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Der sächlW Fi-Mer, Wochenblatt fiir Bischofswerda, Stolpen mV Umgegend. Amtsblatt der Kgl. Amtshaiiptmanuschaft, der Kgl. Schulmspectio« u. des Kgl. Haurislciikiamlcs zu Bache«, sowie des Kgl. Amtsgerichtes und des Stadttathcs zu Bischofswerda. Diese Zeitschrift erscheint wöchentlich zwei Mal, Mittwochs und Sonnabends, und kostet einschliesslich der Sonnabends erscheinenden „belletristischen Beilage" Vierteljährlich 1 Mark 5» P. Einzelne Nummer iO Pf. Bestellungen werden bei allen Postanstalten des deutschen Reiches, für Bischofswerda und Umgegend in der Expedition dieses Blattes angenommen. Zwei«« dvierzigster Jahrgang Inserate, welche in diesem Blatte die weiteste Verbreitung finden, werden bis Dienstag und Freitag stütz v Uhr angenommen u. kostet die dreigespaltene Corpuszrile lO Pk., unter „Eingesandt" 2V Pf. Geringster Jnseratenbetrag25Pf. W der wir uns An dem dreifachen Jubelfest, welches die altehrwürdige ! des dreifachen Jubelfestes der Schützengesellschaft, das die Schützengesellschaft zu Bischofswerda in diesen Tagen! innige Theilnahme der ganzen alten Bischofsstadt zu einem begeht, nimmt die gesammte alte Bischofsstadt schon des-; — halb den freudigsten Antheil, weil die Geschichte dieser nun : drei Jahrhunderte bestehenden „Fraternität" zu allen Zeiten ! Nichts spricht so sehr für den freien und kraftvollen Sinn des deutschen Volkes als senke Fähigkeit, seine Feste eigen artig zu gestalten und ihnen den deutschen Stempel echten Gemeinsinns aufzuprägen. Nicht nach „Brot und Spielen" steht sein Sinn wie ehemals derjenige der Bolksmassen Roms; es fühlt in den Stunden der Freude sich gedrängt, den Sammelpunkt zu finden, wo Thatenlust und Mannes kraft sich herrlich entwickeln, wo Vaterlandstreue und bürgerliches Selbstbewußtsein lebhafter erglühen. Nicht aus eigensüchtigen Trieben, oder aus den Parteileiden schaften erwächst der einheitliche Gedanke, der das Rauschen deutscher Feste durchweht. Dem Edelsten und Höchsten gilt der belebende Pulsschlag in solchen Stunden, in welchen deutsches Wort und deutsche That, deutscher Ge meinsinn und Brudergeist sich immer auf's Neue ent wickeln, in welchen die Begeisterung für Kaiser und Reich, König und Vaterland höher flammt und die Herzens stimmung den schönsten Ausdruck findet in dem Schutz- und Trutzlied: „Deutschland, Deutschland über Alles!" — - g.. Zu einer von solcher Gesinnung durchglühten Feier können, so ruhmvoll wie es einst die Ahnen gethan, als ; Schützenbrüder in^ unserer freundlichen der Bischof zu Meißen wiederholt die Bischofswerdaer? Bürgermiliz auch außerhalb der Stadt zur Vertheidigung z des Stiftsgebiets aufrief. Die Schützengesellschaft zu - Bischofswerda, die am 14. August 1887 ihr dreihundert- - jähriges Bestehen, das siebzigjährige Jubiläum ihrer; Königlichen Fahne und das fünfzigjährige Erinnerungsfest; der Erbauung ihres Schützenhauses feiert, war und ist von echter Vaterlandsliebe durchdrungen. In unverbrüch licher Sachsentreue schaart sich dieselbe allezeit zu der; Königlichen Fahne, welche ihr die Huld und Gnade des; hochseligen Königs Friedrich August des Gerechten vor? nun siebzig Jahren verlieh. Sie hat bei jeder Gelegenheit < ihren ausgeprägt konservativen Character bewährt und? erneuert auch bei diesem schönen Fest das Gelübde der i hingebensten Treue für unseren erhabenen König und Herrn und das angestammte Fürstenhaus Wettin! Von dem Geist, der in der „Fraternität" immerdar waltete, geben die Inschriften der Festscheiben im Schützenhause manches schöne Zeugniß; -besonders gilt das von der jetzt gerade 100 Jahr alten Scheibe des Senior Karl Friedrich Wagner, auf der zu