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-Gestern Vormittag 8 Uhr trat bei Ihrer Kaiser!. Hoheit der Frau Erzherzogin Maria Josepha noch ein ziemlich heftiger Krampfanfall ein. Der Rest des Tages und die vergangene Nacht ver liefen verhältnißmäßiy gut. Kein Fieber. Der Appetit stellt sich em. Der neugeborene Erz herzog befindet sich wohl. Prof. G. Braun, vr. Fiedler, vr. Pösch. Se. Königl. Hoheit Prinz Georg ist nach den in Dresden eingegängenen Nachrichten von Schloß Persenbeug am Freitag früh in der Prinzlichen Villa zu Hosterwltz wieder eingctroffen. Bischofswerda, 23. August. An Ein quartierung sind unserer Stadt fernerwcit ange sagt vom 3. bis 7. September: 1 Offizier, 40 Unteroffiziere und Mannschaften vom 1. Grenadier-Neg. Nr. 100; 4 Offiziere und 98 Unteroffiziere und Mannschaften mit 8 Pferden, 3. Comp. des Pionnier-Bat. Nr. 12; 3 Offiziere und 10 Unteroffiziere und Mannschaften mit 10 Pferden, Stab der 1. Jnfant.-Brig. Nr. 45; 20 Offiziere und 541 Unteroffiziere und Mann schaften mit 15 -Pferden vom 1. Grenadier-Rcg. Nr. 100; vom 8., 10. bis 12. September: 3 Offiziere und 10 Unteroffiziere und Mann- Ichaften mit 10 Pferden, Stab der 1. Jnf.-Brig. Nr. 45; 4 Offiziere und 47 Unteroffiziere und Mannschaften mit 8 Pferden, Stab des 1. Gren.- Reg. Nr. 100; 16 Offiziere und 494 Unter offiziere und Mannschaften mit 7 Pferden vom 1. Grenad.-Reg. Nr. 100; 1 Offizier und 8 Unteroffiziere und Mannschaften mit 4 Pferden, 1. Scction Krankentransport-Colonne; am 12. September: 3 Offiziere und 10 Unteroffiziere mit 10 Pferden, Stab der 2. Jnf.-Brig. Nr. 46; 4 Offiziere und 98 Unteroffiziere und Mann schaften mit 8 Pferden, 3. Comp. des Pionnier- Bat. Nr. 12; 1 Offizier und 8 Unteroffiziere und Mannschaften mit 4 Pferden, 2. Section Krankentransport-Cvlonnc. — 26. August. Während des bevorstehenden in hiesiger Gegend stattfindenden Manövers haben wir in unserer Stadt zu öfteren auch musikalische Genüsse zu erwarten. Laut Inserat wird u. A. morgen Sonntag, den 28. August, die Capelle des Leibgrenadier-Regiments Nr. 100 im hiesigen Schützen Hause concertiren. Ueber die Tüchtigkeit der Ehrlich'schen Capelle wollen wir kein Wort verlieren, sie ist weit über die Grenzen des Vaterlandes hinaus bekannt und berühmt, nur wäre zu wünschen, daß Freunde eines künstlerischen Concerts diese Gelegenheit uicht unbenutzt vorübergehcn lassen möchten. Umschau in der sächs.-preuß. Lausitz und dem Meißner Hochland, 26. August. Es wurden ein Raub der Flammen: das Haus des Dvrn'schen Gerichtskretschams zu Sohland a.N. — Die Gebäude zweier Bauergüter in Ulbers dorf. — 3 Morgen junger Kiefernbestand bei Sawada. — Die 6 jährige Bertha Rothe in Finsterwalde spielte vor 3 Wochen mit eiüem Ne- wolver, derselbe entlud sich und trafderSchuß mit der Kugel den Kopf. Durch Operation wurde die Kugel glücklich beseitigt und man glaubt sie außer "Lebensgefahr. — Zwischen Lohmen und Pirna ist eine Frau, die zum Arzt wollte, im Dampf wagengestorben. — Der 20jährige Ziegelarbeiter Stucker m Dolgowitz wurde vou einer Lehmwand verschüttet und schwer verletzt. — Dem Kutscher Herzog aus Berthelsdorf, welcher beim Herrn ^ommerzienrath Wauer in Herrnhut 30 Jahre mit Treue gedient, wurde die große silberne Staatsmedaille verliehen. — Herr Töpfermeister und Schützenvorstand Berg zu Bautzen feierte das 50jährige Bürgerjubiläum. — Herr Diaconus Hoffmann in Possendorf, aus FriederSdorf, ist zum Pfarrer von Ebersbach ernannt worden. - Herr Pastor Horn in Bischdorf ist zum Pfarrer von Weinböhla erwählt worden. — Herr Garten besitzer und Damastwebcr Wenzel zu Gr.