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Georgii-Eßsingen mit einem „Gut Heil" auf das Deutfche Reich und den Kaiser, denen noch ver schiedene andere folgten, so Turnlehrer Alfred Böttcher-Bremen auf die Turnveteranen und vr. Götz-Lindenau auf Alles, was deutsch ist. — Von Sr. Hoheit dem Herzog war aus Reinhardts- brunn folgendes Telegramm eingegangen: „Ihren Berathungen gutes Gedeihen, Ihrer Festvereinigung frohen Verlauf, den Veteranen freundlichen Gruß. Herzog von Coburg." Dieser Gruß wurde von dem Ausschuß der deutschen Turnerschaft durch folgende Depesche erwidert: „Eurer Hoheit Dank und Gruß und die Versicherung, daß Vie deutschen Turner noch heute dankend der Thatsache gedenken, daß Eure Hoheit es war, der vor 27 Jahren zuerst den deutschen Turnern die Stätte bot, auf der in trüber Zeit der nationale Gedanke Männer und Jünglinge in der'Hoffnung auf eine bessere Zukunft des deutschen Vaterlandes vereinen konnte. Georgii. Götz." — Köln, 21. Juli. In den hiesigen „Reichshallen", einem ca. 3000 Personen fassen den Spezialitäten - Theater, stürzte gestern ein Trapezkünstler der Truppe Hegelmann 25 Fuß hoch herab und fiel infolge des genommenen Schwunges über das Netz hinaus auf einen Tisch des Parquets, an welchem zwei Soldaten Platz genommen hatten. Der Tisch wurde von der Wucht des Falles fast zertrümmert und die Scherben der Biergläser drangen dem unglück lichen Künstler in den Leib. Nichtsdestoweniger ging der schwer Verletzte bis auf die Bühne zurück, verbeugte sich und verschwand in den Coulissen. Er wurde sofort zum Bürger-Hospital gebracht, woselbst er hoffnungslos daniederliegt. — Ueber den bedauerlichen Ausgang einer Hochzeitsfeier schreibt man aus Baden: In der Nacht auf den 19. Juli kehrten auf einer lustigen Hochzeitsfahrt zehn Personen aus dem Oertchen Ulm heim; auf der Erlach« Brücke scheuten die Pferde, und der Wagen stürzte uin. Zwei Per sonen, die gegen das Brückengeländer geschleudert wurden, waren sofort todt, zwei sind so schwer verletzt, daß an ihrem Aufkommen gezweifelt wird, sechs sind leicht verletzt. Das junge Ehepaar selbst gehört zu den Schwerverletzten. — Zur Deutschenhetze in Frankreich schreibt ein Geschäftsmann aus Mülhausen im Elsaß der „Neuen Mülhauser Zeitung": Ich reiste am 12. Juli nach Frankreich, um die Jahrmärkte von Delle und am 13. Giromagny zu besuchen. Am 14. war ich in Belfort bei dem National feste, wo ich Bilder, die französische Republik darstellend, verkaufte. Als ich gegen Abend in die Concerthalle Gottenkienh, Faubourg de France, kam, ging ich auch an einen großen runden Tisch, wo etwa 15 französische Artillerieoffiziere, saßen, und bot ihnen meine Waare an. Da fragte mich einer, da er hörte, daß ich nicht gut Französisch spreche, was ich für ein Landsmann wäre; ich gab zur Antwort, ich sei ein Elsässer, aus Mülhausen. Ein Mülhauser, der im Locale war und dies hörte, rief aus dem Hintergründe: „Es ist ein Badenser, der Sohn eines Beamten, ein Spion!" Im Nu war ich von den Offizieren mit gezogenen Säbeln umringt, welche mir bei den Worten: „Lu avrmt, un ospiou rlllsumuü!" die Aermel von Rock und Hemd, sowie alle Knöpfe von den Hosen abrissen. Ich hatte meine große dänische Dogge bei mir, und nur ihr verdanke ich, daß ich nicht in den Händen der Wütheriche umkam, indem dieselbe einen Offizier, der mich angefaßt hatte, zu