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bei 2 zwei! von na: uiiterm 30. — Von einem furchtbaren Brandunglücke wurde am 28. August das Städtchen Wisowitz in Mähren heimgesucht. 120 Wohnhäuser sammt den Wirtschaftsgebäuden, zusammen 300 Objecte» darunter das Stadthaus, Notariat, das städtische Brauhaus und andere Gebäude, sind niedergebrannt. mit Hörnern und Füßen. Dem Großknecht und einem Kleinknecht, die beisprangen, wurden jenem beide Arme und diesem ein Arm gebrochen. Schwere Verletzungen erlitt ein dritter Arbeiter. Schließlich gelang es mittelst Heugabeln, das Thier von seinen Opfern abzubringen. Herr Gefe liegt schwer verletzt, fast hoffnungslos, ohne das Bewußtsein bis jetzt erlangt zu haben, darnieder. Vermischtes. — Vor einiger Zeit fanden, wie dem „Franks. Journ." geschrieben wird, auf Grund eines Erlasses des preußischen Ministers der öffentlichen Das bekannte russische Journal „Grafchdanin" schreibt über die Frage einer russisch-französischen Allianz: Weg mit einer Nation, die an keinen Gott denkt, die unfähig ist, sich selbst zu ver- theidigen und sich zu Hunderttausenden dem Feinde ergeben hat. Eine Nation, deren Patriotismus nur aus Phrasen besteht, kann nicht die Ver bündete Rußlands sein. Der heutige Franzose ist aus schönen Worten zusammengesetzt. Alles bei ihm nichts — als Worte: leider fehlt ihm in den Thaten Alles, was er in seinen Worten im Ueberfluß besitzt: Mannhaftigkeit, Muth, Patriotismus, Offenherzigkeit, Zuverlässigkeit. Die gesammten russischen Reichseinnahmcn betrugen bis zum 1. Juni d. I. 282,900,000 Rbl. gegen 258,800,000 Rbl., die Reichsausgaben 363,500,000 Rubel gegen 307,200,000 Rubel im vorigen Jahre. — Die vom Papst zur Beobachtung der Sonnenfinstcrniß nach Tver bei Moskau gesandten Patres Ferrari 8. 3., LuiS und vr. Mutti Orat. sind auf der Rückreise am Mittwoch in Berlin eingetroffen. Die Reise derselben war, wie die Germania mittheilt, leider resultatloS, weil auch sie während der Sonnenfinsterniß bedeckten Himmel hqtten und keinerlei Beobachtungen mqHm — Am 26. August Abends brannten in dem bähmischen Dorfe Meßles 16 Besitzungen nieder. Vor 16 Jahren wurden in demselben Orte eben falls 16 Häuser ein Raub der Flammen. Das Feuer war damals in demselben Hause ausgebrochen wie jetzt, und damals wie jetzt war die Unvor sichtigkeit ein und derselben Frauensperson die Ursache des Brandunglückes. — Ein furchtbares Familiendrama hat sich am 31. August in Sellerhausen abgespielt.. Ein daselbst wohnhafter Schriftgießer gerieth mit seiner Frau in Differenzen und übergoß dieselbe in der Wuth mit einer Quantität Schwefelsäure. Nach vollbrachter That eilte der Mann an die Bairische Bahn und ließ sich überfahren. in I celeb tonnt Reise Kiel, 31. August. Die Fahrt des inter nationalen Astronomen - Congresses nach Eckern förde nahm einen prächtigen Verlauf. Bei dem Festdiner brachte Geheimrath Auwers einen Toast auf Se. Majestät den Kaiser, den erhabenen Be schützer des Friedens und der Gesittung, den Vater des Landes und den Förderer der Wissen schaften aus. Der Curator der Universität, Consistorial-Präsident vr. Mommsen und Rector Professor Hensen toasteten auf die astronomische Gesellschaft. Stuttgart, 30. August. Der Minister des Innern, Julius v. Hölder, welcher erst vor kurzer Zeit von einem Curaufenthalt aus Stachelberg zurückgekehrt war, ist heute Vormittag im Alter von 66 Jahren gestorben. Frankreich. Aus Paris wird der ,,N.