-Schönau feierte das 50 jährige Ehejubiläum. — Der Stcnographcnvcrein m Reichenau gedenkt sein 15 jähriges Bestehungsjubiläum den 10., 11. und 12. September und der Militärverein zu Baruch den 4. September seine Fahnenweihe zu feiern. — In den Monaten Mai bis August sind an .29,500 Menschen aus Deutschland und Böhmen nach Philippsdorf gewallfahret. — Die Zittauer Maschinenbauanstalt und Eisengießerei hat einen Reingewinn von 104,733 Mk. gemacht und sind 190/0 Dividende in Vorschlag gekommen. — Aus dem Neumann'schen Gcstift fand zu Eibau eine Armenspeisung statt. Jeder Gespeiste erhielt noch 3 Mark baarcS Geld. — Die Schuhmacher innung zu Görlitz besteht wenigstens seit 1374; von diesem Jahre ist die erst« auf diese bezügl. Urkunde bekannt geworden. — Die zur von Skal'schen Stiftung veranstaltete Sammlung zur 'Begründung eines Siechenhauses in Jauer hat ,-A71S Mk. ergeben. - Bei der Bäckereiaus stellung in Dresden sind auch folgende Lausitzer mit Prämien bedacht worden: Herren Straube- GerSdorf, Reinh. Oppelt-SeishenuerSdorf, Ernst MöbiuS-EberSbach, Oskar Butter und Holzapfel L Heino in Bautzen. In Radeburg war infolge des Wegganges des dermaligen Bürgermeisters Hinkel, welcher in gleicher amtlicher Eigenschaft nach Hartha bei Waldheim übersiedelt, die Wahl eines neuen Bürgermeisters nöthig. In der am letzten Freitag in dieser Angelegenheit abgehaltenen Sitzung des GemeinderatheS wurde Herr Rathsactuar Löser in Pirna von mehr als 20 Bewerbern mit Srimmeneinheit gewählt. DaS Kgl. Sachs. Ministerium des Innern erläßt folgende Bekanntmachung: „Infolge des Auftretens der Reblauskrankheit in einem Weinberge von Oberlößnitz sieht sich das Ministerium des Innern veranlaßt, zugleich unter Erinnerung an das in tz 4 des Reichsgesetzes, betreffend die Abwehr und Unterdrückung der Reblauskrankheit, vom 3. Juli 1883 (Gesetz- und Verordnungs blatt 1884, Seite 164) allgemein ausgesprochene Verbot der Versendung und Einführung bewurzelter Reben, auch das Verbringen sogenannter Blind reben) zur Anpflanzung neuer Rebpflanzungen bestimmter unbewurzelter Reben) auS den Fluren Oberlößnitz, Niederlößnitz, Kaditz, Kötzschenbroda, Lindenau, Mickten, Naundorf, Pieschen, Radebeul, Serkowitz, Trachau, Trachenberge, Uebigau, Zitzschewig und Wahnsdorf in andere Gegenden bei 150 Biark Strafe für jeden Zuwiderhand lungsfall zu verbieten." Das „Meißner Tageblatt" schreibt: „Wie uns der Kgl. Commissar in ReblauSangelegen- heiten, Director Endler, mittheilt, ist das Auf treten der Reblaus in der Lößnitz nicht nur fest gestellt, sondern das gefährliche Jnfect hat bereits eine bedeutende Weinbergs fläche vernichtet. Obwohl die Untersuchungen erst begonnen haben, so sind doch schon drei Kal. Winzercien in der Nähe des Spitzhauses L 7^ Scheffel als vollkommen verseucht erkannt, und auch in Wahnsdorf hat man in vier Weinbergen so große Infektions herde gesunden, daß die bereits verseuchte Fläche insgefammt 35 Scheffel betragen dürste. Wahr scheinlich sind aber auch schon die Weinberge bis zur FriedcnSburg herunter mehr oder minder