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Amts- mS AiUigebllitt Ahonrrement oiertelj. 1 M. 25 Pf. einschließl. deS „Jllustr. UnterhaltungSbl.' u. der Humor. Beilage .Seifen blasen' in der Expedition, bei unseren Boten sowie bei allen ReichSpostanstalten. Lelrgr.-A-rrssr: Amtsblatt. für den Wrk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung. Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: Emil Hannebohn in Eibenstock. Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag u. Sonn abend. Jnsertionspreis: die kleinspaltige Zeile 12 Pf. Im amtlichen Teile die gespaltene Zeile 30 Pf. Fcrnsprrchcr Nr. List. ---------- 54. Jahrgang. ---------- Donnerstag, den 27. Jnni Bekanntmachung. Anschlüsse an das Fernsprechnetz, die bis zum 1. April 1908 hergestellt werden sollen, sind spätestens bis zirm 1. August bei dem zuständigen Post- oder Telegraphenamt anzumelden. Chemnitz, 20. Juni 1907. Kaiserliche Ober-Postdireltion. Richter. MMchtKtMtMM Wischer AtnWtnM krAMMm. Vom 28. Juni 1907 ab befinden sich das städtische Bauamt im neuen Rathause, zweites Geschoß der Südseite links. die Krankenkastenverwaltung und das Polizeimeldcamt im Hause Bergstraße 5 in den bisherigen Bauamtsräumcn. Die Sparkasse verbleibt während des Monates Juli noch im Hause Schulstraße 14. Eibenstock, den 21. Juni 1907. Der Stadtrat. Hesse. Müller. Freitag, den 28. Juni 1907, nachmittags 1 Uhr sollen in der Restauration „Jentrathasse" hier folgende daselbst eingestellte Sachen, nämlich: 1 Stehpult, 1 Symphonion mit 22 Platten und verschiedene Schreibwaren an den Meistbietenden gegen sofortige Barzahlung versteigert werden. Eibenstock, am 26. Juni 1907. Der Gerichtsvollzieher des Kgl. Amtsgerichts. Z)as Wittelmeeraökommen der Westmächle. Der Text der zwischen Spanien einerseits und Frankreich und England anderseits gewechselten Noten ist nunmehr be kannt gemacht worden. Im Eingänge der identischen Noten ist der Wunsch ausgedrückt, den gegenwärtigen Besitzstand im westlichen Mittelmeer und an der atlantischen Küste ausrecht zu erhalten und damit dem Frieden zu dienen. Darauf er klärte jede der drei Regierungen: 1. daß sie fest entschlossen ist, ihre Rechte über ihre insularen und maritimen Besitzungen in der erwähnten Gegend unberührt zu erhalten; 2. daß sie im Falle von Umständen, die den 8trrtu8 quo verändern könnten, mit dem andern vertragschließenden Teil (also Spanien mit England und Frankreich und umgekehrt) in Verbindung treten will, um sich, wenn ihr das wünschens wert erscheine, über gemeinsame Maßregeln zu verständigen. Schon bei flüchtigem Lesen hat man den Eindruck, daß hier Verpflichtungen in sehr unbestimmter Form eingegangen sind. Um so auffälliger ist es, daß die französische Presse bis her den Notenwechsel als einen Garanlievertrag und sogar als Allianz bezeichnet hat. So hieß es z. B. im „Malm': „Frankreich und England garantieren Spanien die Unverletzlichkeit seiner Küsten und der benachbarten Besitz ungen. Spanien garantiert England Gibraltar und den Weg nach Indien. Spanien garantiert Frankreich die Freiheit seiner Beziehungen zu Algier und den Senegal und die Möglichkeit, im Kriegsfälle seme mittelländischen und atlantischen Geschwader in Verbindung zu setzen.' Von allen diesen Garantien steht nicht ein Wort in dem jetzt bekannt werdenden Text, sondern dieser besagt tatsächlich nur, daß jeder behalten