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Amts- lllli! AiUUbllltt Abo«neme»t viertelj. I M. 25 Pf. einschließl. dkS .Jllustr. Unrerhaltungsbl.' u. der Humor. Beilage .Seifen blasen* in der Expedition, bei unseren Boten sowie bei allen Reichspostanstalten. Lelrgr.-Adrefle: Amtsblatt. für den tZejirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung. Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: Emil Hannebohn in Eibenstock. Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag u. Sonn abend. Jnserti'onspreis: die kleinspaltige Zeile 12 Pf. Im amtlichen Teile die gespaltene Zeile 30 Pf. Fcrnsprrchrr Nr. 2M. 8». 54. Jahrgang. ----s.- Dienstag, den 16. Inti Dem Vvorx Lari Hnxvr in L.-Plagwitz ist heute an Stelle eines angeblich verloren gegangenen Arbeitsbuches Nr. 51 vom Jahre 1903 ein neues Arbeitsbuch ausgestellt worden. Nm Mißbrauch zu verhüten, wird dies hiermit bekannt gemacht. Ttadlrat Eibenstock, am 13. Juli 1907. Hefte. L. Preisausschreiben für Musterzeichner. Die eingcsandten Arbeiten sind von heute bis mit 26. ds. Mts. in der öffentlichen Vorbildersammlung zur Ausstellung gebracht. Eine Besichtigung derselben ist für Jeder mann frei. Pernvurgs Afrikareise. Staatssekretär Dernburg hat seine Afrikareise angetreten. Zunächst begibt er sich nach Neapel, um dort den Dampfer nach Deutsch-Ostafrika zu besteigen. Seine Reisepläne wer den von einem Berliner Mitarbeiter der Mecklenburger Nach richten folgendermaßen skizziert: Nicht um eine der herkömmlichen im Galopp absolvierten Inspektionsreisen mit dem üblichen Vorbeirasen an tausend .Poteinkinschen Dörfern* handelt es sich, auch um keine der gewöhnlichen Informationsreisen, mit der Vorstellung der Beamten des Außendienstes als Hauptsache. Sondern Dern burg reist mit einem ganz bestimmten, begrenzten wirtschaft lichen Programm. Es gilt vor allem festzustellen, wo der Hebel anzusetzen wäre, um uns dringend benötigte Rohpro dukte in größeren Massen zu liefern; eine Aufgabe, die der einzelne Beamte oder Pflanzer in seinem kleinen Umkreis nicht so lösen kann wie der oberste Chef, dem jede Auskunft geboten wird, der selbst den praktischen Blick des Großkauf manns hat und überdies von einer Anzahl sachverstän diger Herren unserer Industrie begleitet wird. Auf diese Begleitung kommt es ihm besonders an, nicht auf einen Stab von Journalisten, wie gegnerische Blät ter schreiben. Er will feststellen, wo es nur der Befruchtung durch das Großkapital bedarf, um namentlich Baumwolle in solcher Quantität zu produzieren, daß wir die jährliche 400 Millionen-Abgabe an Nordamerika loswerden und daß un serer Textilindustrie überhaupt die Möglichkeit gewährt wird, ihren Bedarf soweit anderswo decken zu können, daß Ame rika in seinen Preisen wieder bescheidener wird. Zu diesem Zwecke soll unsere Textilindustrie nach Dernburgs Plan 10 Millionen Mark ä konäs porcku hergeben, um da mit die nötigen Vorarbeiten und Unterstützungen von Plan tagenbauten zu ermöglichen; was bedeutet diese einmalige Ausgabe gegenüber 400 Millionen jährlichen Tributes? So gut wie nichts; und in der Tat sind bereits nahezu 4 Millionen dazu gestiftet. Dem Staatssekretär Dernburg ist es zuzutrauen, daß er seine Pläne durchsetzt. „Gold am Kilimandscharo!