inficirt. Au die Untersuchung derselben wird noch diese Woche gegangen werden. Nächste Woche beginnen die Vernichtungsarbeitcn, welche, wenn nicht neue Infektionsherde noch hinzukommen, immerhin schon einen Kostenaufwand von mindestens 150,000 M. verursachen dürften. Der sächsische Weinbau ist bedroht, doppeltes Achthaben deshalb geboten. Hoffentlich holen sich nun Viele Be lehrung über die Reblaus in den bereits ange kündigten Winzercurscn, die hier in Meißen von nun an alljährlich abgehaltcn werden. Der erste derselben beginnt Montag, den 3. Oktober." Aus Borna wird geschrieben: Während die Mäujeplage unserer Landwirthschast in diesem Jahre ziemlich serngcbliebcn, wird vielfach über die außerordentliche Vermehrung der Hamster Klage geführt. So wurden in einem dieser Tage auSgegrabcncn Baue zehn, in einem anderen sogar dreizehn Junge gesunden. Wir hatten Gelegenheit, mit einem aus der Altenburger Gegend hierhergekommcnen „Hamsterjäger" zu sprechen; derselbe ist im Besitze von 90 Messing schlingen, in welchen er au einem Tage (12.Aug.) nach seiner Versicherung 86 Hamster gefangen. Rechnet man, daß der Mann pro Tag 1 Mark 25 Pf. nebst Kost, ferner für jedes Stück einen Pfennig Fanggeld, sowie für jedes Fell 5 bis 6 Pfennige erhält und außerdem auch das Fleisch verwerthct, so erhellt daraus, daß diese Jägerei jetzt zu den lohnenden Erwerbszweigen zu rechnen ist. Rach vorläufiger Zusammenstellung belaufen sich die Gesammteinnahmen der Internationalen Bäckerei-Ausstellung in Dresden auf rund 70,000 Mark. Die trübe und regnerische Witterung hat den Besuch der Ausstellung be einflußt. — Die GcsammtauSgaben wurden auf 80,000 Mark veranschlagt, doch ist zu hoffen, daß bei einzelnen Positionen Ersparnisse gemacht wurden, deren Höhe sich zunächst noch nicht übersehen läßt. Nach vieler Mühe war es vor einiger Zeit dem Gendarm Ulbricht in Neustadt b. St. gelungen, eine nur von Diebstahl lebende Ein- brechcrbande zu entdecken und der Gerechtigkeit zuzuführen; es sind dies die Steinarbritcr Friedrich Alwin Hantsch, Friedrich Gustav Höhne inOber- ottendorf und der Schuhmacher Friedrich Alwin Hensel in Langburkersdorf. Endlich erwischt wurde der flüchtige Mörder Anton Seidl, Gerbergeselle au» Lukawitz in Böhmen, der in Wurzen Anfang Juni seine Geliebte, die ledige Hertel, ermordet hat. Er ist in Imst in Tirol verhaftet worden und sieht seiner Auslieferung an sächsische Gerichte ent gegen. Ziemlich 3 Monate hat sich also dieser Verbrecher dem strafenden Arme der Gerechtigkeit zu entziehen vermocht, gewiß ein Zeichen großer Raffinirtheit. Kirchberg. Während vor 3 Jahren in der Döhler'schen Tuchfabrik hier nach Fertig stellung des 25,000. Stücks Tuches sämmtlichem Arbeiterpersonal von Seiten der Prinzipalität eine Festfreude bereitet wurde, wiederholte sich , diese am Sonnabend auS Anlaß; der Fertig stellung des 50,000. Stücks TucheS. Durch leichtsinniges Cigarrenrauchen bei der Erutearbeit gerieth ein mit drei Schock Korn garben beladener Wagen auf Flur Hartha in Brand. Die Pferde konnten nur mit Mühe gerettet werden. In Walthersdorf wurden vorige Woche einem ohnehin schon mit Kindern gesegneten Familienvater Drillinge bescheert. Die Drillinge, drei muntere Knäblein, werden möglicherweise hohe Pathen erhalten. Der Vater, einer der Krieger von 1870, an dessen Tisch bereits sechs