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Entwickel»«« des Gefühls für Naturschönheit zu halten beabsichtigt, die Güte gehabt hat, einen früheren Termin als den ursprünglich für die Versammlung festgesetzten zu ermöglichen, so hat der CentralauSschuß nunmehr beschlossen, Sonn tag, den 18. September, nach Niedersedlitz die Mitglieder zu berufen. Die Augustnummer des Vereinsorgans „Ueber Berg und Thal" wird das nähere Programm enthalten. In der hiesigen, jetzt 136 Mitglieder zählenden Sektion rüstet man eifrigst zu einer festlichen Gestaltung der Ver sammlung. Am Sonnabend waren es 10 Jahre her, daß Abends 8 Uhr hart oberhalb Wehlen, an den „weißen Wänden", eine Sandsteinmasse nieder ging und in wildem, großartigen Avsturz den Elbstrom völlig absperrte. Dreiviertel dieser Massen stürzten in die Elbe, Bruchtheile wurden bis an das jenseitige Ufer geschleudert. Der Steinbruch gehörte den Herren Kirsten u. Büttner in Wehlen und Rathen. Der Absturz ging in einer Masse von 16,000 bis 20,000 Cubikmetcr in die Elbe. Glücklicherweise wurde kein Mensch getödtet oder verletzt. Aus der sächsischen Oberlausitz, 22. Juli, wird geschrieben: In den Diöcesanversammlungen wird von Zeit zu Zeit der Versuch gemacht, Beschlüsse im Geiste des strengen Lutherthums durchzusetzen, welche eine Mißbilligung des gegen wärtig in der Landeskirche herrschenden milderen Geistes enthalten. Die Wiederherstellung des alten sächsischen Religionseides statt des neuen Amtsgelöbnisses, die Wiederherstellung der alten lutherischen Cultusformen in Taufe, Beichte und Abendmahl, sowie die Wiedereinführung der alten lutherischen Kirchenzucht mit Ausstoßung der Unbußfertigen aus der Kirche und Ver sagung des kirchlichen Begräbnisses an Selbst mörder und unbußfertig Verstorbene sind die Ziele der eifrigen Lutheraner, die sich unter der Geistlichkeit, wie unter den Laien-Elementen der Lausitzer Diöcesanversammlungen finden. Auch in der letzten Bautzncr Diöccsanversammlung kamen Anträge zur Berathung, welche diese Ziele verfolgten, aber die Bitte um Wieder einführung des Religionseides wurde mit großer Mehrheit abgelehnt und der Antrag auf Ab sendung einer Petition um Wiedereinführung der alten Kirchenzucht fand nicht einmal die erforderliche Stimmenzahl bei der Unterstützungs frage. Ebensowenig Glück hatten drei Anträge auf Beschränkung der öffentlichen Tanzver- gnügungcn nachdem der Kreishauptmann von Bautzen als Vertreter der Consistorialbehörde sich dagegen erklärt hatte. Einer der abgclchnten Anträge lautete: „Die hohe Consistorialbehörde wolle das Ansehen der lutherischen Geistlichen gefälligst wahren beziehentlich es nicht fernerhin geschehen lassen, daß das von unserem Herrn und Heilande berufene und bestätigte geistliche Amt durch sinnlos veranstaltete Jubelfeiern und Fahnenweihen in den Schmutz der sinnlichsten Gemeinheit nnd Sonntagsbelustigung der dahin bestehenden Volksvereine hineingezogen werden dürfte." In Lengefeld wurde ein Fortbildungs schüler, der die Schule versäumte und bei Ab holung durch den Schulboten sich wörtlich und thätlich verging, zu 8 Tagen Gefängniß verurthcilt. Die Thatsachc ist wohl geeignet, manchen zur Renitenz geeigneten Bursche» zur Warnung zu dienen. Ein höchst beklagenswerthes Unglück hat sich am 17. d. in dem Garten der K.'schen Restau ration in Gab lenz bei Chemnitz