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onnabend, de« 29. «ar. O. Kupfer. Pr. Pr. Die Arbeiterversicherung. Es wird zuweilen behauptet, auf dem moralischen -Gebiete bleibe Alle« beim Alten und nur auf in tellektuellem (geistigem) vollzögen sich neue Fortschritte. Freilich kann man diese sittlich trostlose Behauptung einigermaßen aufrechterhalten, wenn man die mora lischen Fortschritte, welche die Culturgeschichte ver zeichnet, nur auf neue geistige Erleuchtungen, nicht aber auf eine Läuterung und Vervollkommnung der sittlichen Measchennatur, auf eine Verbesserung und Vermehrung de« ganzen moralischen Grundfonds der Menschheit zurücksührt. Doch sind da« für die praktische Werthschätzung der Dinge ziemlich werth lose Spiegelfechtereien mit Worten und Begriffen. Der Eulturhistoriker hält sich an die wirklichen Lhatsachen und diese bezeugen die trostvolle Wahr heit, daß auch auf dem moralischen Gebiete der Fortschritt nicht weniger stetig und häufig sogar vicht einmal weniger frappant ist, al« auf dem vaturwiffenschaftlichrn Gebiete. Wenn Fürst BiS- «arck einmal den für einen Diplomaten der alten Schule unerhörten Ausspruch that, die Knochen eine« einzigen pommer'schen Landwehrmaane« ständen ihm höher al« die ganze orientalische Frage, so ist durch diese burschikos klingende Redensart für einen späteren Eulturhistoriker vielleicht eine ganz neue Tultur- -Epoche, eia ganz neue« moralische« Prioeip und rin so großer sittlicher Fortschritt charaiterisirt, daß .Degen die weltgeschichtlich« Bedeutsamkeit desselben übte. Erst allmälig drang rin Lichtstrahl de« Er barmen« in diese Nacht der Grausamkeit und Ge wissenlosigkeit. Ja selbst heute steht England ia der humanen Gestaltung seine« Arbeiterrecht« noch hinter Deutschland zurück und zwar auch völlig ab gesehen von dem neuen moralischen Princip der Menschenliebe und Gerechtigkeit, welch«- Fürst Bi«- marck soeben im Begriff ist, in die Welt de« Fühlen«, Denken« und Sein« einzuführen. Unsere Zeit unterliegt bet der richtigen Betrach tung und Wertschätzung dessen, wa« vor ihren Augen passirt, zwei optischen Nachtheileu. Einmal dem Nachthril der zu nahen Distance und daun dem Nachtheil der zu großen Objecte. Die Dinge stehen ua« zu nahe und sie sind außerdem zu groß, weshalb sie falsch gesehen und falsch brurthetlt werden. Man muß deshalb die Entfernung einer weltgeschichtlichen Betrachtungsweise auuehmru, um den großen Vorkommnissen der Gegenwart gerecht werden zu können. Wem dieser Aufschwung in eine historische Vogelperspektive aber gelingt, der wird auch in moralischer Hinsicht großartige Fortschritte bemerken, namentlich aber da« ganz neue Recht«- princip in seiner vollen kulturgeschichtlichen Bedeu tung zu schien wisse», welche« dem Reichs-Arbeiter» vrrsicherung«-Projectr zu Grunde liegt. Der grmeiae Man» soll nicht mehr al« da« gleichglltiM Kanonen futter staatlicher «ad culturlicher Lat»I«ümgeu be- trachtet, sondern immer mehr eingesetzt werven t, seine »ollen Menschenrechte, «ad nicht nur in An maler und politisch-platonischer, smtdm» .»« — Der WM Lrzähler, Wochenblatt für Bischofswerda, Stolpen «nd Umgegend. Amtsblatt -er Königl. Amtshauptmannschakt, -er Königl. Ichul-Anspeetian u. -es Königl. Hauptsteueramtes zu pautzen, sowie -es Königl. Amtsgerichte» un- -es Sta-trathes zu Dijchofswer-a. In der Zeit vom 7. bi« 9. November vor. Jahre« ist au» einem Wohnhause in Rammenau eine noch ziemlich neue Hose von schwarzem Trikot, Der Bund und die Taschen von grauer Leinwand, sowie am 6. oder 7. deffelben Monat« ei« Portemonnaie von bräunlichem Leder mit eine« au« Perlen gestickten Schilde entwendet worden. .. --- Zur Ermittelung de« Thäter« und Wiedererlangung de« Gestohlenen wird Solche« andurch bekannt gemacht. Bischofswerda, am 21. Januar 1881. Der Königliche Amtsanwalt. vr. Höcker Erledigt Hat sich der unterm 15. September vorigen Jahre« hinter der Cigarrenarbeiterin Pauline Böhme au» Wehrsdorf wegen Betrug« erlassene unterm 11. November Desselben Jahre« erneuerte Steckbrief durch Aufgreifung derselben. Bischofswerda, am 26. Januar 1881. Der Königliche AmtSanwalt. vr. Höcker. — In der Nacht zum 29. December v. I. ist au« einem Güterwagen auf dem Bahnhofe zu Ober-Neukirch eia leerer Getreidesack, gezeichnet .Baldewrg mnd Sachse Bautzen", entwendet worden. Zur Ermittelung de« Thäter« und Wiedererlangung de» Gestohlenen wird Solche« andurch bekannt