Volltext Seite (XML)
. mit Ausnahme der Rheinseite und der Citadelle in dieselbe zur Ausführung gelangen. Stettin, 23. Juli. Heute Mittag 12 Uhr lief auf der Werft des Vulkan die Ersatzcorvette für die „Elisabeth" glücklich vom Stapel. Ihre Äönigl. Hoheiten die Prinzen Wilhelm und Heinrich wohnten der Feier bei. Se. Königl. Hoheit Prinz Heinrich vollzog die Taufe des Schiffes, welches den Namen „Irene" erhielt. Colmar, 25. Juli. Der Reichstagsabgeordnete Grad wurde von der Strafkammer des hiesigen Landgerichts wegen Beleidigung der Feldwebel -er deutschen Armee in cinerWahlversammlungsrede vom 21. Februar zu 500 Mark Geldstrafe ver- urtheilt. Der Ausfall der jüngsten Reichstagswalil in Straßburg ist ein erfreuliches Zeichen für den Umschwung der Stimmnng in der Hauptstadt des Elsasses. Rechtsanwalt Petri, Candidat der deutschgesinnten Altelsässer, sowie einer großen Anzahl Eingewanderter, ist mit 6474 Stimmen gewählt worden, auf den Fcldmarschall Grafen Moltke, den die Altdeutschen aufgestellt, fielen 1163 Stimmen, die" Protestler haben 2836 un beschriebene Zettel abgegeben. Herr Petri, Elsässer von Geburt, ist ein persönlich angesehener und geachteter Mann, von gemäßigter Gesinnung und steht etwa auf dem Boden der alten Autonomisten- richtung und der Annerkennung der bestehenden staatsrechtlichen Zustände. Gegenüber den Pro testlern, zu denen die meisten elsaß-lothringischen Reichstagsabgeordneten gehören, ist diese Wahl als ein entschiedener Fortschritt zu betrachten. Straßburg i. E., 22. Juli. Der landwirth- schaftliche Kreisverein in Zabern, dessen Präsident der Reichstagsabgeordnete Goldenberg ist, wurde durch Verfügung des Bezirkspräsidentcn von Unter-Elsaß aufgelöst. Kronprinz Rudolf von Oesterreich ist zum Feldzeugmeister ernannt. Der „Deutschen Ztg." zufolge erbat sich der Prinz von Coburg eine Audienz bei dem Czaaren, um dessen Zustimmung zu seiner Wahl als Fürst von Bulgarien zu erlangen. Die Audienz dürfte anstandslos bewilligt werden, aber mit dem Be deuten, daß der Czaar an der Candidatur des Fürsten von Mingrelicn festhalte. Petersburg, 22. Juli. Das „Gesetzblatt" veröffentlicht einen unterm 6. d. M. ergangenen kaiserlichen Ukas, durch welchen die freie und un gehinderte Ausfuhr von Pferden in das Ausland wieder gestattet wird. Paris, 22. Juli. Den Abendblättern zu folge würde der Mobilmachungsversuch mit einem der im Westen stehenden Armeecorps gemacht werden und am 8. September beginnen. Paris, 23. Juli. Der Kriegsminister besuchte heute die Kriegsschule zu St. Cyr und hielt dabei eine Rede, in welcher er der Ueberzeugung Aus druck gab, daß die aus der Schule hervorgehenden Offiziere sich ihrer Vorgänger würdig erweisen würden. Es sei nothwendig, daß man jenseits der Grenzen wisse, daß die französische Nation nicht entartet, sondern zu allen Mühen und Opfern bereit sei, um ihre Würde und Ehre zu wahren. Paris, 24. Juli. Der Mobilisirungsversuch soll bei dem 10., 11. und 12. Armeecorps gemacht werden, deren Generalcommandos sich in Rennes, Nantes und Limoges befinden. Dublin, 24. Juli. In der gestrigen Sitzung des Geheimen Rathes ist beschlossen worden, über die Grafschaften Cork, Kerry, Limerick und Clare den Ausnahmezustand zu verhängen. Rom, 23. Juli. Von dem 17. d. M. an sind in Catania täglich 15 bis 20 Personen an