ereignet. Da selbst befindet sich eine Schaukel, mit welcher sich die Kinder der anwesenden Gäste belustigen. Die 13jährige Nichte des Wirthes machte sich nun am vorvergangenen Sonntag Nachmittag an der Schaukel zu schaffen, und um dieselbe recht in Schwung zu bringen, schob sie die Gondel weit vor sich hin. Das Kind war schließlich nicht mehr in der Lage, die Schaukel halten zu können, und wurde von derselben umgerissen. Es kam unter dieselbe zu liegen und wurde, als es den Kops erhob, um aufzustehen, von der fliegenden Schaukel so an den Kopf getroffen und verletzt, daß cs am 19. d'. an dem erlittenen Halsbruch verstorben ist. DerOberlehrer am Realgymnasium inAnna- berg, Prix, ist am Freitag bei Besteigung der Parseycr, Spitze bei Pians an der Arlbergbahn tödtlich verunglückt. Die wiederum außerordentlich starke Bethei ligung an der letzten Geucke-Wagner'schen Alpenfahrt ist der sprechendste Beweis für die große Beliebtheit dieser seit Jahren durch ihre solide Durchführung weit und breit bekannten Reiseuntcrnehmuna; ungeachtet aller möglichen Concnrrenz von Rundfahrt-, CombinirbillctS rc. I waren die Geuckc-Wagnerfahrer in unverminderter l Zahl am Platze! Die letzte dieSjähr. Extrafahrt ' findet Sonntag, den 14. August statt. An diesem Tage beginnt der zweite Turnus der GerichtS- ferien und werden an dieser günstigen Reise gelegenheit nicht nur viele Gerichts beamtete, sondern auch Landwirthe, die mit der Ernte fertig sind, sowie Geschäftsleute theilnehmen, welche erst jetzt Zeit zu einer Erholung und vergnüglichen Alpen reise finden. Der Sächsischen Maschinenfabrik in Chemnitz (früher Hartmann), nächst der Krupp'schen Fabrik das größte Maschinen-Etablissement Deutschlands, ist es gelungen, Abschlüsse nach Rumänien zu erzielen, welche die maschinelle Einrichtung sehr beträchtlicher Tuchfabrik-Anlagen in Rumänien, woran daselbst völliger Mangel war, zum Gegen stand haben. Es handelt sich dabei um Aufträge von sehr bedeutender Ausdehnung. Ueber das Vorkommen des Blasenwurms schreibt man dem „L. T." aus Stollberg: Vor etwa einem Jahre bemerkte eine Dame in Stok- berg im Erzgebirge, daß die Sehkraft ihres rechten Auges zu schwinden begann; gleichzeitig wurde sie fortgesetzt vou einem bohrenden Kopf schmerze geplagt. Da den Winter über das Nebel sich verschlimmerte, entschloß sich die Dame kurz nach Ostern, Herrn vr. moä. Schröter in Leipzig um Rath zu fragen. Nach einmaliger eingehender Untersuchung erkannte Herr vr. Schröter sofort, daß in dem erkrankten Ange unter der Netzhaut ein sogenannter Blasenwurm (Oistieorous eollulosas) sich fand, der einen fort währenden sehr schmerzhaften Entzündungszustand des Auges erregte und beim Wachsen den Aug apfel endlich zum Schwinden gebracht oder seine Entfernung nothwcndig gemacht hätte. Auf de» Rath des Herrn vr. Schröter entschloß sich die Dame zu einer Operation, die kurz vor Pfingsten in der Klinik des Herrn vr. Schröter vorgenommen wurde. Durch sorgfältige Messungen wurde zunächst genau die Lage des tief im Äuge sitzen den Thieres festgestellt. Dann wurde der Aug apfel theilweise von seinen Muskeln und Häuten entblößt und das Thier aus dem Auge entfernt und zwar unverletzt, so daß eS nach seiner Ent fernung noch Lebenszeichen von sich gab. Die Operation, mit bewunderungswürdiger Kunst und Sicherheit ausgesührt, gelang in so vorzüglicher