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auf Samoa ausgebrochenen Unruhen, welche die Herrschaft Tamafese'S in Frage stellten, abermals auf ein deutsches Kriegsschiff gebracht werden. Der von den Amerikanern angeblich unterstützte rebkllische Häuptling Mataafa, den zahlreiche Samoaner als Malietoa II. zum König auS- gerufen hatten, griff den deutschfreundlichen König Tamasese wiederholt an; er versuchte eS 8 Mal, am 7., 8., 10. und 11. November, die feste Stellung Tamafese'S bei Salufato zu stürmen; jedes Mal mußten seine Krieger mit blutigen Köpfen abziehen. Der dem Londoner „Bureau Reuter" über Auckland zugegangene Bericht, der allerdings nicht ganz zuverlässig erscheint, besagt über die weiteren Vorgänge Folgendes: „Es scheint, daß das Kanonenboot „Adler", mit dem deutschen Consul an Bord, sich am 18. Decbr. nach Lanly, Mataafa's Hauptstellung, begab, um Unterhandlungen für die Entwaffnung seiner Truppen anzuknüpfen. Die Corvette „Olga" landete am nämlichen Tage 120 Mann in Vai- lele, welche von Mataafa's Anhängern ange griffen wurden. Die Deutschen zogen sich nach Vailele zurück, welche Stellung sie gegen den weit überlegenen Feind behaupteten, bis der „Adler eine Anzahl Mannschaften landete. So verstärkt trieben die Deutschen die Samoaner zurück, wobei Lieutenant Sieger und 15 Mann todt auf dem Platze blieben. Von Mataafa's Streitkräften wurden 10 Mann getödtet und 30 verwundet. Die Deutschen bombardirten hierauf die Dörfer Vailele, Letoga, Lanly, Matafage und Matafao. Mataafa's Hauptquartier ist jetzt unweit Apia, wo er eine starke verschanzte Stellung inne hat. Große Aufregung herrscht in Apia und die europäischen Frauen und Kin der wurden an Bord der Kriegsschiffe gebracht. Das Geschäft stockt für den Augenblick gänzlich, da ein weiteres Vorgehen der Deutschen erwartet wird. Mataafa erhielt eine Zufuhr von Mu nition und erklärte, er sei bereit, vor den Befehls habern der britischen und amerikanischen Kriegs schiffe zu erscheinen." Von wohlunterrichteter Seite ist die Ver- muthung ausgesprochen worden, daß an den neuen Wirren auf Samoa die Hauptschuld nicht den einheimischen Elementen beizumessen sei. Eine Darstellung, welche in der „N.-A. St.-Z." ver öffentlicht wird, ist nur dazu angethan, eine solche Auffassung zu bestärken. Der Nachfolger Grünbaums, der nordamerikanische Generalkonsul Sewall, hat seinen Berichten an das Cabinet von Washington Correspondenzen eines amerika nischen Handelsherrn in Samoa Namens Moors beigefügt, welche die Schädigung der amerika nischen Interessen durch die Deutschen darthun sollten. Dieser Mr. Moors ist Theilhaber der Firma Grevsmühl und Moors, welche außer der Firma Wightmann und Comp. die einzige große amerikanische Firma in Apia ist. Daneben be stehen nur noch mehrere Kleinhändler. Die Firma Grevsmühl und Moors (Grevsmühl ist ein Deutscher und früherer Beamter der Deut schen Handels- und Plantagen-Gesellschaft), welche mit der Firma A. Crawford und Comp. in San Franzisko in enger Verbindung steht, befand sich im Beginne der 80er Jahre in Schwierigkeiten. Vielleicht, daß daher der Aerger des Herrn Moors gegen Deutschland rührt, dem seine Hauptconcur renten angehören, und daß sich so sein Rath schlag erklärt, daß die Vereinigten Staaten Sa moa annectiren möchten, „um den deutschen Diplomaten zu zeigen, daß sie mit den Vereinig ten Staaten nicht