der Cholera erkrankt, am 20. d. M. betrug die Zahl der Erkrankten 25; aus Francoforte, Paterno und Girgcnti werden mehrere Cholerafälle ge meldet. Sachsen. Se. Majestät der König hat genehmigt, daß der Regicrungsrath im Ministerium des Innern, Carl Friedrich Morgenstern, das ihm von Sr. Hoheit dem Herzoge von Sachsen-Altenburg verliehene Ritterkreuz 1. Classc des Sachsen- Erncstinischen Hausordens annehme und trage. Se. Majestät der König hat den ordentlichen Professor an der Universität zu Straßburg, vr. Rudolf Sohm, zum ordentlichen Professor für deutsches Privat- und Kirchenrecht an der Uni versität Leipzig ernannt. Im „Dr. I." und der „L. Z." wird wieder eine Anzahl von Sr. Maj. dem König Albert genehmigten Personal-Veränderungen in der Armee: Ernennungen, Beförderungen, Versetzungen, Abschiedsbewilligungen re. betreffend, veröffentlicht. Ihre Majestät die Königin hat bei Sibyllen- ort für die Arbeiterkinder eine Spielschule einge richtet, welche am 18. d. eröffnet worden ist. Die > Anstalt wird z. Z. von 25 Kindern, 20 evan gelischen und 5 katholischen, besucht, die sonst viel fach sich selbst überlassen bleiben mußten, während die Eltern dem Erwerbe nachgingen. Die Leitung der Schule ist von Ihrer Majestät der im Albertinerstifte zu Dresden vorgebildeten Schwester Emma Schmidt übertragen worden. Se. Königl. Hoheit der Prinz Georg wird am 29. d. M. mit ihrer Königl. Hoheit der Prinzessin Mathilde eine Reise nach Kopenhagen unternehmen. Während dieser Zeit werden die Prinzen Johann Georg, Max und Albert zum Besuche der Großherzoglichen Familie nach Schwerin reisen. Die Rückkehr nach Hosterwitz ist auf den 14. August festgesetzt worden. Se. Excellenz der Herr Staatsminister vr. v. Gerber hat eine mehrwöchige Urlaubsreise an getreten und sich mit Familie zunächst nach München begeben, von wo aus die Weiterfahrt nach der Schweiz stattfinden wird. Bischofswerda, 25. Juli. Dem hiesigen Stadtrathe ist eine vorläufige Uebersicht mitgetheilt worden, wie die Stadt während der diesjährigen Herbstübungen der Truppen voraussichtlich belegt werden wird. Vom 19. August bis 15. Sep tember werden demnach lt. Belegungstabelle in Summa 148 Offiziere, 3588 Unteroffiziere und Mannschaften, sowie 435 Pferde in hiesiger Stadt einquartiert werden. Bischofswerda. (Gewerbeverein.) Betreffs der auf der Tagesordnung der letzten Versamm lung des Gewerbevereins stehenden Frage einer diesjährigen Gewerbevereinsparthie, wurde be schlossen, dieselbe nach Dohna zn unternehmen. Den passendsten Zeitpunkt zu bestimmen, wurde dem Vorstande überlasse». Namentlich entschied man sich für Dohna, weil der Gewerbeverein von dem dortigen Brudervereine feit Jahr und Tag eine freundliche Einladung besitzt, die nicht nur beste Aufnahme verspricht, sondern auch das Angebot enthält, alle Theilnehmenden von Station Mügeln nach Dohna und zurück per Wagen zu befördern. Außer dem prächtigen Schlosse Wesenstein würden eventuell in Mügeln wie in Dohna größere gewerbliche Etablissements zu besichtigen sein. Endlich wurde noch beschlossen, angesichts der die Casse jedesmal mit einer ziem lichen Summe belastenden kleineren Ausflüge, dieses Jahr einen Betrag von circa 75 M. aus der Casse zu entnehmen und davon jedem theil- nehmcnden Mitglied« einen Theil des Fahrgeldes zu ersetzen, welche