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Roß- »»d Viehmarkt Arbeiterwohnungen war chlung der festgesetzte» EntschSdigungsgelder nur von dem Quarttergeber oder dessen Beanftragten oder echtsnachfolger gefordert werden kann und lediglich gegen Rückgabe des Quartierbillets bewirk wird. Stadtrath Bischofswerda, am 26. August 1887. . Sinz. Die dem II. und III. Bataillon des 1. (Leib-)Grenadier-Regiments Nr. 100 angehörenden Unterofstziere und Mann» schäften, welche den 27. d. Mts. in hiesiger Stadt ins Quartier kommen, sind nicht nur, wie auf den Quartierbillets ange geben, am 27. d. Mts., sondern auch am 88., 2V. und 30. d. Mts. zu verpflegen, während von letzterem Tage ab die Wir machen Solches zur Nachachtung für die Quartierwirthe hierdurch bekannt und weisen nochmals auf die Bestim mungen in ß 9 und 17 der Quartierleistungsordnung für den Stadtbezirk Bischofswerda vom 10. Januar 1885 hin: dast die Quartiergeber der Einquartierung die Quartierbillets sofort abzufordern, selbige anfzubewahren und Ankunft und Abgang der Einquartierung auf denselben genau zu vermerken haben, auch daß die Aus zahlung der festgesetzten EntschSdigungsgelder nur von dem Quartiergeber oder dessen Beanftragten oder sing dem „Dr. Journal" am 25. d. Sericht zu: Persenbeug, 25. August, s und die Catharine-Buildings der East-Dwellings- Company. In diesen Gebäuden ist das technisch Vollendeste auf die billigste Weise geschaffen. In den genannten Parks sind ja 1200—2600 kleine Häuschen mit Hof und Garten aneinandergereiht: für 6—11l/z sh. wöchentlich ist ein solches Häuschen zu miethen. Ocffentlichc Plätze, Park anlagen, Schulen, Bibliotheken, Arbeiter - Club häuser stehen mitten in diesen Quartieren, die mit Ventilation und Wasserleitung ausgestattet sind. In Queens-Park wohnen allein 15,000 Menschen. Schmollcr schließt seine Betrachtung mit folgenden Sätzen: „Soweit wir nicht auch in Deutschland Stiftungen für diesen Zweck haben,, wie die Dresdner Johann Meyer-Stiftung (über 800,000 Mark schon verbaut), die Hamburger Julius Nee-Stiftung (4 Millionen), die Ottensen- sche Hceft-Stiftung (100,000 Mark), müssen wir große Gesellschaften in's Leben rufen, die in den Vorstädten Einzelhäuser für die ordentlichsten Arbeiter, die kleinen Beamten, die Werkmeister bauen, aber nicht in erster Linie den Verkauf in's Auge fassen; die ferner noch mehr beginnen,, die eigentlichen Arbeiter- und Armen - Quartiere im Innern der Städte anzukaufen, sie, soweit es nöthig ist, umzubauen nach den englischen Vorbildern, soweit es aber geht, sie nur zu er neuern und musterhaft zu vermiethen. Die be sitzenden Classen müssen aufgerüttelt werden; sie müssen endlich einsehcn, daß, selbst wenn sie große Opfer bringen, dies nur eine mäßige, bescheidene Versicherungssumme ist, mit der sie sich gegen Epidemien und gegen sociale Erschütterungen schützen." Deutsches Reich. Se. Kgl. Hoheit PrinzGeorghatsich in Begleitung seinesAdjutanten Rittmeisters v.Carlowitz-Hartitzsch und des königl. Leibarztes Geh. Medicinalraths vr. Fiedler am 22. d. M. nach Persenbeug in Oesterreich begeben zum Besuche seiner Tochter, Erzherzogin Maria Josepha, welche bekanntlich Wöchnerin ist und nicht unbedenklich erkrankt ist. Große Theilnahme erweckt überall die Nachricht von der gefährlichen Erkrankung der Erzherzogin Maria Josepha. Die letzten Nachrichten lauten erfreulicherweise etwas günstiger. Am Sonn abend Nachmittag hatte sich bei der Frau Erz herzogin ein leichtes Fieber eingestellt; da derlei Erscheinungen bei Wöchnerinnen immer mit Ge fahr verbunden sind, wurde die Erzherzogin auf ihren eigenen Wunsch mit. den heil. Sterbesakra menten versehen. Im Laufe des Sonntags ist eine entschiedene Besserung eingetrcten, die auch