Weise, daß die Dame bereits nach 14 Tagen aus der Klinik entlassen werden konnte. Das Auge ist jetzt vollständig zur Ruhe gelangt, hat sein gutes Aussehen behalten und sogar die Seh kraft wieder erlangt. Mögen die vorstehenden Zeilen, die gewiß von allgemeinem Interesse sind, zugleich eine erneute eindringliche Warnung vor dem Genüsse des rohen Fleisches bilden. Der Blasenwurm ist nämlich nichts Anderes als die Finne des bewaffneten Bandwurms (lasnia solium). Vorzugsweise durch den Genuß finnigen rohen Fleisches entwickelt sich im Menschen der Bandwurm, aus dessen Eiern sich dann wieder die Finne entwickelt. Geschieht dies im Auge, wie in dem vorstehend erzählten Falle, so ist dasselbe ohne die Meisterhaft eines Augenarztes unrettbar verloren; gelangt aber eine Finne im Gehirn zur Entwickelung, so treten Krämpfe, Epilepsie, Geisteskrankheit und nicht selten früh zeitiger Tod ein. Vermischtes. — (Eine Theilzahlung.) Oesters kommt es vor, daß ein Handels- oder Handwerksmann eine per Post übersandte Geldsendung nicht an nimmt, weil mit dem gesandten Betrage nicht ein vollkommener Ausgleich erreicht wird, vielmehr noch ein Rest bleibt. Dies Verfahren ist nicht richtig, vielmehr kann die Zurückweisung unter Umständen recht theuer zu stehen kommen. Ein Geschäftsmann in Görlitz hatte von einem Kunden 68 Mk. 50 Pf. zu erhalten. Eines Tages bringt der Postbote eine Anweisung über 61 Mk. 50 Pf., deren Annahme aber verweigert wurde. Eine geraume Zeit vergeht, trotz aller Mahnungen ist Zahlung nicht zu erreichen. Endlich wird der säumige Kunde verklagt. Vor Gericht kommt der Sachverhalt zur Sprache, der Geschäftsmann behält Recht und der Verklagte wird zur Zahlung von 68 Mk. 50 Pf. verurthcilt, von den Kosten jedoch dem Verklagten nur Vg auferlegt, während der Kläger Vs zu tragen hat, weil er die Geld sendung nicht angenommen. Die Einklagung der 7 Mk. hätte auch nach Annahme des Theilbetrages erfolgen können und wären dann dem Geschäfts mann durchaus keine Kosten erwachsen. — Ein Zehnpfennigprozeß wegen eines Pferde- Eiscnbahnbillets hat vor dem Berliner Landgericht sein Ende gefunden. Das Urtheil lautete dahin: „Die Pferdeeisenbahngejcllschaften sind nicht be rechtigt, im Falle des Verlierens nochmalige Be zahlung des Fahrpreises zu verlangen. Dahin-'- , gegen verliert der noch einmal Zahlende den An spruch auf Rückgewähr, wenn er bei der Zahlung, keinen Vorbehalt machte." — Der amtlichen Gewinnliste der letztem Ziehung der V. Serie der Ulmer Münsterbau- Lotterie zufolge fällt ein einziger Gewinn (No. 3688, eine gestickte Decke im Werthe von 40 Mk.) auf zwei Loose (die Nummern 221,898 und 339,969). Nach dem Vorgang der Berliner Jublläumslotterie wäre es sonach möglich, daß: die letzte Ausloosung vom 20. bis 22. Juni für ungiltig erklärt wird und von Neuem vorgenommen werden muß. Freilich dürften inzwischen wohl die meisten Besitzer diejenigen Loose, welche nichts gewonnen, letztere vernichtet haben. 