* und ähnliches Geraune wird ihn nicht täuschen; es wird auch kein Prospektor vor seinen Augen beim Graben Goldstaub aus der durchlöcherten Hosentasche rieseln lassen können, wie es vor hohen Herren in Madagaskar geschah. Weit wichtiger als alles Gold ist für uns jetzt geeignetes Terrain für An bau von Baumwolle und Kautschuk im Großen. Und dann Anbau von Negerprodukten: Reis und anderen Nahrungs mitteln, um das kommende Arbeiterheer durchfüttern zu kön nen, während es augenblicklich in Usambara alljährlich Ar beitermangel und Hungersnot gibt. Auch Kolonialdirektor Ur. Kaiser fuhr nach Ostafrika, aber es blieb eine bessere Vergnügungsreise, von Dernburg aber läßt sich ein glänzen des wirtschaftliches Programm für Ostasrika erwarten, — seine erste Rede im Reichstage etwa Anfang Dezember wird vielleicht eine Epoche in unserer Kolonialarbeit bedeuten. Tagesgeschichte. — Deutschland. Der Dreibundvertrag ist, da seine Kündigung zum Juni 1908 nicht erfolgt ist, bis zum Juni 1914 verlängert. — Die deutsche Hochseeflotte hat Freitag früh von Kiel aus ihre diesjährige Sommerreise nach den nordischen Gewässern unter dem Kommando des Prinzen Heinrich, der sich an Bord des Flaggschiffs „Deutschland* befindet, ange- lreten. Die Fahrt geht um Skagen nach Norwegen. Nach einer Londoner Blättermeldung wird das vierte englische Kreuzergeschwader in der Zeit vom 16. bis 22. Juli mit der deutschen Hochseeflotte in Bergen zusammentreffen. — Ein Anarchistenprozeß wurde vor der Straf kammer des Landgerichts I in Berlin verhandelt, in dem die Anarchisten Schrifsteller Karfunkelstein zu vier Monaten und Redakteur Weidt zu einem Monat Gefängnis verurteilt wurden. Die beiden Angeklagten hatten Ostern an dem Kongreß der Anarchisten, welcher in Mannheim unter freiem Himmel stattfand, teilgenommen. Die Untersuchung ergab, daß beide mit russischen Terroristen in Verbindung standen. — Oesterreich-Ungarn. Wien, 13. Juli. Der römische Korrespondent der „Neuen Freien Presse" erfährt authentisch folgendes: Das Bündnis zwischen Oester reich-Ungarn und Italien wurde im Juni 1902 auf die Dauer von 6 Jahren geschlossen: somit hatte das Bündnis eine Geltungsdauer bis Juni 1908. In dem Bünd nis war die Bestimmung enthalten, daß es noch weitere 6 Jahre Geltung habe, wenn es nicht ein Jahr vor dem Ablaufslermin gekündigt werde. Da die Kündigung im Juni 1907 nicht erfolgt ist, gilt das zwischen Oesterreich - Ungarn und Italien geschlossene Bündnis somit bis Juni 1914. Die gleichen Bestimmungen gelten auch für das B ü n d - nis zwischen Deutschland und Italien. So mit ist der ganze Dreibund bis Juni 1914 verlängert. — Rußland. Zu den B au e r n un ru h e n am Ladogakanal wird gemeldet, daß nach dem Eintreffen von Gardeschützen mit Maschinengewehren Ruhe eingelrcien ist. Das Zentralkontor der Ausständigen ist geschlossen, das Monopol der Schlepper aufgehoben. Freiwillige Schlepper dienste werden durch Infanterie auf Dampfern und durch Torpedoboote geschützt. Dagegen sind im Gouvernement Kursk in drei Kreisen Bauernunruhen ausgebrochen. Die Bauern haben auf einer Reihe von Gütern das Getreide niedergemäht und viele Güter niedergebrannt. — Marokko. An den Arnenthaltsort Raisulis sollen in den nächsten Tagen mehrere marokkanische Mahallen zur Befreiung MacLeans abgehen. — Amerika. Ein neuer amerikanisch-japa nischer Zwischenfall ist durch die Verhaftung eines japanischen Spions in Kalifornien eingetreten. Ein Telegramm des Reuterlchen Bureaus aus San Diego in Kalifornien meldet hierüber: Der das Fort Rosecrans in Kalifornien kommandierende Offizier meldet, daß dort ein Japaner verhaftet worden ist, weil er Zeichnungen des Forts anfertigte. Die Blätter melden hierzu, daß die Angelegenheit unter der amerikanischen Bevölkerung große Erregung yervor- gerufen habe, daß Kundgebungen geAen die Japaner statt fänden und daß die Japaner in die Stadt fliehen; die Lage sei ernst. — Hoffentlich gelingt es den Behörden, folgen schweren Ausschreitungen der Kalifornier gegen die Japaner vorzubeugen und die erregten Gemüter zu beruhigen. — Einer neueren Meldung zufolge ist auf demselben Fort noch ein zweiter Japaner, der dort als Diener angestellt war, ver haftet worden. Lokale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock, 15. Juli. Das am 8. Juni d. I. vom Vogtl.