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Die Presse ist größten des Entwurfs durch Kriegsministerium ge- Bureaus verschuldet i. Dabei war er von echt deutscher Gesinnung und für Deutschlands Größe und Macht unter : Führung unseres geliebten Kaisers und seine treuen sBundesfürsten, unseres theuren König«, stets hoch begeistert. Doch auch in anderer Weise nutzte er noch seine oft sehr in Anspruch ge nommene Zeit für manches andere Werk zum Besten seiner Mitbürger aus. Er war Mitglied derAdministratoren derHerrmann'schen Stiftungen, Mitglied des hiesigen Kirchenvorstandes seit Er richtung desselben, Mitglied der Handelskammer in Zittau und außerdem auch thätig in manchem Vereine, der wohlthätige Zwecke verfolgt. Für alle diese vielfachen Tätigkeiten ehrte ihn auch Se. Majestät der König vor zwei Jahren durch Verleihung des Ritterkreuzes zum Verdienstorden und die ganze Stadt blickt mit Liebe und Dank barkeit auf sein Schaffen und Wirken zurück. Bischofswerda, 30. August. Die Besitzer der zum Jagdbezirk Bischofswerda gehörigen, in den Revieren „Hölle", „Butterberg" und „Vieh lehden" gelegenen Grundstücke werden hierdurch noch besonders auf die im Jnseratentheile d. Bl. abgedruckte Bekanntmachung des Jagdvorstandes Redacteur Emil May, nach welcher die Vertheilung der Jagdpachtgelder für die Zeit vom 1. Sept. 1884 bis 31. August 1887 künftigen Sonntag, den 4. September a. o., Nachmittags von 3 bis 6 Uhr in der Herrenstube des hiesigen Schieß hauses stattfinden soll, aufmerksam gemacht. Aus der über Vertheilung dieser Jagdpachtgelder an gefertigten Rechnung, welche dem Stadtrathe hier als dem Vertreter der Stadtgemeinde und der Herrmann'schen Schulstiftung vorgelegen und von demselben geprüft und für richtig befunden worden ist, und welche bis zum 3. September a. o. von jedem Interessenten bei dem Jagdvorstande ein gesehen werden kann, ist Folgendes hervorzuheben: Der Vertheilungsplan ist in Gemäßheit des An trages des Stadtraths hier vom 17. Januar 1881, welcher in der am 12. Februar desselben Jahres abgehaltenen Generalversammlung zum Beschlüsse erhoben worden ist, aufgestellt und ist darin jede jagdbare Fläche, sei sie auch noch so klein, von 10 zn 10 2k. abgerundet, berücksichtigt worden. Nach demselben kommen a) im Höllen reviere auf je 10 2 k. 8 Pf. --- von rund 708 Acker 270 2k. 1701 Mark 36 Pf., d) im Butterbergreviere auf je 10 2k. 6^/, Pf. ---- von rund 606 Acker 280 2k. 1183 Mark 79 Pf. und e) im Viehlehdenrcviere auf je 10 2k. 5Vr Pf- ----- von rund 546 Acker 270 2k. 903 Mark 18 Pf., mithin im Ganzen 3788 Mark 23 Pf. zur Auszahlung, während für das Höllen revier 86 Mark 93 Pf., für das Butterbergrevier 67 Mark 23 Pf. und für das Viehlehdenrevier 61 Mark 94 Pf. als Spitzen für die nächste Vertheilung und beziehentlich zur Bestreitung etwaiger durch die Neuverpachtung entstehender Kosten reservirt bleiben. — Die Erntezeit ist auf ihrem Höhepunkte angekommen; wenige Wochen noch und der Wind weht über kahle Stoppelfelder. Wohin zur Zeit auf dem Felde das Auge blickt, überall sieht es fleißige Landleutc, die beschäftigt sind, die Früchte die der fruchtbare Boden geboten, cinzuheimsen und in die Scheunen zu fahren, wo sie ihrer weiteren Bestimmung entgegenharren. Kräftige Mäher und flotte Schnitterinnen schaffen und wirken um die Wette, die liebe Gottesgabe mög lichst bald unter Dach und Fach zu bringen und bald wird auf