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— Wie ein großes englisches Blatt auf Grund einer speciellen Aufstellung mittheilt, giebt es zur Zeit 108 heirathsfähige ledige Prinzen und 65 ledige Prinzessinnen im heirathsfähigen Alter. — (Verheerungen der Reblaus im Rheingau.) Das ganze Weinbaugebiet des RheingaueS befindet sich in der größten Gefahr, da immer mehr Reblausherde entdeckt werden. In Biebrich sind von den Sachverständigen der Garten des Pfarrers Meyet an der Wiesbadener Straße, zwei HauSgärten an der Adolfstraße und ein Garten im Parkfelde als verseucht fest gestellt worden. Regierungspräsident v. Wurmb hat sich nach Biebrich begeben, um sich an Ort und Stelle von den Maßregeln zu überzeugen, welche von den Sachverständigen und der Polizei behörde bis jetzt gegen die Weiterverbreitung des gefährlichen Jnsects getroffen worden sind. In Wiesbaden haben soeben Reblausentdeckungen stattgefunden. Es wurde dort am 19. d. ein Reblausherd in einem Garten an der Walkmühl straße vorgefnnden und am 20. d. haben sich hierzu noch drei weitere entdeckte Herde an der Walkmühlstraße und an der Biebricherstraße ge sellt. In allen diesen Fällen stammen die Setz linge der verseuchten Stöcke aus der herzoglichen Hofgärtnerei in Biebrich. Wie in Biebrich, so handelte es sich auch hier bisher nur um Ver seuchungen in Hausgärten. Leider hat sich aber ergeben, daß auch eine Verpflanzung von Reben ans der verseuchten herzoglichen Hofgärtncrci in einem Weinberg der Wiesbadener Gemarkung statigefunden hat. Das im herzoglichen Parke in Biebrich wegen der Reblausverseuchung ab gesperrte Gebiet beträgt etwa 2^/z Morgen. Das betreffende Gewächshaus ist polizeilich ge schlossen worden. In sämmtlichen Straßen der Stadt ist durch Maueranschlag eine Warnung des königlichen Landraths Grafen Matuschka bekannt gemacht worden, der alle Besitzer und Verwalter von Rebenpflanzungen, sowie alle diejenigen Personen, welche damit in Berührung kommen, dringend ersucht, das Angraben von Rebstöcken und jede Untersuchung auf das Vor handensein der Reblaus wegen der damit ver- bundenenGefahr derVerschleppung durchSchuhwerk, Arbeitsgerät!) und dergleichen zu unterlassen und andern als den anerkannten Sachverständigen unter keinen Umständen zu gestatten. Die gleiche Warnung hat der Polizeipräsident v. Reinbaben in Wiesbaden erlassen. Außer dem Sachverständigen Wein baulehrer Sencker sind in Biebrich jetzt noch zwei weitere Sachverständige, Or. Hesse aus Marburg und Apotheker Halberstadt aus Wiesbaden, thätig. Von allen Gärten, in welchen die Reblaus ge sunden worden ist, wird durch Geometer Laux eine Karte angefertigt, in welcher die betreffenden Rebstöcke roth eingezeichnet werden. In den Gärten sind die verseuchten Stöcke, welche fast sämmtlich ganz gesund aussehen und voll Trauben hängen, vorläufig mit Kalkmilch stark besprengt worden. Es ist dringend nöthig, daß man überall so schleunig wie möglich zu einer gänzlichen Ver tilgung der verseuchten Rebstöcke, wofür sich bisher Petroleum und Schwefelkohlenstoff als das wirksamste Mittel erwiesen hat, übergeht, da die geflügelte Reblaus grade im Nachsommer auftritt, die Gefahr der Weitervcrbreitung in unfern Weinbergen