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ischm Jung« und Attczechen herrscht. Hwei chische Führer, Rieger nud Zeithammer, beeilten wohl m der letzten Zeit zu erklären, daß - der Htmrnßuff gegen den Münster Gautsch und da- Cahinet Taafse gar nicht so ernst gemeint ' war; zugleich aber zwang sie der stets wachsende Einfluß der Jungczechen zu einer Verbeugung nach din Botte hin, denn sie fügten ihrer Er klärung hinzu: nicht unbedingt wollten sie sich mit dem Ministerium wieder vertragen, wenn die Ehre der Nation es geböte, würden sie vielmehr auch in die Opposition gehen. Die altczechische Interpellation über die Mittelschul-Verordnungen ist zwar sehr zahm ausgefallen, aber die juna- czechischen Abgeordneten drückten, bereits die Ab sicht aus, diese Angelegenheit bald selbst in die Hand zu nehmen und etwas rücksichtsloser zu betreiben. Unter solchen Verhältnissen mehrt sich in den deutschen Reihen nicht nur die Hoffnung auf bessere Tage, sondern auch die Geneigtheit, sich mit den Polen und Italienern über eine gemeinsame Aktion zu verständigen. Für die im ungarischen Abgeordnetenhause herrschende regier- ungsfreuMiche Stimmung zeugt der Adreßentwurf, in dem die Hoffnung auf Aufrechterhaltung des Friedens ausgesprochen, gleichzeitig aber das Streben nach einer Erhöhung der Wehrkraft gebilligt wird. Zu den irrthümlichen Gerüchten über die angebliche schwere Erkrankung des ungarischen Ministerpräsidenten Koloman Tisza gab die lebensgefährliche Krankheit des früheren ungarischen Finanzministers Koloman Ghyzy Veranlassung, der in Pest schwer darniederliegt. Wie italienische Blätter melden, spendete Kaiser Wilhelm für die Armen der schwergeprüften Stadt Messina die ansehnliche Summe von 10,000 Mark. In langen Artikeln besprechen dieselben Blätter noch immer die Zusammenkunft in Fried- richsruh in einer für den Fürsten Bismarck und Herrn Crispi sehr schmeichelhaften Weise. Der Letztere erklärte seinen College», er könne nach den mit dem deutschen Reichskanzler gepflogenen Unterredungen versichern, daß der europäische Friede lange Zeit nicht gestört werden würde. Durch den Limousin-Scandal ist ein grelles Streiflicht auf einen schlimmen Theil der fran zösischen Generalität gefallen, der unter dem bekannten Kriegsminister Thibaudin zu Einfluß gelangte, denselben unter Boulanger weidlich aus nutzte und auch mit dem jetzigen Minister Ferron fertig zu werden glaubte. General Ferron hat aber sein bei der Einweihung des Lyceums in Chartres gegebenes Versprechen, die Schuldigen jeden Ranges zur Rechenschaft ziehen zu wollen, bereits eingelöst. Der des Ordensschachers über führte General Caffarel ist seiner Würde als Untcrchef im großen Generalstabe verlustig er- klärt und in Haft genommen worden; der ebenfalls schuldige Senator General d'Andlau entging einem gleichen Schicksal nur durch die Flucht. Der Versuch der übrigen bei der Affaire Betheiligten, auf den Schwiegersohn des Präsidenten Grevy, Wilson, den Schein der Mitschuld zu werfen, mißlang ebenso kläglich, als der Versuch des Generals Boulanger, die Schmach seiner Schütz linge durch die Behauptung zu mildern, daß die ganze Geschichte nur ein Coup Ferrons sei, um seine Freunde zu ruiniren. General Ferron habe geradezu in einer Privatunterredung ausgesprochen, daß Boulanger um jeden Preis in die