den Tennen das lustige Klippklapp der Dreschflegel erschallen, die den mehlreichen Korn aus der Aehre zu lösen berufen sind. — An vielen Orten ist es Sitte, daß auf den Stoppelfeldern von armen Leuten eine sogenannte Nachlese gehalten wird, deren Ertrag ihnen zu Gute kommt. Es sei jedoch darauf aufmerksam gemacht, daß es zum Aehrenlesen auf fremden Grundstücken der besonderen Erlaubniß der be treffenden Feldbesitzer bedarf, da diese Nachlese sonst leicht als strafbarer Eigennutz geahndet werden kann. Es wird sicher kein humanerer Ackerer daran denken, bedürftigen Leuten dftse Nachlese zu verbieten, zumal in diesem Jahre, wo ja die Ernte nach den vorliegenden Berichten überall eine ziemlich zufriedenstellende ist. Die am 27. d. abgehaltene Hofjagd auf Hoch wild auf Moritzburger Revier nahm bei vortreff lichem Wetter einen sehr günstigen Verlauf, denn eS wurden innerhalb weniger Stunden erlegt und zur Strecke gebracht: 1 Rothhirsch, 12 Schaufler und 2 Wildschweine. Der Haupttheil der Brüte — der Rothhirsch, 6 Schaufler und das Schwan wild — gelangte durch Se. Majestät den Kömg zum Abschuß. Nicht minder waidmannSgerecht erlegten vier Cavaliere die übrigen 6 Schaufler. Das erlegte Wild wurde auf dem Borhofe de« Sachsen. Die Erzherzogin Maria Josepha, Prinzessin von Sachsen, ist jetzt, nachdem die Krampfanfälle verschwunden sind, so weit wiederhergestellt, daß keine Bulletins mehr ausgegeben werden. k. Bischofswerda, 29. August. Vor wenig Tagen ist aus unserer Stadt ein Mann geschieden, welcher seit mehreren Jahrzehnten unausgesetzt an der städtischen Verwaltung regen Antheil nahm und daher unter uns mit vielem Segen wirkte. Es ist dies Herr Kaufmann Ritter rc. Robert Huste, Ehrenbürger der Stadt Bischofs werda , welcher am 25. dss. Mts. seine Vater stadt, in der er so viel gewirkt, verließ, um von nun an seinen bleibenden Aufenthalt in Dresden zu nehmen. Derselbe war seit dem Jahre 1848 fast unausgesetzt als Stadtverord- neten-Vorsteher thätig und hatte sich daher über alle Zweige unserer städtischen Verwaltung die umfassendsten Kenntnisse erworben. Er war ein Ehrenmann im wahren Sinne des Wortes, der stets für einen besonnenen Fortschritt eintrat und sein oft schwieriges Amt als Stadtverordncten- Vorsteher mit Umsicht und Besonnenheit verwaltete. Ihm lag stets das Wohl der Stadt am Herzen und darauf hin war seine ganze Thätigkeit ge richtet. Nur eine kurze Zeit war er auch im Stadtrath als Rathsmitglied thätig, allein sofort nach seinem Ausscheiden aus demselben wurde er gleich wieder durch das Vertrauen seiner Mit bürger in das Stadtverordneten - Collegium und von diesem wieder als Vorsteher erwählt. Dies ist er denn auch geblieben bis zu seinem Scheiden aus unserer Mitte, und die Bürger seiner Vater stadt, denen er in guten und bösen Tagen rathend und helfend zur Seite stand, werden ihn gewiß im dankbaren Andenken behalten und der lebenden Generation, die Zeuge seiner Thätigkeit war, wird er unvergeßlich bleiben. Während seiner Amtirung als Stadtverordneten - Vorsteher hat sich unsere Stadt vielfach verändert, sie ist nicht nur größer geworden, sondern es sind auch während derselben mehrere größere städtische Baulichkeiten entstanden, die nur vortheilhaft auf die Entwickelung unserer Stadt einwirkten. Sobald Herr Huste erkannte, daß durch Bewilligung der nöthigen Mittel ein Fortschritt in der städtischen Verwaltung erzielt werden