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einem einem einer 1300 Berliner Vertrages veranlaßt werde, sei nichv Sache der Pforte, sondern der BertragSmächte.. Botschaft geantwortet, die Ergreifung von Maß regeln, durch welche Bulgarien zur Achtung des Der „Nat.-Ztg." wird aus Constantinopel telegraphirt: Prinz Ferdinand von Coburg erhielt die Aufforderung des Sultans zugestellt, Bul garien zu verlassen. Die Aufforderung wurde von Seiten dcS Prinzen nicht beachtet. Constantinopel, 24. August. Die Pforte >at gestern der französischen und der russischen Botschaft geantwortet, die Ergreifung von Maß- Sofia. Wie verlautet, hat der französische Consul Befehl erhalten, seine Mission in Sofia als beendet anzusehen. Frankreich. Paris, 25. August. Die Journale sind sehr ungehalten über die von Ferron verfügte Ausschließung der Presse bei dem Mobilisations- Versuch, weil dadurch eine Contrvle über den Nutzen des 8 Millionen kostenden Experimentes verhindert und das Land auch fernerhin in Un gewißheit über daS Funetioniren des militärischen Organismus gehalten werde. General Boulanger hat schon wieder einmal seinen Zank und zwar mit dem eommandirenden General des 14. Armeecorps, Daront, gehabt. Kriegsminister Ferron entschied den Streit zu Boulanger's Ungunstcn. Petersburg, 25. August. Der physisch chemische Verein beabsichtigt, ein Buch über die Beobachtung der Sonncnfinsterniß, mit Karten und Zeichnungen, in französischer Sprache hcraus- zugcben; das Buch wird sämmtliche Resultate der in Rußland angestellten Beobachtungen umfassen. von Zeitungen, Vereinen und die Namen der Ausgewiesenen enthält. Köln, 24. August. Die neueste „Kölnische Zeitung" bringt folgende offiziöse Auslassung: Die Vertheidigung des Prinzen Ferdinand von Coburg wird hier als schwach und ungeschickt betrachtet. Es erscheint eines Fürsten nicht würdig, den Eindruck seiner Gesinnungen, nachdem er sieht, daß dieselben keinen Anklang finden, auf gekünstelte Weise abschwächen zu wollen. Der Umstand schon, daß die Kundgebung beginnt: „von Gottes Gnaden", zeigt deutlich, daß die Stellung eines bulgarischen "Fürsten von dem heutigen Prätendenten vollkommen verkannt wird und daß die Rechte des Sultans, auf dessen Unterstützung er zu rechnen vorgiebt, von ihm in einer Weise angegriffen worden sind, die jede Unterstützung schlechterdings unmöglich erscheinen Im Königreich Sachsen sind!im Jahre 1885 29,286 Ehen geschlossen worden. Dabei kam 16 Mal der Fall vor, daß der Bräutigam, und 7 Mal, daß die Braut bereits dreimal oder noch öfter verheirathet gewesen war. In 10 Fällen heirathete ein Bräutigam in 3. Ehe eine Braut, die ebenfalls bereits die 3. Ehe einging. Unter den 29,236 Bräutigamen befand sich einer, der noch nicht 50 Jahre alt war und eine über 70 Jahre alte Braut zum Altäre führte. Unter zwanzig Jahren waren nur 7 Bräutigame, sie heiratheten sämmtlich Bräute, die älter waren als sie selbst. 