erfolgten Confrontation das Mäd chen eines bestimmt der Theilnahme an der That beschuldigte. Beide Verhafteten sind dem Amtsgerichts-Gefängniß überwiesen. — Crossen a. O., 21. Januar. Ein ent- Ayres — wird sie im kommenden Sommer sogar 25,000 M. den Abend erhalten. — Der Dampfer „Duke of Buckingham", von Norfolk mit Baumwolle nach Bremen unter wegs, bohrte bei Dover das eiserne Vollschiff „Denbigshire", 1400 Tons, in den Grund und lief mit eingestoßenem Bug in Dover ein. — (Jugendliche Einwanderer.) In New-Jork kamen kürzlich drei Kinder, zwei 8- und 9jährige Mädchen und ein 7jähriger Knabe, ohne irgend welche Begleitung an. An ihren Gürteln hatten sie ein Schild, auf welchem sich folgende Aufschrift befand: „An alle Zugführer! Diese drei Kinder sollen nach Galveston, Texas, reisen, wo sie ihren Vater finden. Sie kommen von Deutschland. Ihre Billets sind in ihren Taschen." — (Einwanderung in Argentina.) Im Jahre 1888 sind 177,267 Einwanderer in Buenos Ayres angekommen gegen 136,842 im Vorjahre. — (Erdbeben in Kleinasien.) Einer Drahtmeldung aus Smyrna zufolge wurde Sparta in Kleinasien von einem verheerenden Erdbeben heimgesucht, wodurch 300 Häuser zerstört wurden. Haus- und Feld-Verkauf. Das bisherige Schulhaus in Ober-Wilthen soll mit dem dazu gehörigen Hof- und Gartenraum, sowie mit der unmittelbar anstoßenden Feldparcelle Nr. 1372 ckv» LL H AO Uli», an Ort und Stelle meistbietend verkauft werden. Das durchweg massive Haus mit angebautem Holzschuppen ist mit 3540 Mark in der Landesbrandcasse versichert, Haus-, Hof- und Gartenraum haben einen Flächeninhalt von 2,4 Ar --- 13 o-R., Las Feld Nr. 1372 umfaßt 14,4 Ar 78 Li -R. Näheres ist zu erfahren sowohl bei dem Unterzeichneten als beim Herrn Ortsrichter BLdlrich hier. Wilthen, 23. Januar 1889. gehörigkeit jenes übrigens durch reiche ZinkgruLeo werthvollen Landstriches nicht einigen und so blieb derselbe neutral. Um nun seine Souveränetät wieder in Erinnerung zu bringen, hat dieser Staat jetzt einige Briefmarken anfertigen lasse» (zu 5, 3 und 1 Pfennig), welche eine zweisprachige — Deutsche und Französische — Umschrift tragen. Die 5-Pfennigmarken sind für Briefe, die 3-Pfennigmarken für Postkarten und die 1-Pfennigmarken für Kreuzbänder bestimmt. — Budapest, 23. Januar. Durch eine Gasexplosion ist ein Pfeiler unserer berühmten Kettenbrücke beschädigt worden, die Brücke ist abgesperrt. — (ElectrischeBeleuchtung derBahn- züge.) Auf den schweizerischen Westbahnen ist ein erfolgreicher Versuch mit elektrischer Beleuchtung der Bahnzüge gemacht worden. Eine ähnliche Probe wird in den nächsten Tagen auch aus der Nordostbahn unternommen werden. Wenn auch die weiteren Versuche Erfolge haben, so dürfte die electrische Beleuchtung der Bahnzüge demnächst in der Schweiz, so weit es sich um die Haupt bahnen handelt, allgemein eingeführt werden. — In Griechenland haben am Dienstag heftige Erdstöße stattgefunden. Kein größerer Schaden. — (Große Feuersbrunst in London.) Aus London, 21. Jan., wird dem „W.Extrabl." telegraphisch gemeldet: Eine heftige Feuersbrunst wüthete heute Morgen im Süden Londons. Ein großer Club, mehrere Kaufläden, ein Bahnhof brannten nieder, das Llopkrmt- «nck Oasüs- Idoatro ist theilweise zerstört. Der Schaden ist sehr bedeutend. — (Eisenbahntunnel eingestürzt.) AuS London, 23. Januar, wird dem „W. Extrabl." berichtet: Unweit Cardiff, in der Grafschaft Glammorgan, stürzte ein im Bau begriffener Eisenbahntunnel