Boden warf und einen zweiten zu Falle brachte, so daß ich, durch die Thüre flüchtend, in die Schweizer-Brauerei gelangte, wo mich der Wirth rettete, bis die Polizei kam, die mich in ein Loch sperrte, das aller Beschrei bung spottet. Dort blieb ich 18 Stunden lang, bis ich dann von einem Ort zum andern geführt wurde, um als Spion der Militärbehörde, sowie dem Procurator vorgestellt zu werden. Meine Wohnung, meine Kleider, Alles wurde durch sucht. Sogar falsche Zeugen wollten mich auf den Forts gesehen haben. Aber ich konnte mein Alibi nur zu gut nachweisen und strafte dieselben Lügen. Ich wurde sodann endlich nach 4tägiger unmenschlicher Behandlung an die Grenze ge bracht. Zum Schluß waren mir — da die Offiziere mir dieselben Wegnahmen — noch 21 Bilder abhanden gekommen. Das sind große Lorbeeren, welche die französischen Offiziere er ringen, wenn sie zu Dutzenden einen wehrlosen Mann angreifen. - Aus Anlaß eines Spczialfalls hat der Regierungspräsident zu Münster folgende Ver fügung über die körperliche Züchtigung der Schulkinder an sämmtliche Kreisschulinspectoren seines Bezirks ergehen lassen: 1) Körperliche Strafe darf bei Kindern der Unterstufe nur mit ein« auS dünnen Reisern gebundenen Ruthe, bei größeren Kindern auch mit einer biegsamen Gerte von höchstens 1 Ecntimeter Durchschnitts stärke ausgesührt werden. Die Gerte darf nicht dieselbe sein, mit welcher an der Wandkarte oder Wandtafel gezeigt wird. Hierzu ist vielmehr ein anderer, etwas stärkerer und unbiegsamer Stab zu verwenden. Mädchen dürfen, wenn bei ihnen die Züchtigung in seltenen Ausnahme fällen nothwcndig wird, nur in die Hand und auf den Rücken geschlagen werden. 2) Jede Züchtigung anderer Art und an anderen Körper-' theilen, namentlich das Schlagen mit der Hand oder mit dem Lineal, insbesondere das strafende Berühren des Kopfes durch Schlagen oder Stoßen oder durch Zausen der Ohren oder Haare ist strengstens untersagt. 3) Die zur Züchtigung bestimmten Werkzeuge sind, bis sie gebraucht werden, im Schulschrank aufzubewahren. Während des Unterrichts darf kein Lehrer sie in der Hand führen oder auf dem Lehrpult liegen lassen. 4) Der Lehrer hat die Ertheilung einer körperlichen Strafe, sowie die Veranlassung, aus welcher dieselbe nöthig geworden, und mit welchem Werkzeuge und auf welchen Körpertheil sie vollzogen ist, unter Angabe der Schläge in die für diesen Zweck vorhandene Rubrik im Lehrberichte einzutragen. — Meppen, 24. Juli. In der im hiesigen Kreise belegenen Feldmark Lohe ist der Kolerado- käfer aufgetreten und richtet große Schäden in den Kartoffelfeldern an. Die Behörden suchen auf alle mögliche Weise der weiteren Verbreitung dieses so schädlichen Käfers zu steuern. — Beim Abbruch eines Ring-Hinterhauses in Cosel hat man, wie dem „Oberschlesischen Anzeiger am 21. d. M. mitgetheilt wird, unter der Dielung in der Ausfüllung die Gerippe zweier Kinder und an einer anderen Stelle in einem Loche das Scelett eines Mannes, dessen Schädel noch gut erhaltene Zähne zeigt, aufgefunden. Das betreffende Gebäude soll in der Mitte des vorigen Jahrhunderts erbaut worden sein. — Im Gasteiner Thale ist am 21. Juli Nachmittag ein furchtbares Gewitter niedergegangen. Die Hochfluth hat Brücken eingerissen und die Verbindung von Hofgastein nach Bad Gastein augenblicklich gesperrt, bis eine Nothbrücke her gestellt sein wird, was bei