willkürlich verfahren könnten." Nur eine energische Politik werde' verhindern, daß die Deutschen nicht demnächst auch auf Ha- wai so „rücksichtslos" vorgingen, wie jetzt auf Samoa. Bisher hat es das deutsche Reich an Rück sichten gegen Amerika in der Samoa-Frage wahrlich nicht fehlen lassen. Trotzdem auf Sa moa die deutschen Interessen in einem Maaße überwiegend sind, daß die englischen oder gar die amerikanischen Interessen damit gar nicht in Vergleich kommen können, hat die deutsche Re gierung sich seit Jahr und Tag eifrig bemüht gezeigt, ein Arrangement auf der Inselgruppe nur im Einverständniß mit der englischen und amerikanischen Regierung zu treffen. Es ist zu hoffen, daß das auch jetzt noch möglich sein wird, ungeachtet der Ränke jener Handelsleute, die ihre kleinlichen persönlichen Interessen mit denen ihres Vaterlandes vermengen möchten. Mit ähnlichen Drohungen, wie sie von amerika nischer Seite neuerdings nach Paris gerichtet wurden,' um die französische Regierung an einer staatlichen Unterstützung des Panama - Canal- Baues zu verhindern, würde das Cabinet von Washington dem sieggewohnten deutschen Volke gegenüber blutwenig ausrichtcn. Niemand wird jetzt, nachdem deutsches Blut auf Samoa ge flossen ist, die deutsche Reichsregierung daran hindern dürfen, die dortigen Verhältnisse einer Neuregelung zu unterziehen, durch welche das Leben und Eigenthum der europäischen Ansiedler besser als bisher geschützt sind. Deutsches Reich. Zu dem am Dienstag Abend stattgefundenen Hofball in Dresden waren 850 Einladungen erlassen worden. Das königliche Ministerium des Innern be absichtigt im Laufe dieses Jahres eine allgemeine polizeiliche Revision der Maaße und Gewichte, sowie der Waagen und Meßwerkzeuge anzu ordnen. Die Gewerbtreibenden werden hiervon unter Hinweis auf die empfindlichen Nachtheile, welche ihnen erwachsen, wenn bei der Revision unrichtige, unzulässige oder ungestempelte Maaße, Gewichte, Waagen oder Meßwerkzeuge vorge funden werden, und mit dem Veranlassen in Kenntniß gesetzt, die von ihnen benutzten Aich- gegenstände, deren Zulässigkeit im Verkehr zweifel haft erscheint, oder bei denen in Folge des Ge brauchs die Aichstempel nicht mehr erkennbar sind, innerhalb der ersten drei Monaten dieses Jahres dem nächsten Aichamte zur Prüfung bez. Wiederaichung zuzuführen. Wie verlautet, soll der sächsische Landtag noch in der ersten Hälfte dieses Jahres, wahr scheinlich im Mai einberufen werden, jedoch nur zu kurzer Session zur Erledigung einiger dring licher Sachen. ^.Bischofswerda. In dem Artikel über die hiesige Herberge zur Heimath in Nr. 3 dieses Blattes ist irrthümlicher Weise die Zusammen setzung der von der Generalversammlung gewählten Baucommission nicht ganz richtig angegeben. Dieselbe besteht aus den Herren Stadtrath Kind, Stadtverordnetenvorsteher Böhmer, Buchdruckerei besitzer May, Messerschmiedemeister Rob. Löhnert und Pastor vr. Wetzel. Wir können dabei hin zufügen, daß der von dem Herbergsvater, Herrn Lantzsch, unternommene Rundgang zur Gewinnung neuer Mitglieder für den Herbergsverein bereits von bestem Erfolge gewesen ist, wollen auch nicht unterlassen, zu bemerken, daß nach den Statuten des Vereins die Mitglieder in keinem Falle einen höheren Beitrag als 50 Pfg. jährlich zu zahlen haben. Ebenso erfreulich wie die Thätigkeit des Herbergsvaters ist die des hiesigen Männer- und