-Z August gemeldet: Die Mobilmachungsperiode hat heute begonnen. Um 8 Uhr Morgens ist die bezügliche Ordre des Kriegsministers von hier abgegangen, Mittags soll Depeschen zufolge das officielle Plakat in fast allen Gemeinden an geschlagen gewesen sein. Mehrere Gemeinden haben aber das Läuten der Sturmglocken als das beste Mittel betrachtet, der Bevölkerung von dem Ereignisse Kenntniß zu geben. Das hat jedoch große Aufregung hervorgerufen, da zumeist ge glaubt wurde, es handele sich um den Ausbruch eines großen Brandes. Der Kriegsministcr wird sich erst am 8. September zu dem mobilisirten Corps begeben, um den Manövern beizuwohnen. Rußland. — Ein Bankerutt macht in Gera in der Geschäftswelt großes Aufsehen. Die bedeutende Wollwaarenfabrik C. A. Goldberg hat am 26. August bei Gericht ihre Insolvenz angezeigt und der Inhaber der Firma, Herr Goldberg, ist mit seiner jungen Frau verschwunden. Die Passiva sollen sich auf über eine Million Mk. belaufen, denen wenige Activa gegenüber stehen sollen, da die großen vor 3 Jahren angelegten Fabrikgebäude — das Geschäft ist übrigens viel älter, arbeitete aber früher in gemietheten Räumen — mit Hypotheken belastet sind. Zu billige Verkäufe werden als Hauptursache bezeichnet. Goldberg arbeitete mit den ersten Häusern der Berliner Manufactur-Confectionsbranche. Geraer Färbe reien sollen stark betheiligt sein, ebenso Spinne reien. Aber selbst kleine Gewerbtreibende werden hart getroffen; man hört sehr herbe Urtheile über den Fall und wohl dürften dieselben nicht un berechtigt sein. — Eine Warnung vor Knallbonbons erläßt vr. Breitung in der jüngsten Nummer der „Deutschen Medizinalzcitung". Er berichtet über einen Fall, in welchem von einer Hochzeits gesellschaft von 24 Personen sechs durch die Explosion derartiger Bonbons verletzt wurden, und nur fünf ganz leicht und oberflächlich au der Hand, eine junge Frau dagegen erlitt eine kleine Verbrennung an der Hornhaut des Auges, welche drei Wochen hindurch Beschwerden ver ursachte. Die Verbrennung erfolgte durch ein erhitztes Sandkörnchen, welches aus der Hornhaut entfernt wurde. Für die Herstellung der Knall bonbons wird nämlich Knallsilber benutzt, welches in geringer Menge auf Pergamentstrcifcn gestrichen wird; dieses explodirt aber erst bei einer Erhitzung von 130 Grad; um nun die nothwendige Reibung zu erzeugen, wird der Streifen mit Knallsilber an einem anderen von Sandpapicr gerieben. — Aus verschiedenen Bezirken des Rheingaues läuft die Schreckensbotschaft ein, daß sich neuer dings der Sauerwurm oder Wickler, auch Wein motte oder Traubenmade genannt, in großer Menge zeige, deren Raupe in von ihnen selbst zusammen gerollten Blättern und Beeren leben und zu den gefährlichsten Feinden der aus Angst und Nöthen gar nicht mehr hcrauskommenden Weingutsbesitzer gehöre«. — f Der Einwohner Andres aus Broselwitz fiel vvu einem Wagen, wurde überfahren und erlitt dadurch schwere Verletzungen, u. A. einen Beinbruch. — In Wiescnthal (Schlesien) kam ein 7jähriges Mädchen einem glühenden Platt stahl zu nahe, ihre Kleider fingen Feuer und das Kind erlitt derartige Brandwunden, daß