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IN Leipzig beförderten Abgeordneten Bartholo mäus (christl. soc.) Letzterer gehörte dem Direk torium als stellvertretender zweiter Secretär an. In Leipzig-Stadt erlischt das Mandat des Ab geordneten für den 2. Bezirk Justizrath vr. Schill (nat.-lib.); ferner ist durch das Ableben desAbg.vr.Heine-Schleußig (cons.) das Mandat für den 3. Leipziger Wahlbezirk in Erledigung gekommen. Die Stadt Chemnitz hat in ihrem 2. Bezirk an Stelle des verfassungsmäßig aus scheidenden Abgeordneten Schriftsteller v. Vollmar (soc.) eine Ersatzwahl vorzunehmen. Außerdem sind noch in folgenden städtischen Wahlkreisen die Mandate nachfolgender Abgeordneten er loschen: 1. Kreis (Zittau rc.) Geh. Rath vr. Haberkorn, langjähriger Präsident der 2. Kammer, cons.; 3. Kreis (Bischofswerda, Pulsnitz, Rade berg, Radeburg rc.) Bürgermeister Herrmann- Großenhain, cons.; 5. Kreis (Altenberg, Dippol diswalde, Gottleuba rc.) Geh. Hofrath Ackermann- Dresden, cons.; 9. Kreis (Döbeln, Leisnig rc.) Commerzienrath Nicthammer-Kriebstein, nat.-lib.; 13. Kreis (Frohburg, Rochlitz, Burgstädt rc.) Commerzienrath Kreßner - Schweizerthal, cons.; 16. Kreis (Crimmitschau, Werdau rc.) Fabrikant Ullrich-Werdau, nat.-lib.; 20. Kreis (Eibenstock, Schwarzenberg, Schneeberg rc.) Gutsbesitzer von Trebra-Lindenau in Neustädtel (cons.) In den Kreisen des platten Landes sind die Mandate abgelaufen der Abgeordneten Böhns-Wittgendorf (fortschr., 1. Kreis), Fährmann-Größschönau fortschr., 2. Kreis), Heinze-Dolgowitz (fortschr., 4. Kreis), Strauch-Rodewitz (cons., 5. Kreis), Matthes-Schönbach (cons., 6. Kreis), Philipp- Langebrück (fortschr., 9. Kreis), Frenzel-Dorf Wehlen (fortschr., 12. Kreis), von Oehlschlägel- Oberlangenau (cons., 14. Kreis), vr. Fischer- Freiberg (cons., 15. Kreis), Stadtrath Jung- nickel-Limbach (fortschr., 31. Kreis), Commerzien rath Hauschild - Hohcnfichte (cons., 32. Kreis), Fabrikant Drechsel-Gornsdorf (cons., 36. Kreis), Bürgermeister Speck-Neustädtel, erster Secretär des Directoriums (cons., 41. Kreis), Commer zienrath Breitfeld-Erla (cons., 42. Kreis) und Gutsbesitzer Zeidler-Oberlosa (cons., 44. Kreis). In besonders zahlreicher Weise ist bei den dies maligen Wahlen sonach die sächsische Lausitz betheiligt. Die Zahl der im dritten Viertel des Jahres 1888 im Bereiche der sächsischen Staatsbahnen aiifgefundenen und bisher nicht zurückgeforderten Gegenstände beträgt, die verschiedenen, mit kleinen Geldbeträgen versehenen Portemonnaies nicht mitgerechnet, gegen 2000 Stück. An Schmuck sachen befinden sich darunter: 7 goldene Ringe (2 gravirt), 15 goldene bez. silberne Armbänder, sowie ein Perlen- und ein Corallen - Armband, goldene, silberne und Granatbrosche, 1 gehenkelter Georgsthaler, 1 Busennadel. Außerdem sind 4 Operngläser, 136 seidene, 225 wollene Regen schirme, 30 seidene Damen-, 75 Herren-Sonnen schirme, 272 Stöcke, eine Anzahl Klemmer, Lorgnons, Cigarren- und Muster-Etuis, Reise-, Geschichts-, Roman-, wie Schulbücher, Brieftaschen und Notizbücher, 3 große Oeldruckbilder mit Goldrahmen, 59 Hocken und Papierpacketc, Kleidungsstücke und Wäsche enthaltend, 13 Sommerüberzieher, 3 Gehröcke, 4 Damenjaquetts, 1 seidener Damenmantel, 1 Damen-Gummimantel, 6 Kindermäntel, 139 Herren- und Damenhüte, 72 Mützen aller Art, auch