Jünglingsvereins. Durch denselben sind im ver gangenen Jahre 31,200 gedruckte Predigten in der Stadt und Umgegend verbreitet worden. Bischofswerda nimmt nach der Zahl der verkauften Predigten nach Dresden die erste Stelle ein. Die ziemlich bedeutenden Kosten für das Porto u. dergl. hat bisher der Verein getragen, doch soll der Kirchenvorstand um eine Unterstützung dieses segensreichen Unternehmens ersucht werden. Auch zur Vermehrung der Bibliothek des Jnng- lingsvereins wurde eine Summe von 10 M. aus den Mitteln des Vereins verwilligt. Gäste bei den Vereinsabenden, die allsonntäglich für die aus 50—60 Mitgliedern bestehenden Lehrlings- abtheilung in Hönicke's Restauration, für die älteren Mitglieder in Schumanns Haus (Wall gasse) gehalten werden, sind jeder Zeit herzlich willkommen. Auch hier wäre eine Vermehrung der Mitglieder der Männerabtheilung, die z. Z. aus nur etwa 20 Herren besteht, sehr erwünscht. Anmeldungen hierzu nehmen die Herren Robert Löhnert, Ernst Heintz, Hanisch jun., Archidiaconus Seyfert und Pastor vr. Wetzel gern entgegen. — Zur Warnung mög folgender Fall dienen. Am vergangenen Freitag hatte in einer Fabrik in Zwickau ein 19 Jahre alter Arbeiter aus Cainsdorf während der Frühstückspause eine Flasche Bier am Ofen erwärmt und stieß, wie dies vielfach geschieht, um Kohlensäure zu ent wickeln, mit dem Boden der Flasche auf die lache Hand. Hierbei trieb die entstandene Kohlen- äure den Hals der Flasche ab, und traf der- elbe das linke Auge des Arbeiters mit solcher Heftigkeit, daß dasselbe auslief. — Das Osterfest fällt in diesem Jahre ziemlich spät, auf den 21. April. Dennoch ist Ostern im Jahre 1886 noch später und zwar auf den 25. April gefallen, das späteste Datum, auf welches Ostern überhaupt fallen kann. Der Fall ist in diesem Jahrhundert noch nie dagc- wesen und kommt erst wieder im Jahre 1943 vor. Das früheste Osterdatum, der 22. März, fiel in diesem Jahrhundert auf das Jahr 1818 und trifft erst im Jahre 2285 wieder ein. — Die strenge Kälte hat unter den gefie derten Sängern großen Schaden angerichtet; wir wenden uns daher wiederum an die stete Hilfs bereitschaft unserer Leser mit der dringenden Mahnung: Gedenket der hungernden Vögel. — Unser Fortbildungsschulwesen und> insbesondere die Disziplin m diesen Anstalten scheinen einem neuen Aufschwünge entgegenzugehen. Wie aus zahlreichen Gesuchen an die Direktionen der Fortbildungsschulen ersichtlich ist, legen viele Militärbehörden auf das FortbildnogSschul-Ent- lassungszeugniß der eintretendsn Rekruten großes Gewicht und m Sonderheit auf die Betragens und OrdnungScensuren. Im eigenen Interesse mögen daher die Fortbildungsschüler darauf auf merksam gemacht sein, das betreffende Schulzeug- niß sorgfältigst aufzubewahren, um es nöthigen- Falles sogleich bei der Hand zu haben. — Die Abhaltung der 28. allgemeinen deut schen Lkhrerversammlung ist nunmehr auf den 11., 12. und 13. Junl d. I. festgesetzt. Sie findet in Augsburg statt. * ML Nach dem Prospect der deutschen Gerberschule zu Freiberg in Sachsen wird die letztere am 1. Mai 1889 eröffnet. Ausgenommen werden in die Schule junge Leute vom erfüllten 17. Lebensjahre an, welche die Gerberei bereits praktisch gelernt haben. DaS halbjährig pränu- merando zu zahlende Schulgeld beträgt 150 M. jährlich für Inländer (Deutsche). Anmeldungen zur Schule sind bis Ende Januar an den Vor stand der deutschen