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dem Äefängniß in Cork abgeführt, wo ör ebenso wie der wegen WiderftaydS LkMn die ObriaW verhaftete Gladstonianer BlUmMtMi^sMai trägen und StMingSarbeiten leisten muß. Hierin liegt der Hauptunterfchied zwischen dem Glad- stone'schen Zwangsgesetz von 1881 und dem SaliSbury'schen von 1887; damals wurden die Parnelliten in Kilmainham als politische Gefangene behandelt und genossen alle Annehmlichkeiten des Lebens, die Freiheit abgerechnet. Die gegenwärtige wirthschaftliche Lage Ruß» landS erscheint in sehr ungünstigem Lichte. In Handel und Industrie dauert die Stockung fort und auch in der Landwirtschaft haben sich die Verhältnisse trotz der reichen Ernte nicht besser gestaltet, da die Berwerthung der Erzeugnisse nicht möglich ist. Bezeichnend für die Lage des Grundbesitzes ist der Umstand, daß erst in diesen Tagen die Moskauer Agrarbank zum executiven Verkauf von nicht weniger als 460 Gütern zu schreiten sich genöthigt steht, von welchen die Hypothekarzinsen seit längerer Zeit rückständig sind. Die gemeldete Vorschiebung bedeutender Truppenmasscn gegen die Westgrenze Rußlands hat sich nicht bestätigt, doch läßt sich nicht in Abrede stellen, daß die russische Militärverwaltung an der Hebung der Wehrkraft des Reiches in den westlichen Gouvernements noch immer so intensiv arbeitet, wie im Frühjahr inmitten der allgemeinen Kriegsbesorgnisse. zu befürchtens wenn man sich etwa urplötzlich' zur Abschaffunader hohen Zölle entschließen würde., Um den in Wien zusamwengetretenen öfter»! reichifch-ungarischen Delegationen Raum für ihre dringlichen Berathungen zu schaffens ist' der österreichische ReichSrath vertagt worden, ohne daß die czechische Interpellation über den Mittelschul-Erlaß im Parlament zur Sprache gekommen ist. Die Angriffe der Czechen gegen den Unterrichtsminister von Gautsch sind völlig erfolglos geblieben, was die Jungczechen der charakterlosen Zaghaftigkeit der Altczechen, die Letzteren aber dem alle anderen Parteien ab stoßenden wilden Treiben der Jungczechen zu schreiben. Dieser Bruderzwist wird jedenfalls auf dem nächsten böhmischen Landtage lebhaft fortgesetzt werden. Inzwischen verderben es die Czechen immer mehr mit der österreichischen Regierung. In Prag ist in diesen Tagen eine czechische Brochure, welche das deutsch-österreichische Bündniß bekämpft, nach ihrem Erscheinen auf höheren Antrag mit Beschlag belegt worden. Wie verlautet, hatte die französische Regierung einige hundert Exemplare bestellt. Das deutsch feindliche Machwerk soll einen einflußreichen Czechensührer zum Verfasser haben, der Oester reich vor der deutschen Schlange warnt und für Frankreich und Rußland schwärmt, welche Deutsch land niederwerfen werden. Während sich die erste Abtheilung des italienischen Expeditionscorps unter dem Jubel der Bevölkerung von Neapel dort nach Ostafrika einschiffte, ist bereits ein englisches Kanonenboot mit dem ersten Secretär der englischen Gesandt schaft in Kairo, Portal, sowie dem Major Beech und Aliwed Effendi in Massauah eingetroffen, welche von England beauftragt sind, den Frieden zwischen Italien und Abessinien bei dem NeguS zu vermitteln. Die italienischen Blätter versichern, daß diese englische Mission keineswegs von der Regierung Italiens angeregt worden ist und den Fortgang der kriegerischen