also mit jedem Tage größer wird. — * In England giebt cs bereits 500,000 Radfahrer, während sich in Deutschland bis jetzt erst 25,000 die Kunst des Radfahrens angeeignet haben. — Am 19. August wurde in Wien der Massenmörder Schimak zum Tode durch den Strang verurtheilt. — Von den sinkenden Lloyd-Heizern in Triest haben bereits 160 Mann die Arbeit zu den bisherigen Bedingungen wieder ausgenommen. Am 25. d. sollte die Zurückfendung der Heizer der Kriegsmarine nach Pola erfolgen. Der Strike ist demnach als beendigt zu betrachten. — Eine schauerliche Liebestragödie hat sich in Neu werk bei Viersen ereignet, indem ein dortiger Bäckergeselle einem 21jährigen Mädchen, das feine Bewerbungen abgewiesen hatte, den Hals abschnitt und ihr den Kopf fast vollständig vom Rumpf trennte, so hab der Tod augenblicklich eintrat. Dann erschoß sich der Mörder selbst indem er sich eine Rcvolverkugel in die Stirn jagte. — Ucbcr einen raffinirten Gaunerstreich wird aus Luxemburg berichtet. Dort gelang es zwei Italienern, die sich Ginonr und Fama nannten, einen in Luxemburg ansässigen Landsmann Namens Balentini um 22,000 Franc» zu prellen. Diese Hochstabler schwindelten dem unglaublich ver- trauenSseligen Valentini vor, zu einer Einzahlung bedürften sie Luxemburgischen DeldeLs, wahrend sie nur im Besitze von englischem Goldgelbe seien. Sie zeigten ihm auch eine Kiste mit Goldrollen, angeblich 40,000 Fr. enthaltend, und willigten ein, diese als Pfand zu hinterlassen. Acht Tage später ging dem Balentini endlich ein Licht auf. Er erbrach die als Pfand zurückgelassene Kiste und entdeckte nun, daß die angeblichen Goldrollen nichts Weiteres waren, als sorgfältig in Papier gewickelte Bleirohre. — Zürich, 21.August. Die „Z. P." schreibt: Gestern Vormittag wurden in einem hiesigen Gasthause zwei junge Männer, die dort zusammen in einem Zimmer logirt und den vorhergegangenen Abend sehr gemüthlich beim Weine zugebracht hatten, todt in ihren Betten aufgefunden. Die nähere Untersuchung ergab, daß sich die Beiden mit Cyankalium vergiftet hatten. Was die Un glücklichen, die beide Chemiker waren und von denen der Eine der Sohn eines hiesigen wohl habenden Einwohners, der Andere Angestellter eines hiesigen Seidenappretur-Geschäftes war, dazu bewogen haben mag, Hand an ihr junges Leben zu legen, wird wohl für immer ein Räthsel bleiben. — In der römischen Sommerfrische Tivoli ist die Cholera heftig ausgebrochen. — London, 23. August. Während der gestern Nachmittags stattgefundencn Regetta auf der Themse unweit London ereignete sich ein entsetzliches Unglück. Eine mit Zuschauern voll besetzte Barke kippte plötzlich um und alle auf derselben befindlichen Personen stürzten in den Strom. Trotz der ausgiebigen Hilfe, die allsogleich zur Hand war, ertranken 14 Personen vor den Augen einer nach Tausenden zählenden Zuschauer menge. — Ostende, 24. August. Die heutigen, durch die Einfuhr englischer Fische seitens eng lischer Fischer veranlaßten Excesse belgischer Fischer im hiesigen Hafen nahmen einen sehr ernsten Character an, so daß das Militär mit auf gepflanztem Bajonett vorgehen mußte, wobei 4 Personen getödtet und 6 schwer verwundet wurden. Die Ruhe scheint jedoch nunmehr wieder hcrgestellt