ein. Sieben Arbeiter sind todt, viele schwer verletzt. — Als Adeline Patti vor 28 Jahren das erste Mal in London, und zwar auf der Bühne der Italienischen Oper in Coventgarden auftrat, da war ihr Gehalt nur eine Kleinigkeit inl Verhältniß zu dem, welches ihr für dien Vortrag einiger Lieder in der Albert Hall gegen wärtig gezahlt wird — sie erhält nämlich 14,000 M. den Abend. Das ist indeß keineswegs der höchste Tribut für ihre künstlerischen Leistungen. In Nordamerika stieg ihre Einnahme bis zu 20,000 M. den Abend und in Südamerika — in Buenos- setzliches Unglück, von dem wiederum die leidige Ofenklappe die Ursache war, ereignete sich in vergangener Nacht in unserer Stadt. In dem Hause des Strumpfwirkers Lehmannn am Sich- dichfür bewohnten die vom Eingänge linksseitige Stube die Wittwe Wilhelmine Rudolf geb. Sader, 50 Jahre alt, deren Tochter Auguste Heinze, 38 Jahr alt, die Kinder der letzteren, zwei Knaben im Alter von 13 und 9 Jahren, und die Kinder einer abwesenden, im Dienst befindlichen Tochter der Rudolf, ein Mädchen im Alter von 2 Jahren und ein Knabe im Alter von Jahren. Als heute Morgen die Fensterladen der Stube länger als gewöhnlich geschlossen blieben und wiederholtes Klopfen an denselben von innen nicht beantwortet wurde, drangen einige Männer von hinten durch Zerschlagen der Fensterscheibe in den Raum ein, den sie von Kohlengas angefüllt fanden.—Ihren entsetzten Blicken stellte sich ferner das grauen erregende Bild dar, daß die Bewohner der Stube in ihren Betten als Leichen lagen — sie waren erstickt. Die Heinze hatte mehrere Streichhölzer krampfhaft in der Hand, als habe sie versuchen wollen, noch Licht zu machen, obgleich die Pe troleumlampe auf dem Tische brannte. Drei Aerzte waren bald hilfreich zur Stelle, die den eingetretenen Tod bei der Heinze und den vier Kindern constatirten, bei der Rudolf, der ältesten Verunglückten, hatten die Wiederbelebungsversuche den Erfolg, daß dieselbe zu athmen und zu röcheln begann. Sie wurde bald nach dem Krankenhause gebracht, woselbst aber nach kurzer Zeit ihr Tod eintrat. — Köstritz, 23. Januar. Die Diphtheritis ist als erloschen zu betrachten. In kurzer Zeit aber sind der heimtückischen Krankheit hier im Ganzen 24 Kinder zum Opfer gefallen. — Magdeburg, 22. Januar. Gestern er eignete sich im Verhandlungssaal des hiesigen Criminalgerichts ein peinlicher Zwischenfall. Der Sohn einer hiesigen hochachtbaren Familie war wegen mehrerer Diebstähle, die er in einem Stahl- waaren-Ladcngcschäft begangen, angeklagt. Als sich der Gerichtshof zur Berathung des Urtheils zurückzog, erschoß sich der kaum 18jährige An geklagte mit einem Taschenrevolver. Der Tod trat nach wenigen Minuten ein. — Aus Gera wird geschrieben: Daß bei Submissionen Gebote von sehr großer Verschieden heit abgegeben zu werden pflegen, ist eine alte Erfahrung; eine so große Verschiedenheit aber, wie sie sich unter den Angeboten betreffs Legung der Röhren für unsere neue Wasserleitung gezeigt hat, dürste denn doch wohl äußerst selten Vor kommen. Die Preisforderungen schwanken nämlich zwischen 22,000 und über 80,000 Mark, sodaß die höchste Forderung annähernd das vierfache der niedrigsten beträgt. — Eine Uebcrraschung steht unseren Brief- markenfreunden bevor. Die „gesetzgebende Körper schaft" des kleinsten Staates der Welt, den unsere Leser jedoch nicht im italienischen San Marino oder Monaco oder im spanischen Andorra, sondern vielmehr in unserem