derartige kleine Gäste sitzen, hat es sich nicht nehmen lassen, Ihre Majestäten den deutschen Kaiser und unsern König, sowie Se. kgl. Hoheit den Kronprinzen von Deutschland zu ersuchen, Pathenstelle bei seinen drei kleinen Zukunfts soldaten zu vertreten. Die Theilnehmer an dem sächsischen Krieger extrazuge nach dem Rcichslande, welche nunmehr nach der Heimath zurückgekehrt sind, wissen nicht genug zu erzählen von dem großartigen und herzlichen Empfange, der ihnen überall geworden. In allen Orten hielten sie ihren Einzug durch Ehrenpforten und wurden da, wo Garnisonen waren, durch die Regimentsmusik begrüßt. In Forbach wurde den Heimkehrendcn durch den dortigen Kriegervcrein noch eine sinnige Ueber- raschung bereitet. In jedes Coupee wurden nämlich zwei Flaschen „Forbacher Kriegerwein" gereicht, welche auf der Etiquette folgendes Verslcin in Goldschrift trugen: „Ae Schälchen Kaffee, eene Gose, och Bairisch Bier, eeu'ge Deppchen, Wir hätten zu gerne eich's gegeben, Doch hammer'sch nich; drum drinkt von unsern Räben, Nu äben!" In welch' ausgedehnter Weise die Kriegervereine auch der Ehrenpflicht genügt, durch Niedcrlegen von Kränzen auf die Gräber der Gefallenen ihr Andenken zu ehren und zu erneuern, das geht daraus hervor, daß den Kriegern vom Gou vernement in Metz ein vierspänniger Trainwagen zur Verfügung gestellt wurde, um die Kränze, unter denen sich viele der prachtvollsten Art be fanden, an Ort und Stelle zu bringen. In verschiedenen Theilen des sächsischen Erzgebirges herrschte in den letzten Tagen eine so niedrige Temperatur, daß Gemüse vielfach er froren sind; auf einzelnen Punkten hatte man sogar leichten Schneefall. In der Nacht zum Montag ist in Bockau bei Schwarzenberg der Expedient Busch erstochen worden. Der Thäter ist verhaftet. Für die Generalversammlung des sächsischen Lehrervereins in Freiberg sind von Herrn Schuldirector Gesell in Chemnitz folgende Themen zum Vortrage angemeldct worden: Natur- und culturgemäße Mädchenerziehung und: Ueber den richtigen und schönen Gebrauch unserer Mutter sprache. Herr Jacob aus Leipzig ist bereit, über den Zeichenunterricht als wichtiges Glied humanistischer Bildung und als Grundlage für eine gedeihliche Entwickelung der Industrie zu sprechen und Herr Pache aus' Lcipzig-Lindenau wird einen Vortrag über Gcsetzeskunde und VolkswirthschaftSlehre in der Fortbildungsschule halten. Weitere Anmeldungen stehen in Aussicht. Durch die Regengüsse der letzten Tage sind auch der Elbe widcrum größere Wassermengen zugeführt worden, und wenn auch das Anwachsen des ElbstromcS ein erhebliches nicht zu nennen ist, so ist dasselbe doch von der Schifffahrt, welche infolge des ungemein niedrigen WasserstaudeS im gegenwärtigen Sommer mit großen Schwierig keiten zu kämpfen hatte und zum Theil sogar an gewissen Stellen vollständig ruhen mußte, mit Freuden begrüßt worden. — Der Herbst scheint in diesem Jahre seinen Einzug sehr zeitig halten zu wollen. Am 24. d. früh herrschte im Elbthale ein stärker Nebel, welcher sich bei einer Temperatur von kaum 4 Grad R. zur Erde niederfenkte und dieHängeder Sandsteinbrüche in derSächsischen Schweiz mit Reif überzog, so daß man vollständig das Bild einer Winterlandschaft erhielt. Natür lich verschwand der Reif sehr bald wieder unter den wärmenden Strahlen der alsbald aufgeheu- den Morgensonne.