Anregung gewiß nicht verfehlen wird,eine recht zahlreicheBetheiligung hervorzurufen. — 26. Juli. Gestern Abend gegen 9 Uhr wurde unsere Stadt und die südliche Umgegend wiederum von einem schweren Gewitter heim gesucht, ohne jedoch irgend welchen Schaden angcrichtet zu haben. — Bei der in den letzten Tagen herrschenden, oft tropisch zu nennenden heißen Witterung tritt im Hinblick auf etwa entstehende Krankheiten an die Hauswirthe oder Familienvorstände wiederum die ernste Mahnung heran, Aborte, Schleußt», Gruben u. s. w. durch Desinfektion von den sich darin entwickelnden mcphistischen Ausdünstungen nach Möglichkeit zu befreien. Wirksame Desin fektionsmittel sind in den hiesigen Drogenhandlungen zu haben. — Das Reichsgericht hat die Entscheidung gefällt, daß ein Vater, der eine seiner Tochter gegebene Ausstattung als ans deren Vermögen gezahlt angesehen wissen will, diese Absicht bei der Zuwendung erklärt haben muß. Geschieht dies nicht, so tritt die Vermuthung der Schenkung ein. — (Die totale Sonnenfinsternis; am 19. August.) Den für uns sichtbaren totalen Sonnenfinsternissen vom 18. Juli 1851 und 8. August 1869 folgt genau in dem bisherigen Abstande von 18 Jahren 11 Tagen die oben genannte, welche im Ganzen 2 Stunden 42 Min. dauern wird, innerhalb welcher Zeit der Mond schatten eine Strecke von 1800 deutschen Meilen zurücklegt. Die Beobachter werden diesmal aber etwas früh aufstehcn müssen, da die Finsterniß in die Stunde zwischen 5 bis 6 Uhr Morgens fällt. — Der 25. und 26. Juli galten bei unseren Altvorderen insofern als besonders beachtenswerthe Noteltage, als dieselben in der Hauptsache die Witterung des kommenden Winters anzeigen sollten, denn zwei alte Regeln lauten: „Ist Jacobi (25) hell und warm, macht zu Weihnachten den Ofen arm!" und „Wenn St. Annen (26) die Ameisen aufwerfen, folgt ein strenger Winter." — Wer die Lindcnblttthen, die Heuer um fast Monatsfrist später aufgebrochen sind, als sonst regelmäßig (im Jahre 1882 verblühte die Früh oder Sommerlinde — Ulin ßrrruäifolia — bereits am 11. Juli und 1883 sogar am 8. Juni) wenigstens noch in ihrem letzten Stadium genießen will, mag dieser Tage einen Rundgang um die Stadt mit ihren herrlichen Promenaden vornehmen oder nach dem Schützenhause und dem Bade spazieren gehen, wo diese Bäume gegenwärtig noch immer ihre balsamischen Düfte ausstrvmen. Die Linde war ja schon in den frühesten Zeilen unter allen Bäumen besonders beliebt und bei den Slaven der Liebesgöttin geweiht. Aber auch bei uns Deutschen ist sie wohl am meisten mit dem GemüthS- leben des Volkes verwachsen und gilt als der Ausdruck deutscher Innigkeit, während die Eiche der Symbolbaum deutscher Kraft ist. 8 Birkenrode, 24. Juli. Kürz vör lUhr entstand in der Scheune des Nahrungsbesitzers Biesold hier ein Feuer, das so schnell um sich griff, daß fast gar nichts gerettet werden konnte. Biesold erhielt schwere Brandverletzungen, be sonders am Kopfe und an dem einen Arm. Bald darauf waren auch die benachbarten Gebäude der Nahrungsbesitzer Ernst Biesold und Wünsche ergriffen und vernichtet. Auch hier konnte nur sehr wenig gerettet werden. Am Sonnabend früh gegen 3 Uhr wurden in Hohenstein bei Chemnitz 4 Häuser, sowie mehrere Scheunen durch Feuer zerstört. Umschau in der sächs.