zu sein. — Neuere Nach richten . vom 25. August berichten: Der heutige Tag verlief ruhig; zur Aufrecht erhaltung der Ordnung blieben die Quais von den Truppen besetzt. Ein im Hafen ankerndes englisches Fischerboot fand keinen einzigen Arbeiter, der zur Löschung der Fischladung die Hand bot. — Der Ubacforauer Wald bei Mentone steht in Flammen. Das Feuer nimmt riesige Dimensionen an. Mehrere Menschenleben sind zu beklagen. — Ueber den Brand des Dampfers „City of Montreal" liegt aus Queenstown folgen der Bericht vor: „Der Dampfer verließ New- Iork am 6. d. mit 27 Passagieren zweiter Classe und 126 Zwischendeckspasfagieren, sowie einer gemischten Ladung. Die Mannschaft zählte 96 Köpfe. Mittwoch Nacht, den 10. d., als die meisten Passagiere sich zur Ruhe begeben hatten, erscholl der Ruf „Feuer! Feuer!" und bald darauf quollen dichte, erstickende Rauchwolken aus den Gängen hervor. In kürzester Zeit hatten sich alle Passagiere angekleidet und waren auf dem Verdeck erschienen, worauf ermittelt wurde, daß das Feuer unter der im Hintern Hauptschiffsraum aufgestapelten Baumwolle aus gebrochen war. Neun Schläuche wurden rasch in Anwendung gebracht und große Wassermassen ergossen sich auf den Sitz des Brandes. Der Cours des Schiffes wurde alsdann nach dem 400 Meilen entfernt gelegenen Neufundland ge wendet. Bald darauf brach das Feuer auch im Hinteren Schiffsräume und in einem Mittelgange aus, und nach der Macht des Brandes zu urtheilen, wurde es augenscheinlich, daß keine Hoffnung vorhanden sei, das Schiff zu retten. Die Boote wurden herabgelassen, vier Rettungs boote und vier Pinnassen, und mit Lebensmitteln versehen. Am nächsten Morgen 8 Uhr hatten die Flammen soweit um sich gegriffen, daß es nicht länger möglich war, aus dem Schiff zu bleiben. Sämmtliche Passagiere wurden auf dem Verdeck versammelt, um das Signal zum Verlassen des Schiffes zu erwarten. Endlich wurde der Befehl dazu ertheilt und nach be trächtlicher Mühe waren die Passagiere in den Booten untergebracht, Infolge des hohen See ganges schwebten diese gebrechlichen Fahrzeuge jeden Augenblick in Gefahr, zu kentern. In der Aufregung der Einschiffung waren einige Passa giere und Mitglieder der Mannschaft zuruck gelassen worden. Sie wurden indeß später im Hinteren Theil des Schiffes entdeckt und gerettet, obwohl sie fast erstickt waren. Lydlich stießen die Boote von dem brennenden Wrack ab und trieben, oiaS von dem Hetr;W, zehn Stunden umher. Die Masten eint» fernen Schiffe» waren vorher in Sicht gekommen, und auf dieses willkommene Ziel ruderten sie zu, so gut als eS die Verhältnisse erlaubten. Ein Boot verschwand indeß aus dem Gesichtskreise der anderen. ES enthielt zwei Stewards, vier Mat rosen und sieben Passagiere. DaS in Sicht kommende Schiff erwies sich als diedeutscheBarke „Trident"mit einer Ladung Terpentin von Charleston nach London unterwegs, welche sämmtliche Insassen der Boote. aufnahm. Während der Nacht kam der Dampfer „Jork City" von der Furueß-Linie, von Balti more nach London fahrend, herbei, welcher an legte, bei Tagesanbruch die Passagiere und See leute der „City of Montreal" an Bord nahm» und alsdann seine Reise nach Queenstown fort setzte, nachdem er sich vergeblich