dem Wasserandrang äußerst schwierig ist. — Aus Prag wird gemeldet: In der aus dreißig Nummern bestehenden Ortschaft Fleis heim bei Oberplan brannten 21 Häuser nieder, wobei ein zweijähriger Knabe in den Flammen umkam. Der Schaden ist um so empfindlicher, als derselbe zumeist Bergarbeiter und Torfstecher trifft, die natürlich nicht versichert hatten. — Aus Olmütz meldet man, daß der Ge meindevorsteher von Breittein mit Hinterlassung von 20,000 Gulden Schulden und unter Mit nahme von 10,000 Gulden durchgebrannt ist. — In Brünn ertrank Professor Jusserl bei dem Versuch seinen ins Wasser gefallenen Knaben zu retten; der Knabe schwamm wohl behalten an's Ufer. — Der 16jährige Lehrknabe des Schmiede meisters in Teltsch in Böhmen begab sich am Sonntag zu einer Wallfahrt nach Quinau und von dort zu seinen Eltern nach Heinrichsdorf, welchen Ort er am folgenden Tage wieder ver ließ, um nach Teltsch zurückzukehren. Da er hier jedoch nicht eintraf, stellte man Erörterungen an, deren Ergebniß war, daß man den jungen Mann in einem zwei Stunden vom Wege entfernten Teiche mit einer Stichwunde im Herzen auffand. — Ueber das Unglück auf der „Jungfrau" beziehentlich über die Auffindung des 6. Touristen werden der „Neuen Züricher Zeitung" noch folgende nähere Umstände berichtet: Die Aussagen der Führer, welche die Leichen gefunden, beweisen, daß die sechs ihrer Aufgabe gewachsen waren und durchaus nicht leichffinnig etwas unternahmen, was über ihre Kräfte ging. Sie haben den Gipfel erreicht, eine ungeheuere Leistung vollbracht und den Tod bloß deshalb gefunden, weil ein fürchterliches Unwetter sie überraschte. Bei einigermaßen ordentlichem Wetter würden sie ihr Leben nicht eingebüßt haben. Ein Herr Oertli von der Section Tödi in Grindelwald war der Spur der sechs bis auf den Gipfel der Jungfrau gefolgt. Etwa 10 Meter unter dem Gipfel war ein Schutzmänerchcn aufgebaut, welches früher nicht war; die sechs Herren hatten cs aufgeführt. Dort haben sie wahrscheinlich gerastet. Man fand frisch angebrochenen Mundvorrath, eine Büchse, Zunge und Omelett, in einem Taschentuch eingewickelt ein todtes Murmelthier, das sie wahr scheinlich unterwegs gefunden, und Spielkarten. Von diesem Lagerplatz führte keine Spur mehr weiter; auch haben sie nichts Schriftliches dort hinterlassen. Oertli sah die Todten. Sie waren nicht stark verletzt. Einer hielt in der Hand noch die goldene Uhr vor dem Gesicht, die Uhr hatte ab« kein Werk mehr, bloß die Schale war noch vorhanden. Es waren keine Zeichen zu bemerken, daß die Verunglückten noch lebend her nieder kamen. Die Vermuthung liegt nahe, daß sie durch Blitzschlag getödtet und hinunter ge worfen wurden. Ein Führer, d« sie entdeckte, sagte, sie seien etwa 150 Met« tief hinunter gefallen. Wahrscheinlich ist diese Schätzung ab« zu klein bemessen. Denn sie lagen auf dem Aletschgletscher, tiefer als der Roththalsattel, und das wären nach der Karte 700 viS 800 Meter tiefer als ihr Lagerplatz. Nach der ganzen Lage waren sie in's Rutschen gekommen; sie rutschten nicht auf den Felsen, sondern darüber hinweg. Drei Verunglückte hatten noch Stücke des Seils an sich; das Seil war gerissen. Die Todten lagen im Schnee tief eingegraben. Die Ent deckung machten zwei Herren mit Führern, welche von Grindelwald aus die Jungfrau erstiegen. Sie kamen bis zum Schrund, konnten ihn nicht übersteigen und