will, was er hat, und daß man im Falle sich ankündigender Veränderungen nicht garantieren, sondern konzertieren will. Was bei diesem Konzert in jedem einzelnen Falle herauskommen wird, darüber gibt der Noten wechsel nicht den geringsten Anhalt; er überläßt vielmehr alles der Zukunft. Da von allen Seiten das Bestehen geheimer Klauseln abgeleugnet wird und der Text der Noten tatsächlich alles enthalten soll, was abgemacht worden ist, so hätte die fran zösische Regierung klüger getan, wenn sie den Versuchen, der Abmachung eine Spitze gegen Deutschland zu geben, ent gegengetreten wäre. Deutsche Interessen werden in der Tat durch das Abkommen nicht berührt. Tagesgeschichte. — Deutschland. Der Kaiser hat Montag vor mittag die beiden im Kieler Hafen liegenden japanischen Kreuzer Tsukuba und Tschitose besucht. An Bord des Tsukuba richtete der Kaiser an die japanischen Offiziere fol gende Worte: Meine Herren! Ich heiße Sie und Ihre Schiffe in meinem Namen wie im Namen meiner Flotte und meines Landes in diesem Hafen herzlich willkommen. Ich weiß die gütige Absicht Seiner Majestät des Kaisers von Japan bei der Entsendung dieses Geschwaders nach Kiel in hohem Masse zu würdigen. Ich beglückwünsche Sie zu dem Aussehen Ihrer Schiffe und Ihrer vortrefflichen Mannschaften und ich vertraue und hoffe, daß die japanische und die deutsche Flotte stets als gute Freunde und Kame raden zusammen wirken mögen, sowie daß ihre Flaggen stets Seite an Seite wehen mögen zur Erhaltung von Frieden und Ordnung in der Welt. - Die Ausdehnung der obligatorischen Kranken versicherung auf die land- und for st wirtschaft lich en Arbeiter ist, wie die „Berl. N. N.' hören, zurzeit Gegenstand der Beratungen in den Reichs- und preußischen Staatsbehörden. Die Frage dürfte voraussichtlich so ge regelt werden, daß durch ein Reichsgesetz die Versicherungs pflicht der ländlichen Arbeiter zur Einführung gelangt, die Durchführung derselben aber den Bundesstaaten durch Lan desgesetz überlassen wird. Die außerordentliche Verschieden heit der Verhältnisse in den einzelnen Teilen des Reiches läßt diese Losung der Frage angemessen erscheinen. In Preußen sind bereits durch die Oberprästdenten Erhebungen über die Bedürfnisfrage und die geeignetste Form der Durch führung der Versicherungspflicht angestellt worden. — Die Wahlfreiheit im roten Lager. Bei den bayrischen Landtagswahlen haben sozialdemokratische Gewerkschaften Münchens an ihre Mitglieder Kontroll karten verteilt, deren von der sozialdemokratischen und ge werkschaftlichen Organisationsleitung unterstempelter und unter zeichneter Text also lautete: „Diese Karte ist am Wahltage im Wahllokal am Standquartier der sozialdemokratischen Partei unter allen Umständen abzugeben. Dieselbe wird nach der Wahl der Organisationsleitung wieder überwiesen." Am Tage der Wahl wurden, wie im „Centralblatt der christ lichen Gewerkschaften" mitgeteilt wird, diese „unter allen Um ständen" abzuliefernden Karten im Wahllokale von den Ver tretern der sozialdemokratischen Partei mit einem Stempel versehen, den Gewerkschaftlern wieder ausgehändigt, ein Ab schnitt der Karten aber an die einzelnen Gewerkschaftsver bände übergeben. Mit leichter Mühe konnte danach festge stellt werden, wer von den Gewerkschaftsmitgliedern über haupt zur Wahl erschienen war und schließlich auch, wen er gewählt hatte. Die Vertrauensleute der Gewerkschaften