26 von den Bräutigamen waren über siebzig Jahre. Die Zahl der tödtlichen Verunglückungen in Sachsen während des Jahres 1886 betrug 792 gegen 705 im Vorjahre. Dabei sind u. A. er trunken 251, vom Blitz getödtet 21, erfroren 47. Unter den 792 Verunglückten befinden sich 189 Kinder und die meisten tödtlichen Verun glückungen kamen in den Monaten Juni, Juli und August vor —zusammen 247 —, zu welcher hohen Zahl jedenfalls durch die alljährlich während der heißen Jahreszeit vorkommenden vielen Ertrinkungsfälle Badender der größte Prozentsatz gestellt wird. — Gegenwärtig giebt es in Deutschland sieben elektrische Eisenbahnen, von denen die längste derselben, Frankfurt a. M.-Offenbach, 6,6 Kilometer lang ist. Weiter sind unter den elek trischen Eisenbahnen vier Grubenbahnen, davon eine in Sachsen und zwar in Zauckeroda seit 1882 von 700 Meter Länge. Die Betriebskosten betragen bei den Grubenbahnen 5—8 Pfg. pro Tonnenkilometer und bei den Straßenbahnen 25—30 Pfg. Wagenkilometer. Auf der Kohlen bahn in Zauckeroda laufen täglich 700—800 Wagen mit je 5 Hektoliter Nettoinhalt. Im übrigen Europa giebt es dann noch fünf elektrische Bahnen: eine in Oesterreich (Mödling-Wien, 6,3 Kilometer lang) und vier in Großbritannien. In Amerika sind 13 elektrische Bahnen im Betriebe. — *-s* Eine Frau in Liegnitz wurde zu 6 Monaten Gefüngniß und 1 Jahr Ehrenvcrlust bestraft, weil sie Blumen und Kränze vom Kirchhofe gestohlen. — vr. Neklewitsch in LoSke in Schlesien ist im Alter von 109 Jahren ge storben. (Er war praktischer Arzt und früher Ordinarius der medic. chir. Akademie in Rußland.) — Zu Bolkeuhain starben 2 Verwandte, der Tischler Walter, 81 Jahre, und Wcrkführer Kunik, 74 Jahre, an einem Tage und kamen in eine Gruft. Vor 11 Jahren waren deren Frauen beide am 13. März gestorben. — In Ober- baumgartcn brannte die Scheune des Rittergutes mit 400 Schock Getreide ab. — Der Turnverein zu Naumburg a. B. feierte sein 25jährige Be stehungsjubiläum. — In Hainau wurde der Grundstein zu einem Bcthause und zur Leichen halle auf dein jüdischen Kirchhofe gelegt. — Die Apotheke „Zum deutschen Kaiser" in Halle ist für Mill. Mk. verkauft worden. — In Trotha bei Halle a. S. ist dieser Tage ein Veteran im Alter von 98 Jahren verschieden. Derselbe hat den Feldzug 1813—15 als freiwilliger Jäger mitgemacht. Mit seiner ihn überlebenden Gattin, die jetzt 93 Jahr alt ist, hat er die goldene, diamantene und vor einigen Jahren sogar die eiserne Hochzeit gefeiert. — In Baden-Baden wurde kürzlich ein seltenes Familienfest gefeiert. Die Eltern be gingen das Fest der goldenen, der älteste Sohn mit seiner Gattin das Fest der silbernen Hochzeit, während der jüngste Sohn in den Ehestand trat. — In Freistadt i. Schl, hat es sich ein Arbeiterverein zur Aufgabe gemacht, seinen Mit gliedern größere Backwauren zu verschaffen, als die dortigen Bäcker liefern. Man geht mit der Absicht um, eine eigene Bäckerei zu errichten. — In diesem Jahre ist ein halbes Jahr hundert verflossen, seitdem der damalige Reichs graf von Schaffgotsch die Schneegrubenbaude bei Hirschberg erbauen ließ. Der jetzige Vorsteher der Schnecgrubenbaude, Michaelik, soll beabsichtigen, demnächst eine Jubiläumsfeier zu veranstalten. — Loburg, 23. August. Gestern Abend wurde auf der Strecke Magdeburg-Zerbst-Leipzig zwischen Zerbst und Güterglück ein einspänniger Wagen überfahren. Auf dem Wagen befanden sich 2 Frauen und 1 Mann. Der Wagen passirte gerade eine UcberfahrtSstelle, als der