Volltext Seite (XML)
«erden fast'ohne Ausnahme nach Leipzig abaeführt und findet der Transport nach der Bahnstation von der Kirschbude hinweg in großen Körben auf hohen luftigen Leiterwagen statt. In dem Richter'schen Gute zu Berntitz bei Lommatzsch brach in der Nacht zum Sonnabend in der ersten Stunde ein Feuer aus. Der Brand verbreitete sich, da alle Gebäude des großen Gutes, außer dem Wohnhause, nur mit Stroh gedeckt waren, mit einer so furchtbaren Schnelligkeit, daß zwei Knechte kaum ihr Leben retten konnten und schwere Brandwunden erleiden mußten. 7 schöne Pferde, 6 Stück Rindvieh und 15 Schweine kamen in den Flammen um. Das starke Gut ist gänz lich niedergebrannt. Die Entstehungsurfache ist noch nicht aufgeklärt. Am 2. Juli wurde an der Bodenbach-Dresdner Linie in der Nähe von Schöna, an der sächsisch böhmischen Grenze, ein Felsen, welcher unter Umständen dem Bahnverkchre Hindernisse bereiten konnte, mit bestem Erfolge durch Sprengung beseitigt. Der Verkehr war infolge dessen an der betreffenden Stelle einige Stunden gesperrt, dann wurde bis zur Beseitigung der Felstrümmer, welche immerhin einige Tage in Anspruch nehmen dürfte, zwischen den Stationen Niedergrund und Schöna eingleisiger Betrieb auf dem nach der Elbseite zu gelegenen Gleise eingerichtet. Am Sonnabend früh gegen 7 Uhr brach in Siebenlehn beim Bäckermeister Günther Feuer aus, dem 2 Häuser zum Opfer fielen. Näheres über die Entstehung des Brandes fehlt noch. Bezüglich der inderFreitagsnummcr gebrachten Mittheilung über die Verunglückung eines Schaff ners in Flöha wird dem „Dr. A." von unter richteter Seite mitgetheilt, daß der Verunglückte nicht in einem Tunnel, sondern an einer Ueber- brückung Schaden genommen hat, weil er auf dem Verdeck des Wagens gestanden hat. Auch war demselben die Strecke, die er schon oft be fahren, sehr wohl bekannt. Schließlich sei noch mitgetheilt, daß der Schaffner übrigens nicht todt, sondern den Umständen angemessen wohl ist. Ein recht trauriger Unglücksfall ereignete sich am Donnerstag Abend bei einer Bäckersfamilie in Burgstädt. Die Frau des Obermeisters Dathe brannte im Ofen Feuer an und wie immer, wenn es nicht gleich brennen will, mit Petroleum, dabei explodirte das Petroleum und die Frau stand sofort in Flammen. Die Frau, Mutter von 9 Kindern, hat ihre Unvorsichtigkeit mit dem Leben büßen müssen, nachdem sie zwölf Stunden unsägliche Schmerzen ausgestandcn. Der Würgengel Diphtheritis herrscht in Goste witz bei Borna. Ein Elternpaar ^mußte inner halb 14 Tagen 4 von seinen 6 Kindern begraben. Welch' schwere lebensgefährliche Verwundungen der menschliche Körper unter Umständen zu über winden vermag, davon liefert der am 14. Juni in Mühlau bei Burgstädt verunglückte Lehm fahrer Held ein Beispiel. Derselbe wurde von einer Lehmwand verschüttet und erlitt dabei einen Bruch des rechten Schlüsselbeines, einen Bruch der fünf oberen rechtsseitigen Rippen, welche nach innen gebogen wurden und die Lunge ganz er heblich verletzten, sowie ferner eine für sich allein lebensgefährliche Lungenblutung. Trotz diesen fürchterlichen Verletzungen befindet Held sich bereits wieder auf dem Wege der Besserung, so daß unter normalem weiteren Verlauf jede Lebens gefahr ausgeschlossen ist. Die Geucke-Wagner'schen Alpen-Extra- Fahrten (s. Inserat) werden