es noch an demselben Tage starb. — In Schweidnitz hat ein Conditor durch leichtsinnige Handhabung eines Gewehrs sein 5jähriges Töchterlein erschossen. Jn Glogau kam ein Kntscher ausObisch beim Absteigen vom Dampfwagen zum Falle und wurden ihm die Zehen eines Fußes vollständig zerquetscht. — Zu einem Schulfeste für 1673 Kinder in Sagau hat die Stadt 600 Mark be willigt. — 68 Brände in der Provinz Sachsen im Jahre 1885 wurden, wie statistisch nachgcwiesen, durch Kinder veranlaßt. — Ostende, 31. August. Ein britisches Schiff, welches heute in den Hafen cinfahren wollte, wurde von belgischen Schiffern mit Stein würfen empfangen und gezwungen, nach dem offenen Meere zurückzukehren. — Ei» furchtbarer Kampf zwischen Menschen und einem Stier spielte sich am vergangenen Freitag auf Rittergut Alteugchre bei Seehausen i. Altmark, welches Herrn Gefe gehört, ab. Ein mächtiger Bulle sollte im Beisein des Herrn und eines Viehhändlers, sowie mehrerer Knechte ge fesselt vom Hof geführt werden. Plötzlich wurde das Thier wild, zerriß die Kniebänder, womit es gebunden war, und stürzte sich auf Herrn Gefe, Arbeiten nähere Erhebungen nach dem durchschnitt- ' warf ihn im Nu zu Boden und bearbeitete ih»r lichen JahreSquantum des in den einzelnen Bahnhofsrestaurationen zum Ausschanke kommen den Branntweines statt. Es sind hierbei sehr hohe Ziffern ermittelt worden. Um nun dem Branntweingenusse nach Möglichkeit zu begegnen, sind die iämmtlichen BahnhosSrestaurationen auf den preußischen Staatsbahnen angewiesen worden, vom 15. September ab in den Wartesälen dritter und vierter Classe eine Tasse guten warmen Kaffee ohne Milch und Zucker zum Preise von 5 Pfennigen an das Publikum abzugcben. Ferner ist den Restaurateuren zur Pflicht gemacht worden, nur reinen Kornbranntwein zu führen. Gering- werthige Branntweine, Fusel rc. zu halten bezw. auszuschenken, ist strengstens verboten. Das reisende Publikum soll durch große, in die Augen fallende Placatc auf diese Aenderung hingewiesen werden. — Von einem großen Brandunglück ist die Stadt Arau, wie die „Neue Zür.Ztg." berichtet, in der Nacht zum 28. August heimgesucht worden. Nachts um 3 Uhr brach in dem Gasthof zum „Wilden Mann" in der vorderen Vorstadt Feuer aus. Die Flammen ergriffen sofort die Dächer der nächsten Häuser und bald standen die ganze Häuserreihe bis zum Holzmarkt, sowie einige Häuser, die an dem letzteren liegen, in Hellen Flammen, die ein furchtbares Feuermeer bildeten. Es sind etwa sechs Häuser, darunter der Gasthof zum „Wilden Mann", ganz ausgebrannt. vertragsverhandlungen werden wahrscheinlich den Hauptpunkt der Erörterungen bilden. Berlin, 31. August. Der „Post" zufolge verlautet, in den Regierungskrisen bestehe die Absicht, ein Gesetz über die Besteuerung auslän discher Fonds vorzuletzen. Der deutsch-italienische Handelsvertrag, dessen Außerkraftsetzung allgemein zum 1. Februar 1888 erwartet wurde, bleibt bis 1. Februar 1892 zu Recht bestehen. Hätte er schon nächstes Jahr seine Giltigkeit verlieren sollen, so würde jetzt die Kündigung haben erfolgen müssen. Das ist aber nicht geschehen. Berlin, 30. August. Der Dampfer „Hohen- zollern," mit den abgelösten Besatzungen S. M. S. „Olga", „Bismarck" und „Sophie" ist am 29. August in Port Said eingetroffen und hat am 30. August