anhielt, obwohl sich in den beiden Nächten mehrere Fraisen- (Krampf-) Anfälle einstellten. Das übrige Befinden der Erzherzogin war nicht unbefriedigend. Auch am Dienstag wiederholten sich die Krampfanfälle, wennschon schwächer. Die Situation bleibt nach dem letzten Bulletin aber so lange besorgnißerregend, als sich die Krampf anfälle wiederholen. Möchte sich die Genesung der Erzherzogin bald vollziehen! Ursprünglich ' daß Ihre Maj. die Königin in den letzten Tagen nach Persenbeug gehen sollte; ob sie dies noch ausführt, hängt von dem Ver laufe der Krankheit ab. Ueber das Befinden Ihrer Kaiserl. und Königl. Hoheit der Frau Erzherzogin Maria Josepha - " 'olgender Die im Jahre 1883 über den Kellner Clemens Aßmann von hier einaeleitete Abwesenheitsvormundschaft ist aufgehoben worden. Königliches Amtsgericht Bischofswerda, am 23. August 1887. 0r. Schulze. ' ? Seitdem in den ersten Industriestädten das Bedürfniß der Arbeiterwohnungen feststeht, ist auch der ernste Wille vorhanden, Abhilfe für die Wohnungsnot!) der Minderbemittelten zu schaffen. Die zahlreichen Neubauten, welche in erfreulichster Weise zur Verschönerung vieler Mittelstädte bei tragen, vermehren nur die Zahl der eleganteren Wohnungen, an denen dort selten Mangel ist, weil die Wohlhabenden leider nur zu oft die in den selben erworbenen Glücksgütcr dazu benutzen, sich in Großstädten anzusiedeln, wo ohne bedeutende Mehrkosten mannigfachere Lebensgenüsse zu er langen sind. So steht denn in Industriestädten immer eine Anzahl der größeren Wohnungen leer, während ein empfindlicher Mangel an kleinen Wohnungen herrscht und die arbeitende Bevölke rung entweder sich mit ungenügenden und unge sunden Räumen begnügen oder nach den ländlichen Nachbarortschaften ziehen muß. In allen Fabrik-, städten walten dieselben sittlichen und sanitären Mißstände, weil die rasch anwachsende Arbeiter bevölkerung, für die nicht entsprechend gebaut wird, sich leicht an eine Verschlechterung der Wohnungsverhältnisse gewöhnt und dadurch für Vieles, was in solchen engen Räumen nicht zu vermeiden ist, in bedauerlichster Weise rasch ab stumpft. Thatsächlich sind überall die Wohnungen der ärmeren Classen unmäßig im Preise gestiegen und zehren einen viel größeren Theil der Jahres einnahme auf, als bei den Wohlhabenden. Wer eine Jahrcseinnahme von 5000 Mark besitzt, braucht nur 500 Mark aufzuwcnden, um in den meisten Mittelstädten behaglich wohnen zu können und wird bei der Ermiethung kaum Mangel an Auswahl zu beklagen haben. Ein Familienvater aber, der nach diesem Verhältniß bei einem Ein kommen von etwa 900 Mark nur 90 Mark für Wohnung aufwenden wollte, würde dies fast überall unmöglich finden. Thatsächlich haben sich die Minderbemittelten längst daran gewöhnt, einen weit höheren Procentsatz ihres Einkommens für die Wohnung aufzuwcnden, weil sie nur auf diese Weise den Krankheiten entgehen, die sie ihres besten Capitals, der Arbeitskraft berauben. Da durch werfen aber in jeder rasch anwachscnden Stadt eigentlich die Armenwohnungen die höchsten Zinsen ab, vermiethen sich am schnellsten und leichtesten und sichern die pünktlichste Miethzahlung, weil für den Minderbemittelten ein Wohnungs wechsel das ärgste Schreckgespenst ist. An das sichere und thatsächlich einträgliche Geschäft, Arbeiter-Quartiere und kleine billige Wohnungen für Leute mit geringem Einkommen zu bauen, tritt die Privatspcculation trotzdem nur sehr vereinzelt und sehr ungern heran. Dieses Räthiel sucht Professor Schmollcr in dem neuesten Heft des „Jahrbuchs für Gesetzgebung, Verwaltung und Volkswirthschaft für Deutschland" (Verlag von Dunker und Humblot in Leipzig) in folgender Weise zu lösen. Er sagt: „Die Bauspeculation will nicht vermiethen, sondern bauen und verkaufen, und