abermals Hunderten Ferienglücklicher, Sommersrisch- und Bad-Reisenden als willkommener Anlaß zu einer unvergleichlich schönen Alpenfahrt dienen. Abfahrt von Dresden und Leipzig am 16. Juli und 14. Aug. Billetausgabe von 20 Stationen; 45tägige Billetgültigkeit; Preise bekanntlich billig. Es ist seit 20 Jahren die 31. nnd 32. Extrafahrt, welche die bewährten Unternehmer veranstalten, Beweis genug für die Beliebtheit dieser stets solid durchgeführten Fahrten. Von den anschlie ßenden Rundfahrtbillets wird besonders die Rund tour 15 (Schweiz und Tirol) vielen Beifall finden; sie berührt die prachtvollsten Gegenden der Schweiz einschließlich Rigi, die See'n, sowie die großartige Arlbergbahn. So werden diese vorzüglich geleiteten Alpenfahrten abermals für Hunderte eme Quelle des freudigsten Genusses werden. Vermischtes. 8 — Das goldene Ehejubiläum feierte das Demut'sche Ehepaar zu Küpper. — Der Gustav- Adolf. Verein zu Hirschberg konnte 927 Mk. vcrthrilen. An Legaten und Baarbestand hat der Verein 3757 Mk. 12 Pfg. — Jm Elbthale am Riesengebirge fand man die Leiche eines unbe kannten Mannes. — Zu Buchwalde in Schles. wurde ein Münzenfund von 5 bis 6 Pfund ge macht. Es waren Münzen aus dem letzten Viertel des 17. Jahrhunderts. — Der Vorschuß verein zu Grünberg, 445 Mitglieder zählend, hatte am Schluffe des Jahres 268,015 Mark Activa und Passiva. Zur Dividende konnten 2378 Mark Reingewinn bestimmt werden. — Der Oberst von Zacha aus Herischdorf bei Hirschberg ist im Walde bei Stonsdorf todt auf gefunden worden. — Vor einigen Tagen hatte in Alt-Reiche nau in Schlesien der Hausbesitzer Rudolph das gewiß seltene Glück, in seinem Hause einen äußerst werthvollen Schatz zu finden. Dieser bestand in zwei großen Töpfen mit 866 Münzen, und zwar 133 Gold- und 733 Silbermünzen, die Goldmünzen von der Größe eines Zweimark stückes, die Silbermünzen in der Größe eines Thalcrs bis Fünfmarkstückes. Sämmtliche Stücke stammen aus der Zeit von 1627 bis 1677, sind von sehr hohem Gold- und Silbergehalte, sehr gut geprägt und trotz der Länge der Zeit noch gut erhalten. — Sieben zum Tode Verurtheilte. In der Angerfronfestc in München befinden sich gegen wärtig nicht weniger als sieben vom oberbairischen Schwurgericht innerhalb vier Monaten zum Tode Verurtheilte, welche ihres Schicksales harren. — Die erste große Gesellschaft von Amerikanern, welche ein Reiseunternehmer nach Deutschland führt, ist für den Juli angemeldet. In einem Berliner Gasthofe sind für dieselbe 50 Zimmer belegt worden. — In Wittenberg starb an Blutvergiftung eine Aufwartefrau, welche zwei Tage vorher von einer Fliege gestochen worden war. - Der Prediger an der St. Johanneskirche in Memel hatte am 26. Juni die Confirmations- handlung zu vollziehen. Der kirchliche Act war auf das schönste und feierlichste in's Werk ge setzt, die Kirche ganz mit Andächtigen gefüllt. Während der Liturgie wurden die Worte des Predigers immer schwächer und schwächer bis zur Unverständlichkeit, und zuletzt brach er todt zusammen. — Frankfurt a. M., 2. Juli. ZurTheil- nahmc an dem morgen beginnenden deutschen Bundesschießen sind die Schützen aus Oesterreich, Baiern und Tirol bereits heute Vormittag hier eingetroffen. Im Lause des Tages erfolgte die Ankunft der deutschen Schützen, darunter diejenige der