ein Packet neue Stoffmützen und viele andere Sachen von ge ringerem Werthe vorhanden. Ihre Majestät die Kaiserin und Königin Augusta verleiht bekanntlich innerhalb der preu ßischen Monarchie und der Reichslande Elsaß- Lothringen an weibliche Dienstboten, welche 40 Jahre ununterbrochen in derselben Familie gedient haben, eine Auszeichnung, welche in einem gol denen Kreuz nebst Diplom mit der Kaiserin Unterschrift besteht. Eine Zusammenstellung der seit elf Jahren vorgekommenen Fälle dieser Art ergiebt, daß vom 1. Januar 1877 bis Ende December 1888 überhaupt 1535 Dienstboten- Auszeichnungen verliehen worden sind. / Berlin, 9. Januar. Der „Post" zufolge steht die Verlobung der Prinzessin Alice von Hessen mit dem russischen Großfürsten-Thronfolger bevor. Die Verlobung werde Ostern, wo der Großherzog von Hessen sich mit seiner Tochter nach Petersburg begebe, verkündigt werden. Der Fürst und. die Fürstin Bismarck sind am Donnerstag in Berlin eingetroffen. Im Reichstage, der am Mittwoch seine Arbeiten wieder aufnahm, verkehrten bereits am Dienstag zahlreiche Abgeordnete aller Parteien. In Privatgesprächen wurde besonders der Unfall behandelt, welcher unsere Marine auf Samoa betroffen hat. Man ist der Ansicht, daß die Angelegenheit nicht zum Gegenstand einer be sonderen Interpellation gemacht, sondern bei der Berathung des Marine-EtatS zur Sprache ge bracht werden wird. Berlin, 10. Januar. Der Reichstag be schloß, das Mandat des zum königlichen Haus minister ernannten Freiherrn v. Wedell-Piesdorf nicht als erloschen zu erklären. Betreffend die Wahl des Abg. vr.Götz protestirt Abg. Singer in längerer Ausführung gegen die stattgehabten Vorkommnisse, speciekl die Betheiligung der Kriegervereine. Der sächsische Bundesrathsbevoll mächtigte, Oberstlieutenant von Schlieben, tritt für das correcte Verhalten der Kriegervereine, die sich mit Politik nicht beschäftigen, ein. Abg. Rickert widerspricht dem Herrn von Schlieben, wirft den Kriegervereinen starke Wahlagitation vor und geht auf die einzelnen Protestpunkte ein. Der sächsische Buvdesrathsbevollmächtigte Graf Hohenthal bestreitet, daß eine unberechtigte politische Thätigkeit der Kriegervereine vorliege; ihr Auftreten gegen die Socialisten könne man nicht als eine gesetzwidrige Politik hinstellen. Abg. Zeitz führt aus, wenn die Kriegervereine Front gegen die Socialisten machten, sei das nur das Festhalten ihres obersten Grundsatzes: Treue gegen Kaiser und Reich. Abg. Veiel rechtfertigt das Vorgehen der Commission. Abg. Träger findet das Verhalten der sächsischen Regierung ungerechtfertigt, welche in einem öffentlichen Er laß gelegentlich des Kampfes um das Sevtennat erklärte, es handle sich nicht um eine 7jährige Dienstzeit, sondern um eine 7jährige Bewilligung. Staatsminister v. Bötticher erwidert, er sah sich aus zwingenden Gründen veranlaßt, die Richtig stellung der damals verbreiteten Gerüchte, als handele es sich um eine 7jährige Dienstpflicht, selbst in der Presse zu veranlassen; wenn einzelne Regierungen dies amtlich gethan, sei dies nur ein löbliches Vorgehen jenen erdichteten Gerüchten gegenüber, aber keine unberechtigte Politik. An der weiteren Debatte nahmen Theil die Abgg. v. Friesen und v. Huene, der die Zurückweisung an die Commission beantragt. Die Wahl des Abg. vr. Götz wird schließlich