liebe» Deutschland suchen wollen, hat beschlossen, eigene Marken anfcrtigen zu lassen. Zwischen Rheinpreußcn und den Niederlanden liegt ein Gebiet von 6 (sage sechs) Quadratkilometern Inhalt, das „neutrale Gebiet von Moresnet". Als 181.5 die Grenze zwischen Preußen und den Niederlanden abgestcckt wurden, — Sagan, 22. Januar. Ein ans dem Wege von der Stadt nach Paulinenhof verübtes Verbrechen hält die Gemüther der hiesigen Ein wohnerschaft in Aufregung. Auf dem bezeichneten Wege ging gestern Nachmittag ein Dienstmädchen aus Deutschmachen zur Stadt, um Einkäufe zu besorgen. Zwei ihr entgegenkommende Strolche hielten sie an und durchsuchten ihre Kleider nach Geld. Da sie aber krins fanden, ließen sie das Mädchen ruhig weiter gehen. Auf dem Rück wege von der Stadt fand sie die Burschen am Wege sitzen, und als sie die Frage derselben, ob sie Schnaps mitgebracht habe, verneinte, fielen die Räuber über sie her und mißhandelten sie auf das Gröblichste. Darauf banden sie ihrem Opfer mit dem Schürzenbande die Hände zu sammen und schleppten es in daS nahe Gebüsch, um ihm Gewalt anzuthun, ließen jedoch von ihrem Vorhaben schließlich ab. Dafür zogen sie dem Mädchen das Halstuch fest zusammen und hingen es mit den Enden desselben Ast auf, die Hände am Baumstamm befestigend. Einer der Schandgescllen zog nun das Messer und wollte der Unglücklichen den Hals durch schneiden, wovon ihm jedoch der Andere abrieth, weil nach seiner Ansicht das Mädchen ^a nun auf jeden Fall sterben müsse. „nun häng, Du Teufel!" ließen sie ihr Opfer im Stich. Zwei Stunden nach dem eben ge schilderten Vorgänge passirte der Gemeindevorsteher Nikolaus die Unglücksstätte und hörte ein leises Stöhnen. Er holte Licht und Hilfe aus dem benarchbarteu Paulinenhof, befreite das besin nungslose Mädchen aus seiner Lage und brachte es nach Deutschmachen. Nur dem Umstande, daß sich der Körper etwas gesenkt, und sie mit den Fußspitzen den Boden berühren konnte, hat die Gemißhandcltc ihr Leben zu verdanken. Die von unserer Polizei infolge der erstatteten An- — Die prachtvolle Schleppe an der Robe der Kaiserin bei der großen Cour am OrdenS- fest am vergangenen Sonntag war, wie dies unsere Leserinnen zu erfahren intercssiren wird, «in Glanzstück ihrer Art von sechs Ellen Länge, aus feinster weißer Lyoner Seide hergestellt und mit ' den kostbarsten Stickereien in Gold und Silber geschmückt. Drei Berliner hervor ragende Modemagazine waren aufgefordert worden, Stoffproben cinzusenden. Man entschied sich für «in Fabrikat, welches als das geeignetste erachtet wurde. Der Preis des Stoffes beläuft sich auf ca. sechstausend Mark. In einem Berliner Atelier haben zwölf junge Mädchen beinahe zwei Monate lang an der Cour-Schleppe gearbeitet. — Die Berliner Tuchmacherinnung, welche am 29. Mai das 600jährige Jubiläum ihres ältesten Privilegs feiern kann, zählt nur noch neun alte Herren. Von den Ablösungen ihrer Walken und Rahmenstände besitzt die Innung «in großes Vermögen; es sollen auf den Kopf gegen 60,000 Mk. kommen. — Das Offizicrcorps eines außerhalb Königsbergs stehenden Bataillons von einem Königsberger Regiment hat, der „Königsberger Hartung'schen Zeitung" zufolge, in der preußischen Classenlotterie einen Gewinn von 30,000 Mark gemacht. — Die Vorbereitungen zu dem im kommen den Sommer in München abzuhaltenden VII. allgemeinen deutschen Turnfeste sind im vollen Gange, man rechnet auf eine Betheiligung von 25,000 Turnern. — Straßburg i. E.