Sache verwickelt werden müsse, um die Volksthümlichkeit des ehemaligen Kriegsministers zu vernichten. Für diese verleumderische Auflehnung gegen seinen jetzigen Vorgesetzten ist dem General Boulanger zunächst ein längerer Arrest zudictirt worden und dürfte die Enthebung vom Commando baldigst nachfolgen. Obgleich der englischen Regierung dasDar- nicderliegen der Landwirthschaft und die Unruhe unter den beschäftigungslose« Arbeitern Londons schwere Sorgen verursachen, auch die Nachrichten au« Mittelasien durchaus nicht beruhigend lauten, beschäftigt sich das Cabinet Salisbury doch jetzt hauptsächlich nur mit der Wiederherstellung der Ordnung in Irland. Das vollständige Verbot der irischen Nationalliga soll fest beschlossen sein. Die Anklage Hegen den Oberbürgermeister von Dublin, O'Sullwan, wegen Verletzung des irischen - Sicherheitsgesetzes mußte man fallen lassen, weil eS, trotz der offenkundigen Thatsachen und der Einräumung derselben durch den Bertheidiger des Angeklagten nicht möglich war, den formellen Beweis für das Vergehen zu führen, dessen man Sullivan beschuldigte. Sehr günstig für die Absichten der Regierung wirkt die irische Reise des »monistisch - liberalen Führers Chamberlain, der am ll.d. in Belfast eine begeisterte Aufnahme fand und dort in gewandter Rede gegen die Schwarzfärberei der Parnelliten los-og. .russischen Kopenhagen ist auf den 18. d. angesetzt; derselbe soll den Großfürsten Nicolaus, trotzdem der ge fährliche Inhalt des auf dem „Uruguay" gehaltenen Trinkspruchs sich nicht bestätigte, sofort nach Rußland zurückberufen haben. Die Nachsicht, daß 300 russische Unterthanen, welche sich für Kaufleute auSgaben, in Herat eingezogen seien, deutet auf die Absicht eines abermaligen Vor dringens der Russen in Mittelasien. Für die inneren politischen Verhältnisse Bulgariens ist der glänzende Erfolg der Re gierung bei den Sobranjewahlen von hohem Werth. Wahrscheinlich ist der Sieg an einzelnen Stellen sehr theuer erkauft worden, da eS in HoSkeul, Lowtscha, Plewna, Rachowitza und Kutlowitza zu heftigen Wahlunruhen, theilweise sogar zum Blutvergießen, gekommen ist. Auf die auswärtigen Beziehungen Bulgariens werden die Wahlen direct nicht einwirken. Allerdings wird man dort, wo etwa noch Zweifel bestanden, an der Entschlossenheit der Bulgaren, ihre Unab hängigkeit zu wahren, fortab mit der Gewißheit rechnen, daß ungemessene Ansprüche Rußlands in Bulgarien zu einem erbitterten Kampfe führen müssen. Wenn es wahr ist, daß die beiden kaiserlich russischen Kriegsyachten „Derschawa" und „Zare- wna", welche die Czaarenfamilie Ende August nach Kopenhagen gebracht haben, sich bereits auf der Heimfahrt nach Petersburg befinden, oder doch, wie von anderer Seite verlautet, den Befehl erhalten haben, heute Mittwoch die Heim reise anzutreten, dann ist in der That die Wahr scheinlichkeit, daß Alexander UI. dem deutschen Kaiser einen Besuch abstatten wird, eine sehr große. Denn wenn der Czaar über Deutschland nach Petersburg reisen und dabei seinem Großoheim geflissentlich ausweichen wollte, so würde darin eine Brüskirung ohne Gleichen gesehen werden müssen. Aber je mehr Wahrscheinlichkeit aus diesem Grunde für das Zustandekommen der Entrevue spricht, desto mehr nehmen die Umstände, unter denen sie erfolgt, ihr alle weittragende politische Bedeutung. Darmstadt, 