Zug heran brauste. Derselbe zertrümmerte den Wagen und tödtete die beiden Frauen und das Pferd. Der Mann ist auf unerklärliche Weise entkommen, und bis jetzt hat man von ihm noch keine Nach richt. Man vermuthet, daß sich derselbe das Leben genommen habe, da er eigenmächtig die Barriöre geöffnet und somit daS Unglück verur sacht hat. — Eine beachtenswerthe Statistik enthält die Mitgliederliste des Deutschen Radfahrerbundes. Von den 9000 Angehörigen desselben entfällt, soweit der Stand ermittelt ist, die Ziffer von 352 auf Beamte, 244 auf Studenten und Schüler höherer Lchrclassen, 148 auf Pharma- ceutcn und Chemiker, 310 auf Kunstgewerbliche und 136 auf Rentiers. Diesen Ziffern gesellt sich das überaus starke Contingent der Kaufleute zu, ein Beweis also, daß der Sport gerade in denjenigen Kreisen sich eingebürgert hat, wo das Sitzen in der Berufsarbeit eine große Bewegung in den Freistunden erfordert. vr. M. Mackenzie hat deutsche Kronprinzessin gerichteten Schreiben vom 18. d. M. derselben auf Grund der neuesten Untersuchungen die feste Ucberzeugung von der völligen Gutartigkeit des Halsleidens des Kron prinzen ausgesprochen und dabei versichert, daß, soweit menschliches Ermessen reiche, die gänzliche Wiederherstellung in absehbarer Zeit mit Sicher heit zu erwarten sei. Die Zusammenkunft zwischen dem Reichscanzlcr Fürsten Bismarck und dem österreichischen Minister Grafen Kalnoky wird nicht vor September statt finden. Ueber den Ort der Zusammenkunft ist noch immer nichts Genaues bestimmt. Während die großen Brcnnereibesitzer - Ver sammlungen fast durchgängig dem Plane der Errichtung einer Spiritusacticngesellschaft zu stimmen, haben eine Anzahl von Spritfabriken den Beitritt abgclehnt. Die Vereinigung der Brennereien in Nvrdhausen hat beschlossen, künftig nur von solchen Brennereien und Spritfabriken zu beziehen, welche der Gesellschaft nicht bei treten. Nordhausen brauchte bisher 30 Mill. Liter. Der Verein der Spiritus-Fabrikation hat in Sachen der Spiritns-Coalition ein drittes Circular versendet. Es heißt darin Brenner haben sich bereits fast einstimmig für die Sache entschieden. Das ist aber erst die Hälfte der nothwcndigen Zahl. Es müssen über 2000 werden, wenn die 80°/, aller Brenner erreicht werden sollen. Das Zustandekommen der Gesellschaft ist also noch keineswegs so ganz gewiß. Regensburg, 25. August. In der heute hier stattgehabten Versammlung der Branntweinbrenner erklärten sich 62 von 70 Anwesenden für den Beitritt zur Aktien - Gesellschaft für Spiritus- verwerthung. Kiel, 25. August. Das Ostseegcschwader, bei welchem sich der Chef der Admiralität, v. Caprivi, an Bord des Panzerschiffes „Friedrich Carl" befand, unternahm in der vergangenen Nacht einen Angriff auf die Minensperre vor der Eckern- förder Bucht. Alle Versuche, die Sperre zu durch brechen oder zu sprengen, blieben erfolglos. Um die schon lange erstrebte Vereinigung aller deutschen Militär- und Kriegervereins- Vcrbände zu erzielen, werden die Vorstände der sämmtlichen deutschen Militärvereins-Verbände am 2. Oktober eine Versammlung in Eisenach abhalten. Münster i. Wests., 25.August. DerCultus- ministcr gestattete den Franziskanern die Rückkehr in ihre Klöster im Bisthum Paderborn. Die Socialdemokraten bereiten zum 10jährigen Bestehen des SocialistengesetzeS eine Denkschrift vor, welche eine genaue Statistik aller Verbote Bulgarien. 