-Erzgeb. Jndustrieverein erlassene Preisaus schreiben für Musterzeichner, bei welchem hohe Preise für Original-Musterentwürfe ausgesetzt waren, hat eine ganz stattliche Anzahl von kunstfertigen Zeichnern ver anlaßt, Proben ihres Könnens einzusenden. Donnerstag bez. Freitag tritt das Preisrichter-Kollegium zusammen, um die Arbeiten hinsichtlich der gestellten Aufgaben zu prüfen. Die Arbeiten sind von heute an im öffentlichen Zeichensaal bez. Vorbildersammlung der Schule ausgestellt. — Eibenstock. Der hier seit mehreren Jahren in gutem Andenken stehende und bestens accreditierte Opernsänger Linus Uhlig aus Dresden wird kommenden Donnerstag, den 18. dss. im „Deutschen Haus" mit seinem vorzüglichen En semble einen „heiteren Künstler-Abend* veranstalten, worauf wir schon heute Hinweisen. Das „Annaberger Wochenblatt" vom 8. dss. schreibt hierzu: „Heiterer Künstler-Abend in Bahls Etablissement. Bei vollbesetztem Hause erntete das Linus Uhligsche Konzert-Opern-Ensemble bei seinem gestrigen Vortragsabend wieder ganz bedeutenden Erfolg. Sämtliche Nummern wurden mit stürmischem Applaus quittiert und jeder Künstler unter lebhaftem Beifall hervorgerufen. Selten wird man solch fröhliche Mienen beobachtet haben, wie es gestern abend der Fall war. Allgemein hörte man „Ein herrlicher Abend". Es sei deshalb hiermit nochmals auf den heute stattfindenden zweiten und letzten Abend hingewiesen. Die Eintrittspreise sind bei diesen Leistungen die denkbar niedrigsten und daher sollte niemand sich diesen „heiteren Künstler-Abend* entgehen lassen." — Leipzig, 12. Juli. Im allen Gasthofe zu Gautzsch bei Leipzig wurden heute nachmittag in der 5. Stunde der etwa 45 Jahre alte Kaufmann Richard Otto Gebhardt aus Naumburg a. d. Saale und die etwa 30 Jahre alte Fabrikarbeiterin Emma geschiedene Kleinert aus Möckern im Fremdenzimmer erschossen aufgefunden. Beide hatten am Montag im Gasthof Wohnung genommen und sich als Ehepaar ausgegeben. Heute morsten haben beide noch den Kaffee eingenommen und sich seit der Zeit nicht wieder blicken lassen. Aus hinterlassenen Briefen geht hervor, daß Familienzwistigkeiten der Grund der Tat waren und daß die Kleinert zur Tat gedrängt habe. — Frankenberg, 13. Juli. Auf Ortelsdorfer Flur wurde Freitag nachmittag in einem Haferfelde der Leichnam eines etwa 3 bis 4 Jahre alten Kindes auf gefunden. Ob an dem Kinde ein Verbrechen verübt wurde, ist noch nicht mit Sicherheit festgestellt. Ueber die näheren Umstände der Auffindung ist folgendes mitzutcilen. Der Parzellenbesiger aus Ortelsdorf war nachmittags auf seiner an der Frankenberg-Chemnitzer Chaussee gelegenen Wiese mit Grasmähen beschäftigt, als ihm im anstoßenden Haferfeld stark niedergetretene Stellen aufsielen. Dort fand er einen völlig entblößten, durch fortgeschrittene Verwesung und Fraß wunden bis zur Unkenntlichkeit entstellten Leichnam eines etwa 3—4jährigen Kindes, der dort 10—12 Tage gelegen haben dürfte. Die Lage der Leiche und die am Unterleib und den Oberschenkeln vorgefundenen schweren Wunden lassen die Möglichkeit eines Lustmords zu. Irgend welche Kleidungs stücke des Kindes oder Blutspuren waren nicht zu entdecken. Nur führte durch das Feld von der Lichtenwalder Gegend her eine Spur, die den Anschein erweckte, als sei dorr jemand hindurchgegange», der eine Last trug oder einen Gegenstand hinter sich herschleifte, lieber den Verlauf der Tat, sowie über den Täter schwebt völliges