mußten zurückkehren. Sie sahen bei der Rückkehr einen Stock emporragen und fanden die Todten. Diese lagen nur wenige Meter von einander entfernt; zwei lagen ganz beisammen; auf dem Schnee lag noch die kleine Taschenapotheke von Alexander Wettstein. Man ist allgemein der Ansicht, daß ein einziger mit dem Jungfrau-Gipfel und mit dem Abstieg zum Roththalsattel vertrauter Führer die Catastrophe verhütet hätte. Siegfried-Karte, Jugendkraft, turnerische Behendigkeit und einige Bergerfahrung reichen in solchen gefährlichen Lagen lange nicht ans. — Ein neues Tonristenunglück wird aus Pontresina gemeldet: Zwei Engländer unter nahmen ohne Führer die Diavoleza-Tour. Ein« stürzte in eine Gletscherspalte, aus welcher er nach langem Suchen todt herausgeholt wurde. — Die älteste Fürstin der Gegenwart, die Herzogin von Cambridge, feierte am 25. d. ihren neunzigsten Geburtstag. * — Petersburg, 25. Juli. Nach einer Meldung aus Baku von gestern ist in Balachana nördlich von Baku eine Naphthaquelle in Brand gerathen und hat sich das Feuer auch auf die Bauten an mehreren anderen Quellen und auf ein Magazin, in welchem sich circa eine Million Pud Naphtha befinden, ausgedehnt. — Im Circus Ciniselli in St. Petersburg gab jüngst der Clown Durow Vorstellungen mit einem dressirten Schweine. Das Borstenvieh nahm auf Commando die zu Boden geworfenen russischen Münzen mit seinem Rüssel auf und zwar Importals, 20 Kopeken in Silber und 5 Kopeken in Kupfer; es weigerte sich aber ent schieden, Rubelnoten aufzuheben. Selbst Hiebe mit der Peitsche hatten keinen Erfolg. Stürmische Heiterkeit erfolgte, als Jemand von der Galerie herab den Clown zurief: „Du Dummkopf! Wenn der Finanzminister Wischnegradski innerhalb vier Monate die Papierrubel nicht heben konnte, wie kannst Du dieses von einem Schwein verlangen?" Der witzige Clown Durow, der Liebling des Petersburger Publikums, mußte auf höheren Befehl schon am folgenden Tage die Stadt ver lassen. — In Neapel herrschen, nachdem die Wasser leitung zum zweiten Male gebrochen ist, bedenk liche Zustände. Da Neapel bei der übergroßen Hitze auf verdorbenes Wasser angewiesen ist, wird der Ausbruch von Krankheiten resp. der Cholera befürchtet. Die Stadt bleibt jedenfalls bis nächste Woche ohne frisches Wasser. — Aus Mailand wird gemeldet, daß im Tunnel der Linie Orto-Chiusi ein entsetzlicher Gattenmord verübt wurde. Der Kaufmann Marcobruno aus Pieve erfaßte während d« Fahrt durch den Tunnel seine zu dem Waggon- fenster hinausblickende 26jährige Gattin an den Beinen und warf sie hinaus. Die Unglückliche, welche furchtbar zerschlagen mit zerbrochenen Beinen liegen blieb, wurde später sterbend ins Spital gebracht Marcobruno behauptete, die Gattin habe einen Selbstmordversuch begangen, allein da es feststeht, daß er die Gattin schlecht behandelte und seine Geliebte zu heirathen beab sichtigte, wurde er verhaftet. — Dem „ReuterschenBureau" wird gemeldet, daß eine Reihe von Erdbeben die Stadt Bacariac, in der Provinz Sonora (Indien), mit 1200 Einwohnern in eine Ruine verwandelt hat. — Aus New-Dark, 18. Juli, wird be richtet: In der ganzen östlichen Hälfte der Ver einigten Staaten herrscht eine furchtbare sengende Hitze von 38—45 Grad Röaum. und eS kommen viele Fälle von Sonnenstich vor, von denen auS den größeren Städten bisher 91 als tödtkich gemeldet sind. Gestem Nachmittag brachen in