16. October. S. K. Hoheit Prinz Heinrich von Preußen ist, von dem Cor- vetten-Capitän, Freiherr v. Seckendorfs begleitet, heute Nachmittag zu einem Besuch seiner kron- prinzlichen Eltern nach Bavcno abgercist. Berlin, 15. October. Der „Reichs-Anz." veröffentlicht eine Note des Grafen Münster an Flourens vom 7. October, womit die Entschädi gung von 50,000 Mark für die Hinterbliebene Wittwe Brignons überreicht wurde. Man schreibt aus Berlin: Es ist nunmehr als feststehend anzusehen, daß der Reichstag spätestens Mitte November seine Arbeiten wieder aufnehmen wird. Man nimmt an, daß es bei angespannter Thätigkeit gelingen wird, die Etats- berathung vor Neujahr wenigstens bis zur zweiten Lesung zu fördern und daneben einige kleinere Vorlagen zu erledigen. Nach Neujahr würde die Hauptzeit auf die Berathung der Alters und Jnvalidenversorgungsvorlage verwandt werden. Natürlich ist damit das Arbeitspensum noch lange nicht erschöpft. Schon jetzr weiß man von einer stattlichen Reihe anderer Vorlagen, und lieber- raschungen sind auf diesem Gebiete niemals aus geschlossen. — In den Blättern wird jetzt viel fach die Nothwendigkeit erörtert, als Gegengewicht zu dem allgemeinen deutschen Wahlrecht die Wahl pflicht einzuführen. Man hat es hierbei mit einer rein akademischen Erörterung ohne jede praktische Bedeutung zu thun. In der Theorie sind wohl alle Parteien darüber einig, daß es ganz Wünschenswerth wäre, wenn man die Wahl berechtigten gesetzlich nöthigen könnte, von ihrem Rechte den entsprechenden Gebrauch zu machen. Die Schwierigkeit liegt nur darin, auf welchem Wege dies geschehen soll und kann. Der Gedanke selbst ist nicht neu, und wenn er zu verwirklichen wäre, so würde man sicher schon früher in anderen, älteren BerfassungSländerp den Versuch seiner Durchführung unternommen haben. Mit der Ausführung des neuen Branntwein steuergesetzes geht es nicht gerade zum schnellsten vorwärts. Wie die „Nat.-Ztg. mittheilt, stellen sich so zahlreiche Schwierigkeiten heraus, daß man die vorbehaltene Revision der Ausführungs bestimmungen wohl schon nach einigen Wochen wird vornehmen müssen. Viele der jetzt bestehen den Einrichtungen dürften total geändert werden und man wird genöthigt sein, die zahlreichen Vorschläge aus Interessentenkreisen, welche in verschiedenen Formen laut geworden sind, eingehend zu berücksichtigen. Eine Bearbeitung dieses Ma terials ist schon seit einiger Zyt im Gange. BreSlau, 17. October. Der Magistrat m-ch, d-km», d<« °°lch«ch t« Ankunft des Fürstbischofs vr. Kopp hyS» Haus ststlichbGäggt werden wird. des MagistrattzLwlrd vielfach und in sehr ver- schicdenartigemMnne Mwmentirt. Wien, IS. Octooer. S. K. Hoheit Prinz. Wilhelm von Preußen ist heute von Her Station Hetzendorf der Güdbahn aus nach Baveno ab gereist.' Wien, 17. Oct. Heute finden fast unaus gesetzt Berathungen des Czechenclubs und Ver handlungen des Executiv-ComiteeS mit der Regierung statt; die Czechen verlangen als Compensatio« für den Mittelschulerlaß die Auf hebung der deutschen Staatsprüfungen an der czechischen Universität zu Prag und die Errich tung einer besonderen theologischen Facultät an letzerer; Gerüchte, daß Minister v. Gautsch sein Entlassungsgesuch eingereicht habe, werden nicht ernst genommen. Paris, 17. October. Mit der Bereisung, der Ostgrenze durch Ferron fällt die Bewaffnung des sechsten Corps mit dem Lebel-Repetirgewehr zusammen. Vielfach wird angenommen, Ferrons Reise werde Garnisonsverstärkungen nach sich ziehen.