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IteW glänzenden Lest» EMMung des Äeak- nun- de- ungarischen Memel, 3. October. Die hier veranstaltete Feier des heute vor 80 Jahren in Memel er folgten Eintritts Sr. Majestät des Kaisers in die Front der Armee wurde heute früh durch eine Reveille der Garnison eingeleitet. Am Vor mittag begaben sich das Militär, die Vereine und die Gewerke in festlichem Zuge nach der Johan niskirche, woselbst ein Festgottesdienst abgehalten wurde. Hieran schloß sich ein Umzug durch die Stadt. Mittags 2 Uhr iand ein Festessen statt, bei welchem Oberbürgermeister König die Fest rede hielt. Die Stadt ist mit Fahnen geschmückt. Die „N. A. Z." meldet an officiöser Stelle: „Der Staatssecretär Graf Bismarck hat heute Nachmittag Berlin auf 1—2 Tage verlassen, um den italienischen Ministerpräsidenten Herrn Crispi in Büchen zu empfangen und von dort nach Friedrichsruh zu geleiten." (Nach italienischen Blättern folgt Herr Crispi einer Einladung des Fürsten Bismarck nach Friedrichsruh behufs Besprechung der Orientfrage.) Nach der „K. Z." wird der Besuch des ita lienischen Ministers Crispi in Friedrichsruh als erneute Bürgschaft der Aufrechterhaltung des mitteleuropäischen Vertheidigungsbundes und des allgemeinen Friedens aufgefaßt. Hamburg, 3. Octobcr. Der italienische Ministerpräsident Crispi hat mit seinen 4 Be gleitern heute Morgen 8 Uhr die Rückreise von Friedrichsruh angetreten. Fürst Bismarck und Staatssecretär Graf, Bismarck gaben demselben bi- zu dem in den Bahnzug eingestellten Salon wagen das Geleite. Graf Launay kehrte nach Berlin zurück. Laut kriegsministerieller Verfügung ist die auf Grund des Reichsgesetzes vom 2. Juni 1878 den Inhabern des Eisernen Kreuzes von 1870—71 zu gewährende Zulage von 3 Mark monatlich bei dem Ableben eines Empfangsberechtigten auch für den Sterbemonat bis zum Sterbetage ein schließlich den Hinterbliebenen zu zahlen. Dem „Berl. Tagebl." ging die Trauerkunde zu, daß der allen Berlinern durch seine langjährige hiesige Thätigkeit wohlbekannte und in allen Welt- thrilen berühmte kühne Operateur, der Geheime Rath-Professor Bernhard von Langendes am 30. September Nachts in seinem dusa rvtiro in Wies-aden iur 77. Lebensjahre gestorben ist. ! Wilhelm-Haven, 1. October. Das Schul- geschwad« hat heute Bormittag die Reise nach dem Mittümeer angetreten. - u Mßnchen, L Oktober. Der Prinz «Regent empfing heute Vormittag im Thronkaale, umgeben von dm Oberschofcharam und dm Ministerium, die Deputationen de» ReichSrathe» und des Ab- svird, die Erkenntniß che Kronprinz den «M europäischen otzonaleu hyaieni- «raße Verwunde, Welches General Gordon begännen, fortfttzen zu wollen. Die aufrührerische Bewegung in Irland spornt die englische Regierung zu vermehrter Energie an, veranlaßt aber gleichzeitig di« An hängerschaft Gladstones zu heftigen Protesten. Dieselbe verdammt die Anwendung willkürlicher Gewalt zur Unterdrückung politischer Versamm lungen in Irland als etwas, wa- die theuersten Ueberlieferunaen einer verfassungsmäßigen Regier ung untergrabt und jede Hoffnung auf eine wirkliche Eintracht zwischen den Völtzrn des Ber einigten Königsreichs vernichtet. Bekanntlich forderte Rußland von der Türkei positive Vorschläge zur Regelung der bulgarischen Angelegenheit; nun aber die betreffende Note der Pforte in Petersburg angelangt ist, läßt man dieselbe dort einstweilen ruhig liegen. Bon Sofia aus wird gemeldet, die bulgarische Regierung sei von Constantinopel aus benachrigtigt worden, daß die Mächte dem Vorschläge der Pforte, einen türkischen Commissar in Begleitung eines Ver treters der Großmächte nach Bulgarien zu ent senden, zugestimmt hätten. So schnell wird die europäische Diplomatie aber wohl kkum handeln. In Sofia scheint man nur die Gelegenheit benutzen zu wollen, um zu betheuern, daß jeder Versuch zu einer Aenderung des jetzigen Zustandes mit den Waffen werde zurückgewiesen werden. In Serbien wurden die Wahlen zur Skup- schtina in größter Ordnung vollzogen. Bon den gewählten 120 Abgeordneten sind bis auf 5 oder 6 Alle als Anhänger der vereinigten Regierungs partei zu bezeichnen. An sechs Wahlorten wurde