Schützen aus Sachsen, welche die Bundes fahne mit sich führten, sowie der Schützen aus Elsaß-Lothringen. Die schweizerischen Schützen hielten heute Abend ihren Einzug. Alle wurden von der Bevölkerung auf das Wärmste begriißt. Die Stadt ist bis in die Vorstädte hinaus mit Flagge» und Tannengrün prächtig geschmückt, viele Häuser tragen auf das Fest bezügliche In schriften oder sind mit Kränzen, Wappen un!) Emblemen geschmückt. An den Eingängen zu der Stadt und den Hauptstraßen sind große Triumph bogen errichtet. In den Straßen herrscht ein sehr lebhaftes Treiben, der Zufluß von Fremden nimmt allstündlich zu, das Wetter ist prachtvoll. — Als dieser Tage der Erzbischof Ür. Dinder aus Posen in Rakel anwesend war, herrschte bei der Feierlichkeit in der Kirche ein solches Gedränge, daß ein vierzehnjähriges Mädchen erdrückt nnd ein kleineres Kind schwer verletzt wurde. — Die Länge der sämmtlichcn internationalen Unterseekabel ist, nach den Angaben des „Lurvau äo8 ^ämiiÜ8trLtion8 tÄÜArÄpdi^ues", seit 1883 um nahezu 26 Procent (von 89,516 bis auf 112,673 Seemeilen) gestiegen. Die Länge der in den Kabeln befindlichen Leitungsdrähte beträgt 120,044 Seemeilen. Die Zahl der Kabel ist von 731 seit 1883 auf 950, also um 30 Proc. gestiegen. Von den in den genannten Jahren neu gelegten Kabeln befinden sich 7723 Seemeilen an der Westküste von Afrika; 6937 Meilen lieferten eine neue Verbindung zwischen Europa und Nordamerika; 1639 Meilen liegen im Indischen Ocean, 2646 Meilen im Rothen Meere und an der Ostküste von Afrika. Kabelcompagnien be stehen augenblicklich 27; von diesen haben 18 ihren Sitz in London, 3 in New-Jork, 2 in Berlin, 2 in Paris, 1 in Kopenhagen und 1 in Buenos-Ayrees. — In Duisburg fand am Sonnabend Morgen auf dem Hofe des dortigen Gerichts- gefängnisseS die Hinrichtung des vom Schwurgericht wegen Mordes zum Tode verurtheilten Tischlers Querkamp aus Wesel statt. Der Scharfrichter KrautS aus Berlin vollzog die Executwn. — Eine amtliche Warnung ergeht gegen die Verleitung zur Auswanderung nach Brasilien durch einen Advocaten da Costa Pinta in Rio, der sich gegen die dortige Regierung verpflichtet habe, 5000 nordeurspäische Auswanderer nach Brasilien einzuführen. Nach den gleich in Mark währung abgeschlossenen Zahlungsbedingungen des Vertrages scheint es vorzugsweise auf Anlockung Deutscher abgesehen zu sein. — Das Schöffengericht in Schleiz verurtheilte einen dortigen Brauereibesitzer, welcher in 88 Fällen dem Bier sog. Biercouleur bez. Trauben zucker zuaesetzt hatte, zu einer Geldstrafe von 2640 Mk., ferner zu 150 Mk. Ordnungsstrafe, weil er es unterlassen hatte, der Steuerbehörde Mittheilung über seine Malzsurrogate zu machen. — Anfang dieser Woche hat, wie ausZahna gemeldet wird, in dem Dorfe Flickhos ein großer Brand stattgefunden, durch welchen fünf Guts höfe in Asche gelegt wurden. Dabei haben neun Pferde (Fohlen) und das nicht auf die Weide getriebene Rindvieh in den Flammen den Tod gefunden. Die meisten Bewohner des Dorfes waren beim Ausbruch des Feuers in dem nahen Städtchen Niemegk zum Schützenfest. — Der in Rothwasser verhaftete Mann mit dem Revolver leugnet, Schimak zu sein, und giebt an, Anton Kaselik zu heißen, Bäcker und aus Böhmisch-Trübau gebürtig zu sein. Die Beschreibung der Person des Mannes stimmt jedoch