unter Ablehnung aller anderer Anträge für giltig erklärt. Die Eröffnung des preußischen Landtages erfolgt kommenden Montag Mittag 12 Uhr durch den Kaiser im Weißen Saale des Kgl. Schlosses in Berlin. Voran gehen Gottesdienste im Dome und in der Hedwigskirche. Stuttgart, 10. Januar. Das Gesammt- ergebniß der Neuwahlen zum württembergischen Landtag liegt nunmehr vor. Danach erhält die Negierung im neuen Landtag eine noch größere Majorität; von den 66 gewählten Abgeordneten sind nämlich 47 regierungsfreundlich, 15 frei sinnig, von 4 ist die politische Richtung noch un bekannt. Nur vier Stichwahlen sind uothweudig. Bemerkenswerth ist übrigens noch die erhebliche Zunahme der socialdemokratischen Stimmenzahl; gewählt wurde allerdings keiner der socialdemo kratischen Candidaten. Oe st erreich. Wien, 9. Januar. Ein Berliner Brief der „Pol. Corr." stellt Folgendes fest: Indem sich Moriers Anfrage bei Bazaine auf die Armee des Kronprinzen bezog, konnte Bazaine im Ein klang mit den nackten Thatsachen, wenngleich nicht dona ücko, eine derartige Unterredung mit Deines leugnen. Worüber Morier anfragte, hat Bazaine thatsächlich nicht gesagt, Aehuliches aber auch die „Köln. Zeitung" nie behauptet, so daß Moriers Berufung auf Bazaine's Brief den durch die „K. Ztg." festgestellten Thatbestand unberührt läßt. Hätte Morier in dem Brief an Graf Herbert Bismarck eine höfliche Bitte aus gesprochen, hätte GrafBismarck's Antwort zwar den gleichen Inhalt, aber eine andere Form er halten. Hoffentlich besaß Morier die Autorisation zur Veröffentlichung des Brieses des Grafen Herbert Bismarck. Die einmüthige Parteinahme der englischen Presse für Morier entspricht der keineswegs unschönen englischen Tradition, stets für das eigene Land, ob recht oder unrecht, ein- zutretcn. Desto betrübender ist der Eindruck jenes Theiles der deutschen Presse, der sich stets auf die Seite des Auslandes stellt. Frankreich. Ein paar gelungene Leute sind schon General Boulanger und sein Pariser Gegenkandidat Jacques, der übrigens ein herzlich unbedeutender Mann ist. Boulanger nennt es eine Schmach, wenn man feinen Gegner wählt, und Herr JacqueS nennt es einen Schimpf für ganz Frankreich, wenn Boulanger, welcher die Diktatur wolle, durchdringe. Solche Programme sind sehr ge fährlich, denn wenn nun, was gar nicht aus geschlossen ist, der General gewählt wird, so ist dessen Triumph natürlich doppelt groß. Man meldet der „Nat.-Ztg." aus Pari- unterm 9. Januar, Abends: Boulanger wird morgen in der Deputirtenkammcr sein Mandat als Abgeordneter des Nord-Departements nieder» legen, um kundzuthun, daß er seine Neuwahl m Paris für zweifellos hält. Gleichzeitig wird dieser Act von einem neuen Manifest begleitet werden. Die heutige Gedenkfeier des Todeis Napoleons III. in der Kirche St. Augustin war. zahlreicher als in den früheren Jahren besucht. Bemerkt wurde das Fehlen Paul de Cassagnacs. Vermischtes. — Z Der Gewerbeverein zu Löwenberg, der 190 Mitglieder hat, feierte das 47. Stiftungs fest. — Der evangelischen Kirche zu Schmiedeberg wurden von Hirschberg von einem Ungenannten 2 kostbare Altarbouquetts gespendet. — Der Buchbindermeistcr Fiebig in Löwenberg feierte das 50jährige Bürgerjubiläum. — Görlitz, 8. Januar. Vom Regierungs präsidenten Prinzen Handjery in Liegnitz ist eine Belohnung