die Wahl sistirt; in zwei bis drei Wahlbezirken sind Stichwahlen nothwendig und aus etwa 30 Wahlbezirken ist das Wahlergebniß noch nicht bekannt. Sen Priitz-Regtnte» t Wien, 2. October. Die meisten heutigen Wiener Blätter betrachten CriSpiS Besuch beim Reichskanzler in Friedrichsruh al» ein« glänzen- den Beweis für Italien» Festhalten am Friedens bunde, welcher eben hierdurch in solchem Maße aekräftiat erscheine, daß die russisch-franzäfifchen Allianzbestrebungen ihre Schrecken verloren hätten. Bon gut unterrichteter Seite wird bestätigt, daft CriSpiS Besuch eben denselben Charakter trage und einen gleichen Zweck habe, wie jener Kal- nokys. Daß auch hier die Lage im Orient und speciell in Bulgarien das Hauptthema, wenn äuch sicherlich nicht das einzige der Besprechung bildeu werde, wird allgemein geglaubt. Fürst Bismarcks Bemühen, den Frieden zu erhalten, könne nur gefördert werden, wenn er Crispi ebenso wie Kalnoky überzeuge, daß die Frage, ob der Prinz, von Coburg in Bulgarien bleibe oder nicht, gegen über dem FriedenSbedürfniß Europas in den Hintergrund treten müsse, und daß ferner Ruß land gewisse Concessionen gewährt werden könnten, . wenn dasselbe nicht aggressiv vorgeht. Als Er- gebniß der Cntrevue wird jedenfalls eine Kräf tigung der Triple-Allianz und damit eine erhöhte Friedensbürgschaft erwartet. Rom, 3. October. Die „Risorma" sagt über die Zusammenkunft des Ministerpräsidenten Crispi mit dem Fürsten Bismarck, die Begegnung gebe die beruhigendste und schmeichelhafteste Idee von der politischen Situation, welche Italien in Europa einnehme. Es sei übrigens infolge dev die beiden Regierungen vereinigenden Beziehungen und bei den Sympathien, durch welche die beiden Staatsmänner verbunden seien, nur natürlich, daß man einen directen Meinungsaustausch übeir die beide Staaten und den europäischen Frieden am meisten interessirenden Fragen angezeigt fühlte. Niemand vermöge zu sagen, welche Fragen speciell bei der Begegnung verhandelt würden; doch könne man die Meinung der Blätter theilen, daß Crispi mitwirken werde zum Wohle des Vaterlandes auf der Basis des Völkerrechts unp der Verträge. „Wir haben", schließe die „Risorma"^ „offen und loyal den Schluß gezogen, das Crispi den Frieden sichern und nicht den Krieg vor bereiten werde." London, 3. October. Die gesammte eng lische Presse begrüßt auf's Freudigste die nun mehr offenkundige deutsch-österreichisch-italienische Allianz und hofft, diese werde mit Zutritt oder Unterstützung Englands den europäisches Frieden absolut auf lange Zeit sichern. London, 3. October. Nach hier eingegangenen Nachrichten aus Samoa ergab sich der König. Malietoa den Deutschen und wurde an Bord des Kreuzers „Adler" gebracht, welcher alsdann ab segelte. Der „Nat.-Ztg." in Berlin wird von ihrem Pariser Correspondenten unterm 1. October gemeldet : Die Nachricht, daß Deutschland freiwillig, ohne das definitive Ergebuiß der Unter suchung abzuwarten, sich bereit erklärte, das Opfer des Zwischenfalls zu entschädigen, und dir gleichzeitige Meldung aus Metz von der Begna digung Schnäbele's juu. haben umsomehr den günstigsten Eindruck gemacht, als die Hetzpresse noch gestern die gröbsten Lügen über die Ab sichten Deutschlands verbreitete. Die Nachricht kam daher unerwartet. Ein Theil der Morgen blätter erkennt an, Deutschland habe dadurch den Beweis seiner Friedensliebe gegeben, und fügt den Wunsch hinzu, daß dadurch ein Anlaß zur Besserung, der Grenzverhältnisse gegeben sein möge. — Der „Nat.-Ztg." wird heute Mittag weiter telegraphirt: Die Mittheilung de» Grafen Münster an den französischen Minister des Auswärtigen, Flouren»„ besagte, daß die deutsche Regierung au» eigenem Antriebe vor der Klarstellung durch die Protokolle äu» Billigkeitsrücksichten, unbeschadet des gericht lichen Verfahrens bezüglich de» Jäger» Kaufmann,, den Hinterbliebenen de» getödtetev Brignon eine Entschädigung bewilligen wolle. Wie ich erfahre^ wird der französiche Geschäftsträger in Berlin erst morgen in der Lage sein, dem Auswärtigen Amte eine Copie de» Rapporte» des französischen: GeneralprocuratorS zu übermitteln. Pari», 30.September. Eine Correspondenz. des „Journal de» DebatS" von derGreuze Mrt den Zwischenfall von Rqon vor Allem, Mas oyr Jagdmid zuriick mch sagt, «» sch, schr,M?