Operation nicht hemmen wird. Die Italiener wollen durchaus zuerst Siege erringen ui d erst dann Friedensvorschläge des Negus entgegenzunehmen. Daran thun sie aber nicht recht, denn, wenn man nutzloses Blut vergießen ersparen kann, ist das sicher der beste Erfolg. Wenn auch Anfangs der Präsident der französischen Republik gesonnen war, eher selbst zurückzutreten, als die von Cuneo d'Ornano be antragte parlamentarische Untersuchung in einer für seinen Schwiegersohn Wilson kränkenden Form zuzulassen, besann er sich doch eines Anderen, nachdem Wilson gestanden hatte, daß er Schrift stücke des Staates in seinem Privatbesitz zurück behalten und seit 6 Jahren seine Briefe, mit dem Petschaft Grevy's versehen, unfrankirt abgesandt habe. Die französische Regierung steht nun der Angelegenheit zunächst abwartend gegenüber, sieht ihre Aufgabe nur in der Wahrung der Compe- tenzen und fürchtet keinen ernsten Ausgang, weil die sämmtlichen republikanischen Gruppen sich doch schließlich einigen müssen, um den monarchistischen Angriffen zu begegnen. Nicht ohne Besorgnisse sahen aber die amtlichen Kreise in Paris der Verhandlung über den die Rentenumwandlung betreffenden Gesetzentwurf entgegen, da die Radi kalen diese Gelegenheit benutzen wollten, dem Cabinet Verlegenheiten zu bereiten. Der Angriff verlief aber wirkungslos, da am Donnerstag das Amendement des Radikalen Pichon, in welchem eine Conversion in 4procentiger Rente beantragt wurde, von Rouvier erfolgreich bekämpft und von der Kammer mit 344 gegen 173 Stimmen ab gelehnt wurde. Die Kammer nahm die Conver sionsvorlage mit 276 gegen 164 Stimmen an, beschloß aber dann die sofortige Verlesung des Berichts der Enauste-Commission. Ans demselben ging hervor, daß die Commission nach Vernehmung der Minister, welche sich gegen eine parlamentarische Untersuchung ausgesprochen, im Uebrigen aber sich beseit erklärt hatten, der Kammer jede noth- wendigc Auskunft zu geben, mit allen gegen eine Stimme bei ihren ersten Beschlüssen verharrte und demgemäß die Enquete beantragt. Infolge der Unbotmäßigkeit DinizulnS des Sohnes Ceterwayos, drohen England neue kriegerische Verwickelungen in Südafrika. Umso wünschenswerther scheint dem Cabinet Salisbury ein baldiger Abschluß der Wirren in Irland und soll.deHbylb das Ministerium sogar die Absichf kunhgegÄcn^haben, in der nächsten Parlaments» sesstoy eine ün Sinne Chamberlains ausgearbeitete Bill voxzubripgen, welche den Irländern ein größeres Maß von Selbstverwaltung zugesteht. Bei, her. Verhaftung des renitenten irischen De- putirtett O'Brien in Middleton kam es zu sehr deftigen Austritten und wurde der Gefangene schließlich unter starker Husarenbedeckung nach Berlin, 7. November. Am heutigen Vor mittag empfing Se. Majestät der Kaiser den Besuch des Prinzen Wilhelm und nahm später noch einige Vorträge entgegen. Die Besserung im Befinden Sr. Majestät schreitet in regel mäßiger Weise fort. San Remo, 5. November. Auf Wunsch der Frau Kronprinzessin y>ird in diesen Tagen vr. Mackenzie von London hier eintreffen, um eine erneute Prüfung der Stimmbänder des Kronprinzen vorzunehmen. Möglicherweise soll von dem Ergebniß der Untersuchung die Erlaubniß zu einer beschleunigten Rückkehr des hohen Patienten nach Deutschland, die bisher erst für das kommende Frühjahr in Aussicht genommen war, abhängen. — 