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Bischofswerda empfiehlt Friedrich May. Cigarren gute Qualität, dadurch entstanden sein, daß sich bei einem von einem Hamburger Club gestern abgebrannten Feuerwerk ein Strohdach entzündete. — Aus Wien ist oer Baron Nathaniel v. Rothschild ausgewiesen. In seinen verschiedenen Schlössern treibt derselbe mit Vorliebe die Zucht exotischer Pflanzen und Blumen. Erzherzog Karl Ludwig, der Bruder des Kaisers, betrat kürzlich einen dieser Gärten während der Abwesenheit des Besitzers, um einen Blick auf die seltenen Pflanzen zu werfen. Rothschild, welcher den Auftrag gegeben hatte, daß Niemand ohne seine Erlaubniß seine Treibhäuser besichtigen dürfe, gab dem Gärtner sofort seine Entlassung. Der selbe wendete sich an den Erzherzog, welcher den Vermittler machte, und die Wiederanstellung des Mannes erlangte. Bei dieser Gelegenheit soll Rothschild eine Aeußerung entschlüpft sein, die als Beleidigung eines Mitgliedes des Kaiserhauses aufgefaßl werden könnte. Dann scheint man ihm die Wahl gestellt zu haben zwischen einem Proceß und einer zeitweiligen freiwilligen „Verbannung-. Er wählte das letztere und ging nach der Schweiz. Daß die meisten Wiener Blätter die Angelegenheit todtzuschweigen suchen, liegt wohl daran, daß sich dieselben sammt und sonders entweder in der Hand Rothschilds befinden oder sich wenigstens seinem Einflüsse beugen müssen. — Das „Prager Tageblatt" berichtet über einen schrecklichen Unglücksfall, der beim Manöver der 19. Infanterie-Division nächst Pisek sich er eignete. Während einer Salve mit blinden Patronen stürzten ein Offiziersbursche und ein Student, Namens Hrach, der unter der Zuschauer menge sich befand, mit grellem Aufschrei verwundet zu Boven. Der Bursche starb sofort, der Student Nachmittags. Die Untersuchung der Wunde er gab, daß nicht eine scharfe Patrone, sondern ein Kieselstein — der, ob zufällig oder absichtlich wird die Untersuchung ergeben, in den Lauf gekommen — das Unglück herbeiführte. — Brüssel, 29. Aug. Auf dem belgischen Postdampfer „Parlement" ist ein neuer großer Postdiebstahl verübt; während der Fahrt von Dover nach Ostende verschwanden mehrere Packete, welche Gelder in bedeutender Höhe enthielten; dieselben waren nach Dänemark adressirt. Bon den Dieben hat man bisher keine Spur. — Bei Poitiers wurden 3 Reisende, die eben aus einem verspäteten gewöhnlichen Zuge ausgcstiegen waren, von einem Schnellzug über fahren und getödtet. — In einem sicilianischen Dorfe wurden seit drei Tagen zwei aus Catania gesandte Aerzte vermißt. Dieselben sind jetzt, mit unzähligen Wunden bedeckt, in einem Graben todt aufge funden. Am Thatorte fand man einen Zettel mit den Worten: „Tod den Vergiftern und Cholerabringern!" In Catania wurden zwölf Personen verhaftet, welche auf dem leer vom Friedhöfe zurückkehrenden Cholera - Leichenwagen Melonen einschmuggelten. — Die neueste chinesische Post bringt die Meldung, daß die Vermählung des jungen Kaisers von China wegen seiner mißlichen Gesundheit und der leeren Staatscasse um zwei Jahre verschoben wurde. Äepertoir des König!. HoftheaterS in Dresden. Altstadt: Mittwoch: Robert der Teufel. — Donners tag: Colberg. — Freitag: Der Templer und die Jüdin. — Sonnabend: Die große Glocke. — Sonntag: Der Trompeter von Sitkkingen. Aus dem Dresdener Fetlviehmarktr standen am 2». August zum Verkauf: 462 Rinder, S67 Schweine, (darunter 224 Ausländer), 1311 Hammel und 180 Kälber. Der Geschäftsgang war im Allgemeinen mittelmäßig, man zahlte für Rinder I.Waare 55—58, 2. Waare 50—54, 3. Waare 30 M., für Bullen 42—50 Mk. pro 100 Pfund Fleisch gewicht. Schweine in bester engl. Kreuzung erzielten: I.Waare 46—50, 2. Waare 42—45, Mecklenburger 50—51, OSwincimer keine, Bakonyer 49— 50 Ml. d« den üblichen Tarasätzen. Hammel pro Paar von 100 Psd. feinste englische Lämmer 