8 — Ein 17jähriges Dienstmädchen aus Looswitz bei Bunzlau hat ihr neugeborenes Kind beseitigt und in einem Winkel versteckt. Als man es fand, lebte es noch, starb aber bald darauf. — In Glatz wurde in einem großen Topf» die Leiche eines neugeborenen Mädchens gefunden. — Der Verein schlesischer Geistlicher und Lehrer zu Unterstützung in Brandfällen hat im letzten Rechnungsjahre 3566 Mark 42 Pfg. Einnahmen und ebensoviel Ausgaben. — Bei Plagwitz unweit Löwenberg ist ein 7jähriger Knabe von einem Radfahrer überfahren und schwer verletzt worden. — Von einem Fracht fuhrwerk unweit Christiansstadt wurde ein Kutscher überfahren und schwer verletzt. — Die 9jährige Tochter des Bäckers Feige zu Greiffen berg brach beim Schaukeln ein Bein. — Zu Schreiberhau wurde ein evangelisches Missions fest abgehalten, wobei der Missions-Superintendent Meresky, der 22 Jahre in Afrika gewirkt, die Festpredigt hielt. — Die Zillerthaler feiern den 23. September das 50jährige Jubiläum ihrer Einwanderung in Schlesien und ist ein Fest komitee gewählt worden. — Ein Hotelbesitzer in Görlitz, welcher früher ein bedeutendes Hotel im Centrum der Stadt in Pacht hatte, neuerdings aber ein Hotel in der Nähe des Bahnhofes käuflich erwarb, hat, wie dem „Boten" geschrieben wird, um seinen Kunden die nöthige Bequemlichkeit zu verschaffen und den langen Weg zur Stadt zu erleichtern, für 2000 Mk. Pferdebahnbillets gekauft, die er an seine Hotelgäste gratis vertheilt. Jeder Fremde findet auf seinem Zimmer bei der Ankunft die nöthige Anzahl Pferdebahnmarken vor. — Breslau, 25. Juli. Nach einer Mit theilung der Direktion der oberschlesischen Eisen- bahnbedarfs-Gescllschaft in Friedenshütte zerstörte in vergangener Nacht eine Kesselexplosion das Kesselhaus der Hochofenanlage mit sämmtlichen 22 Kesseln. Die Ursache ist absolut unbekannt. Durch die Explosion wurde eine größere Feuers brunst herbeigeführt, durch welche 6 Häuser, das Magazin und das Magazinhaus der Hochofen anlage cingeäschert wurden. Versichert war Alles. Soweit bis jetzt ermittelt, haben durch die Explo sion 2 Personen den Tod gefunden, etwa 20 find — die meisten leicht — verwundet. Der Betrieb der Hochofenanlage ist voraussichtlich auf lange Zeit hinaus unmöglich. Rach den neuesten Meldungen sind bei der Explosion zehn Personen getödtet, vierzig schwer ver wundet worden. — Am 21. d. erschoß in Münster ein Knabe beim Spielen mit einer Flinte ein Dienstmädchen. - Wie leichtsinnig mit Waffen rc. trotz aller Warnungen immer noch umgegangen wird, lehrt folgender Fall von Neuem. Der 13jähr. Sohn des Schützen Krüger in Loebejün bei Halle a. S. wurde beauftragt, Pulver aus der Stadt zu holen. Das Pulver steckte er in die Tasche. Unterwegs traf er ein Mädchen, welchem er das Schieße» mit einer Zündplättchen-Pistole, die er bei sich führte, zeigen wollte, indem er sagte: Ich will einmal durch die Tasche schießen. Ge sagt, gethan: Er drückte die Pistole in der Tasche ab, in welcher das Pulver untergebracht war. In diesem Augenblicke entzündete sich das Päckchen Pulver; der Knabe stand sofort in Flammen und wälzte sich im Staube. Ob derselbe am Leben bleibt, ist fraglich. — Die Stadt Coburg hat zu Ehren der Vertreter der deutschen Turncrschaft, welche in einer Zahl von ca. 260 Abgeordneten zur Ab haltung des deutschen Turnertages erschienen sind,, seit einigen Tagen ein festliches Gewand angelegt. Am vorvergangenen Montag Abend wurde in dem sehr geräumigen Gartenlocale der Vereinsbrauerei ein großer Begrüßungscommers abgehalten. Die Begrüßungsrede hielt der Vorsitzende der Coburger „Turngenossenschaft", Lehrer Leuthäußer, den Reigen der Toaste eröffnete Langer-Biberacb mit einem Hoch auf den Herzog von Coburg und das Coburger Land, Kallenberg-Lindau und Th..