7. November, vr. Morell Mackenzie sandte ein Telegramm an die Königin Victoria, in welchem er die ungünstigen Nach richten in Betreff des Kronprinzen bestätigt. Danach hat sich die Wucherung mehr nach unten gesenkt. Berlin, 7. November. Der „Reichsanzeiger" bringt folgendes Telegramm von vr. Mackenzie aus San Remo: Das Allgemeinbefinden des Kronprinzen ist andauernd vortrefflich. Derselbe macht viel Bewegung in der freien Luft; Schlaf und Appetit sind gut, dagegen nahm das örtliche Leiden in den letzten Tagen einen ungünstigen Charactcr an. Obgleich keine Symptome augen blicklicher Gefahr vorhanden, habe ich doch gebeten, andere Specialisten hinzuzuziehen. Infolgedessen wurden Prof. Schröter (Wien) und Privatdocent Krause (Berlin) anfgefordert, nach San Remo zu kommen. Köln, 6. November. Ein Extrablatt der „Köln. Ztg." meldet, Graf Schuwaloff habe den Besuch des Czaaren in Berlin für Mitte Nov. amtlich angezeigt; der Aufenthalt werde wahr scheinlich von 10 Uhr Vormittags bis Mitter nacht dauern. Der russisch - officiöse Brüsseler „Nord" be stätigt das bevorstehende Eintreffen des Czaaren in Berlin. Fulda, 4. November. Bei der heutigen Bischofswahl wurde der Prälat Stadtpfarrcr Josef Weyland aus Wiesbaden zum Bischof von Fulda gewählt. Berlin, 4. November. Der Landwirth- schaftsrath beschloß mit allen gegen drei Stimmen die Verdoppelung des Roggenzolls und Weizen zolls. Schon vor vier Wochen lief das Gerücht um, das neue deutsche Repetiergewehr, das ein Kaliber von 11mm hat, solle durch eine Feuerwaffe mit kleinerem Kaliber ersetzt werden. Das französische Blulgewehr hat ein Kaliber von nur 8 mm, und dasselbe Kaliber hat Oesterreich angenommen. Die Nachricht bestätigt sich, und es werden dem gemäß wieder Forderungen für ein neues Jn- fanteriegewehr an den Reichstag gerichtet werden. Bei dem kleinen Kaliber heißt es, kann man die Hälfte mehr an Patronen aufnehme», die Flug bahn des Geschosses ist ebener, feine Durchschlags fähigkeit bedeutend größer. Die Militärverwal tung soll Versuche mit einem 7*/, mm-Gewehr anstelle«, das von einem Oesterreicher vr.Jurnit- Deck construirt ist, und alle bisherigen Repetier gewehre «deutend übertreffen soll. Die jetzigen Repetiergewehre sollen den BesatzüngStruppen der Armee überwiesen werden. Wien, 7. November. Die „Neue Freie Presse" bestätigt, daß in Deutschland versuche mit einenrchHWWtknr östeömHischeü Erfinder hergestchlkien Gewehr unterHommechjwcrdenrsAen^und Wink, Deutsch land sei^ mitdem WkSusergewehr noch immer: allen anderen Staaten voran, denn seine Truppen seien bereit» ausgerüstet, während Frankreich seine Gewehre erst anfertige, Oesterreich danüt kaum begonnen habe und Rußland überhaupt noch keine Versuche anstelle. An Reichsmünzen waren Ende October d. I. in Umlauf: in Gold 1,957^39,655 Mark, in Silber 4,480,966,336»/, Mark, in Nickel 35,159,178,20 Mark und in Kupfer 3,839,029,58 Mark. — Der Ertrag der Branntweinsteuer im neuen Etat ist auf genau 108 Millionen Mart angesetzt worden. Das Geschenk, welches der Prinz-Regent Luitpold von Baiern dem Papste zu seinem Priesterjubiläum überreichen ließ, ist ein in haar feiner Seide gesticktes Altarbild und stellt Christus am Kreuze, umgeben von zahlreichen Engeln, vor. Ursprünglich wurde dies Meisterwerk nach genauen persönlichen Angaben des Königs Ludwig II. in der