lesen ist: „Das Ziel sei Menschenfreund, sei Ctzrist, sei Patriot, So lebst du glücklich hier und stirbst den edlen Tod!" Bon der ruhmvollen Vergangenheit und von noch verhüllten vielleicht ernsten Zukunft wenden heute den Blick auf dis frohe Gegenwart und freuen herrlichen Volksfeste gestaltet, und welches durch das Erscheinen ganzer benachbarter Schützencorps und Abordnungen vieler „ j Brudergesellschaften von nah und fern geehrt und ver- mit ihrer eigenen Geschichte innig verflochten war, weil; schönt wird. Möge der Verlauf des Festes allen gehegten 7 " ^Erwartungen entsprechen! Volksfeste sind Gradmesser das Fortblühen dieser brüderlichen Vereinigung ein treff- - liches Zeugniß ablegt von dem echten Bürgergeist, der alle! der Bildung; in ihnen äußert sich der eigentliche jugend- Stürme überdauerte und auch in der Neuzeit sich frisch; frische unverwüstliche Character der deutschen Nation, und schaffensfreudig bewährt. Wenn zur Zeit der Be- s gründung der Bischofswerdaer Schützengesellschaft die Bürger ? schon nicht mehr zum Kampf im offenen Felde, sondern? nur noch zur Vertheidigung der Stadt die Waffen führten ? und infolge der Organisirnng der stehenden Heere die Schieß übungen der Schützengilden später überall nur noch zum ; Vergnügen betrieben wurden, ist in den letzten Jahren die ? Bedeutung dieser Gilden doch wieder eine ernstere geworden. - Die allgemeine Dienstpflicht ließ die Schranken fallen; zwischen dem Nähr- und dem Wehrstand; die deutsche Nation z wurde mehr und mehr zu einem Volk in Waffen, furcht- ! bar gerüstet und jederzeit bereit, mit Gut und Blut zu i vertheidigen, was in schweren Kämpfen für das neugeeinte ; Reich deutsche Helden errungen. Ein neuer Geist zog; in die Schützengilden und Turnvereine; begannen die; letzteren es sich zur Aufgabe zu stellen, die deutsche Jugend > für den Dienst im Heere in geeigneter Weise vorzubereiten,! so fühlten sich die ersteren gedrungen, bei den gereiften? Männern die Freude am Waffenhandwerk frisch zu er- ; halten, Auge und Hand weiter zu üben, um in ernsten Zeiten zur Vertheidigung des Vaterlandes mitwirken zu? können, so ruhmvoll nne es ernst die Ahnen gethan, als i in.- - ------ — --->-— der Bischof zu Meißen wiederholt die Bischofswerdaer; Bstchofsstadt vereungt m edler und schöner Freude, zu mannhaftem Thun und Treiben, um Proben echter Wehrhaftigkeit abzulegen, die Sicherheit des Auges und der Hand im schönen Wettstreit zu bekunden. Der Schütze findet sich zum Schützen, der Bürger zum Bürger; die Fest freude verwischt die Unterschiede und schlingt um alle Theil- nehmer ein brüderliches Band. Reich geschmückt zeigt sich heute das prächtige Schützenhaus, dessen Neubau unter dem Regime des um die Gilde hochverdienten Senior Gottlob Täubrich vor nun 50 Jahren, unter manigfachen Pekuniären Sorgen, für die erhebliche Summe von über 6000 Thalern bewerkstelligt wurde. Das freundliche Wohlwollen der Behörden verleiht der Jubiläums-Feier der alten Gilde eine höhere Weihe; die Sympathie- Bezeugungen der Bürgerschaft leihen derselben einen herrlichen Glanz. Dies berechtigt zu der Hoffnung, daß die bevorstehenden Festtage allen Teilnehmern viele reiche Genüsse bringen und so freundlich in ihrem Gedächtniß haften werden, daß sie sich stets der in Bischofswerda verlebten Stunden gern erinnern. Der alten ehrwürdigen Schützengesellschaft zu ihrer dreihnndertjährigcn Jubelfeier der innige Wunsch ferneren Wachsens, Blühen und Gedei hens ! Der lieben Vaterstadt zu diesem Festtage aber der Glückwunsch, der sich auf der 143 Jahr alten Dekoration des Marschalls der zweiten Königsscheibe verzeichnet findet: „Des Herren Auge über Dir, Mein Bischofswerda für und fiir!"