-preuß. Lausitz und dem Meißner Hochland, 26. Juli. Es wurden ein Raub der Flammen: Scheune und Stall des Nahrungsbesitzers Schmidt zu Klein-Logisch (Blitzschlag); thellweise das Dach der Morsiowski'schen Mühle zu Weißenberg; die Gebäude der Gutsbesitzer Mieth und Kneschke in Cosel bei Schirgiswalde; die Fabrikgebäude der Priller'schen Fabrik (in dem böhmischen Grenzbezirk) zu Kratzau und die der Schmidt'schen Fabrik zu Böhmisch-Aicha; das Wohnhaus des Färbers Hentschel zu Wiesenthal (Ebersbach); das Haus des Kaufmanns Matthes zu Neu- Gersdorf; die „Schloßschenke" bei Rengersdorf; die Gebäude der Wittwe Pietsch zu Moys; die Scheune des Fleischers Schulz zu Spremberg. — Der über 80 Jahre alte Arbeiter Laurisch aus Berge bei Forst fiel von einer Treppe und beschädigte sich so, daß er bald darauf starb. — Unweit Mauro bei Senftenberg ist der Arbeiter Tetz erschlagen worden. Die Frau des Tetz ist als deS Mordes verdächtig eingezogen worden, desgl. ein Händler aus Jüttendorf, der aus einer sächsischen Strafanstalt entflohen. — Der 64jähr. Fabrikarbeiter Herbrich aus Warnsdorf ist er trunken. — Der Arbeiter Jursch zu Denkwitz fiel vom Wagen, wurde überfahren und schwer verletzt. — Ein Geschäftsmann aus Thvmaswaldau wurde wegen Vergehens gegen ein 12jähriges Mädchen gefänglich eingezogen. — Ein Weber aus Warnsdorf, der sich an einem 9jährigen Mädchen in Georgenthal vergangen, wurde ge fänglich eingezogen. — Eine Niederträchtigkeit erster Classc ist unweit Neusalza begangen worden. Es sind nämlich 17 Bäumchen von 3 Zoll Durch messer abgebrochen und das Schlagzeug der Eisenbahn zerstört und auf die Bahn geworfen worden. — Das diamantne Jubiläum feierten die Bitterlich'schen Eheleute zu Ebersbach und wurde durch ein namhaftes Geldgeschenk Sr. Maj. des Königs erfreut. — Der Bürgermeister und Amtsthierarzt, Herr Wittig in Weißenberg, feierte das 50jährige Amtsjubiläum. -- Dem Geh. Regicrungsrath v. Skal zu Jauer wurde bei seinem 50jährigen Amtsjubiläum der Kronen orden 2. Classe verliehen. — Der Kriegervercin zu Gersdorf bei Görlitz feierte das 25jährige Jubiläum seines Bestehens. — Die Malergehilfen zu Görlitz feierten das 25jährige Jubiläum ihrer Fahne. — Schulfeste wurden gefeiert zu Ostritz und Hartau bei Zittau, an denen 375 und 142 Kinder theilnahmen. - Zu Oybin wurde ein Diöcesanbibelfest abgehalten, wobei 52 Bibeln zur Vcrtheilung kamen. — Der Gustav-Adolf- Verein in Stolpen hielt in Langwolmödorf ein kirchliches Fest ab, wobei 53 M. 35 Pf. durch die Collecte cinkamcn. Die Einnahme des Vereins betrug 289 M. 41 Pf., wovon Vg für Opartow in Böhmen bestimmt wurde. — In Kießdorf bei Bernstadt befindet sich ein Haferfeld, dessen Halme fast durchgängig die Höhe von 1,63 m. erreicht haben. — lieber 40 Radfahrer von Görlitz und Lauban machten eine Partie nach Marklissa. (Dem deutschen Radfahrerbunde ge hören ca. 7000 Radfahrer an, die 337 Vereine bilden.) — In Schleife ist ^ein Meteorstein von 355 Gramm niedergegangen, auf den Weg gefallen und in zwei Stücken zersprungen, die der in der Nähe weilende Gemeindevorstand aufhob. Niedersedlitz, 23. Juli. Bekanntlich ist unser Ort für die Generalversammlung des Ge birgsvereins für die sächsisch-böhmische Schweiz erwählt worden. Nachdem nunmehr Herr Prof, vr. Schulze vom Kgl. Pochtechnikum zu Dresden, der bei dieser Gelegenheit einen Vortrag über die