— Die Polizei ist Andlau auf der Spur. — Nach einem unter Luise Michels Vorsitz ab gehaltenen Anarchisten-Meeting, welches den in Chicago Verurtheilten seine Sympathie aussprach,, fand auf der Straße ein Zusammenstoß mit Polizisten statt, wobei zwei durch Revolverschüsse verwundet, drei Anarchisten verhaftet und mehrere verwundet wurden. Madrid, 17. Oct. In Barcelona wurden zehn Individuen verhaftet, die einen Aufstand vorbereiteten; compromittirende Papiere und über 1000 gestohlene recommandirte Briefe wurden bei ihnen beschlagnahmt. New-Jork, 15. October. Präsident Cleve land ist mit seiner Gemahlin heute in Memphis eingetroffen. Als der Präsident gestern Arkansas durchreiste, nahm der Führer der Locomotive, welche dem Zuge des Präsidenten vorausfuhr,, wahr, daß ein Theil des Holzwerkes, von der Größe von 10 Quadratfuß, welches die.Schienen stützte, in Flammen stand. Das Feuer wurde bald gelöscht. Sachsen. Se. Majestät der König ist am Sonnabend- früh von Wien kommend in der Königl. Villa zu Strehlen eingetroffen. Ihre Majestät die Königin ist am 17. d. zu längerem Aufenthalt in Sigmaringen eingetroffen.. Se Majestät der König empfing am 16. d. Nachmittags in der Königl. Villa zu Strehlen den akademischer Studien halber zu Leipzig sich aufhaltenden Herzog von Sparta, Kronprinz von Griechenland, worauf Se. Königl. Hoheit an der Königl. Familientafel Theil nahm. Se. Majestät der König hat genehmigt, daß der Bahnhofsinspector Edmund Ott» Abendroth in Leipzig das von Sr. Durchlaucht dem Fürsten zu Schaumburg-Lippe ihm verliehene Ehrenkreuz 3. Classe deS Fürstlich Lippeschen HausordenS annehme und trage. Iss. Bischofswerda. Nächsten Sonntag,den 23. October, Abends 8 Uhr, soll auf hiesigem Schützcnhause der erste Familienabend unseres Jünglingsvereins gehalten werden. Unser Jüng lingsverein tritt damit zum ersten Male an die Oeffentlichkeit. Er besteht gegenwärtig aus drei Abtheilungen, einer Männerabtheilung, den Freun den des Vereins, die denselben leiten, berathen und unterstützen, einer Abtheilung von Mitgliedern über 17 Jahren und einer Lehrlingsabtheilung- Allsonntäglich versammeln sich unter Leitung von Vorstandsmitgliedern die beiden letztgenannten Abtheilungen in den für sie gemietheten Localen^ in der Herberge zur Heimath und in Schumann's Haus. Dort beginnt alsbald ein reges Leben- Gesang, Vorträge, Vorlesungen, auch declamato rische Vorträge von Vereinsmitgliedern wechseln^ mit einander ab. Andere beschäftigen sich mit Bretspielen oder lesen in den auSgelegten Zeit- und Unterhaltungsschriften. Der gebotene Raum vermag meistens die Zahl der Erschienenen kaum zu fassen. Auch biblische Auslegungen, Unterricht im Gesang und für junge Kaufleute im Franzö sischen werden geboten. So sucht der Verein die jungen Leute vor den Gefahren des WirthShauS- lebens zu bewahren, sie zu edler Geselligkeit und- Freundschaft zu vereinen und mancherlei Be lehrung zu bieten. Der große Segen diesem Vereine wird bereits allseitiy erkannt und aner kannt. Um aber dem hiesigen Vereine ivimar- mehr Freunde zu erwerben und die Sache immef bekannter werden zu lasten, beschlossen, einen öffentlichen Ftz>M«M