hatten den strengsten Auftrag, nach den Wahlen zu prüfen, ob jedes Mitglied auch im Besitze einer abgestempelten Legitimationskarte ist. Das sind nun die „freien" Gewerk schaften, die angeblich politisch und religiös neutral sind, über denen aber die sozialdemokratische Knute schwebt. — Frankreich. Ministerpräsident Clemenceau empfing Montag vormittag eine Abordnung der Ge meindebehörden der Stadt Nimes, der er erklärte, er sei be reit, Milde walten zu lassen unter der Bedingung, daß die Gemeindebehörden, die ihre Entlassung eingereicht haben, sofort ihre amtliche Tätigkeit wieder aufnehmen. — Die aufständischen Winzer haben die Fort führung des Kampfes gegen die Regierung unter Anwendung friedlicher Mittel bis zur Erfüllung ihrer For derungen beschlossen. — Gerüchte über weitere Meuter eien im französischen Heere und in der Marine werden von der Regierung als unbegründet erklärt. Die Meuterer vom 17. französischen Infanterie-Regiment sollen nach Tunis gebracht werden. — Paris, 25. Juni. Es bestätigt sich, daß die 400 Meuterer vom 17. Infanterie-Regiment, die heute nach der Südküste abgegangen sind, nach Tunis eingeschifft werden und zwar an Bord zweier Panzerkreuzer. — Paris, 25. Juni. Wie „Temps" aus Nimes gemeldet wird, sind dort 100 Pioniere mit Apparaten für drahtlose Telegraphie eingetroffen, uw die Ver bindungen aufrecht zu erhalten, falls die Telegraphendrähte zerschnitten werden sollten. — Japan. Der japanische Finanzminister hielt am Sonntaain Tokio, wie der Times von dort gedrahtet wird, eine Rede, in der er ausführte, die Erträgnisse der Zölle im letzten Jahre überstiegen den Voranschlag um 3 Millionen Pfund Sterling. Das Schatzamt sei daher in der Lage, infolge dieses Ueberschusses auf die in dem Budget in Aussicht genommene innere Anleihe im Betrage von 8 Millionen zu verzichten. Für das laufende Jahr seien die finanziellen Aussichten überaus günstig, und die Zahlen für den Handel mit dem Auslande zeigten eine Zunahme von 6 Millionen Pfund Sterling gegen den gleichen Zeitraum des Vorjahres. Lokale und sächsische Nachrichten. — S o s a. Sonntag nachmittag '/,8 Uhr landete hier ohne besondere Schwierigkeiten auf dem Lutherweg, am Bockauer Staatsforstrevier, der um '/,7 Uhr in Plauen am Schützenhaus aufgelassene Luftballon „Sachsen" des Herrn Luftschiffers Spiegel auS Chemnitz. Dem Korbe des Ballons entstiegen wohlauf der Luftschiffergehilfe Emil Leuschke, welcher selbständig den Ballon geleitet hatte und der Luftschifferlehr ling Knorr, beide aus Chemnitz. Der Ballon war mit 560 odm Gas gefüllt worden und hatte eine Höhe von 2300 Metern bei 4 Grad Wärme erreicht. — Steinbach, 22. Juni. Bei dem gestern nach mittag hier aufgetretenen Gewitter wurde der Wirtschafts besitzer Paul Teubner vom Blitze erschlagen. Er hatte mit einer Hacke in der Nähe seines Hauses die Wassergräben öffneri wollen. Schon am 26. vor. Monats hatte der Blitz in das Teubnersche Haus geschlagen, ohne jedoch zu zünden. Der Erschlagene hinterläßt die Witwe mit drei Kindern im Alter von 2, 4 und 8 Jahren. — Dresden, 24. Juni. In der Stadt Sebnitz spielt sich jetzt ein Kampf um den — Bürgermeister ab. Der in Sebnitz seit Jahren amtierende Bürgermeister Engelmann steht bei der Sebnitzer Einwohnerschaft in hoher Gunst und erfreut sich allgemeiner Achtung. Nicht so bei den städtischen Kollegien. Als nun vor kurzem die Wieder wahl