bemüht, das verschollene Boot aufzufinden. Die Passagiere und Mannschaften haben ihre ganze Habe ver loren. Der Ursprung des Feuers ist noch un bekannt. Der Capitän versicherte jedoch, daß es an drei Stellen unter der Baumwolle ausbrach. — Falmouth, 24. August. Das deutsche Schiff „Mathilde" ist heute mit 7 Passagieren und 6 Mann der Besatzung des auf der Reise von New-Jork nach Queenstown verbrannten Dampfers „City of Montreal", welche sich auf dem vermißten Rettungsboot befunden hatten, hier eingetroffen. Verhandlungen der Stadtverordneten. Oeffentliche Sitzung vom 24. Aug. 1887. Von einem Dankschreiben des Directoriums der Schützengesellschaft wurde Kenntniß genommen. — Das Vermögensverzeichniß der Stadt Bischofs werda bis 31. December 1886 wurde in der vorgelegten Zusammenstellung genehmigt und vollzogen. — An Stelle des mit Ende des laufenden Jahres aus dem Rathscollegium aus scheidenden Stadtraths, Herrn Friedrich August Scheumann, wurde derselbe im ersten Wahlgange mit 11 gegen 3 Stimmen, welche auf Herrn Stadtverordneten Täubrich fielen, wieder gewählt. — Am Schluß der Sitzung legte der unter zeichnete Vorsteher, veranlaßt durch seinen Weg zug von hier nach Dresden, sein Amt als Vor steher sowie sein Mandat als Stadtverordneter unter entsprechenden Wünschen für das fernere Gedeihen seiner Vaterstadt nieder, worauf der stellvertretende Vorsteher, Herr Täubrich, der 32jährigen Wirksamkeit des Unterzeichneten gedachte. Robert Huste. Kirchliche Nachrichten. 12. Sonntag nach Trinitatis. ',.8 Uhr: Beichte und Communion. Herr Pf. Or. Wetzel. Früh '/,9Nhr: Hauptgottesdienst. Ap.-Gesch. 10, 25—33. Herr Pf. I)r. Wetzel. Nachm. 1 Uhr: Betstunde. Herr Pf. Dr. Wetzel. Abends 8 Uhr Jünglingsverein, a) Herberge z. Heimath: Unterhaltuiigsabend. b) Schumann's Haus. Freitag 9 Uhr: Betstunde. Herr Pf. vr. Wetzel. ^8. Die Katechismusunterredung mit den Jünglingen soll nächsten Sonntag, den 13. n. Tr., (4. September) gehalten werden. An diesem Tage wird auch das Con- stitutioiissest und Sedanfest mitgefeiert werden. Getraut: den 19. August der hies. Kaufmann E. M. Lvhnert mit I. E. Löhnert von hier. Geboren: den 17. August dem hiesigen Schneidermeister Hantsch eine Tochter; den 24. August dem hies. Leder händler Lehmann eine Tochter. Gestorben: den 21. August die 7 Mon. alte Tochter des hies. Tägarbeiters Helm und der Gutsauszügler Protze aus Geitzmannsdors, 65 Jahr 9 Mon. alts; den 22. August Frau verehel. Glasschleifer Vater, 22 Jahr 8 Mon. alt, der 8 Mon. alte Sohn des Glasschleifers Riesel und die 3 Mon. alte Tochter des hies. Fleischers I. F. M. Beyer. Ei« Latze« mit Wohnung, 1. October beziehbar, wird zu miethen gesucht. Offerten in der Expedition dieses Blattes niederzulegen. Ein hübscher Garten Wird zu pachten gesucht. Offerten in der Exped. d. Blattes abzugeben. wurde am Sonntag im Baier'schen Gasthofe zu Schmölln ein goldener Ring mit rothem Stein. Man bittet denselben gegen Belohnung in der Expedition d. Bl. abzugeben. 25 M. Belohnung erhält diejenige Person, die bei mir ver übte Feld- und Gartenfruchtdiebstähle so zur Anzeige bringt, daß gerichtliche Be strafung der betreffenden Thäter erfolgen kann. Rittergut Niederburkau. v. Haehael.