konnte, trat er auch mit seiner ganzen Kraft für dieselbe ein. Er konnte daher mit dem frohen Bewußtsein aus seiner Vaterstadt scheiden, für dieselbe von seiner Jugend an bis in das Alter hinein Gutes geschaffen und befördert zu wachsendem Mißvergnügen die scandalöse Haltung der Szechen in der Orientfrage. Durch volle acht Jahre überhäufte Graf Taaffe die „modernen Hussiten" aut den weitestgehenden Zugeständnissen, um sie vom PanslaviSmuS abzulenken. Dann kam der bulgarische Streit, und siehe da, die Reichbescbenkten, Verhätschelten, „Versöhnten" er klärten sich tobend für die Sache des „heiligen Rußland"; sie lehrten ganz offen und unverfroren, daß Oesterreich auf der Balkanhalbinsel nichts zu suchen habe, daß alle Macht im Osten dem recht mäßigen Herrscher des Morgenlandes, dem Czaaren, gehöre. Als in Serbien eine Krise ausbrach und das österreichisch gesinnte Ministerium Garaschanin dem Cabinet Ristic Platz machen mußte, wiedecholte sich das seltsame Schauspiel; man jubelte in Prag, daß Oesterreich eine Niederlage erlitten habe. Um den Hussiten einen Wink mit dem Zaunpfuhl zu geben, löste der Unterrichtsminister vr. v. Gautsch einige czechischeGymnasien als „überflüssig" auf, worauf er als Feind der Slaven in Bann gethan wurde. Auf den rzechischen Volksversammlungen, den sog. „Tabors", geht es seither so wild zu, daß bekanntlich Gendarmen einschreiten und den Beschimpfungen der Minister ein Ende machen müssen. Bezeichnend ist es in jedem Falle, daß das neue vom Kaiser gestiftete Ehreuzeichen für Kunst und Wissenschaft zahlreichen Deutschen, Polen und Ungarn, aber keinem einzigen Czechen verliehen wurde. Es wird als ein neuer „Wink" an die Adresse der Hussiten aufgefaßt, und wenn er nichts fruchten sollte, wird man diesem Völkchen den Standpunft wohl in anderer Weise begreiflich machen. Wien, 29. August. Bezeichnend für die Stimmung der deutschen Wählerschaft in Böhmen ist die Thatsache, daß der langjähr. Abgeordnete des Wahlbezirkes Tetschen, vr. Ruß, welcher in jüngster Rede entschieden für Landtagsabstim mung eintrat, aber Czechen in Bezug auf die Amtssprache in den czechischen Bezirken gewisse Concessionen machen wollte, gestern von dem Bezirkswahlcomitee einstimmig fallen gelassen und ein anderer Candidat an seiner Stelle nominirt worden ist. Aus Russisch-Polen werden gegenwärtig nicht allein Deutsche, sondern ebenso auch Polen, welche Angehörige des Deutschen Reichs sind, ausgewiesen. So kam unter Andere», der „Pos. Z." zufolge, neulich ein Färber polnischer Nationalität, welcher 15 Jahre lang in Warschau gelebt hatte und von dort mit seiner Frau und zwei nicht erwach senen Söhnen ausgewiesen worden war, in Thorn an und bat dort Landsleute um Unterstützung, um die Reise nach Posen, wo er Beschäftigung suchen wollte, fortzusetzen. In Warschau hatte ihm der deutsche Consul eine Unterstützung ge währt, so daß er nach Thorn hatte gelangen können. Die Gerüchte von einem neuen Attentat auf den Czaaren haben bisher keinerlei Bestätigung gefunden. Es ist deshalb anzunehmen, daß sie unbegründet sind. Paris, 27. Aug. Der „National" schreibt, die Untersuchung wegen vorzeitiger Veröffent lichung des Entwurfs für den Mobilisirungsversuch sei in vollem Gange und nahezu nachgewiesen, daß das Bekanntwerden einen Beamten des zum hörigen typographischen worden sei. Paris, 28. August. theils der Ansicht, daß der Mobilisirungsversuch durch die