des Bürgermeisters, die in der Einwohnerschaft als sicher angesehen wurde, erfolgen sollte, geschah etwas Ungewöhn liches: die Wiederwahl wurde mit 16 gegen 14 Stimmen von den städtischen Kollegien abgelehnt. Darob entstand in der Einwohnerschaft eine große Bewegung zugunsten des abgelehnten Bürgermeisters und ain Freitag wurde eine große, von etwa 900 Bürgern besuchte Protestversammlung abgehalten. Man wollte die Gründe wissen, welche den städtischen Kollegien zu ihrer ablehnenden Haltung Veran lassung gegeben haben. Die Versammlung gestaltete sich zu einer großen Sympathiekundgebung für den abgelehnten Bürgermeister und es wurde beschlossen, zunächst die städtischen Kollegien zu ersuchen, den ablehnenden Beschluß aufzuheben und die Wahl nochmals vorzunehmen. Gleichzeitig soll aber auch gegen den Beschluß der Stadtverordneten Rekurs bei der Kreishauptmannschaft Dresden eingelegt werden. — Leipzig, 24.^Juni. Auf eine äußerst freche Weise suchte ein 16jähriger Mechanikerlehrling seine Mißachtung gegen die Heiligkeit einer kirchlichen Handlung kund zu tun. Er wohnte am 17. März in der Matthäikirche mit einem Freunde zusammen der Konfirmation bei. Als das heilige Abendmahl gereicht wurde, zündele er sich eine Zigarre an und rauchte diese, bis der Küster aufmerksam wurde und seine Festnahme veranlaßte. Das Landgericht verurteilte den frechen Menschen jetzt wegen Gotteslästerung auf Grund ß 166 Str.-G.-B. zu 14 Tagen Gefängnis. Dabei wurde die Jugend des Lehrlings strafmildernd in Betracht gezogen. — Riesa, 24. Juni. Ein gräßlicher Vorfall hat sich im Walde des Truppenübungsplatzes, nördlich des Artillerieschießplatzes, abgespielt. Am Freitag voriger Woche ging der im Eisenwerk Lauchhammer zu Gröditz beschäftigte, 46 Jahre alte verheiratete Arbeiter Bucher in die Gorischheide. Dort muß er ein blindgegangenes Artilleriegeschoß gefunden, und obwohl das (weil mit großer Gefahr verknüpft) verboten ist, an sich genommen haben. Das Geschoß explodierte, riß dem Manne die rechte Hand weg, brachte ihm noch andere Verletzungen bei und setzte auch seine Kleidung in Brand. Die Kleidung hat der Unglückliche von sich geworfen, dann aber hat er m seiner Verzweiflung sich mittels seines Leib riemens an einem Baume erhängt. Sein Bruder, der ihn suchte, fand in so am Sonntag nachmittag auf. - Oschatz, 23. Juni. Zum 40 jährigen Bestehen des 1. Ulanenregiments Nr. 17 soll am 31. August, 1. und 2. September hier ein Regimentstag abgehalten werden. — Kirchberg, 24. Juni. Am gestrigen Morgen wurden an der Westseite des Borberges ein Revolver, eine Flasche mit einer giftigen Flüssigkeit, sowie ein Hut mit blutigen Taschentüchern und ein Spazierstock gefunden. Auf polizeiliche Nachforschungen hin, entdeckte man dann im kleinen Pohlteiche die Leiche des 23 jährigen Schlossers Groß mann von hier, der sich 2 Kugeln m den Kopf gejagt und dann ertränkt hatte. Was den zu Besuch hier weilenden Unglücklichen in den Tod getrieben hat, ist nicht bekannt. — Mülsen St. Micheln, 24. Juni. Am Sonntag nachmittag verstarb hier der 7 jährige Sohn des Bergarbeiters Hermann August Tetzner mit Namen Hermann Kurt Tetzner. Wahrscheinlich ist das Kind einem Akt unglaublicher Roheit zum Opfer gefallen. Wie verlautet, soll es vor einigen Ta gen von hiesigen Schulknaben derartig geschlagen und miß handelt worden sein, daß es jedenfalls an der dabei erlittenen