22. August. Prinz Ferdinand ist heute hier cingctroffen. Er antwortete auf eine Ansprache des Bürgermeisters, er habe die den bulgarischen Dclegirten in Ebenthal gegebenen Versprechen, sich Bulgarien widmen zu wollen, erfüllt und sei jetzt hier. Er rathe den Bul garen Weisheit, Mäßigung und Einigkeit an; wenn die Nation weise und einig sich verhalten werde, so werde er Bulgarien zu einem idealen und starken Staat mache». Die internationale» Beziehungen anlangend, so sei es wesentlich, gute Beziehungen zur Pforte, als der suzeränen Macht, zu erhalten. Dank feiner Loyalität hoffe er, dem Lande die Geneigtheit der Pforte zu verschaffen. Sofia. Während des Fackelzuges hielt der Vertreter der Municipalitüt eine Ansprache an den Fürsten, indem er sagte, das Volk hoffe, ihn dereinst als Czaar des vereinigten Bulgarien begrüßen zu können iu derselben Weise, wie es die alten Czaarcn begrüßt hat. Der Fürst werde nicht bedauern, sein Leben der Sache der un glücklichen Bulgaren zu widmen, deren Freiheit und Unabhängigkeit jetzt bedroht sind. Die Bul garen werden hierfür allezeit Gut und Blut widmen. (Hurrahsturm.) Der Fürst antwortete, er danke für die eben geäußerten schönen Gefühle und rief: „Es lebe Bulgarien!" O e st e r r e i ch. Prag, 24. August. Bei den Wahlen des Verwaltungsrathes des bürgerlichen Brau hauses in Pilsen drangen abermals die Deutschen durch, so daß der Verwaltungsrath ans zehn Deutschen nnd drei Czechcn besteht. Wien, 25. August. Das „Neue Wiener- Tageblatt" erhält via Eydkuhnen die Meldung eines in Berlin verbreiteten Gerüchts, wonach angeblich am 20. d. M. auf den Czaar anläßlich der Fahrt von Kraßnojc-Szelo nach Petersburg eiu Attentat verübt worden sei. Ein als Garde offizier verkleidetes Individuum habe zweimal auf den Kaiser geschossen, dessen Waffcnrock ge streift wurde. Was mit dem Attentäter geschehen, besagt die Meldung nicht. — Die Opfer des Unglücksfalles am städti schen Siechenhause zu Berlin sind, wie eine Local-Corrcspondenz in Erfahrung bringt, meisten- theils von außerhalb und einige von ihnen waren verheirathet. So hinterläßt der Maurer August Wendt, Belforter Straße 16 in Schlafstelle, eine Frau mit vier kleinen Kindern und in allernächster Zeit erwartet die Wittwe eine abermalige Nieder kunft. Als W. Arbeit an dem verhängnißvollen Bau bekam, zog Frau W. mit ihren 4 Kindern nach Sophienthal bei Chemnitz und arbeitete dort in einer Fabrik. DaS zweite Opfer, Maurer Wilhelm Platow, Fehrbelliner Straße 36 in Schlafstelle, ist gleichfalls verheirathet, hat ein Kind; das zweite wird erwartet. P. hatte seinen Haushalt iu Selow a. O. Frau Platow traf am vorigen Freitag, um ihren Mann zu besuchen,, in Berlin ein und war Zeugin der Catastrophe; sic war gerade hinausgegangcn, um ihren Mann zur Mittagszeit zu besuchen; vor ihren Augen sah sie den Gatten stürzen und sterben. Der gleichfalls getödtete Maurer Wilhelm Sellack, Belforter Straße 12 in Schlafstelle, wohnte in Berlinicke und hinterläßt daselbst Frau und zwei Kinder.