zwar möglichst baar verkaufen, um ihr Capital wieder für neue Bauten verfügbar zu haben. Wer kann ihr Arbeiter wohnungen abkaufen? Mit den unbedeutenden Theilzahlungen, die der kleine Mann, der ein eigenes Häuschen erwerben will, leisten kann, vermag der Bauunternehmer nicht viel anzufangen. Baut er aber eine Miethscaserne für kleine Leute, so findet er auch nicht leicht einen Käufer. Wer will sein Capital so anlegen? Die Vermiethung an kleine Leute ist ein unangenehmes Geschäft, das bei den heutigen Miethsgewohnheiten nur durch Härten einträglich gemacht werden kann. Um eine Bessergestaltnng der Wohnungsverhält nisse der arbeitenden Classen herbeizuführen, ist es nothwendig, erziehend auf die unteren Classen einzuwirkcn in dem Sinne, daß sie den Werth einer guten Wohnung schätzen lernen. Nach der andern Seite ist dahin Fürsorge zu treffen, daß mehr kleine Wohnungen, nnd zwar bessere und gesundere als die vorhandenen, geschaffen werden. Diese kleinen Wohnungen müssen baulich so ge staltet sein, daß sie das normale und sittliche Familienleben fördern. Es müssen Unternehmungs formen gefunden werden, welche nicht der Grund- stücksipeculation nachjagen, sondern zufrieden mit einer mittleren Verzinsung des Capitals in an ständiger, dauernder Weise unter billigen Ver trägen das Vermiethungsgeschäft betreiben. Es müssen ferner, soweit dies noch geht, auch die minder bemittelten Leutezu Eigcnthümern gemacht werden." Nach Professor Schmollers Meinung fällt dabei dem Staat und der Gemeinde eine Mit wirkung zu, indem der Miethswucher ebenso gut wie der Zinswucher unter Strafe gestellt und für den Neubau von Wohnungen gesetzliche Normen aufgestellt werden, die als Mindestforderungen den örtlichen Bauordnungen zu Grunde zu legen sein würden. Von größerem Einflüsse dürfte aber eine directe behördliche Thätigkeit gegen die Wohnungsnot!) sein. Nach dieser Richtung hin hat der Oberbürgermeister der Stadt Frankfurt am Main, vr. Miquel, vvrgeschlage», daß Staat und Gemeinde für ihre Unterbeamten Micths- wohnungen ohne Zwang der Benutzung Herstellen sollen. Nach Schmollers Ansicht dürfte jedoch die Hauptaufgabe in dem Kampfe gegen die miß lichen Wohnungszustände der arbeitenden Classen auch anderen Organen zufallen, die neben der rein speculativen und privaten Bauthätigkeit möglich sind. ES ist Manches geleistet worden von den großen industriellen Unternehmungen, welche den Hausbau ihrer Beamten und Arbeiter durch Vorschüsse, Prämien und Grundstücks zuweisungen fördern, theilweise selbst gute und billige Miethswohnungen Herstellen, wie von den Baugenossenschaften kleiner Leute und Arbeiter und von den Unternehmungen in den Händen der gebildeten und besitzenden Classen, von Stiftungen u. s. w. Städte, welche in der glück lichen Lage sink), wohlfundirte wohlthätige Stiftungen zu besitzen, dürften von diesen zunächst die Erfüllung eines so vielseitig gehegten Wunsches erwarten, zumal wenn eine entsprechende Rente bei den zu erbauenden Arbeiterwohnungcn außer Zweifel steht. Ein Theil des Vermögens solcher Stiftungen könnte kaum besser angelegt werden, als in solchen zinstragenden Grundstücken, außer dem könnte es doch nur den Intentionen der edlen, längst entschlafenen Stifter entsprechen, wenn durch Verhinderung der rasch abwärts führenden Obdachlosigkeit die Zahl der Prole tariats oder, wie es in den alten Urkunden heißt, „das Armuth" wirksam vermindert würde. Mit Recht wirft Schmollcr die Frage auf, warum wir in Deutschland nicht in dieser Be ziehung nachmachen können, was in London Behörden, Stiftungen, wohlthätige Gesellschaften und reiche Private schon geleistet haben, welche Arbeiterquartiere schufen wie Shaftesbury, Queens Park, Noel Park EstatcS, Arbeiterwohncasernen,