gemacht. Bischofswerda, den 26. Januar 1881. Der Königliche A m t « a n w a l t. vr. Höcker möglicherweise andere Begebenheiten, die un« heute größer erscheinen, zu einem Nicht« erbleichen. Die nämliche weltgeschichtliche Bedeutsamkeit wohnt in moralischer Hinsicht dem ganz neuen Princip bei, welche« der durch den Fürsten Bismarck geplanten Arbeiterversicherung zu Grunde liegt. Sowohl im Kriege wie auch in der Industrie hatte sich eine harte Praxi« an die unvermeidlich erscheinende Thatsache gewöhnt, daß der gemeine Mann gewissermaßen da« Kanonenfutter sei, welche« die Natur so massenhaft hervorbringe, daß die Eultur kein Bedenken zu tragen brauche, dasselbe für ihr« hohen Zwecke so reichlich wie rrforderlich in Anspruch zu nehmen. Wenn die Weltgeschichte seither von großen militärischen Siegen und von Wunderwerken der Bau kunst und alten Eultur berichtete, so durfte der fühlende Leser nicht daran denken, daß sowohl Alexander, Attila und Napoleon bei ihren Kriegen, wie die Pharaonen bei ihren Phramideabautea die Menschen, die dabei verbraucht wurden, nicht höher achteten al« heute der Zuckerstrder die Rüben auf dem Felde. Doch nicht nur die alte«, sonder« auch die mo dernen Wunderwerke der Technik bliebm lange Zeit moralisch befleckt mit dem Makel grausamer Nicht achtung de« Leben« und der Gesundheit de« Ar- bester«. Namentlich wurde die englische Industrie unter wahren Gräuelthatra eingeführt, welche »ine herzlose Spekulation in physischer und moralischer Hinsicht an den Arbeitern und Arbeiterinnen der» Nachdem die örtliche Einführung der obligatorischen Trichinenschau mehr und mehr Anklang im Lande gefunden, hat daS.Kgl. Ministerium de« Innern Veranlassung genommen, vom LaadeS-Medicinal-Collegium hierüber ein Gutachten zu erfordern, sowie ein Normal-Regulativ aufstellen zu lassen, welche« die Gesichtspunkte übersichtlich zusammenstellt, die bei Einführung der obligatorischen Trichinenschau zu berücksichtigen sind. Nach dem gedachten Gutachten de« Lande«-Medicinal-Collegium« ist vor allen Dingen darauf aufmerksam zu machen, daß selbst bei der sorgfältigst Angestellten Trichinenschau e« unmöglich ist, den Consumenten jederzeit eine Garantie de« gefahrlosen Genuffe« von rohem oder halbrohem Schweinefleische zu Litten, wohl aber ist da« Publikum selbst in der Lage, durch eine zweckmäßige Zubereitung der au« Schweinefleisch hergestellteu Speisen sich gegen dir Gefahr der Trichinenkrankheit zu schützen, da gehörig gekochte« und gebratenes Schweinefleisch vollständig gefahrlos ist. E« würde daher schon genügen, wenn die betreffenden Ortspolizeibehörden nur diejenigen Bestimmungen träfen, welche die fakultative Fleischschau Durch bestimmte auf ihre Zuverlässigkeit geprüfte und unter öffentlicher Controle stehender Trichinenbeschauer ermöglichen. Sollten nun einzelne Ortspolizeibehörden de« hiesigen amtShauptmannschastlichen Bezirk« beabsichtigen, ia ihren Gemeinden die eine oder die andere Trichinenschau einzuführen, so hat da« Königliche Ministerium de« Innern die unterzeichnete Amtshauptmannschaft durch Zufertigung einer Abschrift de« von dem Lande«-Medicinal-Collegium aulgearbeiteten Normal-Regulativ«, sowie sonst in den Stand gesetzt, die betreffenden Ort-Polizeibehörden nach der einen oder Der anderen Richtung hin mit wünschenswerthem Rathe an die Hand gehen zu können. Bautzen, am 26. Januar 1881. Die Königliche Amtshauptmannschaft. vo« Salza Beim hiesigen Amtsgericht sind für Abhaltung von Terminen in streitigen Civilsachen für da« Jahr 1881 die Tage Montag, Donnerstag und Sonnabend jeder Woche bestimmt. Ein Verzeichniß der verkündeten Urtheile wird zur Einsichtnahme der Betheiligten in der Gerichtsschreiberri Mittwoch« und Sonnabend« auf die Dauer von 8 Tagen für jede« Urtheil ausgehangen. Bischofswerda, den 26. Januar 1881. Königliche« Amtsgericht. Manitius. Diese Zeitschrift erscheine wöchentlich zwei Mal, Mittwoch« u. Sonnabend«, und kostet einschließlich «r Sonnabend« erscheinenden „belletristischen Beilage" vierteljährlich I Mk. Sv Pfg. Gebühren für Inserate von auswärts werden, wenn von den Einsendern nicht ander« bestimmt, durch Postnachnahme erhoben. SechSunddreWMer Jatzrgang. Inserate, welche in dies«, Blatt« di, weiteste verbreit«, « finden, «erden bi« Dienstag und Freitag früh» Uhr anga- nommm und kostet die dreigrspalten« Sorpuszeile 1« P f. 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