Volltext Seite (XML)
mindesten» drei Tage vor Antritt der Reise bei der Billetexpedition erfolgen müssen, weil sonst, durch übergroße Anhäufung, dec rechtzeitige Eingang der Biller-) nicht gewährleistet werden kann. — Ueber ein neues Heilmittel gegen Kopf schmerz im Allgemeinen, das „Antifebrin", schreibt Herr vr. Walther Faust., Dresden der „D. Med. Wchschr.": Dies Mittel hat mir selbst bei Anfällen von (paralytischer, öfters mit Hemianopsie einhergehender) Migräne ausge zeichnete, bisher mit keinem andern Mittel erreichte Dienste geleistet, so zwar, daß ich mit absoluter Sicherheit jetzt bei mir den lästigen Zustand durch —1 Gramm Antifebrin beseitigen kann. Achtmal konnte ich bei mir mit der Uhr in der Hand verfolgen, wie durchschnittlich nach einer halben, höchstens einer Stunde (bei anderen erst nach halben und ganzen Tagen, zuweilen noch später) der dumpfe, oft auch stopfende Schmerz wie mit einem Schlage wich, als würde der Kopf plötzlich aus einem Schraubstock befreit. Es stellt sich alsdann momentan das angenehmste Gesundheitsgefühl ein, der Kopf ist sofort frei nach jeder Richtung und ohne die geringste Un bequemlichkeit beweglich. Im weiteren Verfolg dieser Wirkungsrichtung in anderen Fällen von Kopfschmerz (ich möchte mich vorläufig dieses unwissenschaftlichen Sammelnamens bedienen) kam ich zu dem überraschenden Resultat, daß das Mittel eine» weit intensiveren Einfluß als Natr. salicyl., Antipyrin, Chinin, Coffein, Pasta, Guarana rc. äußert, sobald es nur in genügend großen Dosen (Vr—1 Gramm), die ja bei normaler Temperatur absolut gefahrlos, dabei billig und geschmacklos sind, gegeben wird. Auch die Specialisirung der Arten des Kopfschmerzes, bei denen sich Antifebrin in 10 und 12 weiteren Fällen außerordentlich bewährte (und zwar auch hier meist nach einer halben Stunde) will ich mich vorläufig nicht einlassen: genug, daß die meisten der sanken, sowohl blasse und schwäch liche, als wohlgenährte und kräftige Personen, die oben genannten Mittel bereits lange ohne nennenswerthen Erfolg angewandt und sich zum Theil schon resignirt mit dem Gedanken befreundet hatten, daß nur Ruhe und Abwarten helfe. Daß es gegen Kopfschmerzen, die einem organischen Leiden des Gehirns oder seiner Häute ihren Ursprung verdanken, wirkungslos ist, er scheint selbstverständlich. Seine Domäne ist in erster Linie der Kopfschmerz, der durch fehler hafte Blutvertheilung innerhalb der Schädelkapsel hervorgerufen wird, und hier wieder hauptsächlich derjenige, welcher auf abnormer Gefüßfülle be ruht. Die Erklärung ist offenbar in diesen Fällen in der eminenten Wirkung auf die Gefäß- centren zu suchen, welche durch Eröffnung der ausgedehnten Stromgebiete der Haut, des Unter leibes rc., den Schädelinhalt von einem Ueber- druck entlasten. Für diese Annahme spricht ent schieden auch der ausgezeichnete Einfluß auf den Kopfschmerz, der sich als Ausdruck einer Kopf congestion nach Alkoholgenuß einzustellen pflegt; es ist das Antifebrin, immer wieder betont, in genügend großer Dosis eins der vorzüglichsten — „Katermittel"! Umschau in der sächs.