56—60, Landhantmel 50^51, AuS- schußwaare fehlte ganz. Kälber je nach de» Qualität 42'/,—55 Ps. pro Psd. Fleischgewicht. S ach s e n. Die durch Ableben des OberforstmcisterS Blohmer zur Erledigung gekommene Oderforst« meisterstelle in Schandau ist dem Oberförster Hermann Verlach auf Hundshübler Forstrevier unter Ernennung desselben zum Oberforstmeister vom 1. November d. I. ab übertragen worden. Am Sonntag Abend verschied nach längerem Leiden Herr Rittergutsbesitzer Feodor v. Schön- berjg auf Bornitz bei Oschatz, Comthur 2. Classe des AlbrechtSordens. Der Verstorbene vertrat als Mitglied der 1. sächsischen Ständekammer viele Jahre hindurch die Besitzer der fünf Schön- burg'schen Receßherrschaften Glauchau, Waloen- burg, Lichtenstein, Hartenstein und Stein, und auch ordentliches Mitglied des LandeScultur- ratheS im Königreich Sachsen. Nach einer dem „Pirn. Anz." aus Lockwitz zugegangenen Mittheilung ist Baron von Kapp-Herr auf Lockwitz in Gastein, wohin er sich wegen eines Leberleidens begeben hatte, gestorben. DaS Reichsgericht zu Leipzig verwarf die eingelegte Revision der Freifrau von Fraunberg in München, welche wegen 28 Privaturkunden- Fälschunaen zu einer 6jährigen Zuchthausstrafe verurtheilt war. Zum Kreishauptmann von Leipzig ist gutem Vernehmen nach der bisherige Referent im Mini sterium des Innern, Geh. Reg.-Rath v. Ehren stein, ernannt worden. Arnsdorf, 27. August. Der Neu- und Wiederherstellungsbau des am Weihnachtsheiligen abend abgebrannten Bahnhofs wird in wenig Wochen beendet sein. In dem 100 Meter langen Anbau wird ein Speisesaal und ein Königszimmer eingerichtet. Den Platz der vor mehreren Wochen abgebrochenen interimistischen Wartefäle nimmt jetzt das neue Wirtschaftsgebäude ein. Infolge polizeilicher Verfügung mußte in Freiberg ein neuerbautes Haus, welches in noch feuchtem Zustande bezogen worden war, wieder geräumt werden, indem ärztlich festgestellt wurde, daß die in diesem Hause ausgebrochene Diphthe- ritis wohl nur auf die darin herrschende Nässe zurückzusühren sein dürfte. Am Freitag durchstreiften die vom Staat an gestellten Perlenfischer das Flußbett der Elster bei Elsterberg. Das Privilegium der Elster perlen - Fischerei gehört bekanntlich der Familie Schmerler aus Oelsnitz i. V. Der Betreffende war zur Zeit Napoleons zu Anfang dieses Jahr hunderts aus Rußland nach dort gekommen und geblieben und wurde von Seiten des Staates zur Ausübung der Perlenfischcrei in der weißen Elster angestellt. Von dieser Zeit an ruht das Recht auf genannter Familie und geht dasselbe stets auf den ältesten Sohn über. Am Freitag früh in den ersten Morgenstunden ist in Scifersbach bei Frankcnberg die dortige Spinnerei, der Firma Neubert L Sohn in Hainichen'gehörig, bis auf die Umfassungsmauern niedergebrannt. Als Veranlassung des Brandes wird Explosion einer Petroleumlampe bezeichnet. Die während der bevorstehenden Michaelis messe in den Räumen der Börsenhalle in Leipzig abzuhaltende Garnbörse wird Freitag, den 23. September, ihren Anfang nehmen. Leipzig. Ein Uhrmacher aus Schrimm versuchte in einer Leipziger Uhren- und Uhren werkzeughandlung folgendes Schwindelgeschäft. Er stellte sich daselbst als Beauftragter eines Uhrmachers in Halle vor, übergab eine schriftliche Bescheinigung des Letzteren und bat darauf um Ueberlassung einer ansehnlichen Partie Maaren im Betrage von etwa 2000 Mark. Man ließ ihn die Maaren aussuchen, prüfte aber inzwischen noch einmal die fragliche Bescheinigung und setzte Zweifel in die Echtheit derselben. Sofort wurde nach Halle depeschirt und von dort bald darauf die Fälschung bestätigt. Nunmehr nahm die Polizei den Betrüger in Haft. Nachdem von den Börsen in Leipzig und Barometer, doppelte wie einfache, verkauft und reparirt billig Fr. Pohla»», 11k»rni«ckk>" Anlage zu Mr. 70 des jächstschen Lrzäklers Vde« 31. Aukprft 