die Heimreise fortgesetzt. S. M. Kreuzer „Albatroß", Commandant Corvetten- Capitän von Frantzius, ist am 29. August in Rockhampton (Queensland, Australien) eingetroffen und beabsichtigt am 2. September wieder in See zu gehen. Kiel, 30. August. Die Internationale Astronomische Gesellschaft hat sich als nächste Hauptaufgabe die Herstellung eines Catalogs aller Fixsterne bis zur 9. Größe am nördlichen Himmel gestellt. Es handelt sich hierbei um die Herstellung genauer Orte von mehr als 100,000 Fixsternen, zu welchem Zweck seit Ende der 60er Jahre, wo dieselben begannen, nahe an 300,000 Beobachtungen im Meridian erforderlich waren. An dieser Arbeit betheiligten sich 14 Sternwarten des In- und Auslandes. Der Erfolg dieser Arbeit ist gesichert und eine Fortsetzung derselben auch für den südlichen Himmel in Angriff ge nommen. Die Gesellschaft zählt nach dem letzten Jahresbericht 316 Mitglieder, von denen 107 auf Deutschland kommen, 55 auf Rußland, 36 auf Oesterreich-Ungarn, 19 auf die scandinavischen Länder, je 15 auf England und Frankreich, 12 auf Italien, 11 auf Holland, 7 auf die Schweiz, 5 auf Belgien und einige 30 auf außereuropäische Länder. — Nachdem in Dommitzsch die zur Ver tilgung des Kartoffelkäfers angeordneten Arbeiten abgeschlossen sind, hat der Oberpräsident der Provinz Sachsen, Herr von Wolff, die betreffen den Ackerstücke in Augenschein genommen. Wie man hört, belaufen sich die Gesammtkosten auf nicht ganz 30,000 Mark. — Boppard a. Rh., 1. September. Eine gewaltige Feuersbrunst hat unsere Stadt heim gesucht. Eine große Anzahl Häuser liegt in: Trümmer und Asche. — Aus Ratibor schreibt man unterm 3(O August: Gestern Abend brannten in Köberwitz 17 Besitzungen nieder. Das Feuer entstand in der Besitzung des Bauers Kaschny, wo sich ein trockener Düngerhaufen durch darausgeschüttete Asche, die noch glimmende Stücke enthielt, ent zündete. Der heftige Wind trieb das brennende Stroh des Düngerhaufens auf das Dach des Kaschny'schen Hauses, und von dem entstehenden Flugfeuer wurden dann auch die benachbarten Besitzungen ergriffen. — Aus der böhmischen Grenzstadt Haida wirk» von einem entsetzlichen Unglücksfall berichtet. Bei einem Sprunge in das Rettunzstuch, welchen ein Feuerwehrmann unlängst anläßlich des dort stattgcfundcnen Bezirksfeuerwehrtages mit seinem. 11jährigen Knaben gemeinschaftlich ausführte,, zerriß das Tuch und schlugen beide mit großer Gemalt auf das Pflaster. Der Knabe war sofort todt, während der Mann beide Beine brach. Aller Wahrscheinlichkeit nach ist das Tuch bereits defect gewesen. Es kann vor derartigen wagehalsigen Bravourstückchen bei Hebungen nicht genug ge warnt werden und haben solche von fachmänni scher Seite aus schon oftmals eine scharfe Kritik erfahren. — Der „Mähr.-Schles. Grenzb." erfährt aus verläßlicher Quelle, daß der jüngst vom Kreisgerichte Neutitschein zum Tode durch den Strang verurtheilte mehrfache Raubmörder Anton Schimak alle seine Verbrechen, durch welche er viele tausende von Menschen mehrere Wochen lang in Angst und Schrecken versetzte, eingestanden hat. Schimak war angeblich in seinen Geständ nissen so rückhaltlos, daß er versicherte, auch jene Verbrechen und Vergehen, hinsichtlich welcher er kürzlich vom Schwurgerichtshofe freigesprochen wurde, begangen zu haben.