Gcrberschnle in Freiberg zu richten, welcher auch auf Wunsch weitere Aus kunft ertheilt. Von Ende Januar ab nimmt der Director der Schule, Herr Courtier, die An meldungen entgegen. Der Unterricht umfaßt in einem einjährigen, Ostern beginnenden Cursus folgende Fächer: 1) Alle Zweige der Gerberei mit besonderer Berücksichtigung der Lohgerberei. Im einzelnen wird behandelt: a) das alte Gerb verfahren (sauere Gerbung), b) süße Gerbung (Extractgerberei), o) Oberledergerberei, 6) die ver schiedenartige Zurichtung der Oberleder, s) Zeug- und Riemenledergerberei. 2) Praktische und theoretische Rohstofflehre und Waarenkunde. 3) Maschinenkunde. 4) Rechnen, Buchhaltung, Handelslehre, Correspondenz und Betriebscalcula- tion. Punkt 2 bis 4 mit besonderer Rücksicht nahme auf das Gerbereigewerbe. 5) Allgemeine Chemie und Physik, soweit Kenntniß auf diesem Gebiete für den praktischen Gerber Wünschenswerth, erscheint. 6) Allgemeine technische Chemie. 7) Specielle Gerberei-Chemie und Arbeiten im Laboratorium. 8) Excursionen in Gerbereien, in allgemeine interessante technische Anstalten und in den Wald. Auch werden von hervorragenden Forstleuten Borträge über Waldwirthschaft ge halten. I» verschiedenen Fächern werden die Schüler zu schriftlichen Arbeiten angehalten und wird hierbei ans Ausbildung des Stils und der deutschen Sprache wesentlich mit gesehen werden. Bautzen. Herr Recierungsrath vr. Klotz, welcher unterm 1. Januar zu der Kgl. Kreis hauptmannschaft hier versetzt worden ist, wurde vor versammeltem Collegium durch Herrn Kreis hauptmann v. Salza und Lichtenau nach erfolgter Verpflichtung in seine neue Stellung feierlich ein gewiesen. Bautzen. In öffentlicher Sitzung des Kgl. Landgerichts wurden als Geschworene der ersten diesjährigen Quartalsperiove des hies. Schwur gerichts durch Loosziehung ernannt: Mühlen besitzer Böer in Sebnitz, Gutsbesitzer Bührdel in Mittelweigsdorf, Bleichereibesitzer May in Hof- hainersdorf, Privatier Schöne in Neustadt b. St., Prokurist Lommatzsch in Großschweidnitz, Töpfer meister Borsdorf in Pulsnitz, Kaufmann Kräger in Oberleutersdorf, Gutsbesitzer Kunack in Schlegel, Kaufmann Unger in Großröhrsdorf, Mühlen besitzer Kunath in Ringenhain, Freigutsbesitzer Ulbricht in Oberhelmsdorf, Fabrikant Wünsche in Schönbach bei Neusalza, Gemeindevorstand Günther in Oberneukirch, Kaufmann Tammer in Schirgiswalde, Gutsbesitzer Hörnig in Goldbach, Hausbesitzer und Fabrikant Lebelt in Walddorf,. Kaufmann Wünsche in Löbau, Bleichereibesitzer Rösler in Sprcmberg bei Neusalza, Fabrikant Engler in Niederkunnersdorf, Rittergutsbesitzer Graf Breßler auf Lauske, Privatns Lippert in Kamenz, Kaufmann Sthamer in Zittau, Ritter gutsbesitzer Pfannenstiel in Bautzen, Baumeister Trummler in Zittau, Rittergutsinspector Burk hardt in Dittersbach b. Stolpen, Fabrikant Gold berg in Großschönau, Haarbodenfabrikant Tanncrt in Hainewalde, Rittersgutsbesitzer Fickler auf Kittlitz, Fabrikant Kutschke in Cunewalde und Gemeindevorstand Zimmermann in Klcinschönau. kJ Bautzen. (Statistik.) In der Zeit vom 1. Oktober bis 31. Dccembcr 1888 sind bei der hiesigen Königl. Staatsanwalt 576 An zeigen über verübte, die landgerichtliche Zuständig keit begründende Verbrechen nud Vergehen, darunter 493 Anzeigen gegen 641 bestimmte Beschuldigte eingegangen, 19 Anträge auf Einleitung der Vor untersuchung und 238 Anträge auf Eröffnung.