1887. ... Vef^ü^efä^wörvenlst^^n^ 2. September d. I., dem Sedantage, die Börse zu schließen, hat jetzt auch der Vorstand der Dresdner Börse sich diesem Vorgänge ange schlossen. Ueber die Preißelbeerernte im Fichtelgebirge wird gemeldet, daß die regnerische Witterung der letzten Woche den Beeren sehr zu Gute gekommen ist. Die Ernte wird, da viele Blüthen zu Grunde gegangen sind, freilich eine sehr keine sein, der Geschmack der Beeren dagegen ist vor trefflich. Der Preis wird voraussichtlich hoch sein und nach dem Tageseinkauf schwanken. Die Hausfrauen dürfte vor Allem der Preis vom Postcollo (10 Pfund) roher Beeren interessiren. Der Anfangspreis stellt sich schon auf 2 bis 2^/, Mark. Vermischtes. — Görlitz, 27. August. Das hiesige „Evang. Kirchenbl." schreibt heute: „Das Luther festspiel hat uns eine Erhebung gebracht, welche in unserem Leben dauernd fortwirken wird. Es hat an sich ja großen Werth, wenn geschichtliche Thatsachen von Bedeutung der Menschenseele in packender Wirklichkeit vor Augen geführt werden; betrifft dies aber die gewaltigen Ereignisse der deutschen Reformation, so muß das evangelische Gewissen geweckt, gefördert und entflammt werden. Dem genialen Manne, der uns den vr. Luther in so greifbarer Großartigkeit mit feinem Kampf und Sieg vor Augen führt, ist deshalb der Dank von Tausenden gewiß; und nicht minder den Vielen unserer Gemeinde, welche mit persönlicher Opferwilligkeit in größerer oder kleinerer Rolle am Spiele theilnchmen und weder Zeit noch Mühe zu opfern sich gescheut haben." — Sagan, 29. August. An der Hein'schen Brauerei ist das Gerüst des Schornsteins ein gestürzt. Sechs Menschen wurden schwer verletzt. — Die Genickstarre, welche in Rixdorf bei Berlin zum Ausbruch gekommen ist, von welcher bisher nur Kinder befallen waren, greift immer mehr um sich. Jetzt sind bereits mehrere er wachsene Personen von derselben befallen. — Auf der Gräfl. Lauragrube in Schlesien (der vereinigten Königshütte und Laurahütte ge hörig) haben vor einigen. Tagen 7 Mann den Tod durch erstickende Gase gefunden. — Stuttgart, 29. August. In Nagold brach heute Nacht ein Großfeuer aus, welches 20 Gebäude einäfcherte; 32 Familien sind ob dachlos. — Ein junger Russe bewohnte seit längerer Zeit bei einer Familie in Frankfurt a. M. zwei möblirte Zimmer. Er lernte daselbst die aller liebste Tochter eines Privatlehrers kennen, ver liebte sich in dieselbe und versprach sie zu hei- rathen. Als vor mehreren Wochen sein Vater starb, ließ er sich sein Erbtheil schicken und zog in Gesellschaft seiner Braut und seiner Schwieger mutter nach Genf. Dort ist nun der junge Mann kurz vor der Hochzeit gestorben, nachdem er vor her sein ganzes Vermögen von 745,000 Mark seiner Braut vermacht hatte. — Aus Erfurt wird dem „L. T." geschrieben: Am 7. Juli 1886 verurtheilte das hiesige Schwur gericht den Tagelöhner Ludwig Taubert aus Walschleben bei Erfurt, welcher einen Mordversuch gegen seinen Stiefsohn Oscar Baumgarten begangen haben sollte, zu zwölf Jahren Zuchthaus. Jetzt kommt die Kunde, Baumgarten habe falsche Zeugen gedungen, der Stiefvater sei unschuldig. — Reblaus im Elsaß. Wie die Elsäß. Landes-Zeitung berichtet, ist auch in der Gemarkung Hegcnheim, Kreis Mühlhausen, das wiederholte Auftreten der Reblaus festgestelll worden. — Hamburg, 29. August. In dem Ham burger Kirchdorf Geesthacht von 2500 Einwohnern sind durch eine Feuersbrunst dreißig Wohnhäuser und ebenso viele Scheunen und andere Baulich keiten eingeäschert worden. Das Feuer soll Nachdem von den Börsen in Leipzig und leiten eingeäscher^ivor^ Quartier-Milets liefert schnell und billig die Buchdruckerei des „sächsischen Erzählers" Ari-drlch Reine Ungar-Weine. 4 Liter feinsten abgelagerten Weift» oder Nachwelt» (Auslese) Mk. 3.40 franco sammt Mßchen gegen Nachnahme. A«w»» Lahn, Weinbergbesitzer, Werschetz (Ungarn).