-preuß. Lausitz und dem Meißner Hochland, 5. Juli. Es wurden ein Raub der Flammen: 3 Scheunen zu Grünewald; das Wohnhaus des Handels mannes Teuber und eine Scheune zu Alt- Röhrsdorf (ein Sjähriger Knabe soll dies Feuer verursacht haben); die Gebäude des Fleischers Witschas und des Nahrungsbesitzers Mocker zu Schiedet bei Kamenz. — Dem Arbeiter Dreßler aus Girbigsdorf gingen die Pferde durch und rissen ihm 2 Finger total ab, weil er die Leine um die Hand gewickelt. — Der Brauerbursche Schulze zu Zittau wurde vom Fahrstuhle lebens gefährlich verletzt. — Beim Feuerwerke auf dem Kaltenstein bei Olbersdorf wurde Naumann aus Zittau und ein junger Mann gefährlich verletzt resp. verbrannt. — Die erste Oberlausitzer Zuckerfabrik zu Lübau kann Heuer zum ersten Male eine Dividende gewähren. — Der Gustav- Adolf-Verein am Kottmar hielt zu Ebersbach sein Jahresfest ab. — Zur 100jährigen Feier des Bestehens der Weberschützcn zu Lauban hat die Stadt 75 Mark Unterstützung bewilligt. — Da» Vermögen der Böhme'schen Kirchenstiftung dort beträgt 332,277 Mk. 19 Pf. Es erhielt im letzten Jahre einen Zuwachs von 896 Mk. 72 Pf. — Der Gesangverein „Teutonia" zu Nieder-Cosel hielt seine Fahnenweihe. — Zum Pfarrer von Berthelsdorf bei Herrnhut ist Herr DiaconuS Streit au» Zschaitz erwählt worden. (Herr Pastor Ritter re. Rade tritt in den Ruhr stand.) — Bei derKreiLhauptmannschast Bautzen find bi« jetzt 945» Mk. 4» Pf. für die durch Wasser geschädigten Lausitzer eingegangen. — Der Militärverein zu Göda hat in den 25 Jahren seine» Bestehens über 9000 Mark an Kranke und Hinterlassene gezahlt. 100 seiner Mitglieder begleitete er zur letzten Ruhe. Er besitzt jetzt baar 1112 Mark 73 Pf. — Der Verein zur Unterstützung studirter Wenden in Bautzen hat ein Vermögen von 15,000 Mart. Im vorigen Jahre hat er 300 Mk. an Unter stützung gezahlt, Heuer hat er 550 Mk. dazu bewilligt. — Die Tuchmacherschule zu Kamenz hat vom Ministerium des Innern auf 1887 eine Unterstützung von 550 Mk. erhalten. — Am 1. d. waren es 50 Jahre als Löbau eine Königliche Behörde (Gerichtsamt — Amtsgericht) erhielt. - In 5»/« Jahren hat der Thurm auf dem Kottmar bei Walddorf und Kottmarsdorf 51,000 Besucher gehabt. — Der Verband Lausitzer Consumvereine tagte am 25. und 26. Juni zu Eibau. Der Geschäftsumsatz betrug 5,847,159 M. (430,000 Mk. mehr als im Vorjahre) und der Reingewinn 469,557 Mk. (111,730 Mk. mehr als im Vorjahre). 1880 soll der Verbandstag in Kottbus abgehalten werden. — Am 3. Juli ertrank beim Baden in der Spree der Schrift setzer Heinrich Linke au» Bautzen. — Am 1. d. ertrank der 11jährige Schulknabe Gustav Louis Posselt in Scheibe beim Baden in der Mandau. — Bei dem am Sonntag begonnenen Bundes schießen in Frankfurt a. M. hat Herr Büchsen macher Heinze auS Löbau bereits das Glück gehabt beim Concurrenzschicßen den 4. Preis, einen Becher, zu erringen, Herr H. schoß in 20 Minuten 90 Doppelpunkte. Ueber eine am 30. Juni erfolgte Arbeits einstellung bei der Societätsbrauerei zum Wald schlößchen wird dem „Dr. Anz." Folgendes mit- getheilt: „Ohne jedwede vorherige Mittheilung an den Vorgesetzten haben die Brauer der So- cietäts - Brauerei heute Mittag die Arbeit ein gestellt. Zur Wiederaufnahme der Arbeit aus gefordert, erklärten diefelben als Minimallohn pro Monat 90 Mark fordern zu müssen; außer dem verlangten sic auch Abkürzung der Arbeits zeit. Hierauf wurden die Brauer aufgefordert, die Brauerei zu verlassen, da das Waldschlößchen mit die besten Löhne in Dresden bezahlt und an Arbeitskräften kein Mangel ist, aber auch durchaus keine übermäßigen Anforderungen an die Leute gestellt worden waren." Ferner