für die Auslieferung oder Namhaft machung der Verfertiger oder wissentlichen Aus geber von gefälschten Thaler-, Zweimark-, Ein mark-, Zehnpsennig- und Fünfpfennigstücken aus gesetzt worden. Diese Fälschungen kommen jetzt in so großer Anzahl gerade in Niederschlesien zum Vorschein, daß die Vermuthung, es bestän- den hier im Bezirk Liegnitz Falschmünzerstätten oder Ausgabestellen, fast zur Gewißheit geworden ist. Die falschen Geldstücke sind aus einer Mischung von Zink und Blei und zum Theil auch nur aus Blei hergestellt, oft so plump, daß man sich wundern muß, wie eine Täuschung da mit im Verkehr möglich wird. — Görlitz, 7. Januar. Unsere Stadt be sitzt bekanntlich die erste im Kriege 1870/71 er oberte französische Kanone. Einer der drei Er oberer derselben, der Gastwirth Oskar Leuschner,. ist gestern in dem benachbarten Rausche im rüstigen Mannesalter gestorben. Die Namen der beiden anderen Eroberer dieser Kanone, die hier vor der Hauptwache, dem sogen. Kaisertrutz,. Aufstellung gefunden hat, sind Meyer und Haus knecht. Das 5. Jägerbataillon, dem alle Drei angehörten, steht jetzt in Hirschberg. — In Sommerfeld i. L. ist am 8. d. M die Tuchfabrik der Herren Johann Müller <L Söhne total iiiedergcbrannt. Der Schaden wird auf 350,000 Mark geschätzt. Fünf Arbeiter, welche durch Hcrabspringen aus den oberen Stockwerken sich zu retten versuchten, haben sich schwere Ver letzungen zugczogcn; einer der Verunglückten ist seinen Verletzungen bereits erlegen. 300 Arbeiter sind brodlos. — (Ein Franzose als Freund der Deutschen.) Seit dem Sommer 1871 lebte in Berlin ein Franzose mit dem Namen Jules Cl., welchen der Haß gegen Frankreich dorthin getrieben hat. Als während und nach der Be lagerung von Paris in den Straßen der Stadt der Bürgerkrieg drohte, wurde dem Erwähnten von einem wilden Pöbelhaufen seine junge Gattin getödtct. Von Haß gegen seine Landsleute er füllt, raffte er sein ansehnliches Vermögen zu sammen und wanderte nach Deutschland aus,, wo er unter angenommenem deutschen Namen unbehelligt lebte und sich durch große Wohl- thätigkeit bei seinen Mitmenschen rasch beliebt machte. Herr Cl. hat sich jetzt in den letzten Tagen in ein Versorgungshaus eingekauft und den größten Theil seines Vermögens an deutsche wohlthätige Stiftungen überwiesen. Seinem alten treuen Diener, einein ehemaligen bairischen Unteroffizier, Namens Th. Rauch, zahlte er wie der Betreffende einem Gewährmann persönlich mittheilte, die Summe von fünfzigtausend Mark aus und entließ ihn. Im Ganzen soll nach der Angabe des Letzteren die vertheilte Summe etwa 440,000 Mark betragen. — So erzählt der Gewährsmann der „B. N. N." — Hameln, 8. Januar. In der hiesigen Brut-Anstalt wurden im vorigen Jahre 240,000 junge Lachse erzielt, welche sämmtlich in die Weser gesetzt worden sind. Man hofft auf diese Weise den stark zurückgcgangenen Lachsbestand deS ge nannten Flusses bald wieder auf eine ansehnliche Höhe zu bringen. — Bromberg, 10. Januar. In der ver gangenen Nacht ist das große Dampfmühlen- Etablissement der Gebrüder Schramm, WilhelmS- mühle, niedergebrannt. Bei dem Rettungswerk büßte der Besitzer der Mühle, Richard Schramm^ sein Leben ein. Derselbe wurde im Kesselhause gefunden, von Dämpfen erstickt. x — (Erdbeben in Konstanz.)^ In Kon stanz wurde dieser Tage ein zienpsch hrsW^