auffallend mit derjenigen Schimaks überein. Die aus Kaselik lautenden Schriftstücke, bestehend aus Taufschein und Arbeitsbuch, entwendete der Verhaftete jenem Manne, der nächst Pohl er mordet und dessen Leiche im Wasser gefunden wurde. Diese Leiche wurde mit zwei mit ,.A. K." gezeichneten und mit Sand gefüllten Taschen tüchern unter Wasser gehalten, so daß nur der Kopf aus demselben schaute. Bei dem Verhaf teten wurden Uhren, Ringe und Kette» gefunden Man glaubt mit Sicherheit, in ihm den berüch tigten Raubmörder Schimak dingfest gemacht zu haben. — Kaum ist die Zeit der Hochgebirgsaus flüge eröffnet, so hört man auch schon wieder von Verunglückungen. Der Wiener Commis Hans Dollmayer ist von der Spitze desTramisch- thurms in „Geiäuse" abgefallen und todt auf gefunden worden. Der Wiener Zither- und Geigenfabrikant Alexander Bücher ist von der . Frohnbachswand bei Reichenau abgestürzt und lebensgefährlich verletzt. — Der Cantor einer Gemeinde im Oeden- b u rg er Comitat (Ungarn) versteckte, als er schnell aus dem Hause gerufen wurde, seine Baarichaft von 2000 Gulden im Backofen. In seiner Ab wesenheit buk die Frau Cantor Brod und die mühsam gemachten Ersparnisse gingen in Rauch auf. — Aus Tisza-Szt. Miklos wird dem „P. Ll." über den folgenden, beinahe unglaublichen Vorfall berichtet: Im Török-Kanizsaer Wahl bezirke befindet sich die Gemeinde Jazova, welche einen Theil der Tisza Szt. Mikloser erzherzog lichen Domäne bildet. Nach der Wahl, am Abend des 18. Juni, versammelten sich die durch gehends liberal gesinnten Jazovaer Wähler zu einem Fest im Gemeindehause. Die übrigen Nichtstimmberechtigten fanden sich im Wirthshause zum Tanze ein. Daselbst geriethen die beiden zanksüchtigen Söhne des Gemeinderichters mit anderen Bauernburschen in Streit, in dessen Verlaufe die Ersteren mit Schlägen davongejagt wurden. Mittlerweile meldete man den Vorfall dem Vater, Gemeinderichter Namens Joseph Tarka, welcher im Gemeindehause weilte und nebenbei bemerkt, ganz nüchtern war. Dieser begab sich sofort, mit einem Revolver bewaffnet, zum Wirthshause. Trotzdem dort bereits Ruhe herrschte, feuerte der Richter ohne jede Veran lassung sechs Schüsse auf die im Tanzsaale ver sammelte Menge, wodurch vier Männer lebens gefährlich verwundet wurden. Die in Wuth gerathene Menge stürzte sich auf den Gemeinde richter und richtete ihn auf die grausamste Weise zu. Von den schwer verwundeten vier Personen sind bereits 2 gestorben das Aufkommen der Uebrigen wird ärztlicherseits ebenfalls bezweifelt. ZurHerstellung derOrdnung sind vomT.-Kanizsaer Stuhlrichteramte 34 Gendarmen entsendet worden. — In Pesth hat die große städtische Wasserleitung ihren Dienst vollständig versagt. — Der andauernd kühlen Witterung der letzten Zeit sucht man jetzt folgende Erklärung zu geben: In Kopenhagen sind am 19. Ium mit einem französischen Marinedampfer Nachrichten aus Island eingetroffen, denen zufolge noch Anfangs dieses Monats das Polareis in unge heuren Massen an der Nordküste der Insel lag. Am 3. Juni ging der Postdampfer „Thyra" von Reykjavik nach der Nordküste ab, traf aber sHon bei LangcnäS das EiS; der Dampfer ging nun wieder südwärts um die Insel herum, kam aber an der Westküste weaen d«S Eises auch nicht weiter als bis Cap Non>. — Au« Algerien wird gemüdet, daß in dm