wird mitgetheilt, daß die Braugehilfen die Brauerei ruhig verließen und bereits am Freitag Abend und Sonnabend früh die Stellen durch andere Arbeitskräfte besetzt wurden. Leipzig, 4. Juli. (Hochverrathsproceß Klein und Genossen.) Im Fortgänge der Beweisauf nahme fielen wesentlich drei Briefe Schnäbele's an Klein in's Gewicht, worin derselbe aufgefordcrt wird, über die militärischen Vorbereitungen und Rüstungen in Straßburg Auskunft zu geben, ähnlich wie sich Schnäbele angeblich durch Arbeiter in den Grenzorten Information über die Festung Metz verschafft. Der Zeuge, Untersuchungsrichter Leoni, sagt aus, Schnäbele verweigerte bei seiner Vernehmung zuerst die Briefe, gab aber daun deren Authenticität zu. In den Briefen hatte Schnäbele sich des Pseudonyms „Picard" bedient. Die Angeklagten Grebcrt und Erhärt verbleiben bei der Versicherung ihrer Unschuld und wollen durchaus nicht gewußt haben, daß Klein ein im Solde Schnäbeles stehender Spion sei. Als am 1. Juli Abends eine in der Kreuz straße in Leipzig wohnende Wittwe, welche ein paar Werthpapiere und Coupons in Bankge schäften umgesetzt hatte, sich auf dem Nachhause wege befand und bereits in das von ihr bewohnte Haus eingetreten war, bemerkte dieselbe, daß ihr ein junger Mann folgte und hinter ihr die Treppe nach ihrer Wohnung emporstieg. Als sich die Frau umdrehte, um nach dem Menschen zu sehen, sprang derselbe auf sie los, packte sie am Arme und stieß sie die Treppe hinab, während er ihr einen ziemlich großen Atlasbeutel (sogen. Pom padour), den sie im Arme hängen hatte und in welchem sich das für die Werthpapiere empfangene Geld im Betrage von 741 Mark befand, entriß und mit seiner Beute die Flucht ergriff. Auf das Hilferufen der Frau unternahmen sofort Hausbewohner die Verfolgung des flüchtigen Räubers, der in ein Haus der Langen Straße hineinsprang und dort verschwand. Als man Polizei herbeigeholt hatte und von dieser das ganze Haus abgesucht wurde, stellte es sich her aus, daß sich der Verfolgte in der Wohnung eines Postunterbeamten in der 4. Etage aufhielt, dem «verzählt hatte, er sei Bauunternehmer und werde von streikenden Maurern, die ihn zu schlagen drohten, verfolgt und den er dadurch bewogen hatte, ihm auf einige Zeit Schutz in seiner Wohnung zu gewähren. Bei dem er mittelten Gauner fand man denn auch die Tasche der Frau mit dem Geldinhalte vor. Der freche Räuber ist ein «vegen Diebstahls bereits wieder holt bestrafter, mit Frau und Kind in Reudnitz wohnender Graveurgehilse. Im verflossenen Monat wurden auf der Magdeburger Bahn in Leipzig 2252 Aus wanderer, meistens Böhmen, nach Bremen, Hamburg und Rotterdam weiter befördert. So schwer auch die Aufgabe deS WohnungS- Ausschusses war, für die zum 11. sächsischen Feuerwehrtag in Pirna angemeldeten 2000 Feuerwehrmänner, von denen über 1600 Frei quartiere wünschten, Unterkunft zu schaffen, ist diese Aufgabe, Dank dem freundlichen Entgegen kommen der Einwohnerschaft der Stadt Pirna und der Nachbargcmeinden Copitz und Posta, gelöst worden. Alle Gäste fanden Quartier, und zwar der größte Theil in den zur Verfügung gestellten Privat quartieren, während nur wenige Hundert m ver schiedenen Massenquartieren untergebracht wurden. Im Uebrigen sei erwähnt , daß für die Zwecke deS Wohnungsausschusses, obgleich ein besonderer Aufruf hierzu nicht erlassen worden war, an freiwilligen