Dunkel. Rätselhaft ist, daß bei den Behörden der Umgegend noch nichts über das Verschwin den eines im ungefähren Alter von 3—4 Jahren stehenden Kindes gemeldet wurde. — Frankenberg, l3. Juli. Am Dienstag wurde auf der Hofwiese (zwischen Lichtenwalde und Niederwiesa) ein offenbar geistesgestörter Mann, der 29 jährige Rohrleger Oskar Friedrich Leopold aus Chemnitz, ver haftet. Er hatte sich dort unbekleidet aufgehalten und war, in der linken Hand ein Messer und in der rechten einen Strauß Schilfblüten, auf die Hofmiese passierende Leute los gegangen. Der Bedauernswerte, von dem man später fest zustellen vermochte, daß er von seiner in Chemnitz lebenden Ehefrau getrennt ist und zuletzt in der Nervenheilanstalt in Chemnitz untergebracht war, wurde zunächst in der Lichten wälder Ortszelle interniert, wo er zu toben begann und alles kurz und klein schlug. Am Mittwoch ist er dann ins städtische Krankenhaus nach Frankenberg eingeliefert worden, wo er wiederum tobte. Gestern gelang es ihin, nachdem er ein vergittertes Fenster herausgerissen hatte, auszubrechen. Der bedauernswerte Mensch konnte jedoch bald wieder dingtest gemacht werden, worauf man ihn zunächst in der Arrestzelle des hiesigen Rathauses unterbrachte. Dadurch, daß Leopold in seinen fortgesetzten Redereiei: auch darauf hinweist, „daß man ihm sein Kind wieder herbeischaffen müsse", ist die vor läufig freilich noch ganz unbegründete Ansicht aufgetauchr, daß er mit der Auffindung der Leiche des Kindes auf Ortels dorfer Flur irgendwie in Verbindung stehen könnte. — Plauen i. V., 12. Juli. Eine anonyme Brief schreiberin stand heute in der Person der verehel. Fabrik weberin Ernestine Henriette Voigt aus Netzschkau vor dem Königl. Landgericht. Sie hatte in verschiedenen Briefen eine Familie und einen Schutzmann in Netzschkau schwer beleidigt und wurde deshalb zu sechs Monaten Gefängnis verurteilt. — Netzschkau, 12. Juli. Der 38 Jahre alte Arbeiter Hermann Müller aus Reichenbach i. V. hat an einem hiesigen 6jährigen Mädchen, das er in ein Kornfeld gelockt, ein schweres Sittlichkeitsverbrechen verübt. Der Wüstling ist schon verhaftet und dem Amtsgerichtsgefängnis Reichenbach zugeführt worden. Müller ist wegen Bettelns, Betrugs, Wider stands :c., hauptsächlich aber wegen Sittlichkeitsverbrechens schon mit 8 Jahren Zuchthaus vorbestraft. — Johanngeorgenstadt. Im nahen Städtchen Abertham vernichtete ein Schadenfeuer die manchem Touristen wohlbekannte, sogenannte „Burg", zwei auf einander gebaute Häuser, die beide ohne Rauchfanst waren, sodaß der Rauch durch die Dachöffnungen entweichen mußte. Darin mag auch die Ursache zu dem Brande gelegen haben. — Lößnitz, 12. Juli. Das hiesige Ratsarchio ist im Besitze einer großen Zahl wertvoller alter Urkunden, die bis in die ältesten Zeiten der Stadtgeschichte zurückreichen. Es sind Original-Urkunden, auf Pergament geschrieben und mit Wachs- und Lackkapsel-, auch Preßsiegel versehen. Die älteste Urkunde zeigt den 22. März 1284; in ihr bestimmt Meinherr von Meißen, daß sich in der Flur und Parochie Lößnitz kein Geistlicher und Ritter niederlassen und Güter erwerben darf. An einer Urkunde vom 1. Mai 1372 befin det sich erstmalig das älteste Lößnitzer Stadtwappen. Unter den Akten befinden sich auch alte Stadt- und Gerichtsbücher, beginnend 1355, Rechnungswerke mit Wachstafeln aus dem 14. Jahrhundert. Die Urkunden, welche das lebhafte Inter esse Sr. Majestät des Königs bei dessen Anwesenheit in hies. Stadt erregten, wurden schon öfters zu wissenschaftlichen Forschungen vom Königl. Hauptstaatsarchiv entliehen. — Geithain, 11. Jul>. Der 13jährige Sohn des Bäckermeister Müller von hier trat dieser Tage beim Bar-