Kunststickschule des MarienstifteS angefertigt und war als Schmuck für das Kopfende des königlichen Bettes bestimmt. Nach dem Tode des Königs wurde das Bild, an welchem 6 Damen ununterbrochen 2^/, Jahre lang gearbeitet, vom Regenten erworben und von diesem dem Papste geschenkt. Im bairischen Heere hat wiederum ein großes Avancement stattgefunden, welches besonders die Stabsoffizierchargen berücksichtigt hat. So sind nicht weniger als 31 Hauptleute und Rittmeister zu Majors befördert, für zwei Armeccorps eine recht bedeutende Zahl. Breslau, 7. November: Heute Vormittag begann unter Ausschluß der Oeffentlichkeit im Schwurgerichtssaale die Verhandlung gegen 38 Socialisten, die wegen socialistischer Umtriebe angeklagt worden waren. Unter den Zeugen befand sich Reichstagsabgeordneter Linger. Wien, 6. November. Sämmtliche Wiener Blätter besprechen unter wärmster Zustimmung das einhellige Vertrauensvotum, welches der un garische Delegations-Ausschuß gestern dem Grafen Kalnoky ertheilte und heben als besonders charakteristisch und zutreffend, die Äußerung des Ministers hervor, daß die bulgarische Frage keineswegs die alleinige und wesentlichste Beun ruhigung Europas bilde. Die Blätter illustriren Kalnokys Erfolg noch durch den Hinweis aus die reservirte Haltung, welche die ungarische Delegation im vorigen Jahre gegenüber dem Minister beobachtete. Sofia, 6. November. Heute Vormittag traf die erste Locomotive auf dem hiesigen Bahnhofe ein. Dem anläßlich dieses Ereignisses stattge habten Banket, an welchem 400 Personen theil- nahmen, wohnte auch der Prinz Ferdinand bei. New-Jork, 4. November. Nach den aus Chicago vorliegenden Nachrichten wird das Ge- fängniß, in welchem sich die zum Tode verur- theilten Anarchisten befinden, stark bewacht. Zwei Compagnien Polizeisoldaten, bewaffnet mit Ba- jonnetgewehren und Revolvern, befinden sich im Innern des Gefängnisses, eine andere Compagnie außerhalb desselben. Weitere Abteilungen werden in Bereitschaft gehalten. Die Anarchisten Fielden, Schwab und Spies haben sich an den Gouver neur gewendet mit der Bitte, das Urtheil abzu ändern. Aus allen Theilen des Landes gehen dem Gouverneur von Illinois Petitionen zu, in denen um Milde gebeten wird. — Weiter wird aus Chicago untcrm 6. d. gemeldet: Bei einer heute vorgenommenen Untersuchung derjenigen Zellen, in welchen die vernrtheilten 7 Anarchisten gefangen gehalten werden, wurden in der Zelle des Lingg sechs gefüllte Bomben gefunden, welche unter Zeitungsblättern verborgen waren. Diese Nachricht verbreitete sich mit größter Schnellig keit in der ganzen Stadt und erzeugte große Aufregung. Es sind bereits strengere Maßregeln: bezüglich der Zulassung von Besuchen, von Ge schenken und der Zustellung von Journalen an die Gefangenen getroffen worden. Der Referent des obersten Gerichts in Illinois hat den Re präsentanten der Vereinigten Staaten und den größten Zeitungen Europas den vollständigen Text der Verhandlung gegen die Anarchisten vor dem Gerichtshof von Illinois zugestellt, um das betr. Verfahren des Gerichtshofes darzulegen. — Die Nachricht von dem Bombenfunde in. Lmggs Zelle machte den tiefsten Eindruck auf den Gou verneur, der Überdies au- Chicago Briefe: erhielt, in welchen er, falls die Hinrichtung der Anarchisten zur Vollstreckung gelangt; mit HW Lotde. bedroht wird, .Atz .r/'