^ bad kran.öNkcke »ilddtL Sck» « MOaffkig, M MerkW Denkmal» und der Er Reichstage» bei. Beide MwlamentS hichm am° Mittwoch ihre erste Sitzung ab und wurden am Tage darauf durch den Kaiser Franz Joseph in seiner Eigenschaft al» König von Ungarn unter großem Gepränge mit einer ziemlich vorsichtig gehaltenen Thronrede eröffnet, in welcher die Hoffnung auf Erhaltung de» Frieden» vesonder» betont wurde. Die Thronrede empfahl dem Reichstag Sparsamkeit und Hebung der Einkünfte ohne Ueberbürdung' der Ration; dieselbe kündigte Vorlagen an über die Vervollkommnung des Rechtsschutzes, über Ablösung der Regatten und über Erneuerung des Finanzausgleiches mit Kroatien, sowie de» Wehrgesetzes, dessen Giltigkeit abläuft. Die Be ziehungen Oesterreich-Ungarns zu sämmtlichen auswärtigen Mächten wurden als freundschaft liche und gute bezeichnet, aber hinzugefügt, daß die Weltlage die Vervollkommnung der Wehr macht erheische. Der von 2000 Personen be suchte Katholikentag in Linz hat am Mittwoch eine von oem Bischof Müller beantragte Reso lutton, betreffend die Wiederherstellung der welt lichen Herrschaft des Papstes, sowie eme weitere Resolution mit Glückwünschen für den Papst zu seinem Priester-Jubiläum angenommen. Nachdem der König von Italien in seinem Telegramm an den Bürgermeister Roms den italienischen Behörden das Verhalten bei dem bevorstehenden Papst-Jubiläum klar vorgezeichnet hat, sind Verwickelungen bei dieser Gelegenheit kaum zu befürchten. Mit weit größerer Besorg- njß erfüllen die italienische Nation die ziemlich umfänglichen Vorbereitungen für den wahrschein lich nahe bevorstehenden abessinischen Feldzug. Die italienische Regierung setzt tatsächlich sehr geringe Hoffnungen auf das Zustandekommen einer von England gewünschten Verständigung mit Abessinien und bereitet sich daher eiligst für alle Eventualitäten vor. Am vergangenen Mittwoch früh kam der französische Justizminister in den Besitz des amtlichen Berichts des GeneralprocuratorS in Nancy über den beklagenswerthen Vorfall an der deutsch-französischen Grenze und übermittelte das sehr umfangreiche Actenstück, dem 31 Annexe, Pläne, Protokolle und Verhöre beilagen, dem Ministerium des Aeußeren. Wie Herr Flourens den an diesem Tage besonders zahlreich auf dem auswärtigen Amte erschienenen Diplomaten mit- theilte, enthält der Bericht des GeneralprocuratorS eine „peinlich genaue" Darstellung des Vorfalles mittelst Aussagen der Zeugen und Aufnahme deS Thatbestandes an Ort und Stelle, wonach „gar kein Zweifel darüber bestehen kann", daß die französische Jagdgesellschaft und speciell Herr von Wangen und Brignon keinen Augenblick das französische Gebiet verlassen hätten. Der General- . procurator verfolgte denselben Weg, den die beiden unglücklichen Opfer eingeschlagen haben; übrigens begab sich derselbe am Donnerstag wieder an den Thatort, um mit dem deutschen Staatsanwalt contradictorisch nochmals den Thatbestand fest zustellen. In löblicher Weise sind die anständigen Pariser Blätter, wie das Journal „Paix" und die „RSpubliquö franyaise", dem wüsten Geschrei der Hetzpresse entgegenaetreten und erklärten die selben, daß die That des deutschen Soldaten in keiner Weise eine politische Bedeutung habe und durchaus nicht Angriffe und Schmähungen gegen Deutschland und die deutsche Regierung begründen könne. Der erschossene Piqueur Brignon hatte ein jährliches Salär von 1200 FrcS, wonach die etwaige Entschädigung an die Wittwe und die Kinder zu bemessen wäre. Vorläufig gewährte die französische Regierung durch den Präftcten der Wittwe eine entsprechende Unterstützung. - Aud^ welche Mau.^u.E»^a»d- überdas in Petersburg er zielte Uebereinkommen mit Rußland über die mittelysiatischen Angelegenheiten empfand. Täg- lich nchmen seitdem in London die Besorgnisse zu, die man in den dortigen Kreisen wegen der russisch« Absichten in Mittelasien hegte, welche " ' " '" Flucht Eyub Khan» und; Rußland» in Asghanisttn« e» türkisch-russischen Bvr-' .Lckschlag auf die Haltung 'aiühMB-Üq Her Stellungnahme zu