vorzeitige Bezeichnung des zu mobili- sirenden Corps unnütz wird. Intransigente Organe verfehlen natürlich nicht, hervorzuheben, daß ein solcher Mißbrauch unter Boulanger un möglich gewesen wäre. Die „RSpublique fran- <Mse" sagt, daß man, wenn das Experiment einen Zweck haben sollte, sofort ein anderes Armee corps bezeichnen^müsse. „Petit Journ." meldet aus Genf, daß zwischen Rouvier und Ferron chiffrirte Depeschen gewechselt wurden, in denen in der That über Bezeichnung eines anderen Corps verhandelt wurde. „Journal des Debats" und „Gaulois" fragen, wozu denn die grotesken Ab- sperrunysmaßregeln im Gebäude des Kriegs- ministermms getroffen sind, wenn man nicht ein mal einen Plan einige Tage verborgen halten könne. Wie würde es da erst im Kriegsfälle werden? Welche Schlüsse würden die Chauvinisten ziehen, wenn das in Deutschland paffirt wäre? Nicht nur, daß die bereits bewilligten 8 Millionen und andere Millionen, welche der Mobilisations versuch über den Voranschlag hinaus kosten werde, hetauSdeworfen seien, enthülle man dem Ausland noch die Krebsschäden der Verwaltung, wodurch Frankreich wahrlich nicht an Respect m Europa gewinne. — Man muß sich übrigen« fragen, ob «e Commandant des 17. Corps nicht bereits M zehn Tag!m auf die Mobilisationsordre vorbereitet war, als General Cornat die Königin > haben von Spanien in San Sebastian aufsuchte, wahr- i ' scheinlich um sie über das an der Grenze ihres j der g Reiches stattfindende Experiment zu beruhigen. ' UeberdieS muß constatirt werden, daß der Con- centrationSpunkt zwischen Castclnaudary und Carcassonne für den Versuch besonders günstig ist, da er abseits von großen Verkehrswegen nach dem Inland und nach Spanien liegt und somit der Truppen- und Materialtransport auf wenig be suchten Eisenbahnlinien sich leicht bewerkstelligen läßt. Paris, 28. August. Die Placate zur Einberufung der Reservisten des zu mobilisirenden Armeecorps waren im Kriegsministerium schon lange so vorbereitet, daß Boulanger sie noch unter zeichnet hat. Paris, 29. August. Infolge der wegen vorzeitiger Veröffentlichung des Mobilmachungs plans geführten Untersuchung werden zwei Soldaten, welche als Schreiber im Generalstab beschäftigt waren, unter der Anklage, die Mobil machungsbefehle dritten Personen mitgetheilt zu haben, vor das Kriegsgericht gestellt werden. Die Ausgaben für die öffentlichen Schulen sind in Frankreich unter der Republik von 33 auf 131 Mill. Frcs. gestiegen. Die Rückwärtsler jammern natürlich über diese „Verschleuderung" der Staatsmittel zu Unterrichtszwecken. Ueber das weitere Auftreten der Cholera in Italien wird berichtet, daß auf dem im Hafen von Neapel vor Anker liegenden Kriegsdampfer „Ruggiero Lauria" 6 Cholerafälle festgestellt sind. In Tivoli, nahe bei Rom, hat die Seuche bereits 11 Menschen dahingerafft. In Rom ist ein städtisches Cholera-Lazareth eingerichtet, in welchem 5 Personen untergebracht sind. Der Minister des Innern hat dem Präfecten von Reggio di Kalabria telegraphisch befohlen, das von der Behörde zu Palmi eingerichtete Quaran- täne-Lazareth, in welchem angekommene Reisende gewaltsam eingesperrt und beobachtet wurden, zu schließen, die eingesperrtcn zu befreien, und den Sindako zur Untersuchung zu ziehen. Der Prätor von Katania hat die aus Angst geflohenen Aerzte und Apotheker zu je dreimonatiger Untersagung des Gewerbes, 100 Lire Geldbuße und Tragung der Kosten verurtheilt.