Gaben 357 Mk. 60 Pf. gestiftet worden sind. Heute Dienstag findet in Pirna die feier liche Eröffnung des von der dortigen Fleischer innung auf eigene Kosten mit bedeutenden Geld opfern erbauten neuen Schlachthofes statt. Für das Fest des 25jährigen Jubiläums des Erzgebirgischen Sängerbundes in Chemnitz wurden bereits 1700 Theilnehmerkarten auSgegkben. Es ist sonach auf eine sehr starke Betheiligung zu rechnen. Am vergangenen Donnerstag fand in Zwickau die 6. ordentliche Generalversammlung des sächs. Militärfeuerversicherungsvereins statt, und waren hierzu 58 Abgeordnete aus allen Theilen Sachsens, sowie eine große Anzahl versicherter Mitglieder erschienen. Das Versammlungslocal, in dem schon am Vorabend eine festliche Vereinigung stattfand, war mit der Büste des Königs Albert und frischem Grün geschmückt. Die Generalversammlung er öffnete der Vereinsdirector Hofmann von Chem nitz mit einem dreifachen Hoch auf Se. Majestät den König, in das die Versammlung begeistert einstimmte. Der sodann vorgetragene Geschäfts bericht wies die besten Ergebnisse auf. Der seit 18 Jahren bestehende, in Zwickau gegründete und darum auch dort noch domicilirende kamerad schaftliche Unterstützungsverein hatte im vorigen Jahre 6169 Mitglieder mit 27,238,714 Mark Versicherungssumme zu verzeichnen. Die Gesammt- zahl der Mitglieder beträgt jetzt 29,414, die ge summte Versicherungssumme 113,789,084 M,, der reine Vermögensbcstand 271,849 Mark. Am Sonnabend Nachmittag ist im Pieschner Winkel bei dem Pionnierübungsplatz ein Pionnier, welcher wiederholt die Elbe durchschwommen hatte, beim vierten Male untergesunken nnd er trunken. Die Leiche des Ertrunkenen, wie verlautet, der Sohn eines Dresdner Restaurateurs, ist bis jetzt noch nicht aufgcfunden worden. Der Aufruf an die Bürgerschaft von Annaberg, durch eigene Kraft sich ein Theater gebäude zu errichten, dessen Mangel man so lange schmerzlich empfunden, ist nicht unerhört geblieben. Schon jetzt ist eine Summe von ca. 72,000 Mk. gezeichnet und damit die Ausführung des gemein nützigen Unternehmens als gesichert zu betrachten. Annaberg, 3. Juni. Ein Straßenraub ist gestern am Hammer auf der Straße nach Kret scham Rothcnsehma vorgckommen. Als gestern früh 3Vr Uhr eine Frau, welche Butter und Eier nach Annaberg zum Markt zu tragen hatte, die genannte Straße passirte, trat ihr plötzlich aus dem zum Hammerunterwiesenthaler Revier gehörigen Wald ein Mann mit einer Pistole in der Hand entgegen und forderte sie auf, ihm Geld und ihre Waare zu geben. Als die Frau nicht sofort dem Verlangen nachkam und Miene machte, um Hilfe zu rufen, stieß er mit der Pistole gegen ihre Oberlippe, daß diese wund wurde und anschwoll, stürzte die Frau in den Straßengraben und suchte mit 53 Stück Butter, in ein Tuch gewickelt, das Weite. Auf ihr Hilfcgcschrei eilten zwei Herren aus Bärenstein herbe«, die in der Nähe auf dem Anstand waren. Die Frau war halb ohnmächtig, von dem Räuber war keine Spur mehr zu finden. Die Eier waren durch den Sturz der Frau in einen Brei verwandelt. In den Kirschbaum-Anlagen um Nieder wartha, WeiStropp, Hündorf u. s. w. bis in die Gegend von Wilsdruff ist vor einigen Tagen mit der Ernte begonnen worden. Der Ertrag der- selben ist in allen diesen Gemeinden nur al» ein mittelmäßiger zu bezeichnen, doch ist hie Güte der Kirschen eine ganz vorzügliche. Die letzteren